Faksimile 1017 | Seite 1009
Faksimile 1017 | Seite 1009
Krähe
Krǟhe, f.; –n; Krähchen, lein; –n-: 1) ein
rabenartigerVogel, und zwar bald eine beſt. Art, nam.
Corvus cornix, C. corone und C. frugilegus, bald
die ganze Gattung umfaſſend, ſ. Zſſtzg. Sprchw.:
Keine K. hackt der andern die Augen aus [man haſſt und
verfolgt nicht leicht ſeines Gleichen]. W. 7, 25ꝛc.; Leben,
wie die Eule [ſ. d. 1] unter den K–n; So viel davon wiſſen,
wie die K. vom Sonntag [Nichts]; Hüpfen, wie die K.; wie
die K. im Mondſchein, im Schnee ꝛc. Jeder ſollte ſich
ſeine K. mitbringen. Das war der Name, den er unſern
Mädchen gegeben hatte. .. Wenn ihr die Mädchen K–n be-
nennt, ſo habt ihr diesmal doppelt Recht; denn ſie nehmen
ſich noch ſchlimmer aus als K–n neben dem ſchönſten Pfau.
G. 28, 59; Um K–en .. zu verhindern, ſich allzuſtolz mit
fremden Pfauenfedern zu ſchmücken. Heine Verm. 1, 279,
als Anſpielung auf eine bekannte äſop. Fabel; Da ..
ſelbſt die K–n den Adlern gleich fliegen wollen. Mühlpforth 1,
IV; Wie ein K–nſchwarm den Adler .. | umſchwärmt und
ein Geſchrei von jeder Seit erhebt. Rückert Roſt. 28a; Wer
will die Kräh nicht für die Taube [das Schlechte fürs Gute]
geben? Schlegel Somm. 2, 2; Dem Buben und dem Knecht
die Acht! | der nähre Krähn und Raben! [am Galgen ꝛc.].
Arndt. 2) übertr. ſ. Kaff ꝛc., ferner: a) ein Fei-
ger, Nichtswürdiger: Entweder den Degen in die Hand,
Herr Baron, oder ich brandmarke Sie als K. und Memme.
BSternau; ferner von einem ſich mit lautem Geſchrei
und Gekrächz breit Machenden: Weg zu Tafelrechts-
verletzern, | Krähn und Überkrähn! [ihr übermäßig kräch-
zenden Eiferer]. V. 3, 188. b) Reisbündel, an einigen
Orten auch Wellen, Waſen oder K–n genannt. Döbel 3, 95b.
c) (vralt.) eine Art Geſchütz: Anſtatt der .. K–n .. und
anderer Stück, ſo die Alten im Brauch gehabt. Garzoni 657a.
Anm. Ahd. chraia, chrâ(a), mhd. kreie, krâ. Nbnf.:
Der Nebel-Kräen. . . Die Krejen. . . Der Rapp [Rabe]
und die Krey. Eppendorf 144; Dohlen und Kraen. Luther
5, 20b; Die Krae. Ryff Th. 114; Die Krahen. Zinkgräf
1, 158. Wohl nach dem „krächzenden“ Geſchrei, vgl. 2a;
„Gragg“ (ſchwzr.), die Raben-K. Tſchudi Th. 535; krähen,
kreiſchen ꝛc. S. auch Wachtel, Anm.
Zſſtzg. z. B.: Āās-: C. corone, Haus-, Raben-K.,
ſchwarze Krähe. Ácker-: C. frugilegus, Saat-,
ſchwarze Krähe. Alp-: ſ. Schnee-K. Aſch-: C.
cornix, graue Krähe, auch Holz-, Nebel-, Sattel-, Schild-,
Winter- und entſtellt Aſt-K. Blāū-: Rak, der blaue
127
Holzhäher, Ruche, Rook, Racker, Roller, B., Mandel-K.,
Coracias garrula. V. 1, 184, bei Nemnich u. A. auch:
die blaue, die Straßburger, die Garben-, die (wilde) Gold-,
die Grün-, die Holz-K. Féld-: ſ. Saat-K. Gár-
ben-, Góld-, Grǖn-: Blau-K. Hāūben-;
mit einer Haube oder Holle auf dem Kopf: Menſchen,
die ein natürlicher Inſtinkt mit einander vereinigt hat, wie
ein Paar H–n. Muſäus Ph. 3, 69. Hāūs-: Aas-K.
Hōhl-: Die Bauern nennen den Schwarzſpecht . . H.
Tſchudi Th. 82. Hólz-: 1) Hohl-K. 2) Aſch-K.
3) Blau-K. Mándel-: Blau-K. Mêêr-:
ein Fiſch, Coracinus, Rabenfiſch. Nêbel-: Aſch-
K. Núſs-: C. caryocactes, Nußheher. Rā-
ben-: Aas-K. Sāāt-: Acker-K.: Nennt man ſie
auch Nacktſchnabel, oft auch Grindſchnabel, Feld-K. oder
fälſchlich Stein-K. Tſchudi Th. 536. Sáttel-,
Schíld-: Aſch-K. Schwēīzer-: Stein-K.
Schnēē-: Sch–n od. Bergdohlen, C. pyrrhocorax. Tſchudi
Th. 522; Im Glarnerland heißt die Sch. „Alpkray“ ꝛc. 540,
vgl.: Wenn irgend ein ſchwarzer Vogel vom Felſen auf-
fliegt, ſo heißt es hier ohne Weiteres Alp-K., dort Bergdohle
oder Sch. oder Rapp, Galgenvogel und dergleichen. 534.
Schwēīzer-:, Stēīn-: C. graculus. 523; 537.
ūber- [2a]. Wínter-: Aſch-K. u. ä. m.