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Krätze
Krätze, f.; –n; Krätz-:
1) eine Hautkrankheit (s. Krätzmilbe): Grind und K. 5. Mos. 28, 27; K. so viel als . . Raude, juckender, ansteckender Ausschlag; recht wohl! denn sie macht, daß wir die behafteten Theile gar zu gerne kratzen. L. 11, 456; Daß er seinem Autor die K. giebt, um ihn reiben zu können, d. i. er versteht ihn unrecht und straft ihn in gelehrten Anmerkungen, wegen einer Ungereimtheit, die er selbst in ihn gelegt hat. 6, 8; Daß ihn die scabies, die Räude oder K. also übel plagete ... Ich behielte euren Kratz. Luther SW. 61, 409 etc. Dazu manche Arten, z. B. Bäcker-K., ein nam. bei Bäckern häufiger Ausschlag auf dem Rücken der Hand; Bart-K., Ausschlag am Bart im Gesicht u. ä. m., vgl.: Die Wälschen- krätz. HSachs G. 2, 127, wohl = Franzosen. Nach der Ahnlichk. auch: Baum-K., Baummoos, Flechten als Schmarotzergewächse auf Bäumen.
2) Kratten (s. d.), Korb, Etwas aus Korbgeflecht, vgl. Kraxe und s. Schm., Frisch etc.: Körbe u. Kretzen geflochten. Matthesius Lthr. 28b etc. und wortspielend (s. 1): „Steht’s ihr fein, die Krätz’ an der Hand haben?“ Ja, um zu sammeln des Baumes Gaben. Rückert Mak. 2, 57. Übrtr. auch, z. B. von einem Hause. Gotthelf G. 69, wie nach Adelung = Wiege; auch: Der Krätz.
3) Die K., das Krätz, das Gekrätz, s. d.: Gelehrte Kretze .. Was auf den Hütten und in den Werkstätten der Metallarbeiter Kretze heißt, ist bekannt. Also werde ich auch wohl nicht weitläuftig zu erklären brauchen, was ich unter „gelehrter Kretze“ verstehe. Gebe nur Gott, daß diese gelehrte Kretze recht reichhaltig sein und das Silber vom Centner nicht loth-, sondern markweise fallen möge. Amen! Ich weiß recht gut, daß reichhaltige Kretze eine schlechte Idee von dem Laboranten macht, aus dessen Händen sie kommt etc. L. 11, 455; In den Glashütten den Goldschmieden zum Fluß des Kretzes .. verkauft. Thurneißer Alch. 2, 29 etc. Auch Zsstzg.: Sich mit dem Auswaschen der Boden-K. abgeben. Karmarsch 2, 196; Die Seiger-K. oder Seigerdörner. 3, 317 etc., s. Gekrätz. Dazu die häufige Wendung: In die K. gehen, eig. in den Abfall kommen und dann überhaupt: verloren gehen. Krünitz 9, 591; L. 12, 358; Zelter 6, 312 etc., dafür auch: In die Kratze gehen, plattd. „Kritz“ Schütze.
Anm. Zu 3 bemerkt L. 11, 456: „Unsre Kretze ... warum soll auch die vom Kratzen genennt sein? die wenigste wird doch wahrlich zusammengekratzt ... GAgricola braucht ramentum [von rado kratze]? aber dennoch schreibt er das deutsche Wort Gekretze ... So berufe ich mich auf Cramern, den Erztlexikographen, welcher in seinem deutsch-italienischen Wörterbuche schreibt: Kretz, Kritz etc. ... Was könnte wahrscheinlicher sein als daß die Kretze von den Körben (s. 2) oder Kretjen [l. Kretzen] ihren Namen habe, in welchen sie bis zu einer völligen Schmelze aufgehoben wird?“ etc. Trotzdem schreibt L. 12, 358 selbst: Meine Anmerkungen ..., die werden wohl in die Krätze gehen, und die Abstammung von kratzen ist wohl unzweifelhaft, vielleicht zunächst v. den Metallarbeitern, vgl. Schabine, der Abfall bei den Goldschlägern etc. Zu 2 gehört schwzr.: kräzen = schleppen, tragen, s. Stalder; Gotthelf G. 174; 401; Sch. 166; 242 etc.