Faksimile 1026 | Seite 1018
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Krätze
Krätze, f.; –n; Krätz-: 1) eine Hautkrankheit
(ſ. Krätzmilbe): Grind und K. 5. Moſ. 28, 27; K. ſo
viel als . . Raude, juckender, anſteckender Ausſchlag; recht
wohl! denn ſie macht, daß wir die behafteten Theile gar zu
gerne kratzen. L. 11, 456; Daß er ſeinem Autor die K. giebt,
um ihn reiben zu können, d. i. er verſteht ihn unrecht und
ſtraft ihn in gelehrten Anmerkungen, wegen einer Ungereimt-
heit, die er ſelbſt in ihn gelegt hat. 6, 8; Daß ihn die sca-
bies, die Räude oder K. alſo übel plagete ... Ich behielte
euren Kratz. Luther SW. 61, 409 ꝛc. Dazu manche Arten,
z. B. Bäcker-K., ein nam. bei Bäckern häufiger Aus-
ſchlag auf dem Rücken der Hand; Bart-K., Ausſchlag
am Bart im Geſicht u. ä. m., vgl.: Die Wälſchen-
krätz. HSachs G. 2, 127, wohl = Franzoſen. Nach der
Ahnlichk. auch: Baum-K., Baummoos, Flechten als
Schmarotzergewächſe auf Bäumen. 2) Kratten (ſ. d.),
Korb, Etwas aus Korbgeflecht, vgl. Kraxe und ſ. Schm.,
Friſch ꝛc.: Körbe u. Kretzen geflochten. Mattheſius Lthr. 28b ꝛc.
und wortſpielend (ſ. 1): „Steht’s ihr fein, die Krätz’ an
der Hand haben?“ Ja, um zu ſammeln des Baumes Gaben.
Rückert Mak. 2, 57. Übrtr. auch, z. B. von einem Hauſe.
Gotthelf G. 69, wie nach Adelung = Wiege; auch: Der
Krätz. 3) Die K., das Krätz, das Gekrätz, ſ. d.: Ge-
lehrte Kretze .. Was auf den Hütten und in den Werkſtätten
der Metallarbeiter Kretze heißt, iſt bekannt. Alſo werde ich
auch wohl nicht weitläuftig zu erklären brauchen, was ich
unter „gelehrter Kretze“ verſtehe. Gebe nur Gott, daß dieſe
gelehrte Kretze recht reichhaltig ſein und das Silber vom
Centner nicht loth-, ſondern markweiſe fallen möge. Amen!
Ich weiß recht gut, daß reichhaltige Kretze eine ſchlechte Idee
von dem Laboranten macht, aus deſſen Händen ſie kommt ꝛc.
L. 11, 455; In den Glashütten den Goldſchmieden zum
Fluß des Kretzes .. verkauft. Thurneißer Alch. 2, 29 ꝛc.
Auch Zſſtzg.: Sich mit dem Auswaſchen der Boden-K.
abgeben. Karmarſch 2, 196; Die Seiger-K. oder Seiger-
dörner. 3, 317 ꝛc., ſ. Gekrätz. Dazu die häufige Wen-
dung: In die K. gehen, eig. in den Abfall kommen und
dann überhaupt: verloren gehen. Krünitz 9, 591; L. 12,
358; Zelter 6, 312 ꝛc., dafür auch: In die Kratze gehen,
plattd. „Kritz“ Schütze.
Anm. Zu 3 bemerkt L. 11, 456: „Unſre Kretze ...
warum ſoll auch die vom Kratzen genennt ſein? die wenigſte
wird doch wahrlich zuſammengekratzt ... GAgricola braucht
ramentum [von rado kratze]? aber dennoch ſchreibt er das
deutſche Wort Gekretze ... So berufe ich mich auf Cramern,
den Erztlexikographen, welcher in ſeinem deutſch-italieniſchen
Wörterbuche ſchreibt: Kretz, Kritz ꝛc. ... Was könnte wahr-
ſcheinlicher ſein als daß die Kretze von den Körben (ſ. 2) oder
Kretjen [l. Kretzen] ihren Namen habe, in welchen ſie bis
zu einer völligen Schmelze aufgehoben wird?“ ꝛc. Trotz-
dem ſchreibt L. 12, 358 ſelbſt: Meine Anmerkungen .. .,
die werden wohl in die Krätze gehen, und die Abſtam-
mung von kratzen iſt wohl unzweifelhaft, vielleicht zunächſt
v. den Metallarbeitern, vgl. Schabine, der Abfall bei den
Goldſchlägern ꝛc. Zu 2 gehört ſchwzr.: kräzen =
ſchleppen, tragen, ſ. Stalder; Gotthelf G. 174; 401; Sch.
166; 242 ꝛc.