Faksimile 1033 | Seite 1025
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kreischen
Krēīschen: 1) intr. (haben):
mit hellgellendem Tone laut werden (s. Gekreisch), z. B.:
a) von Pers. etc.: Mit wildem k–d lautem Lachen. Chamisso 4, 23; Die Männer jauchzten, die Mädchen kreischten. Immermann M. 3, 112; Heine Rom. 279; Mit k–der Stimme rief sie. Kompert Pfl. 1, 166; Mülner 2, 106; Er kreischte ordentlich vor Vergnügen. Prutz Mus. 1, 310; Es war, ohne daß er kreischte zu verstehn, was er schweigend heischte. Rückert Mak. 1, 56; Du lumpiger Flegel, krisch er. Stilling 1, 49; Sie krisch konvulsivisch. 4, 22; Mit einer Stimme, die so k–d war, als das Knarren einer Thüre (s. c). Thümmel 2, 182; Jüngferlich k–d. V. 1, 9; 2, 70; 4, 48; 153 etc.
b) von Thieren, zumal von Vögeln, z. B.: Nimm mich! krisch der Staar. Börne 2, 291; Kreischt .. ein vom Horst verirrter Geier. Freiligrath 1, 204; Krisch der Aar aus seinem Horste. H. 59; Der Kriegsaar .. krisch. 115; Der Raben König | krisch. 188; Die Schaar k–der Mewen. Jacobs Verm. 2, 75; Es kreischt . . | der Adler fürchterlich. Matthisson 131; Der stolze Adler kreischet. Müllner 2, 1 2; Rückert Rost. 51b; Schrien oder krischen die Raben. Weidner 210 etc. Seltner: Der Kater, sprudelnd und k–d. Polko Mus. 173.
c) auch sonst, z. B.: Die Vergangenheit ächzt, die Gegenwart kreischt und die Zukunft gellt. Börne 2, 490; Weil die Ballade noch unter der Feile kreischt. B. 465a; Da .., wenn unser Seelenkoncert am geistigsten gestimmt ist, die rohen k–den Töne des Weltwesens am gewaltsamsten und ungestümsten einfallen. G. 21, 148; Es gähnt die Nacht, es kreischt das Meer. Heine Rom 83; So kreischt uns ein Griffel ins Ohr, der einen Stein hinunterkrallet. H. 4, 253; In Doppellauten k. oder jedes sanfte Gefühl durch Zischen und Hauchen verscheuchen. Möser Ph. 4, 106; Kreischt der Wetterhahn. V. 3, 139; Die schmelzende Butter kreischt in der Pfanne. [s. 2b]; Speck oder Fett beim Feuer .. k. lassen. Knaut Altzell. Chr. 8, 595; Vögel .. in Schmalz legen und sie wohl k. lassen. Coler Hausb. 3, 102; Gekreischte Butter. 190. (s. Frisch); vgl.: Das Mehl thut man zu der Butter, sobald solche zu kröschen aufhört. Scheibler Kochb. 15 etc. (s. Anm.)
d) übertr. auch wie „fchreien“ von grellen Farben etc.: Im k–den Ponceau. Burmeister gB. 2, 255; Diese tollen Farben, die alle zu gleicher Zeit auf mich los k. Heine Lut. 2, 171; Den unangenehmen k–den Eindruck der weißen Gläser. Zelter 2, 132 etc. 2) tr.:
a) Etwas kreischend äußern etc.: Ach die anderen Dämonen | ungemüthlich, ungefällig | k. immerfort dazwischen | schadenfroh ein hartes Nein. G. 10, 284; Wenn sie [die Schwäne] ihre Hälse umflechten und Entzücken leis k. und zusammengirren. Heinse A. 2, 236 etc., auch refl. mit Angabe der Wirkung: Sich heiser (RückertRost 22a), matt (oder ab-)k. etc.
b) Kochk. (s. 1c, am Ende): Etwas in k–dem Fett braten, als Umdeutung von kröschen, gröschen (s. Anm.): Man reibt Brot und gröschet solches in heißer Butter. Zink Ökon. 1, 150 etc.; Wenn das Herz so geklemmt und gekreischt wird. Matthesius Pr. 96; Wer streckt mich [den 129 Todten] so aus? wer macht die Glieder starr, | wer kreuscht mir Mark und Blut? Mühlpforth 2, 44 etc., s. aus-k.
Anm. S. Krei, Anm. und kreißen (vgl.: Hie bellet Einer von der Messe, hie kreiset der Andre von guten Werken. Luther SW. 63, 274 etc.) Nbnf., kreu schen z.B. (1a) Scherr Pr. 59 etc., s. 2b. Die starke Abwandlung krisch, gekrischen (s. o., u. Zsstzg.) ist in der ältern Sprache begründet, doch in der heutigen Schriftspr. seltner. Plattd. krietschen. Der Küchenausdr. (2b und 1c) gehört eig. nicht hierher, sondern (vgl. kröschen auch bei Scheibler Kochb. 15; Schm.) zu „rösch“, s. harsch Anm., also eig. röschen, g’röschen = hart und knusprig braten.
Zsstzg. vgl. schreien, z. B.: Áb-:
1) refl. [2a].
2) [2b]: Die Buchdrucker kreischen das Leinöl ab, reinigen es, ein Stück Brot darin absiedend. Án- tr.: Jsrael um Gnade a. Kürnberger Am. 380. Āūf-: Krisch, krasch, krusch! kreischte sie auf, als ob ein ganzes Nest von Kiebitzen zerstöbe. 105; Ein Papagei kreischte auf. Gutzkow R. 8, 338 etc. Āūs-:
1) [1] zu Ende kreischen: Der Geier .. hat ausgekrischen. Rückert 2, 171 etc.; auch refl.: Sich recht a., seine Lust im Kreischen büßen oder befriedigen. 2) [2b] Hier hängst Du .. entleibt, ausgekreischt. Fleming 12; [Hiob’s] abgemartert Leib und ausgekreischte Knochen. Mühlpforth Leich. 93; Durch Kunst im Tiegel ausgekreischt. 134 etc. Durch- [2b]: Den Speck mit Buttern wohl durchkreischt. Waldis Es. 233a. Eīn-: Einem Etwas e., durch Kreischen einprägen etc.: Die armseligen Tröpfe, die uns .. eine so ganz grundfalsche Idee von den Kräften Frankreichs aufgedrungen und eingekreischt haben. Forster Br. 2, 277. Entgêgen-: Die nur halb verständlichen Worte, die sie ihr entgegengekreischt. Holtei Ob. 1, 254; Dem Herrscher | kreischt’ er hell entgegen mit Schmähungen. V. Jl. 2, 222; Entgegen krisch es mir, das Huhn. Werner Febr. 98 etc. Er-:
1) intr.: kreischend erschallen: Die Klage, die darob erkreischt. Rückert 6, 85.
2) tr.: kreischend errufen; durch Kreischen erhalten etc. Hêr-, Hín- etc.: Die Krähen kreischen.. das Regenwetter her. Claudius 5, 4; In die melodischen Töne kreischte eine pfeifende Säge hinein. Tieck N. 7, 170. Lōs-: s. [1d]. Nāch-: Als sie die Worte aus der Alten Munde sich nachgekreischt hörte. Gutzkow R. 4, 143, hinter sich her gekreischt, sonst auch: mit kreischendem Ton nachahmen etc. Über-: Das verworrene Geschnatter, von dem durchdringenden Schrei eines Papageis überkreischt. Eichendorff Lärm 15. Um-: [Adler], der das Dach umkreischt. Freiligrath 2, 264; Wie euch .. der Grillen Rabenheer umkreischt. Langbein 2, 282; Daß der Rabe die Wohnung umkreise und umkreische. Rückert Mak. 1, 208 etc.