kollern
I. Kóllern, intr. (haben), tr. und zuw. refl.:
1) Tonw., die Stimme mancher Thiere, bes. Vögel nach- ahmend, z. B. vom Truthahn, s. d. und haudern etc.: Dann ließ der halbverrenkte [wälsche] Hahn | ein lautes K. hören. F. 2, 431; NKr. 4, 174; 1, 2 etc., auch: Der deutsche Name kalekutischer Hahn scheint tonnach- ahmend aus dem Kullern gebildet. Nat.Z. 8, 265. Ferner: Was kollert und girrt ... hier? .. Ein Täubchen. 2, 34; Eine Gesellschaft wandernder Tann-, Kohl-, Hauben- und Blaumeisen .. häkelt sich k–d .. an alle Spitzen. Th. 94; Ihre spulenden, k–den Locktöne. 95; Kollert die Tann- und Blaumeise. 127 etc. Auch tr.: Der Truthahn .. kollerte ebenfalls ’was Zorniges daher. A. 1, 183; Sie [die Truthähne] k. Luft aus den Lungen. 7, 619 und mit Angabe der Wirkung (refl.): Sie [die Vögel] kollerten sich braun und blau. F. 3, 209 etc. und Zsstzg. wie bei bellen (s. d.). —
2) von ähnlichen Tönen der mensch. Stimme, z. B.: Der Poet kollert ja sein Deutsch her wie ein Truthahn. Fr. 79; Wie er die verschiedenen Instrumente nachmachte ... Er pfiff die kleinen Flöten, er kollerte die Querflöte. 29, 290; Sangen einen gar unglücklichen Gesang so näselnd, so schlürfend, so kollerend. Reis. 4, 35; Solches virtuosenhaftes K. [Singen]. NKr. 4, 81; Da du .. nur | höchst viehisch kollertest [unartikulierte Töne hervorbrachtest], versah ich dich mit Worten. Sh. 3, 32; Er hörte an den .. sich k–den Lauten, daß sie vermuthlich in dieselbe Sprache übersetzte. 11, 78 etc. Auch hier: Die Stimme erstarb, kullerte und rollte wie eine abgeschossene Kugel im Sande (s. 5). Fr. 347 etc. —
3) von dem rollenden Ton in den Gedärmen (vgl. knurren etc.), gw. mit ,u“: Kullert der Hunger in unsern Magen. H. 2, 1, 194; Wenn es [das eingenommene Abführmittel] in Ihnen herumkullert. Reis. 3, 325; Daß sich mir Alles kullernd im Leibe herumdrehte. Börn. 135; Es kullert schon Etwas unterm Zwerchfell. M. 2, 255. —
4) von andern dumpf rollenden Tönen, z. B.: K. nennt man in Bergwerken, wenn Etwas an einer Maschine nicht recht geht und einen ungewöhnlichen Laut macht, als Ketten, Wasserkunst etc. — 5) Nam. aber von Etwas, das sich kugelnd und überschlagend rollt oder fällt, zunächst nach dem Ton, dann aber auch ohne Rücksicht darauf (vgl. rollen) und dann wie alle eine Ortsverändrung bez. Zeitw. mit „sein“, auch refl. — und tr. = k. machen: Was raschelt und kollert jetzt den Wegrain hinab? D. 4, 195; Kollerte der Balken krachend und knisternd den jähen Fels hinaus. 153; Die Trommel kollerte brummend durch die Stube. Wehm. 133; Ihm kollert’ im Gefilde sein Gespann, | verstrickt in einen Tamarindenstrauch. 169b; Sie über-k. sich ja ordentlich. Phil. 127; Der Ameishauf durch einander kollert. 2, 119; [Wie der Hund] sich gefiel, vor mir her-zu-k. 11, 195; 12, 46; Ward das Faß bergab gek ullert, bis es in den Fluß rollte. M. 71; Kollerte ein Windstoß eine Handvoll Heu über den Hof hinweg. 2, 142; 3, 322; Bis man stolperte und sich im Stoppel kollerte. 125; Kollerten Blätter an uns vorüber. 1, 322; Ich möcht’ ein kleiner Bube sein | und k. durch das Feld. 1, 234; Kollert nieder. 349; 368; Entkullerte, entkollerte würde das griech. [κνíνeτo] weit besser ausdrücken als das vossische „Donnergepolter“ [Od. 11, 598]. gr. Wörterb. 1, 929; Das Laiblein Brot, | das hergekollert kam. Erb. 2, 85; Ich kollre gegen die Wand. A. 2, 30; N. 5, 347; Th. 437; Bald kollert hier, bald poltert dort ein Splitter ... niederwärts. EE. 170; [Ketzer], die zur Höll’ abkollerten. 2, 138 etc., vgl. Zsstzg. von stürzen. — 6) mit dumpfem Lärm wüthen und toben, vergl. „Gekoller“ poltern (z. B. der gutmüthige Poltrer etc.); dann: den Koller (s. d. II. und Anm.) haben: K–de Pferde; David verstellet sein Gebärde vor ihnen und kollert ... Ihr sehet, daß der Mann unsinnig ist. 1. 21, 13; „Lieber sollt’s mir der Schweins-’ hirt werden!“ kollerte der Hofbauer. rhD. 2, 79; Wenn die Frau Visitatorin kollerte, so müßte die Frau Visitatorin dermaleinst Verstand genug besitzen, sich nach ihrer Decke zu strecken. Ph. 1, 276 etc., vgl.: Der Teufel 122* hat die Leut zu Delphis aus einem Loch angehaucht, daß sie dadurch hennebrütend [s. brüten, Anm. „hirnbrütig“] und kolleret worden. Sar. 298. — In Zsstzg. z. B.: Lieb ist mir’s, daß sich der König ärgert, kollert sein Blut ein wenig auf [wallt k–d auf], sonst gefriert’s. F. 17 etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.