Faksimile 1021 | Seite 1013
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Krampf
Krámpf, m., –(e)s; Krämpfe; -:
eine unwillkürliche Zusammenziehung und Zuckung der Muskeln oder Nerven (s. Zsstzg.): Den K. oder Krämpfe haben, bekommen; In Krämpfe fallen; In Krämpfen liegen; Mit Krämpfen behaftet sein etc.; Du spannst die Glieder unnatürlich an mit K. (s. u.) Rückert Rost 90b; Der Koboldtrupp malm’ ihr Gelenk | mit starrer Zuckung, spann kurz die Sehnen | in starrem K. V. Sh. 1, 88; vom Körperlichen auch übertr. auf den Zustand, wo der Geist von etwas tief Schmerzlichem heftig ergriffen, seiner freien, sich selbst bestimmenden Bewegung beraubt ist: Ein grimmiger Schmerz | fasset im K. dich, du liegst ihr zu Füßen | und die Verzweiflung zerreißet dein Herz. G. 10, 303; Dann hemmt der heftige K. einer gewaltigen Eifersucht auf einmal den Lauf seiner Lebensgeister und Ideen. 16, 157; Bald ist der K. des Lebens aus dem Busen | hinweggespült [durch Lethe’s Fluthen]. 13, 52 etc., s. Berg-K.
Anm. Ahd. chrampho, mhd. krampf von ahd. chrimphan, krümmend zusammenziehn, wozu auch krumm, Krampe, Kramme etc. gehören, was, da „kl“ und „kkr“nicht selten wechseln, nach Einigen mit Klamm (s. d., Anm.) etc. verwandt ist. Doch ist das „k“ wohl nicht stammhaft, vgl. Ramm-K. (nam. Fuß-, Waden-K.), z. B. Schütze 3, 272 etc.; rümpfen, ahd. rimphan, sich zusammenziehn, krümmen, und mit anderm Vorschlag „schrumpfen“ etc.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach den vom K. afficirten Theilen, z. B.: Arm-, Augen-, Bauch-, Brust-, Darm-, Finger-, Fuß-, Hand-, Hüften-, Kinnbacken -, Magen-, (Gebär)-Mutter-, Waden-K. etc., auch nach dem Erregenden, z. B.: Gallen-, Zahn-K. etc., ferner: Bérg- (vralt.) in der katholischen Kirche: Mariä B., der Tag der sieben Schmerzen Mariä, Freitag vor Palmsonntag als Gedächtnistag für das Leiden der Jungfrau beim Anblick von ChristiLeiden auf dem Berg Golgatha.
Esels-: Wie sie mit den Füßen stampf[t]! | als ob sie hab den E. HSachs G. 2, 140.
Húnds-: krampfhaftes Verziehn des Munds nach einem Ohr. Auerbach D. 1, 40.
Lách-: krampfhaftes Lachen als Krankheitszustand, s. Wein-K.
Sēēlen-: Es war keine freie Bewegung der Seele, es war ein S. gewesen. Börne 4, 330.
Tōdes-: Krämpfe eines im Sterben Liegenden, mit dem Tode Ringenden, Todeskampf: Ich seh’ im T. | dich zucken. Chamisso 4, 41; [Ich sah] das Leben siegen ob dem T. 19; Mosen Ah. 54 etc.
Wēīn-: vgl. Lach- K.: Verfiel dabei in einen lauten Wein-K. Klencke Gsp. 1, 228 etc. u. ä. m.