Faksimile 1014 | Seite 1006
Faksimile 1014 | Seite 1006
Faksimile 1014 | Seite 1006
Faksimile 1014 | Seite 1006
Faksimile 1014 | Seite 1006
Faksimile 1014 | Seite 1006
Kraft
I. Kráft, f.; Kräfte; -: 1) allgemeine Bez. Deſ-
ſen, woraus eine Wirkung hervorgeht; der Urgrund
einer ſich äußernden Wirkung: Weil von Wirkung gar
wohl auf eine K., die ſie hervorbringt, geſchloſſen werden
kann. Kant SW. 1, 649; Die Quelle der Veränderung nennt
man eine K. und iſt bei ihr eine Bemühung, Etwas zu thun
anzutreffen, folglich unterſcheidet ſie ſich von dem Vermö-
gen [ſ. d.], ſo nur eine Möglichkeit Etwas zu thun. ChrWolf
Gedank. § 115; 745 ff.; Eiſen und Nickel haben das Ver-
mögen [die Fähigkeit], magnetiſch zu werden; durch Mag-
netiſieren erhalten ſie magnetiſche K., das Vermögen geht in
Wirkſamkeit über, die ſich z. B. in Anziehung des Eiſens
äußert. Ubrigens kann auch die K. eine ruhende ſein,
die nur in einzelnen Fällen, unter Bedingungen her-
vortritt oder hervortreten kann, was durch abhängiges
„zu“ angedeutet wird, wodurch oft zugleich das Maß
der K. als ausreichend für das Erforderliche angedeutet
wird, während die Verbind. mit Ew., z. B. auch mit
Partic. Präſ. oder mit abhäng. Genit. als in Wirk-
ſamkeit ſeiend bez. wird, vgl. z. B.: Der Magnet hat
eine anziehende K. oder die K. der Anziehung für das Eiſen,
allgm., er zieht es an; Er hat die K., Eiſen anzuziehen,
unter Bedingungen, z. B. wenn es in ſeine Nähe
kommt ꝛc., er kann es anziehn; Dieſer Magnet hat die
K., das Zehnfache ſeines Gewichts zu tragen, er beſitzt die-
ſen Grad der magnetiſchen K., er kann ein ſo großes
Gewicht, wenn es an ihn gehängt wird, tragen; Durch
die K. der Anziehung ſind die Planeten mit der Sonne ver-
bunden, die K. iſt in der That wirkſam, die Sonne kann
nicht nur unter Bedingungen die Planeten anziehn,
ſondern zieht ſie wirklich an; Wenn man ſiehet, das Licht
leuchtet, ſo eignet man ihm eine leuchtende K. zu ꝛc. ChrWolf
Ged. § 746; Der Tod hat eine reinigende K. [er wirkt rei-
nigend und vermag ſo], | in ſeinem unvergänglichen Pa-
laſte | zu echter Tugend reinem Diamant | das Sterbliche
zu läutern. Sch. 514b; Die magnetiſche, die elektriſche K.;
Meine Schultern fühlten K., den Harniſch zu tragen. G. 9,
13; Hab ich die K., dich anzuziehn beſeſſen, | ſo hatt’ ich
dich zu halten, keine K. 11, 28; Dieſer Ring beſaß die K.,|
vor Gott u. Menſchen angenehm zu machen. L. Nath. 3, 7; Was
der König ſprach und that, | war ohne K., mich wieder einzu-
wiegen. W. 12, 229; Nicht die K. zum Widerſtande, zum
Widerſpruch haben ꝛc. Bei Perſ. oft im Ggſtz. zum Wil-
len (wie „können“ dem „wollen“ gegenüberſteht),
z. B.: Mit dem beſten Willen leiſten wir ſo Wenig. ..
Wäre mir, zu meinen reinen Wünſchen, | auch volle K. [das
Gewünſchte ins Werk zu ſetzen ꝛc.] gegeben! G. 13,
247 ꝛc. Nach dem Voraufgehenden verſteht es ſich,
daß wir in Bezug auf eine Wirkung von der K. eines
Ggſtds. nur ſprechen, wenn wir den Grund dieſer
Wirkung in ihm annehmen, alſo z. B.: Der Magnet
hat die K., Eiſen anzuziehn, aber nicht: Er hat die K. [ſt.
Eigenſch.], ſich nach Norden zu richten, ſondern vielmehr:
Die Erde hat die K., ihn nach Norden zu richten ꝛc. Und ſo
wird denn auch die K., als das Innerliche und von
innen heraus Wirkende ſinnverwdten Wörtern (ſ. d.)
gegenüber geſtellt: Mit Waffen die Gewalt, die Stärke
mit dem Arm | gerüſtet und die Macht mit einem Diener-
ſchwarm. | Doch wäre nicht hinzugetreten auch die K., | wär’
ihr geſammtes Werk geblieben ſtümperhaft. Rückert W. 2,
30 ꝛc. Oft ſteht K. auch, nam. dichter., für Zſſtzg.,
wo dann der Zuſammenhang die beſondre Art der K.
beſtimmt, z. B.: Ein Schädel ſtiert, ein morſch Gebein|
mich an aus Höhlen ohne Stern und [Seh-] K. Cbamiſſo 6,
280; Einen Kern, mit [Keim-] K. gefüllt. Sch. 56b ꝛc.
Daran reihn ſich die folgenden Anwendungen: 2) K.
m. abhäng. Genit. oder beſitzanzeig. Fw. umſchrei-
bend zur Bez. von etwas in ſeiner K. Wirkſamem,
z. B. ſachl.: Die K. des Bogens ſpannen. Chamiſo 5, 63;
Reich uns des Erzes K. [das ſtarke Erz, Schwert]. G. 10,
279; Gieb.. des Haſſes K., die Macht der Liebe, gieb
meine Jugend mir zurück! 11, 10; Haß und Liebe, in der
Intenſität, wie ſie in der Jugend wirkſam ſind ꝛc., fer-
ner von einer Perſ.: Zu ihm hinaufgeſandt hab’ ich als-
bald | des raſchen Boten jugendliche K. Sch. 508b = den
Boten; Erblickt’ ich die hohe K. des [den ſtarken] Herakles.
V. Od. 11, 601. Daran ſchließt ſich: Er und trank
und ging durch K. derſelben Speiſe [durch die ihm K.
verleihende] vierzig Tage. 1 Kön. 19, 8; Ich dürfte nicht
Etwas reden, wo Dasſelbige nicht Chriſtus durch mich wirkte,
die Heiden zum Gehorſam zu bringen, durch Wort und Werk,
durch K. [mittels] der Zeichen und Wunder und durch K.
des Geiſtes Gottes. Röm. 15, 19; Der wird mächtig ſein,
doch nicht durch eigne K. [durch ſich ſelbſt]. Dan. 8, 24;
„Das Schwert iſt nicht zu ſchwer noch leicht, | zu ſchwach iſt
euer Arm, ich mein’; | doch morgen ſoll geholfen ſein.“ Nein
heut’, bei aller Ritterſchaft! | Durch meine, nicht durch Feuers-
K. Uhland 382; Erhob durch K. der Zimmerbeile | ein ſtol-
zer Bau ſich. Lichtwer 155 ꝛc. Ähnlich (vralt.): Aus K.
[zuſolge] der Dekreten. Fiſchart B. 49b; 50a; Daß Gott ..
aus Gnaden ihm die Sünd vergebe, nicht um .. ihrer Ge-
nugthuung willen, ſondern aus K. der Genugthuung und Be-
zahlung Chriſti. 102a ꝛc.; jetzt häufiger: Laut und in K.
ſeines erſten Eides. Fichte 6, 201; Was er uns nur in K.
Ihrer Sendung und Salbung mittheilen kann. G. Zelter 1,
377; Daß Dieſer .. in K. allein des Rings das Haupt, der
Fürſt | des Hauſes werde. L. Nath. 3, 7; Verkündigen wir hie-
mit und in K. dieſes unſers öffentlichen Mandats und Aus-
ſchreibens ein gemein frei chriſtlich Koncilium. Luther 330a;
Da er nicht in K. eines verliehenen Amtes regiert. Raumer
Päd. 3, 1, 18; Der Dichter nach ihrem Sinn und Herzen
und das nicht etwa in K. eines außerordentlichen Scharfſinns.
W. 13, 179; Hatte ſich, in K. der Millionen, die er . . ge-
wann, ein prächtiges Haus gebaut. 35, 22 ꝛc. Oft bleibt
„in“ fort, ſo daß K. ganz zur Präpoſ. wird, vgl.
Dank 2c, Trotz ꝛc. und Sanders Orth. 101.: K. der Laute,
die ich rühmlich ſchlug, | k. der Zweige, die mein Haupt um-
winden, | darf ich dir ein hohes Wort verkünden. B. 84a;
Reiß mich aus den Ängſten | k. deiner Angſt und Pein. PGer-
hard (Wackernagel 2, 475); Gervinus Lit. 3, 163; Die Frei-
heit des Gemüths, k. welcher allein die wahre Rührung mög-
lich wird. G. 32, 285; Rückert W. 4, 201; K. Ihres könig-
lichen Arms zu meiner | Genugthuung den Thäter mir zu
ſtellen. Sch. 286a; Thümmel 1, 18; 2, 176; 4, 118;
Schon dreimal, k. des Königthums, | hat laut mein Glas ge-
klopfet. V. 4, 8; Stand .. k. eines Manuſkripts .. in gro-
ßem Ruf. W. 15, 251; Der Apfel iſt, k. ſeiner Aufſchrift,
mein. 10, 42; 20, 28; 22, 3; 161; 31, 416; 487;
505 ꝛc. Vgl. die ſeltnere Anwendung des ſvwdt.
„Macht“ als Präpoſ.: Ehe es der Herr Papa, Macht
ſeines Amts, gethan. Körner 229a. u. ſ. vermöge. 3)
K. = Wirkſamkeit und Das, wovon die Wirkſamkeit
eines Ggſtds. beſ. abhängt, z. B.: Däs Geſetz trat erſt
mit dem 1. Januar in K., hat früher keine K., keine rückwir-
kende K.; Dieſe Auslegung gewinnt um ſo mehr K., als ꝛc.
G. 31, 103; Alle Kundige . . | beſtätigten mir eures An-
ſpruchs K. [Berechtigung]. Sch. 410bꝛc.; Das Hw. „Trotz“
gewinnt, hat in dieſer Verbindung die K. [Bedeutung] einer
Präpoſition; Der .. grüne Schnabel | gab jeder Silbe Ton
und K. [Nachdruck]. Günther 166; Daß die reichsadligen
Anmaßungen nicht den Kern und die K. Deutſchlands bilden.
Laube DW. 5, 190 ꝛc.; Eine Rede hat K., iſt eindring-
lich; Eine Suppe hat K., iſt nahrhaft ꝛc., oft in der
Reimverbind. Saft und K., z. B.: Hier iſt keine K. und
kein Saft (Gervinus Lit. 5, 400), weder K. noch Saft drin.
W. Merck 2, 146; Ein dgl. lediger Brief ohne Saft und K.
Rabener 3, 66; Chriſtus gebe ſolchem ſeinem Wort Saft und
K. in eure Herzen. Luther 6, 1b; Den Troſt, Saft und K.,
ſo die Wort haben, nicht fühlen. 203b ꝛc. 4) nam. bibl.
K., eine Perſ., als krafterfüllt, K. verleihend ꝛc.: Ru-
ben, mein erſter Sohn, du biſt meine K. und meine erſte
Macht. 1. Moſ. 49, 3; Herr, du biſt meine Stärke und
K. Jer. 16, 19; Der iſt die K. Gottes. Ap. 8, 10; Er heißt
Wunderbar, Rath, K., Held ꝛc. Jeſ. 9, 6; Du, [Gott] ..
K. der Kräfte! H. 16, 96. 5) gw. in Mz. in Bezug
auf die verſch. Wirkungen, die wir an Körper und
Geiſt wahrnehmen (vgl. ChrWolf Ged. § 746): Die Kräfte
des Körpers, des Geiſtes, der Seele; Es iſt alſo nur ein
Bettelſtolz der ſ. g. obern Kräfte der Seele, daß ſie ſich ihrer
Schweſtern, die ſie verächtlich die niedern nennen, als unechter
Geſchwiſter oder dienender Mägde ſchämen. H. 13, 10, ſ.
Seelen-K. Aus (Sir. 43, 43), mit (6, 27), von (7, 31)
allen (ſeinen) Kräften Etwas thun, vgl.: Aus Leibeskräf-
ten ſchrein ꝛc.; Soviel er nach Kräften, nach Maßgabe ſeiner
Kräfte kann; Von Kräften kommen; bei Kräften bleiben,
ugw.: Wenn er bei der K. bleiben ſoll. Gotthelf U. 1, 141,
dagegen gew. kollectiv: Alle ſeine K. (oder Kräfte), ſeine
ganze K. zuſammen nehmen; Mit ganzer, mit voller K. ſich
einem Unternehmen zuwenden ꝛc., vgl. von einem Schiff:
Mit voller Segel K. das Weite ſuchen. Sch. 503a. Nam.
aber prägn.: K., vielvermögende Körperſtärke: K. haben;
K. in den Armen, Muskeln, Arm-, Muskel-K. haben; Der
Bär hat große K. in den Tatzen ꝛc. 6) Mechan.: K.,
Alles, was Bewegung hervorzubringen, zu ändern oder
zu hindern ſtrebt: Lebendige K., mit wirklicher Bewe-
gung verbundene; todte K., die Bewegung hervorzu-
bringen ſtrebt, aber wegen gegenwirkender Hinderniſſe
nicht hervorbringt; Einfache K., zuſammengeſetzte Kräfte;
Der Satz vom Parallelogramm (ſ. d.) der Kräfte; Be-
ſchleunigende, verlangſamende, veränderliche, unveränder-
liche Kräfte; Statik oder Lehre vom Gleichgewicht der Kräfte;
Gleiche, aber entgegengeſetzt wirkende Kräfte; Die K. der
Trägheit, der Anziehung; Dieſe großen Lokomotiven arbeiten
auch mit einer verhältnismäßig größern K. Kohl E. 3, 88;
Wenn der Stern .. | aus ſeinem Gleiſe tritt .., | fort reißt
er dich in ſeines Schwunges K. | ſammt ſeinem Ring und
allen Monden. Sch. 384b; Daß es bei militäriſchen Unter-
nehmungen mehr auf die K. ankomme, welche bewege, als
auf die Maſſe, welche zu bewegen ſei. 865b ꝛc.
Anm. Ahd., mhd. kraft. Abſtammung unſicher. Vralt.
Bed.: Solche K. oder Ingeweid. Ryff Th. 42. Vralt., mund-
artl. Mz.: Kräften, z. B. Friſch; Haller 57; 159; Opitz
2, 224; 258; Zwingli 2, 23 und ohne Uml.: Die Daum-
kraften. Bobrick 335 ꝛc. Als Bſtw., wo der Begriff der Mz.
vorliegt, z. B.: Das telluriſche Kräfte- Maß. Burmeiſter
gB. 1, 243 ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpfl., inſofern jeder Wirkung eine
K. entſpricht, ferner z. B. nach dem Sitz der K. ꝛc.,
leicht zu verſtehn und zu mehren nach den folgenden,
vgl. auch die von Macht, Vermögen ꝛc. und die be-
zügl. Bſtw.: Áb-: Ohnmacht: Dieſe .. Träumer be-
dachten ihre eigene A. nicht. Arndt Ber. 192; Aus Erſchrecken
gleichſam in A. gefallen. Schaidenreißer 78a; In Abkräften
niederſinken. 96b ꝛc. Āhnen-: von den Ahnen ſtam-
mende, alte Kraft. Platen2, 251. Āhnungs- [5]:
Ahnungsvermögen. Áll-: vgl. Allmacht. pfeffelPr.
2, 167, 208. Anſchauungs- [5]: W, 4, 136.
Ánziehungs-, Attraktiōns-[6]. Árm-[5].
Begêhrungs- [5]: Sch. 705b. Beſín-
nungs- [5]: 495b; 979a. Bíld- [5]: Die
ſchöne B. ward in eurem Buſen wach. 23b. Blénd-:
Was die Seele .. in dieſe Trauerhöhle | mit Blend- und
Schmeichelkräften [mit blendenden und ſchmeichelnden
Kräften] bannt. G. 11, 65. Blítz-: Kraft des Bli-
tzes, Elektricität: Mit Hilfe der B. die alte und neue
Welt in gedankenſchnelle Verbindung zu bringen. Volger EE.
306, ſ. Strahles-K. Centrāl- [6]: ſich auf ein
Centrum beziehend, und zwar unterſch. man: die Cen-
tripetal-K., die nach dem Centrum hinſtrebende (die
Zieh-K.) und: die Centrifugal-K., die vom Centrum
wegſtrebende, die Flieh-K., Schwung-K., ſ. Strebe-,
Wurf-K. Chríſten-: Biedermuth und Ch. Schubart
1, 25. Dámpf- [6]: Die D. der Lokomotive, Menſch
genannt. Gutzkow R. 8, 25. Dāūungs-: Kraft der
Verdauung. V. Sh. 1, 359. Dāūm-:(Schiff) Winde,
vgl. Kathrine. Dénk- [5]: G. 24, 272; Dén-
kungs-K. Kl. Od. 2, 17. Díchter-. Klinger 11,
49. Díchtungs- (G. 31, 18): [5] poetiſche Kraft, ſ.
Erdichtungs- K. Dóppel-: doppelte Kraft.
Eīchen-: inſofern die Eiche als der Baum der Kraft
gilt ꝛc.: Von hoher E. umlaubt. G. 12, 135. Eīn-
bildungs- [5]: Phantaſie: Nichts fürchterlicher als E.
ohne Geſchmack. 3, 160; 14, 72; 157; E. iſt das Vermö-
gen, einen Ggſtd. auch ohne deſſen Gegenwart in der An-
ſchauung vorzuſtellen. Kant 2, 141 ꝛc. Erdíchtungs-:
ſchöpferiſche Phantaſie. L. 7, 142, auch Dicht-K., vgl.
Dichter- und Einbildungs-K. Erkénntnis- [5]:
G. 31, 18 ꝛc. Expanſiōns-, Erpanſīv- [6]:
Ausdehnungs-K., z. B.: E. der Dämpfe ꝛc. Fáſ-
ſungs- [5]: Das überſteigt meine F.; Dazu iſt des
Geiſtes Kraft erblindet | und der Feder Schnell-K. erlahmt, |
der Vorſtellung F. ertaubet | und der Dichtung Schöpfungs-
K. verſtummet. Rückert Mak. 1, 213. Fāūſt- [5].
Fêder-: Elaſticität (ſ. Feder 9 u. Schnell-K.): Zer-
ſtreuungen gaben ihr allein die F. zu häuslichen Tugenden.
G. 19, 356; Die F. der ſchwellenden Matratzen. W. 12, 102.
Fēūer-: z. B. [2] und: Vielleicht haben unterirdiſche
Feuerkräfte .. vorgearbeitet. Kohl A. 2, 123. Frēī-
heits-: z. B. die Kraft nach freiem Willen zu han-
deln. Kl. Od. 2, 17. Gêb-: Je nachdem ſie Geb-Luſt
auf einem Antlitz ſchaute | oder G. einer Hand zutraute.
Rückert Mak. 1, 56. Gêgen-: einer andern Kraft
entgegenwirkend: Die Wurzel-K. im Menſchen treibt zum
Eilen .. Die G. im Menſchen treibt zum Weilen. Hebbel;
Thümmel 3, 42ꝛc. Gēīſtes-[5]: ſeltner: In Geiſt- u.
Körper-K. G. 12, 116. Geſámmt-: vereinigte
Kraft: Mit G. ſollte eine Wirkſamkeit beginnen, die ꝛc.
Gervinus Lit. 5, 27. Geſétzes-: Der Rathſchluß . .,
der nun G. behalten ſoll. Chamiſſo 4, 78. Gewált-:
gewaltige Kraft, Gewalt: Über ſie gab er G. | ſeinen
froſtgeſpitzten Stürmen. G. 4, 71. Glánz-: Dieſe
G. des Marmors. 31, 16. Glāūbens-. Grúnd-:
Die Grundkräfte der Seele. Hálb-: halbe Kraft.
Háltungs-: Sie mit jener kühlen H., die ſeiner Natur
eignet, zu beſchwichtigen. Kühne Char. 1, 65. Hāūpt-:
im Ggſtz. zu Nebenkräften. Hêêres-: Heeresmacht,
vergl. Streit-K.: Führet | den Afterkönig .. mit H. in
unſre Grenzen ein. Sch. 670a. Hēīl-: Daß man den
farbigen Edelſteinen Heilkräfte zuſchrieb. G. 37, 250; Höl-
derlin H. 1, 77 ꝛc. Hélden-: W. 11, 208. Hím-
mels-: Wie Himmelskräfte auf und nieder ſteigen! G. 11,
21; Furchtbar wird die H., | wenn ſie der Feſſel ſich ent-
rafft. Sch. 78b. Hōch-: hohe, erhebende Kraft. Jahn
M. 249 ꝛc. Jūgend- (W. 11, 215), Jünglings-
(Sch. 305b.). Kēīm-: Die K. des Samens. Knáll-:
Äoliſcher Dünſte K. G. 12, 137. Koercitīv-: [6]:
Weil der Stahl urſprünglich der magnetiſchen Einwirkung
widerſteht, ſo ſchließt man, daß in ihm eine Kraft vorhanden
ſei, welche der Trennung der magnetiſchen Fluida entgegen-
wirkt. Man nennt dieſe Kraft K. ꝛc. Pouillet 1, 333.
Kōhäſions- [6]: die Kraft, wodurch die einzelnen
Theile eines Körpers zuſammenhängen. Sch. 1154a ꝛc.
Körper- [5]. Lêbens-: die das Leben be-
wirkt. Kant SW. 1, 649; Den Edelſten denn ſoll dieſer
Bogen entreißen | Seel’ und L. V. Od. 21, 171 ꝛc.
Lēībes- [5]: Half ziehen, was er nach Leibeskräften ver-
mochte. Hebel 3, 403 ꝛc. Lēūcht-: Die L. der Wachs-
lichte iſt größer, als die der Talglichte ꝛc. Līēbes-:
Lohenſtein Roſ. 104 ꝛc. Lȫwen-: ungemein große
Kraft, vgl. Rieſen-K. ꝛc. Wackernagel 2, 1253 Z.
20 ꝛc. Mä́nner-: männliche Kraft; Kraft,
wie ſie den Männern eignet und ziemt: Des
Geiſtes beſte Hälfte | M. hab’ ich dem künftgen Herrſcher
aufgehoben. Sch. 254a; Seine Künſte waren keine andern |
als ſeine M. und meine [weibliche] Schwachheit. 408b ꝛc.
Ähnlich: Was du bei voller Mann-K. verfehlteſt, wirſt
du an der Krücke [als Greis] nicht mehr einholen. 314b.,
und noch öfter: Iſt weiſe, tapfer, wohlgezüchtet. . .
Worin die Weisheit, Manns-K. und Zucht beſtehe. W. 24,
99, ſchwzr. auch = Johanniskraut, Hypericum perfo-
ratum; Mannes-K. Mínne-: Kraft der Minne,
Liebes-K. W. 11, 143. Molekulār- [6]: Dieſe
Kräfte, welche auf dieſe Weiſe fortwährend zw. den benach-
barten Molekülen der Körper thätig ſind, nennt man Mole-
kularkräfte. Am zweckmäßigſten würde man ſie konſtitutive
Kräfte der Körper nennen können. Pouillet 1, 4. Mū-
ſen-: von den Muſen verliehene, z. B. Dichter-K.
G. 6, 90. Múskel- [5]. Natūr-: die in der
Natur wirkt und waltet: Tiefe, unbekannte, feſtgegründete,
konſequente Naturkräfte. G. 39, 83. Nêben-: ſ. d.
Ggſtz. Haupt-K. Nérven-: V. Sh. 2, 488 ꝛc.
Normāl-: die als Norm, als Maßſtab dient.
Öhn-: (vralt.) Ohnmacht, Ab-K. Ryf Th. 294 ꝛc.
Pfêrde-: die Kraft eines Pferdes, nam. [6] als
Maßſtab für die Kraft von Dampfmaſchinen, wobei
„ziemlich allgm. angenommen wird, daß eine Pf. hin-
reicht, ein Gewicht von 33000 Pfund Avoir dupois
(=31995 Pfund kölniſch) in einer Minute einen Fuß
hoch zu heben.“ Karmarſch 2, 844. Eine Kraft von die-
ſer Wirkung heißt „Dampfferd“. (ebd.) Pro-
duktiōns-: Zeugungs-, Schöpfungs-K., die Kraft,
Etwas zu producieren: In urfriſcher P. Danzel
255. Pygmǟen-: winzige Kraft, Ggſtz. Rieſen-
K. Chamiſſo 4, 156. Rícht-: Kraft, die Etwas
richtet, ſeine Richtung beſtimmt: R. einer Magnetnadel.
Humboldt K. 1, 187. Rīēſen-: ungemein große
Kraft: Das Wagnis gab mir Rieſenkräfte. Gutzkow R. 9,
303; Sie zu erkämpfen hab’ ich R. Sch. 251b; 446a ꝛc.
Schlāg-: Schnell-, Spann-K. ꝛc.: [Schlegell mochte
ſtaunen über die entſchloſſene Sch. der Franzöſin, die ſich mit
aller Wärme ihres Blutes, mit aller Schärfe ihres Verſtandes
an der politiſchen Geſtaltung ihres Volkes betheiligt fühlte.
Kühne (Monatbl. 1, 364a). Schlúmmer-: ein-
ſchläfernde: Ein zauberiſcher Duft, | von Schlummerkräften
ſchwer. W. 10, 20. Schmēīchel-: ſ. Blend-K.
Schnéll-: Kraft, wodurch Etwas, nam. etwas Nie-
der- oder Zuſammengedrücktes emporſchnellt, Feder-K.,
Elaſticität, eig. und übrtr.: Solange die Sch. unſrer Or-
gane dauert. Forſter Br. 1, 425; Die Sch., | die dich auf-
wärts treibt. G. 12, 208; 21, 93; Immermann M. 1,
181; Koſegarten Po. 1, 65; Lewald W. 1, 174; JvMüller
1, 16; Rückert Mak. 1, 212; Thümmel 4, 192; Tieck N.
Kr. 4, 409; W. 18, 14 ꝛc. Ugw. ſt. Kraft der Schnellig-
keit: Den Läufer .., welcher an Sch. | weit die erfindſamen
Männer beſiegt. Wiedaſch Od. 13, 260. Schöpfungs-:
ſchöpferiſche oder Produktions-K.: Wie vor jedem großen
Gedanken der Schöpfung wird in der Seele rege, was auch
Sch. in ihr iſt. G. 31, 22; Rückert Mak. 1, 213; ähnlich:
Schöpfer-K. Schréckens-: ſchreckliche, Schrecken
erregende Kraft: Eine frühe Blutſchuld, oft gebeichtet,|
ſie kehrt zurück mit neuer Sch. Sch. 443a. Schwêr-
[6]: Die Sch. kettet die Welten zu glänzenden Kränzen zu-
ſammen. Zſchokke 1, 222. Übrtr.: Das Publikum hat eine
natürliche Sch., die Kunſt herabzuziehn, aber auch die Kunſt
die Eigenſchaft, ihre Schwung-K. dem Publikum mitzu-
theilen. Gervinus Lit. 5, 550 ꝛc. Schwíng-: die
Kraft Etwas oder ſich (empor) zu ſchwingen: Ihn traf
des Jägers Pfeil und ſchnitt | der rechten Schwinge Senn-K.
ab . .. Ach! | die Sch. weggeſchnitten! G. 2, 60; Die
Wärme und die Sch. meiner Seele. Pfeffel Pr. 2, 75 ꝛc.
Häufiger: Wie andere Anſtrengungen den Leib ermüden, ſo
verleiht ihm dieſe [des Schrittſchuhlaufens] eine immer neue
Schwung-K. G. 22, 91 ꝛc., ſ. Schwer-K. Sēē-
len- [5]: Wo wir Seelenkräfte von ſeltener intenſiver
Stärke in einer göttlichen Harmonie vereint erblicken. Forſter
A. 1, 124; Dann geht die S. dir auf, | wie ſpricht ein
Geiſt zum andern Geiſt. G. 11, 20; Schöne Wiſſenſchaften
ſind die, welche die ſ. g. untern Seelenkräfte, das ſinnliche
Erkenntnis, den Witz, die Einbildungskraft, die ſinnlichen
Triebe, den Genuß, die Leidenſchaften und Neigungen aus-
bilden ſollen. H. 9, 333. Sēh-: Machte er ganz kleine
Augen um ſeine S. zu verſtärken. Börne 2, 430; Wein’ deine
S. aus. Koſegarten Rh. 1, 129; Gutzkow R. 2, 360.
Sēhnen-, Sénn(en)- [5]: ſ. Schwing-K.
Sīēgs-: ſiegverleihende Kraft: Wird ja der Gott,
wem er will, verleihen die S. V. Od. 21, 280; Il. 1,
509. Sómmer-: (Landwirthſch.) Das vor Winter
zubereitete Land nennet man Winter-K. . . .; welches im
Frühjahr zubereitet worden, S. Reichart Gart. 3, 5;
1, 126 ꝛc. Spánn-: Dieſe drückende Kraft des
Dampfes iſt es, welche man die Sp.-, Expanſiv-K. od. Ela-
ſticität deſſelben zu nennen pflegt. Karmarſch 1, 447; Seine ..
Geſtalt beſaß die volle Sp. der Jugend. Lewald W. 1, 30;
Sein Muth wurde nicht niedergeſchlagen, die Sp. ſeines
Geiſtes nicht gelähmt. Monatbl. 1, 264b. Spring-:
Kraft des Springens ꝛc., Schnell-K.: Durch den ex-
panſiven Geiſt und die Sp. der weißen Race. 311a.
Spǖr-: das Vermögen, Etwas aufzuſpüren, Saga-
cität: Meine Sp. ging auf dieſer Fährte. G. 20, 80; 22,
251; Es ſchnaubt der Doggen Sp. durch die Wälder. Sch.
Strāhles-: Blitz-K., Elektricität: Der Schlan-
genſiſch, mit St. getränket [der elektriſche Aal]. WHum-
boldt 1, 368. Strêbe-: Kraft des Strebens: Läſſt
die St. ſich dämpfen? B.; bei Campe auch = Central-
kraft, und zwar: Ab- und An-St., Centrifugal- und
Centripetal-K. Strēīt-: Heeres-K.: Bei der Ge-
ringfügigk. unſerer Streitkräfte. Pz 2, 8. Seltner von
Einem: ſeine Kraft im Streit. B. 237 v. 217.
Tangentiāl- [6]: Centrifugal-K., inſofern ſie,
wenn die Centripetal-K. aufhörte, den kreiſenden Kör-
per in der Tangente oder Berührungslinie ſeiner Bahn
fortbewegen würde. Tāūmel-: Taumel wirkende
Kraft: Des Qualmes T. V. Ov. 2, 235. Thāt-:
eine That wirkende Kraft, Energie. G. 22, 229 ꝛc.
Trēīb-: treibende Kraft, auch nam. zunächſt von
Pflanzen, z. B. von einem Baum: Bis in die Krone
ſeiner Trieb-K. Gutzkow R. 6, 28 und übrtr.: Natur-
proceſſe durchzumachen, die in der Trieb-K. aller ſolcher Völker
liegen. 1, 226. Über-: übermäßige, überſprudelnde
Kraft: Sonſt rühmteſt du ja deine Ü. | in Fauſt und Speer.
B. 155b; Die leidenſchaftliche Gluth und Ü. der Sprache.
Devrient 1, 210; Gervinus Lit. 5, 78; Gutzkow Zaubr. 4,
354; Meißner FvH. 1, 126; Stahr Jahr. 1, 381; Tieck
Makb. 1, 2 ꝛc. Überzēūgungs-: Überzeugung
wirkende Kraft: Anziehungs- und Ü., die Leſſing’s Schriften
inwohnt. Danzel 35. Un-: (veraltend) Ohnmacht
(ſ. Ab-, Ohn-K.) das Unwirkſam-Sein: Das Verbot
müßte zu Unkräften kommen. Fiſchart B. 49b; Machen Chri-
ſtum . . ganz von Unkräften, unnütz und zu nichten 102b;
Kein Fürſt in ſeiner Unmacht .. Durch Menſchen U. Luther
5, 2a ꝛc.; Dieſes Bewuſſtſein der U. iſt ſchon der halbeTod.
Heine Lut. 1, 282; Schubarth G. 2, 247 ꝛc. Unter-
ſchēīdungs-: die Kraft, das Vermögen zu unter-
ſcheiden, Urtheils-K. Heinſe A. 1, 309. Ūr-: ur-
ſprüngliche Kraft: In ſeiner von allem Angelernten be-
freiten und gereinigten U. Hartmann BB. 27; Eine einzige
höchſte Urſache aller Dinge, eine U. der Natur, das Weſen
aller Weſen. Sch. 1016a; Ein unerſättlicher Hunger nach
Erkenntnis der erſten Urkräfte der Natur. Stilling 2, 114;
Des Keims U. entfaltend. V. 3, 5; W. 17, 9 ꝛc. Ur-
theils-: die Kraft oder das Vermögen, zu urtheilen,
Unterſcheidungs-K.: In der Familie der oberen Erkenntnis-
vermögen giebt es doch noch ein Mittelglied zw. dem Ver-
ſtande und der Vernunft, dieſes iſt die U. Kant Kr. d. Ur-
theilskr. XXI. ꝛc., dafür: Beurtheilungs-K. FNicolai Möſ.
6. Vóll-: volle, ungeſchwächte Kraft: Der Geiſt
ſchafft aus der V. der ſelbſtherrſchenden Phantaſie willkür-
liche Gebilde. Auerbach SchV. 25; Ab. 170; Muſäus Ph.
4, 17; Pfeffel Po. 3, 53; In der V. blühender Geſund-
heit. Stahr Jahr. 1, 233. Wêſens-: Die einzelnen
Richtungen göttlicher W. in ihrer reicheren Entfaltung im
Mannigfaltigen waren an die mit einzelnen Ehrenämtern ge-
ſchmückte Götter übertragen. Stuhr Rel. 229. Wíl-
lens-: vgl. das ſeltnere Woll-K. Wíndes-:
Mache dir, dich ſtark zu zeigen, | Strom und W. zu eigen!|
Wider beide, gähnt dein Grab. Chamiſſo 3, 300.
Wínter-: ſ. Sommer-K. Wírkens-: Daß ich
erkenne, was die Welt | im Innerſten zuſammenhält, | ſchau
alle W. und Samen. G. 11, 19. Wóll-: Kraft des
Wollens, Willens-K.: Die ſtoiſche W. IP. 36, 55.
Wúnder-: wunderbare, Wunder wirkende Kraft:
Der Kräuter W. Haller 39; Der echte Ring | beſitzt die
W. beliebt zu machen. L. Nath. 3, 7; L. 8, 272 ꝛc.
Wúrf-: Central-K. Humboldt K. 1, 104. Wúr-
zel-: die Kraft, wodurch Etwas Wurzel ſchlägt ꝛc.,
ſ. Gegen-K. Zāūber-: zauberhafte, Zauber wir-
kende Kraft: Durch die Z. der Beredtſamk. ſeine Zuhörer
täuſchen. Engel 4, 3; Die Z. der Dichtung. G. 13, 151;
Das iſt die Z. des Witzes, daß | dem Irrthum er den Schein
der Wahrheit leiht. Weſ Dian. 1, 13 ꝛc. Zēūgungs-:
Produktions-K. ꝛc.: Daß die poet’ſche Z. mir ganz erloſch.
Prutz Woch. Zīēh-: Anziehungs-K.: Z. natürlicher
Eiſenmagnete. Humboldt K. 1, 186; Das, was unerreichbar
ſcheint, hat eine geheimnisvolle Z. Kl. Schr. 1, 134.