Kraft
I. Kráft, f.; Kräfte; -:
1) allgemeine Bez. Dessen, woraus eine Wirkung hervorgeht; der Urgrund einer sich äußernden Wirkung: Weil von Wirkung gar wohl auf eine K., die sie hervorbringt, geschlossen werden kann. SW. 1, 649; Die Quelle der Veränderung nennt man eine K. und ist bei ihr eine Bemühung, Etwas zu thun anzutreffen, folglich unterscheidet sie sich von dem Vermögen [s. d.], so nur eine Möglichkeit Etwas zu thun. Gedank. § 115; 745 ff.; Eisen und Nickel haben das Vermögen [die Fähigkeit], magnetisch zu werden; durch Magnetisieren erhalten sie magnetische K., das Vermögen geht in Wirksamkeit über, die sich z. B. in Anziehung des Eisens äußert. Ubrigens kann auch die K. eine ruhende sein, die nur in einzelnen Fällen, unter Bedingungen hervortritt oder hervortreten kann, was durch abhängiges „zu“ angedeutet wird, wodurch oft zugleich das Maß der K. als ausreichend für das Erforderliche angedeutet wird, während die Verbind. mit Ew., z. B. auch mit Partic. Präs. oder mit abhäng. Genit. als in Wirksamkeit seiend bez. wird, vgl. z. B.: Der Magnet hat eine anziehende K. oder die K. der Anziehung für das Eisen, allgm., er zieht es an; Er hat die K., Eisen anzuziehen, unter Bedingungen, z. B. wenn es in seine Nähe kommt etc., er kann es anziehn; Dieser Magnet hat die K., das Zehnfache seines Gewichts zu tragen, er besitzt diesen Grad der magnetischen K., er kann ein so großes Gewicht, wenn es an ihn gehängt wird, tragen; Durch die K. der Anziehung sind die Planeten mit der Sonne verbunden, die K. ist in der That wirksam, die Sonne kann nicht nur unter Bedingungen die Planeten anziehn, sondern zieht sie wirklich an; Wenn man siehet, das Licht leuchtet, so eignet man ihm eine leuchtende K. zu etc. Ged. § 746; Der Tod hat eine reinigende K. [er wirkt reinigend und vermag so], | in seinem unvergänglichen Palaste | zu echter Tugend reinem Diamant | das Sterbliche zu läutern. 514b; Die magnetische, die elektrische K.; Meine Schultern fühlten K., den Harnisch zu tragen. 9, 13; Hab ich die K., dich anzuziehn besessen, | so hatt’ ich dich zu halten, keine K. 11, 28; Dieser Ring besaß die K.,| vor Gott u. Menschen angenehm zu machen. Nath. 3, 7; Was der König sprach und that, | war ohne K., mich wieder einzuwiegen. 12, 229; Nicht die K. zum Widerstande, zum Widerspruch haben etc. Bei Pers. oft im Ggstz. zum Willen (wie „können“ dem „wollen“ gegenübersteht), z. B.: Mit dem besten Willen leisten wir so Wenig. .. Wäre mir, zu meinen reinen Wünschen, | auch volle K. [das Gewünschte ins Werk zu setzen etc.] gegeben! 13, 247 etc. — Nach dem Voraufgehenden versteht es sich, daß wir in Bezug auf eine Wirkung von der K. eines Ggstds. nur sprechen, wenn wir den Grund dieser Wirkung in ihm annehmen, also z. B.: Der Magnet hat die K., Eisen anzuziehn, aber nicht: Er hat die K. [st. Eigensch.], sich nach Norden zu richten, sondern vielmehr: Die Erde hat die K., ihn nach Norden zu richten etc. Und so wird denn auch die K., als das Innerliche und von innen heraus Wirkende sinnverwdten Wörtern (s. d.) gegenüber gestellt: Mit Waffen die Gewalt, die Stärke mit dem Arm | gerüstet und die Macht mit einem Dienerschwarm. | Doch wäre nicht hinzugetreten auch die K., | wär’ ihr gesammtes Werk geblieben stümperhaft. W. 2, 30 etc. — Oft steht K. auch, nam. dichter., für Zsstzg., wo dann der Zusammenhang die besondre Art der K. bestimmt, z. B.: Ein Schädel stiert, ein morsch Gebein| mich an aus Höhlen ohne Stern und [Seh-] K. 6, 280; Einen Kern, mit [Keim-] K. gefüllt. 56b etc. — Daran reihn sich die folgenden Anwendungen:
2) K. m. abhäng. Genit. oder besitzanzeig. Fw. umschreibend zur Bez. von etwas in seiner K. Wirksamem, z. B. sachl.: Die K. des Bogens spannen. 5, 63; Reich uns des Erzes K. [das starke Erz, Schwert]. 10, 279; Gieb.. des Hasses K., die Macht der Liebe, gieb meine Jugend mir zurück! 11, 10; Haß und Liebe, in der Intensität, wie sie in der Jugend wirksam sind etc., ferner von einer Pers.: Zu ihm hinaufgesandt hab’ ich alsbald | des raschen Boten jugendliche K. 508b = den Boten; Erblickt’ ich die hohe K. des [den starken] Herakles. Od. 11, 601. Daran schließt sich: Er aß und trank und ging durch K. derselben Speise [durch die ihm K. verleihende] vierzig Tage. 1 19, 8; Ich dürfte nicht Etwas reden, wo Dasselbige nicht Christus durch mich wirkte, die Heiden zum Gehorsam zu bringen, durch Wort und Werk, durch K. [mittels] der Zeichen und Wunder und durch K. des Geistes Gottes. 15, 19; Der wird mächtig sein, doch nicht durch eigne K. [durch sich selbst]. 8, 24; „Das Schwert ist nicht zu schwer noch leicht, | zu schwach ist euer Arm, ich mein’; | doch morgen soll geholfen sein.“ Nein heut’, bei aller Ritterschaft! | Durch meine, nicht durch Feuers- K. 382; Erhob durch K. der Zimmerbeile | ein stolzer Bau sich. 155 etc. Ähnlich (vralt.): Aus K. [zusolge] der Dekreten. B. 49b; 50a; Daß Gott .. aus Gnaden ihm die Sünd vergebe, nicht um .. ihrer Genugthuung willen, sondern aus K. der Genugthuung und Bezahlung Christi. 102a etc.; jetzt häufiger: Laut und in K. seines ersten Eides. 6, 201; Was er uns nur in K. Ihrer Sendung und Salbung mittheilen kann. Zelter 1, 377; Daß Dieser .. in K. allein des Rings das Haupt, der Fürst | des Hauses werde. Nath. 3, 7; Verkündigen wir hiemit und in K. dieses unsers öffentlichen Mandats und Ausschreibens ein gemein frei christlich Koncilium. 330a; Da er nicht in K. eines verliehenen Amtes regiert. Päd. 3, 1, 18; Der Dichter nach ihrem Sinn und Herzen und das nicht etwa in K. eines außerordentlichen Scharfsinns. 13, 179; Hatte sich, in K. der Millionen, die er . . gewann, ein prächtiges Haus gebaut. 35, 22 etc. Oft bleibt „in“ fort, so daß K. ganz zur Präpos. wird, vgl. Dank 2c, Trotz etc. und Orth. 101.: K. der Laute, die ich rühmlich schlug, | k. der Zweige, die mein Haupt umwinden, | darf ich dir ein hohes Wort verkünden. 84a; Reiß mich aus den Ängsten | k. deiner Angst und Pein. hard 2, 475); Lit. 3, 163; Die Freiheit des Gemüths, k. welcher allein die wahre Rührung möglich wird. 32, 285; W. 4, 201; K. Ihres königlichen Arms zu meiner | Genugthuung den Thäter mir zu stellen. 286a; 1, 18; 2, 176; 4, 118; Schon dreimal, k. des Königthums, | hat laut mein Glas geklopfet. 4, 8; Stand .. k. eines Manuskripts .. in großem Ruf. 15, 251; Der Apfel ist, k. seiner Aufschrift, mein. 10, 42; 20, 28; 22, 3; 161; 31, 416; 487; 505 etc. Vgl. die seltnere Anwendung des svwdt. „Macht“ als Präpos.: Ehe es der Herr Papa, Macht seines Amts, gethan. 229a. u. s. vermöge. — 3) K. = Wirksamkeit und Das, wovon die Wirksamkeit eines Ggstds. bes. abhängt, z. B.: Däs Gesetz trat erst mit dem 1. Januar in K., hat früher keine K., keine rückwirkende K.; Diese Auslegung gewinnt um so mehr K., als etc. 31, 103; Alle Kundige . . | bestätigten mir eures Anspruchs K. [Berechtigung]. 410betc.; Das Hw. „Trotz“ gewinnt, hat in dieser Verbindung die K. [Bedeutung] einer Präposition; Der .. grüne Schnabel | gab jeder Silbe Ton und K. [Nachdruck]. 166; Daß die reichsadligen Anmaßungen nicht den Kern und die K. Deutschlands bilden. DW. 5, 190 etc.; Eine Rede hat K., ist eindringlich; Eine Suppe hat K., ist nahrhaft etc., oft in der Reimverbind. Saft und K., z. B.: Hier ist keine K. und kein Saft Lit. 5, 400), weder K. noch Saft drin. Merck 2, 146; Ein dgl. lediger Brief ohne Saft und K. 3, 66; Christus gebe solchem seinem Wort Saft und K. in eure Herzen. 6, 1b; Den Trost, Saft und K., so die Wort haben, nicht fühlen. 203b etc. — 4) nam. bibl. K., eine Pers., als krafterfüllt, K. verleihend etc.: Ruben, mein erster Sohn, du bist meine K. und meine erste Macht. 1. 49, 3; Herr, du bist meine Stärke und K. 16, 19; Der ist die K. Gottes. 8, 10; Er heißt Wunderbar, Rath, K., Held etc. 9, 6; Du, [Gott] .. K. der Kräfte! 16, 96. — 5) gw. in Mz. in Bezug auf die versch. Wirkungen, die wir an Körper und Geist wahrnehmen (vgl. Ged. § 746): Die Kräfte des Körpers, des Geistes, der Seele; Es ist also nur ein Bettelstolz der s. g. obern Kräfte der Seele, daß sie sich ihrer Schwestern, die sie verächtlich die niedern nennen, als unechter Geschwister oder dienender Mägde schämen. 13, 10, s. Seelen-K. Aus 43, 43), mit (6, 27), von (7, 31) allen (seinen) Kräften Etwas thun, vgl.: Aus Leibeskräf- ten schrein etc.; Soviel er nach Kräften, nach Maßgabe seiner Kräfte kann; Von Kräften kommen; bei Kräften bleiben, ugw.: Wenn er bei der K. bleiben soll. U. 1, 141, dagegen gew. kollectiv: Alle seine K. (oder Kräfte), seine ganze K. zusammen nehmen; Mit ganzer, mit voller K. sich einem Unternehmen zuwenden etc., vgl. von einem Schiff: Mit voller Segel K. das Weite suchen. 503a. Nam. aber prägn.: K., vielvermögende Körperstärke: K. haben; K. in den Armen, Muskeln, Arm-, Muskel-K. haben; Der Bär hat große K. in den Tatzen etc. — 6) Mechan.: K., Alles, was Bewegung hervorzubringen, zu ändern oder zu hindern strebt: Lebendige K., mit wirklicher Bewegung verbundene; todte K., die Bewegung hervorzubringen strebt, aber wegen gegenwirkender Hindernisse nicht hervorbringt; Einfache K., zusammengesetzte Kräfte; Der Satz vom Parallelogramm (s. d.) der Kräfte; Beschleunigende, verlangsamende, — veränderliche, unveränderliche Kräfte; Statik oder Lehre vom Gleichgewicht der Kräfte; Gleiche, aber entgegengesetzt wirkende Kräfte; Die K. der Trägheit, der Anziehung; Diese großen Lokomotiven arbeiten auch mit einer verhältnismäßig größern K. E. 3, 88; Wenn der Stern .. | aus seinem Gleise tritt .., | fort reißt er dich in seines Schwunges K. | sammt seinem Ring und allen Monden. 384b; Daß es bei militärischen Unternehmungen mehr auf die K. ankomme, welche bewege, als auf die Masse, welche zu bewegen sei. 865b etc.
Anm. Ahd., mhd. kraft. Abstammung unsicher. Vralt. Bed.: Solche K. oder Ingeweid. Th. 42. Vralt., mund- artl. Mz.: Kräften, z. B. 57; 159; 2, 224; 258; 2, 23 und ohne Uml.: Die Daumkraften. 335 etc. Als Bstw., wo der Begriff der Mz. vorliegt, z. B.: Das tellurische Kräfte- Maß. gB. 1, 243 etc.
Zsstzg. unerschöpfl., insofern jeder Wirkung eine K. entspricht, ferner z. B. nach dem Sitz der K. etc., leicht zu verstehn und zu mehren nach den folgenden, vgl. auch die von Macht, Vermögen etc. und die bezügl. Bstw.: Áb-: Ohnmacht: Diese .. Träumer bedachten ihre eigene A. nicht. Arndt Ber. 192; Aus Erschrecken gleichsam in A. gefallen. Schaidenreißer 78a; In Abkräften niedersinken. 96b etc. —
Āhnen-: von den Ahnen stammende, alte Kraft. Platen2, 251. — Āhnungs- [5]: Ahnungsvermögen. —
Áll-: vgl. Allmacht. pfeffelPr. 2, 167, 208. — Anschauungs- [5]: W, 4, 136. Ánziehungs-, Attraktiōns-[6]. — Árm-[5]. — Begêhrungs- [5]: Sch. 705b. — Besínnungs- [5]: 495b; 979a. — Bíld- [5]: Die schöne B. ward in eurem Busen wach. 23b. —
Blénd-: Was die Seele .. in diese Trauerhöhle | mit Blend- und Schmeichelkräften [mit blendenden und schmeichelnden Kräften] bannt. G. 11, 65. —
Blítz-: Kraft des Blitzes, — Elektricität: Mit Hilfe der B. die alte und neue Welt in gedankenschnelle Verbindung zu bringen. Volger EE. 306, s. Strahles-K. — Centrāl- [6]: sich auf ein Centrum beziehend, und zwar untersch. man: die Centripetal-K., die nach dem Centrum hinstrebende (die Zieh-K.) und: die Centrifugal-K., die vom Centrum wegstrebende, die Flieh-K., Schwung-K., s. Strebe-, Wurf-K. —
Chrísten-: Biedermuth und Ch. Schubart 1, 25. — Dámpf- [6]: Die D. der Lokomotive, Mensch genannt. Gutzkow R. 8, 25. —
Dāūungs-: Kraft der Verdauung. V. Sh. 1, 359. — Dāūm-:(Schiff) Winde, vgl. Kathrine. — Dénk- [5]: G. 24, 272; Dénkungs-K. Kl. Od. 2, 17. — Díchter-. Klinger 11, 49. Díchtungs- (G. 31, 18): [5] poetische Kraft, s. Erdichtungs- K. —
Dóppel-: doppelte Kraft. —
Eīchen-: insofern die Eiche als der Baum der Kraft gilt etc.: Von hoher E. umlaubt. G. 12, 135. — Eīnbildungs- [5]: Phantasie: Nichts fürchterlicher als E. ohne Geschmack. 3, 160; 14, 72; 157; E. ist das Vermögen, einen Ggstd. auch ohne dessen Gegenwart in der Anschauung vorzustellen. Kant 2, 141 etc. —
Erdíchtungs-: schöpferische Phantasie. L. 7, 142, auch Dicht-K., vgl. Dichter- und Einbildungs-K. — Erkénntnis- [5]: G. 31, 18 etc. — Expansiōns-, Erpansīv- [6]: Ausdehnungs-K., z. B.: E. der Dämpfe etc. — Fássungs- [5]: Das übersteigt meine F.; Dazu ist des Geistes Kraft erblindet | und der Feder Schnell-K. erlahmt, | der Vorstellung F. ertaubet | und der Dichtung Schöpfungs- K. verstummet. Rückert Mak. 1, 213. — Fāūst- [5]. —
Fêder-: Elasticität (s. Feder 9 u. Schnell-K.): Zerstreuungen gaben ihr allein die F. zu häuslichen Tugenden. G. 19, 356; Die F. der schwellenden Matratzen. W. 12, 102. —
Fēūer-: z. B. [2] und: Vielleicht haben unterirdische Feuerkräfte .. vorgearbeitet. Kohl A. 2, 123. —
Frēīheits-: z. B. die Kraft nach freiem Willen zu handeln. Kl. Od. 2, 17. —
Gêb-: Je nachdem sie Geb-Lust auf einem Antlitz schaute | oder G. einer Hand zutraute. Rückert Mak. 1, 56. —
Gêgen-: einer andern Kraft entgegenwirkend: Die Wurzel-K. im Menschen treibt zum Eilen .. Die G. im Menschen treibt zum Weilen. Hebbel; Thümmel 3, 42etc. — Gēīstes-[5]: seltner: In Geist- u. Körper-K. G. 12, 116. —
Gesámmt-: vereinigte Kraft: Mit G. sollte eine Wirksamkeit beginnen, die etc. Gervinus Lit. 5, 27. —
Gesétzes-: Der Rathschluß . ., der nun G. behalten soll. Chamisso 4, 78. —
Gewált-: gewaltige Kraft, Gewalt: Über sie gab er G. | seinen frostgespitzten Stürmen. G. 4, 71. —
Glánz-: Diese G. des Marmors. 31, 16. — Glāūbens-. —
Grúnd-: Die Grundkräfte der Seele. —
Hálb-: halbe Kraft. —
Háltungs-: Sie mit jener kühlen H., die seiner Natur eignet, zu beschwichtigen. Kühne Char. 1, 65. —
Hāūpt-: im Ggstz. zu Nebenkräften. —
Hêêres-: Heeresmacht, vergl. Streit-K.: Führet | den Afterkönig .. mit H. in unsre Grenzen ein. Sch. 670a. —
Hēīl-: Daß man den farbigen Edelsteinen Heilkräfte zuschrieb. G. 37, 250; Hölderlin H. 1, 77 etc. —
Hélden-: W. 11, 208. —
Hímmels-: Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen! G. 11, 21; Furchtbar wird die H., | wenn sie der Fessel sich entrafft. Sch. 78b. —
Hōch-: hohe, erhebende Kraft. Jahn M. 249 etc. — Jūgend- (W. 11, 215), Jünglings- (Sch. 305b.). —
Kēīm-: Die K. des Samens. —
Knáll-: Äolischer Dünste K. G. 12, 137. —
Koercitīv-: [6]: Weil der Stahl ursprünglich der magnetischen Einwirkung widersteht, so schließt man, daß in ihm eine Kraft vorhanden sei, welche der Trennung der magnetischen Fluida entgegenwirkt. Man nennt diese Kraft K. etc. Pouillet 1, 333. — Kōhäsions- [6]: die Kraft, wodurch die einzelnen Theile eines Körpers zusammenhängen. Sch. 1154a etc. — Körper- [5]. —
Lêbens-: die das Leben bewirkt. Kant SW. 1, 649; Den Edelsten denn soll dieser Bogen entreißen | Seel’ und L. V. Od. 21, 171 etc. — Lēībes- [5]: Half ziehen, was er nach Leibeskräften vermochte. Hebel 3, 403 etc. —
Lēūcht-: Die L. der Wachslichte ist größer, als die der Talglichte etc. —
Līēbes-: Lohenstein Ros. 104 etc. —
Lȫwen-: ungemein große Kraft, vgl. Riesen-K. etc. Wackernagel 2, 1253 Z. 20 etc. —
Mä́nner-: männliche Kraft; Kraft, wie sie den Männern eignet und ziemt: Des Geistes beste Hälfte | M. hab’ ich dem künftgen Herrscher aufgehoben. Sch. 254a; Seine Künste waren keine andern | als seine M. und meine [weibliche] Schwachheit. 408b etc. Ähnlich: Was du bei voller Mann-K. verfehltest, wirst du an der Krücke [als Greis] nicht mehr einholen. 314b., und noch öfter: Ist weise, tapfer, wohlgezüchtet. . . Worin die Weisheit, Manns-K. und Zucht bestehe. W. 24, 99, schwzr. auch = Johanniskraut, Hypericum perforatum; Mannes-K. —
Mínne-: Kraft der Minne, Liebes-K. W. 11, 143. — Molekulār- [6]: Diese Kräfte, welche auf diese Weise fortwährend zw. den benachbarten Molekülen der Körper thätig sind, nennt man Molekularkräfte. Am zweckmäßigsten würde man sie konstitutive Kräfte der Körper nennen können. Pouillet 1, 4. —
Mūsen-: von den Musen verliehene, z. B. Dichter-K. G. 6, 90. — Múskel- [5]. —
Natūr-: die in der Natur wirkt und waltet: Tiefe, unbekannte, festgegründete, konsequente Naturkräfte. G. 39, 83. —
Nêben-: s. d. Ggstz. Haupt-K. —
Nérven-: V. Sh. 2, 488 etc. —
Normāl-: die als Norm, als Maßstab dient. —
Öhn-: (vralt.) Ohnmacht, Ab-K. Ryf Th. 294 etc. —
Pfêrde-: die Kraft eines Pferdes, nam. [6] als Maßstab für die Kraft von Dampfmaschinen, wobei „ziemlich allgm. angenommen wird, daß eine Pf. hinreicht, ein Gewicht von 33000 Pfund Avoir dupois (=31995 Pfund kölnisch) in einer Minute einen Fuß hoch zu heben.“ Karmarsch 2, 844. Eine Kraft von dieser Wirkung heißt „Dampfferd“. (ebd.) —
Produktiōns-: Zeugungs-, Schöpfungs-K., die Kraft, Etwas zu producieren: In urfrischer P. Danzel 255. —
Pygmǟen-: winzige Kraft, Ggstz. Riesen- K. Chamisso 4, 156. —
Rícht-: Kraft, die Etwas richtet, seine Richtung bestimmt: R. einer Magnetnadel. Humboldt K. 1, 187. —
Rīēsen-: ungemein große Kraft: Das Wagnis gab mir Riesenkräfte. Gutzkow R. 9, 303; Sie zu erkämpfen hab’ ich R. Sch. 251b; 446a etc. —
Schlāg-: Schnell-, Spann-K. etc.: [Schlegell mochte staunen über die entschlossene Sch. der Französin, die sich mit aller Wärme ihres Blutes, mit aller Schärfe ihres Verstandes an der politischen Gestaltung ihres Volkes betheiligt fühlte. Kühne (Monatbl. 1, 364a). —
Schlúmmer-: einschläfernde: Ein zauberischer Duft, | von Schlummerkräften schwer. W. 10, 20. —
Schmēīchel-: s. Blend-K. —
Schnéll-: Kraft, wodurch Etwas, nam. etwas Nieder- oder Zusammengedrücktes emporschnellt, Feder-K., Elasticität, eig. und übrtr.: Solange die Sch. unsrer Organe dauert. Forster Br. 1, 425; Die Sch., | die dich aufwärts treibt. G. 12, 208; 21, 93; Immermann M. 1, 181; Kosegarten Po. 1, 65; Lewald W. 1, 174; JvMüller 1, 16; Rückert Mak. 1, 212; Thümmel 4, 192; Tieck N. Kr. 4, 409; W. 18, 14 etc. Ugw. st. Kraft der Schnelligkeit: Den Läufer .., welcher an Sch. | weit die erfindsamen Männer besiegt. Wiedasch Od. 13, 260. —
Schöpfungs-: schöpferische oder Produktions-K.: Wie vor jedem großen Gedanken der Schöpfung wird in der Seele rege, was auch Sch. in ihr ist. G. 31, 22; Rückert Mak. 1, 213; ähnlich: Schöpfer-K. —
Schréckens-: schreckliche, Schrecken erregende Kraft: Eine frühe Blutschuld, oft gebeichtet,| sie kehrt zurück mit neuer Sch. Sch. 443a. — Schwêr- [6]: Die Sch. kettet die Welten zu glänzenden Kränzen zusammen. Zschokke 1, 222. Übrtr.: Das Publikum hat eine natürliche Sch., die Kunst herabzuziehn, aber auch die Kunst die Eigenschaft, ihre Schwung-K. dem Publikum mitzutheilen. Gervinus Lit. 5, 550 etc. —
Schwíng-: die Kraft Etwas oder sich (empor) zu schwingen: Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt | der rechten Schwinge Senn-K. ab . .. Ach! | die Sch. weggeschnitten! G. 2, 60; Die Wärme und die Sch. meiner Seele. Pfeffel Pr. 2, 75 etc. Häufiger: Wie andere Anstrengungen den Leib ermüden, so verleiht ihm diese [des Schrittschuhlaufens] eine immer neue Schwung-K. G. 22, 91 etc., s. Schwer-K. — Sēēlen- [5]: Wo wir Seelenkräfte von seltener intensiver Stärke in einer göttlichen Harmonie vereint erblicken. Forster A. 1, 124; Dann geht die S. dir auf, | wie spricht ein Geist zum andern Geist. G. 11, 20; Schöne Wissenschaften sind die, welche die s. g. untern Seelenkräfte, das sinnliche Erkenntnis, den Witz, die Einbildungskraft, die sinnlichen Triebe, den Genuß, die Leidenschaften und Neigungen ausbilden sollen. H. 9, 333. —
Sēh-: Machte er ganz kleine Augen um seine S. zu verstärken. Börne 2, 430; Wein’ deine S. aus. Kosegarten Rh. 1, 129; Gutzkow R. 2, 360. — Sēhnen-, Sénn(en)- [5]: s. Schwing-K. —
Sīēgs-: siegverleihende Kraft: Wird ja der Gott, wem er will, verleihen die S. V. Od. 21, 280; Il. 1, 509. —
Sómmer-: (Landwirthsch.) Das vor Winter zubereitete Land nennet man Winter-K. . . .; welches im Frühjahr zubereitet worden, S. Reichart Gart. 3, 5; 1, 126 etc. —
Spánn-: Diese drückende Kraft des Dampfes ist es, welche man die Sp.-, Expansiv-K. od. Elasticität desselben zu nennen pflegt. Karmarsch 1, 447; Seine .. Gestalt besaß die volle Sp. der Jugend. Lewald W. 1, 30; Sein Muth wurde nicht niedergeschlagen, die Sp. seines Geistes nicht gelähmt. Monatbl. 1, 264b. —
Spring-: Kraft des Springens etc., Schnell-K.: Durch den expansiven Geist und die Sp. der weißen Race. 311a. —
Spǖr-: das Vermögen, Etwas aufzuspüren, Sagacität: Meine Sp. ging auf dieser Fährte. G. 20, 80; 22, 251; Es schnaubt der Doggen Sp. durch die Wälder. Sch. —
Strāhles-: Blitz-K., Elektricität: Der Schlangensisch, mit St. getränket [der elektrische Aal]. WHumboldt 1, 368. —
Strêbe-: Kraft des Strebens: Lässt die St. sich dämpfen? B.; bei Campe auch = Centralkraft, und zwar: Ab- und An-St., Centrifugal- und Centripetal-K. —
Strēīt-: Heeres-K.: Bei der Geringfügigk. unserer Streitkräfte. Pz 2, 8. Seltner von Einem: seine Kraft im Streit. B. 237 v. 217. — Tangentiāl- [6]: Centrifugal-K., insofern sie, wenn die Centripetal-K. aufhörte, den kreisenden Körper in der Tangente oder Berührungslinie seiner Bahn fortbewegen würde. —
Tāūmel-: Taumel wirkende Kraft: Des Qualmes T. V. Ov. 2, 235. —
Thāt-: eine That wirkende Kraft, Energie. G. 22, 229 etc. —
Trēīb-: treibende Kraft, auch nam. zunächst von Pflanzen, z. B. von einem Baum: Bis in die Krone seiner Trieb-K. Gutzkow R. 6, 28 und übrtr.: Naturprocesse durchzumachen, die in der Trieb-K. aller solcher Völker liegen. 1, 226. —
Über-: übermäßige, übersprudelnde Kraft: Sonst rühmtest du ja deine Ü. | in Faust und Speer. B. 155b; Die leidenschaftliche Gluth und Ü. der Sprache. Devrient 1, 210; Gervinus Lit. 5, 78; Gutzkow Zaubr. 4, 354; Meißner FvH. 1, 126; Stahr Jahr. 1, 381; Tieck Makb. 1, 2 etc. —
Überzēūgungs-: Überzeugung wirkende Kraft: Anziehungs- und Ü., die Lessing’s Schriften inwohnt. Danzel 35. —
Un-: (veraltend) Ohnmacht (s. Ab-, Ohn-K.) das Unwirksam-Sein: Das Verbot müßte zu Unkräften kommen. Fischart B. 49b; Machen Christum . . ganz von Unkräften, unnütz und zu nichten 102b; Kein Fürst in seiner Unmacht .. Durch Menschen U. Luther 5, 2a etc.; Dieses Bewusstsein der U. ist schon der halbeTod. Heine Lut. 1, 282; Schubarth G. 2, 247 etc. —
Unterschēīdungs-: die Kraft, das Vermögen zu unterscheiden, Urtheils-K. Heinse A. 1, 309. —
Ūr-: ursprüngliche Kraft: In seiner von allem Angelernten befreiten und gereinigten U. Hartmann BB. 27; Eine einzige höchste Ursache aller Dinge, eine U. der Natur, das Wesen aller Wesen. Sch. 1016a; Ein unersättlicher Hunger nach Erkenntnis der ersten Urkräfte der Natur. Stilling 2, 114; Des Keims U. entfaltend. V. 3, 5; W. 17, 9 etc. —
Urtheils-: die Kraft oder das Vermögen, zu urtheilen, Unterscheidungs-K.: In der Familie der oberen Erkenntnisvermögen giebt es doch noch ein Mittelglied zw. dem Verstande und der Vernunft, dieses ist die U. Kant Kr. d. Urtheilskr. XXI. etc., dafür: Beurtheilungs-K. FNicolai Mös. 6. —
Vóll-: volle, ungeschwächte Kraft: Der Geist schafft aus der V. der selbstherrschenden Phantasie willkürliche Gebilde. Auerbach SchV. 25; Ab. 170; Musäus Ph. 4, 17; Pfeffel Po. 3, 53; In der V. blühender Gesundheit. Stahr Jahr. 1, 233. —
Wêsens-: Die einzelnen Richtungen göttlicher W. in ihrer reicheren Entfaltung im Mannigfaltigen waren an die mit einzelnen Ehrenämtern geschmückte Götter übertragen. Stuhr Rel. 229. —
Wíllens-: vgl. das seltnere Woll-K. —
Wíndes-: Mache dir, dich stark zu zeigen, | Strom und W. zu eigen!| Wider beide, gähnt dein Grab. Chamisso 3, 300. —
Wínter-: s. Sommer-K. —
Wírkens-: Daß ich erkenne, was die Welt | im Innersten zusammenhält, | schau alle W. und Samen. G. 11, 19. —
Wóll-: Kraft des Wollens, Willens-K.: Die stoische W. IP. 36, 55. —
Wúnder-: wunderbare, Wunder wirkende Kraft: Der Kräuter W. Haller 39; Der echte Ring | besitzt die W. beliebt zu machen. L. Nath. 3, 7; L. 8, 272 etc. —
Wúrf-: Central-K. Humboldt K. 1, 104. —
Wúrzel-: die Kraft, wodurch Etwas Wurzel schlägt etc., s. Gegen-K. —
Zāūber-: zauberhafte, Zauber wirkende Kraft: Durch die Z. der Beredtsamk. seine Zuhörer täuschen. Engel 4, 3; Die Z. der Dichtung. G. 13, 151; Das ist die Z. des Witzes, daß | dem Irrthum er den Schein der Wahrheit leiht. Wes Dian. 1, 13 etc. —
Zēūgungs-: Produktions-K. etc.: Daß die poet’sche Z. mir ganz erlosch. Prutz Woch. —
Zīēh-: Anziehungs-K.: Z. natürlicher Eisenmagnete. Humboldt K. 1, 186; Das, was unerreichbar scheint, hat eine geheimnisvolle Z. Kl. Schr. 1, 134.
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