Faksimile 1011 | Seite 1003
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Koth
I. Kōth, m., –(e)s; 0; -: eine breiige, ſchmutzige
Maſſe, z. B. Erde, Lehm ꝛc., wenn ſie mit Waſſer zu
einem Brei vermiſcht ſind ꝛc. (vgl. Schlamm, Moder
und Kothen 1.), nam. aber auch menſchliche und thie-
riſche Exkremente, wofür der Name auch, wenn ſie er-
härtet ſind, bleibt (vgl. Köthel); oft als Bez. des
Niedrigen, Verächtlichen ꝛc. vgl. Dreck: [Er] wird über
die Gewaltigen gehen wie über Leimen, und wird den K. tre-
ten, wie ein Töpfer. Jeſ. 41, 25; Spützet er auf die Erden
und machet einen K. aus dem Speichel und ſchmieret den K.
auf des Blinden Augen. Joh. 9, 6 ff.; Der den Geringen
aufrichtet aus dem Staube und erhöhet den Armen aus dem
K. Pſ. 113, 7; Ich verſinke in tiefem Schlamm . . Errette
mich aus dem K., daß ich nicht verſinke. 69, 2—15; Ich
will ſie wegräumen, wie den K. auf der Gaſſen. 18, 43;
Die vertilget wurden und wurden zu K. auf Erden. 83, 11;
Ich will die Nachkommen des Hauſes Jerobeam ausfegen,
wie man K. ausfeget. 1. Kön. 14, 10; Sie treten den Kopf
der Armen in K. Am. 2, 7; Alles Geld iſt gegen ſie wie ge-
ringer Sand und Silber, iſt wie K. gegen ſie zu rech[n]en.
Weish. 7, 9 ꝛc.; Daß wir aus K. und Staub geknetet ſind
und K. und Staub wieder werden. Alexis H. 2, 3, 58; Cha-
miſſo 3, 304; Iſt’s im Unglanz, werfen ſie es mit K. Gott-
helf U. 2, 356; Der Menſch | trägt Adler in dem Haupte |
und ſteckt mit ſeinen Füßen tief im K. Grabbe; Selten habt
Ihr mich verſtanden, | ſelten auch verſtand ich Euch; | nur
wenn wir im K. uns fanden, | ſo verſtanden wir uns gleich.
Heine Lied 250; Sie hängen ſich an mich wie K. an das
Rad. Luther 1, 263a; Iſt kein finſterer [wohl als Kompa-
rativ, ſ. Sanders Orth. 95, wenn man nicht „kein“ als
Drckf. für „ein“ annehmen will] Tag und ſcheinet (wie
man ſpricht) als ein K. in die Laterne. 5, 68a; Eine Schei-
dung des Speiſebreis durch die Galle in Nahrungsſaft (Chy-
lus) und K. Oken 4, 212; Reue, hölliſche Eumenide, die
ihren Fraß wiederkäut und ihren eignen K. wiederfriſſt. Sch.
113a ꝛc.
Anm. Ahd. quât, chot, mhd. kot, vgl.: Alſo meine
ich, Bock Emſer’s Traum von zweierlei Prieſterſchaft liegt
im Sand und „quat“. Luther 1, 371b; während in den
oben angeführten Stellen er „kot“ ſchreibt, in der 1, 263a
noch der Anführung von Friſch (wahrſcheinl. nach einem Ein-
zeldruck)auch„Quot“. Oft bei Älteren: Kat(h), (Kadh),
auch als neutr., z. B. Logau 3, 141; Stumpf 607b; 608a;
Zinkgräf 2, 71; Ryff Sp. 149b ꝛc.; Th. 5; 28; 52 u. o.,
auch: Helfant kadt [Elephantenkoth] 28; Lewen kadt 60;
Rinderen kadt 52; Ein Wiedhopf oder Kadthahn 188 ꝛc.
Vgl. Das Koth auf der Gaſſen. Hammer Rh. 309 ꝛc.
a) Nach Einigen von dem nam. noch im Plattd. üblichen
„quad“ = böſe, ſchlecht; doch ſcheint eher der Begriff des
klebenden Schmutzes die Grundbed., vgl.: Den Koder und
zähen Schleim in der Bruſt. Ryff Sp. 130b; Stalder 2,
218, ſ. Qualſter und Kolſter ꝛc. Wir ſtellen hier einige meiſt
mundartl. Wörter zuſammen, die vielleicht (!) mit K. ver-
wandt ſind und zur Aufhellung des dunkeln Stammes dienen
können: b) Unterköthig, a.: unter der Vernarbung fort-
eiternd und ſchwärend, und danach übertr.: innerlich faul
bei äußerlich geſundem Schein, (vgl.: Heimlich unterſchwor-
ner Zwiſt. G. 12, 175 ꝛc.): Grindig, krätzig, unterkö-
tig. Brockes 9, 26; Ein ſolcher Splitter macht beſtändig un-
terköthig, wenn auch Alles ſchön vernarbt ſcheint. Jahn M.
150; Meine unterkötige Wunden und heimlichen Schäden
ſtinken und eitern für und für. Mattheſius Prof 69; 119; ſo
auch bei Adelung, vgl.: „πcνoς .. unterködig.“
Riemer gr. Wört. 2, 802a; 795a; bei Schm. 2, 343 un-
terkettig, unterkittig; in Mecklenburg allgem.: un-
terkütig, ſ. Frommann 2, 228, vgl. 3, 140, vielleicht zu-
ſammenhängend mit Küt, (ſ. Kutte Anm.) Jedenfalls ver-
dient „unterköthig“ für gr. ōπooος die Aufnahme in die
Schriftſprache. c) Nach einem Topftuch, ſ. g. Aufwaſch-
Kodder. Goltz 1, 107 und dazu: In einer verhungerten,
verkodderten und verluderten Schlachtſchizzen-Wirthſchaft.
361; Mit koddrigem Gewiſſen. 3, 75, wohl Bez.
des Schmutzig-Lumpigen, ſ. in a) Koder. Davon verſch.
(ſchleſ.): Niemand ließ dich [den Hund] aus deinem häßlichen
Kodder. Holtei Menſch 185, etwa: Verſchlag?, ſ. bei
Schütze „Kott“ = Käfig und vgl. Koth II. d) Kadel,
Kaſel, m.: Ruß, Kienruß, ſ. Weinhold und Friſch 1, 495b,
nam. die Stelle aus Mattheſius Sar. [145b]: Druckerdinte
macht man aus Kad, Luff, Ruß und Fernis. Friſch zieht dazu
auch: Kadart, m.: Zaubrer, Schwarzkünſtler. Mattheſius
Sar. 263b; Lthr. 51b; Kadartin, f.: Hexe. Sar. 153;
Verkadern tr.: behexen, verzaubern. 19; Lthr. 42b; 55a
ꝛc. e) Kotze, f.; –n: Hure, Ehebrecherin, und Ableit.:
Luther 6, 361b; Da Gottes Sohn, Ezech. am 16. und an
viel andern Orten von ſeiner alten „kotzſchen“ redet, die ihn
verlaſſen und ſeinen Ehebunde . . Wie die Schrift dieſe böſe
und ehebrecheriſche Art auch eine kotzſche oder kotze, un-
heilige, ſchändliche, verruchte Hure heißt. . . Die unzüchtige
Welt .. will ihr eigen kotziſch Weſen beſchönen. Mattheſius
Sar. 159; Schm. 2, 347. Dazu: Kotzenſohn. Haltaus
1127a.
Zſſtzg. vielfach, vgl. die von Dreck leicht zu mehren
noch den folgenden: Bǟren-: Exkremente des Bären;
nach der Ahnlichk. auch (Hüttenw.) das beim Schmel-
zen des Silbers obenauf ſchwimmende Unreine ꝛc.
Dárm:: Koth in den Därmen. Gáſſen-.
Hēīden-: Heidendreck. Höllen-: z. B. Neun-
armig floß .. der H. Blumauer 2, 125, von dem ſchmu-
tzigen, kothigen Höllenfluß. Ménſchen-: menſch-
liche Exkremente. Oken 3, 1570. Strāßen- ꝛc.