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Krampf
Krámpf, m., –(e)s; Krämpfe; -: eine unwillkür-
liche Zuſammenziehung und Zuckung der Muskeln oder
Nerven (ſ. Zſſtzg.): Den K. oder Krämpfe haben, bekom-
men; In Krämpfe fallen; In Krämpfen liegen; Mit Kräm-
pfen behaftet ſein ꝛc.; Du ſpannſt die Glieder unnatürlich an
mit K. (ſ. u.) Rückert Roſt 90b; Der Koboldtrupp malm’
ihr Gelenk | mit ſtarrer Zuckung, ſpann kurz die Sehnen |
in ſtarrem K. V. Sh. 1, 88; vom Körperlichen auch
übertr. auf den Zuſtand, wo der Geiſt von etwas tief
Schmerzlichem heftig ergriffen, ſeiner freien, ſich ſelbſt
beſtimmenden Bewegung beraubt iſt: Ein grimmiger
Schmerz | faſſet im K. dich, du liegſt ihr zu Füßen | und die
Verzweiflung zerreißet dein Herz. G. 10, 303; Dann hemmt
der heftige K. einer gewaltigen Eiferſucht auf einmal den
Lauf ſeiner Lebensgeiſter und Ideen. 16, 157; Bald iſt der
K. des Lebens aus dem Buſen | hinweggeſpült [durch Lethe’s
Fluthen]. 13, 52 ꝛc., ſ. Berg-K.
Anm. Ahd. chrampho, mhd. krampf von ahd. chrim-
phan, krümmend zuſammenziehn, wozu auch krumm, Krampe,
Kramme ꝛc. gehören, was, da „kl“ und „kkr“nicht ſelten wechſeln,
nach Einigen mit Klamm (ſ. d., Anm.) ꝛc. verwandt iſt. Doch
iſt das „k“ wohl nicht ſtammhaft, vgl. Ramm-K. (nam.
Fuß-, Waden-K.), z. B. Schütze 3, 272 ꝛc.; rümpfen, ahd.
rimphan, ſich zuſammenziehn, krümmen, und mit anderm
Vorſchlag „ſchrumpfen“ ꝛc.
Zſſtzg. vielfach, z. B. nach den vom K. afficirten
Theilen, z. B.: Arm-, Augen-, Bauch-, Bruſt-, Darm-,
Finger-, Fuß-, Hand-, Hüften-, Kinnbacken -, Magen-, (Ge-
bär)-Mutter-, Waden-K. ꝛc., auch nach dem Erregenden,
z. B.: Gallen-, Zahn-K. ꝛc., ferner: Bérg- (vralt.) in
der katholiſchen Kirche: Mariä B., der Tag der ſieben
Schmerzen Mariä, Freitag vor Palmſonntag als Ge-
dächtnistag für das Leiden der Jungfrau beim Anblick
von ChriſtiLeiden auf dem Berg Golgatha. Eſels-:
Wie ſie mit den Füßen ſtampf[t]! | als ob ſie hab den E.
HSachs G. 2, 140. Húnds-: krampfhaftes Verziehn
des Munds nach einem Ohr. Auerbach D. 1, 40.
Lách-: krampfhaftes Lachen als Krankheitszuſtand,
ſ. Wein-K. Sēēlen-: Es war keine freie Be-
wegung der Seele, es war ein S. geweſen. Börne 4, 330.
Tōdes-: Krämpfe eines im Sterben Liegenden,
mit dem Tode Ringenden, Todeskampf: Ich ſeh’ im
T. | dich zucken. Chamiſſo 4, 41; [Ich ſah] das Leben ſiegen
ob dem T. 19; Moſen Ah. 54 ꝛc. Wēīn-: vgl. Lach-
K.: Verfiel dabei in einen lauten Wein-K. Klencke Gſp.
1, 228 ꝛc. u. ä. m.