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Kohle
Kōhle, f.; –n; Köhlchen; –en-, Kohl-:
„der mehr oder weniger aus reinem K–n-Stoff (s. d.) bestehende Rückstand von der trocknen Destillation organischer Körper“ (Karmarsch 2, 469) oder: fester Theil eines organischen Körpers in noch dauerndem oder nicht vollendetem Verbrennungsproceß, Jenes: Glühende, brennende, lebendige K.; Dies: todte, schwarze K.; K–n brennen; Holz, Buchenholz zu K–n brennen; Einen alten Kohlenkorb tüchtiger büchener K–n. G. 18, 42; Pflanzen-, Holz-, Buchen(holz)-, Torf-K–n etc.; Knochen zu K. brennen, Bein-, Knochen-K., s. Beinschwarz; Mineralische K–n, s. Stein-K.; Wo man zu Kriegspulver Weiden- und Erlen-, zum Jagdpulver dagegen Faulbaumholz-K. anwendet. Karmarsch 3, 99 etc. Oft sprchw.:
a) Schwarz wie eine K., s. kohlschwarz; Die Augen K–n, die Hände Milch. Gleim 3, 198 etc.
b) Erglüht es wie lebendige K. G. 11, 93, vgl.: In den längst erloschnen K–n | fühl’ ich wieder ein Geglimme. Heine Rom. 70; Blasen Sie .. bei dem Prinzen ein wenig in die K–n, damit sie nicht ganz erloschen sind, wenn wir unsern Schwefelfaden zünden wollen. L. 12, 239 etc.
c) Auf oder wie auf (glühenden, heißen, z. B. Müllner 5, 105) K–n sitzen, liegen, stehn, sein (vgl.: auf Nadeln, Dornen sitzen; Der Boden brennt (s. d. A 1c) Einem unter den Füßen etc.), in einer peinlichen, unangenehmen Lage sein, nam. vor Ungeduld die Zeit nicht erwarten können, vgl.: Ich Armer schlich auf glühenden K–n. W. 11, 39; Sie gehen auf K–n und ich wünsche, daß Sie Nichts schreiben, was Ihre Ruhe untergräbt. Heyne (Forster’s Br. 2, 27); Wie der Hahn (s. d. 1) über die K–n laufen. L. 5, 388; 3, 272 etc., flüchtig; Etwas wie glühende K–n fallen lassen. Gutzkow R. 3, 370, schnell wie aus Furcht, damit übel zu fahren, zu verletzen etc.
d) Die Hand, die Hände (Berlichingen 187; 236), mit der Hand (G. 9, 74) in die K–n schlagen, unbedacht Etwas unternehmen, wobei man in Gefahr geräth, empfindlichen Schaden zu leiden, „sich die Finger zu verbrennen“, vgl. auch: Alle Gegner einer geistreichen Sache schlagen nur in die K–n, diese springen umher und zünden da, wo sie sonst nicht gezündet hätten. G. 3, 172 etc.
e) Noch K–en zum Feuer [vgl. Wasser ins Meer etc.] tragen. Gutzkow R. 9, 505 etc.
f) Jch suchte nach verborgen-goldnem Schatze | und schauerliche K–n trug ich fort. G. 12, 91, mit Bezug auf Märchen von Schatzgräbern, vgl.: Nehmt euch in Acht, daß eure goldnen Redensarten sich nicht in K–n zu Scheiterhaufen verwandeln. Gutzkow R. 8, 6; Wirst mir zutrauen, daß ich Niemanden K–n für Gold verkaufen würde. W. 23, 172 etc.
g) Daß mir der Mehlthau einen schönen Spalierbaum in eine K. verwandelt [ihn gleichsam verbrannt] hat. Merck 2, 178 etc.
h) Sich an Jemandes K. wärmen, von ihm Vortheil ziehn etc. Att. Mus. 2, 1, 78.
i) Den Speck (s. d.) auf die K–n bringen etc. k) K–n im Gewissen haben. Rank Arm. 202, sich nicht schuldlos fühlen etc. l) ferner nam. bibl.: (Feurige oder Feuer-, L. Nath. 4, 6) K–n auf Jemandes Haupt sammeln, häufen. Spr. 25, 22; Röm. 12, 20, mit der Randgl.: Daß der Feind durch Wohlthat über sich selbst erzürnet, daß er uns so übel gethan hat und Luther 1, 191a, vgl. die Umdeutung: „Ihr sollt ihm als eurem Feind durch Gutesthun feurige K–n auf sein Haupt sammlen.“ Ja freilich .., wenn sie brenneten. Zinkgräf 2, 41. 2) übertr.:
a) Glühende K., Name einer rothen Pflaumensorte, ferner einer Walzenschnecke, Voluta hispidula oder Glimmerchen.
b) Wilde K., Brandschiefer etc.
c) Pferdek.: K., Kennung, Bohne (s. d. 4c).
Anm. Ahd. chol(o), mhd. kol (m. und n.), vgl.: Den Salpeter . ., den Schwefel .. und das Kohl. Büchsenmeisterei 26; Den achteten Theil Kohls. 24; Das glühende Kol. Frank Last. A. 2a; Ein Kolen im Schnabel führen, den etc. Eppendorf 145; Ein glühender Kohle. Ryff Th. 295 u. ä. m., vgl. Schm.: Das Kol, pl. Köler. Daher in ältern Zsstzg. Kohl-, z. B.: Kohl- (ungw. kohlen-, IP. 22, 80) schwarz, -Meise etc. Verkl. Köhlchen. JFalk G. 184; Schefer Laienbr. 86 etc., veralt., mundartl.: Das Kölein. Matthesius Lthr. 122b. Schwzr.: Kohli, schwarzes Geschöpf. Stalder, z. B. Rappe. Gotthelf G. 266; 269; U. 2, 203 etc.
Zsstzg. vielfach s. 1; ferner nam. auch zur theilweis schwankenden Bez. der versch. Arten mineralischer Kohlen, z. B.: After-: der Abfall, das Kohlenklein.
Ast-: s. Gruben-K.
Báck-: Stein- K., welche während des Brennens zu einer halbflüssigen schaumigen Masse aufschwillt, deren einzelne Stücke also zu einer einzigen Masse zusammenschmelzen. Karmarsch 3, 371, s. Sand- und Sinter-K.
Bánk-: Stein-K. unter den Bankbergen, gw. mit fetten, schwarzen Letten.
Bēīn-: aus Knochen gebrannt, Beinschwarz. Blátt-, Blä́tter-:
1) Schiefer-K. von feiner schiefriger Zusammensetzung.
2) Papier-K. Blínd-: im Meiler nicht genug ausgebrannt oder „blind gekohlt“. Brāūn-: in der Mitte zwischen Torf und Stein oder Schwarz-K. stehend, in späterer Zeit entstanden als diese, mehr braun und mit deutlicher Holztertur. Brénn-: als Brennmaterial dienend. Zinkgräf 1, 304. Dách-: die obre gw. schlechtre Kohle der Steinkohlenflöze, „Gipfel-K.“ Erd-: erdige Braun-K. Fāser-: Stein-K. von fasrigem Gefüge. Fétt-: Harz-, Glanz-K., Anthracit. Fēūer-: feurige Kohle, z. B. [1h]. Gípfel-: Dach-K., vgl. Grund-K. Glánz-: starkglänzende Stein-K. Grōb-: graulichschwarze Stein-K. von schwachem Fettglanz und grobkörnigem Gefüge. Grūben-: Unter G–n versteht man Holzkohlen, welche aus kleinem Holz und Reisig, nicht aber in Meilern gebrennet werden und auch Äst-, Reiser-, Span-, Klein-K–n heißen. Die Köhler .. Grubenköhler. Krünitz 10, 621. Grúnd-: aus der untern Schicht eines Kohlenflözes, im Ggstz zur Gipfel-K. Kohl E. 2, 36. Hārz-: Fett-K. Hólz-: verkohltes Holz; auch als Fossil = Faser-K. Kä́nnel-: engl. candlecoal, d. h. Licht-K., weil mit langer, weißer, heller Flamme brennend, ähnlich wie der Docht eines Lichts. Klēīn-: Gruben-K. Lêhr-: die besten Stein- K–n. Campe. Létten-: unreine, thonige Kohle. Mōōr-: trapezoidische Braun-K. Papīēr-: Braun-K. in dünnen Schichten, wie Papierblätter, Blatt-K. Péch-:
1) eine der Stein-K. ähnliche Abändrung der Braun-k., Gagat. Karmarsch 1, 356.
2) eine bei Planitz in Sachsen gefundne Sinter-K. 3, 402. Plénten-: ohne Unterschied aus allerlei Holz gebrannt. Quándel-: die zu kleinen Stücken gebrannten Kohlen um den Quandelpfahl im Meiler. Rāūch-: unausgebrannte Kohle, s. Brand 19. Rēīser-: Gruben-K. Rēīß-: zum Reißen, d. i. Zeichnen dienend. Rūß-: Stein-K., die ein lockres, grobkörniges Gestübbe bildet. Sánd-: Stein- K., die mit geringer Flamme brennt und unverändert ihre Gestalt beibehält, bis sie allmählich verglimmt, s. Back- und Sinter-K. Schêr-: unreine Stein-K. Nemnich. Schīēfer-: Stein-K. von schiefrigem Gefüge. Schmīēde-: wie sie die Schmiede gebrauchen. Schwárz-: Stein-K., nam. von tiefschwarzer Farbe, vgl. Braun-K. Sétz-: bei den Kohlenführern die langen Kohlen, womit der Wagen an den Seiten besetzt ist, um das Herausfallen der kleinern zu verhindern. Sínter-: die Mitte haltend zwischen Back- und Sand-K., die im Feuer etwas erweicht, so daß die einzelnen Stücke wohl äußerlich zusammensintern, doch ohne gänzliche Andrung der Form. Spān-: Gruben-K. Splínt-: verkohltes Splintholz, dann auch Art Stein-K., bei Wylam in England gegraben. Splítter-: eine nam. unweit Edinburg vorkommende Abändrung der Kännel-K. Stángen-: Art stängelichter Braun-K. in einigermaßen verkohltem Zustand unweit Kassel vorkommend. Stāūb-: Kohlen-Grus oder -Klein, im Ggstz der Stück-K., z. B. Karmarsch 3, 382. Stēīn-: ein Fossil, der verkohlte Uberrest früherer Vegetation älter als die Braun-K. Stöcker-: von den Asten, die zu andern Kohlen zu dünn sind. Stück-: s. Staub- K., nam. auch: Stucken-K., aus Klötzen gebrannt. Tórf-: Die T., fälschlich auch wohl Torfkohk genannt. Kar- marsch 3, 533.