Kohl
Kohl, m., –(e)s; –e; -: 1) eine Pflanzengattung,
Brassica, und die vielen größtentheils als Gemüſe be-
nutzten Arten und ſchwankenden Abarten (ſ. Zſſtzg.);
dann auch ausgedehnt auf einige ähnliche oder ähnlich
zu benutzende Pflanzen, z. B. (veralt.): [Ein Senfkorn],
wenn es erwächſt, ſo iſt es das größeſt unter dem K. Matth.
13, 32; Grüner K., ſ. Sammel-K.; Indianiſcher K.,
Arum esculentum; Wilder K., Lampsana communis
ꝛc; K. pflanzen, blatten ꝛc.; kochen, aufwärmen (ſ. b),
einmachen; Im kühlen Gewölbe | gärt ihr der kräftige K. [ſ.
Sauer-K.]. G. 1, 272; Von dem Geruch eines kurzen K–s
in Ohnmacht gefallen. Möſer Ph. 1, 128 = gehackter K.
(vgl. als Ggſtz: Langer Grün-K. Scheibler Kochb. 259),
nach Schütze 2, 327 „Löffel-K.“ (oft mit Grütze ge-
miſcht); Könnt’ Ariſtipp, ſagt Diogen, | mit K–e [ſ. Anm.]
ſich, wie ich, begnügen. Göckingk 2, 108; V. Hor. 2, 284;
O, wer bei magerm K. | in ſeiner Hütte ſäß und fühlte ſich
behäglich! W. 12, 47 ꝛc. Sprchw.: a) Das macht den
K. nicht fett, von einer Kleinigkeit, die nicht viel fördert
und nützt. — b) Aufgewärmter K. L. 13, 294 ꝛc., alte
Geſchichte, etwas Abgedroſchnes (vgl.: alte Kamillen
und 2): Über einen K., den er eben zum 77ſten Male auf-
wärmte, eine deutſche Brühe zu gießen. L. 8, 204; Dein
Auszug aus des alten Forſter 2mal aufgekochtem K. W. Merck
418; Ich muß den längſtgekochten K. doch wieder zum Feuer
rücken. Immermann M. 1, 105 ꝛc. — c) Hätt’ ich auch ein
Haupt von K., | mit Spreu gefüllt. W. 12, 79, wär’ ich
auch der ärgſte Dummkopf (ſ. 2 und Kohlkopf). —
d) Seinen eignen K. pflanzen, z. B. Gutzkow Bl. 1, 116,
in ſtiller ländlicher Zurückgezogenheit leben ꝛc. S.
auch Zarncke Br. 416b und 424b. — 2) namentl.
burſchik.: langweiliges dummes Geſchwätz, Un-
ſinn: O mach nur keinen langen K.! Droyſen A. 2, 315;
Dieſem K–e direkt zu Leibe zu gehen. Hegel 17, 519 ꝛc., vgl.
1 die ſprchw. Wendungen b und c und: Das giebt, wie
die Mainzer ſagen, einen „Allerwelts-K.“ König Kl. 2,
7, ſ. kohlen 4.
Anm. Ahd. chol(i), mhd. kol und köle, (auch mund-
artl. mit Uml.) aus lat. caulis (Stengel), it. cavolo, K. ꝛc.
— Mz. ſelten, doch z. B.: Die K–e. Oken 3, 1402; Art
der Blau-K–e. Reichart Gart. 3, 59 ꝛc.: gw. K.-Arten; und:
Friſſt die jungen Köhl .. hinweg. Ryff Th. 320, gw. K.-
Pflanzen. Auch im Dat. ohne Artik. gw. ohne Flexions-e (ſ.
† E), auch mit Rückſicht auf die Verwechslung mit „Kohle“,
ſ. o. das Bſp. aus Göckingk und vgl. Zarncke Br. 424b.
Zſſtzg. zahlreich; in den durch * bez. Abarten des
Garten-K–s vielfach ſchwankend, z. B.: Ácker-: B.
arvensis, vgl. Feld-K. — Alpen-: B. alpina. —
* Bāūm-: ſehr hoher, baumartiger Blätter-K., auch
See-K. genannt. — Bēhn-: Kompoſt-K. — Bēīß-:
ſ. Beet 7. — Blāſen-: B. vesicaria. — *Blátt-,
Blä́tter-: deſſen Blätter unvereint am Strunke
ſtehn, im Ggſtz. zum Kopf-K., deſſen Blätter ſich zu
einem Kopf (ſ. Kohlkopf) zuſammenſchließen, ſ. auch
Blumen-K. — *Blāū-: Art Blatt-K. — *Blū-
men-: wobei die eßbaren Blüthen die Hauptſache
ſind, wie beim Blätter-K. die Blätter und beim Rüben-
K. die über der Erde kugelförmig verdickten Stengel,
auch ,,Käſe-K., Kardifiol“ ꝛc. — Blūt-: Dioscorea
sativa. — *Brāūn-: Art Blatt-K. — *Bǘckel-:
Herz-K. — *Dáchs-: Art niedrigen krauſen Blatt-
K–s. — Dīſtel-: Cnicus oleraceus, Wieſen-K. —
Drēī-: Trifolium menyanthes. — Dúrchwachs-:
B. orientalis. — *Fêder-: Art Blatt-K., mit feder-
artig zerſchnittnen Blättern, Plümage-, Kraus-K. —
Féld-: B. campestris, auch Wald-K.; vgl. Acker-K.
— Gárten-, Gemǖs-: Küchen-K., B. oleracea,
wovon die vielen mit * bez. Abarten. — Grās-: Car-
duus oleraceus. — *Grǖn-: grüner Blatt-K.; an
einigen Orten auch ein nam. am „grünen Donners-
tag“ gegeßnes Gemüſe von (7 oder 9erlei) grünen
Kräutern, Sammel-K. — Hāſen-: 1) Sonchus ole-
raceus (Gartendiſtel). — 2) Seriola, Oken 3, 724. —
* Hérz-: Art Kopf-K. mit loſen Köpfen von krauſen
Blättern, Bückel-, Pörſch-, Savoyer-, Werſich-, Wir-
ſing-K. — *Hōch-: hoher Blatt-K. — Hühner-:
hymus serpyllum. — Húnds-: 1) Apocynum.
2) Mercurialis perennis. — 3) Asclepias syriaca.
— 4) Thelygonum. — *Káppes-, Kapucīner-:
weißer Kopf-K., ſlaw. kapusta, ſ. Kopf, Anm. —
* Kǟſe-: Blumen-K. — Knóllen-: Kohlrübe. —
Kómpoſt, Kómp(e)ſt, Kómſt-: Die lockeren Köpfe
[des Weißkohls], „Pfuſchen oder Schälke“ [ſ. Schlutter-K.],
pflegt man in Sachſen und Franken mit Salz, Kümmel,
Dill ꝛc. einzumachen. . . Man nennt ſie Kompes, Kumps-
kraut, vermuthlich wegen jener Kompoſition. Nemnich 1, 671;
Eine Tonne mit Kumſt, d. i. mit Weißkohl eingemacht. Goltz
1, 91; Der Sauer-K., hier Kumſt genannt. 282 ꝛc. —
* Kópf-: ſ. den Ggſtz. Blatt-K. — *Krāūs-:
Feder-K. — Krǟūter-: Sammel-K. — Küchen-:
Garten-K. — Kúckucks-: Oxalis acetosella. —
Löffel- [1]. — Mêêr-: Crambe maritima. —
cī
Ol-: Kohlſaat, Winterreps. Oken 3, 1404, vgl. Raps-
K. — Pálmen-: Deſto angenehmer ſchmeckt die Knoſpe
im Innern der Blattſcheiden, der beliebte P., dem die Pflanze
ihren Namen Kohlpalme [ſ. d.] verdankt. Burmeiſter gB. 2,
225; Iſt der Baum [die Kokospalme] erſt 1“ hoch, ſo iſt
der Blattkopf ſüß und ſchmackhaft und wird unter dem Namen
P. gegeſſen. Oken 3, 663. — *Páppel-: Corchorus.
V. Ar. 1, 332. — *Peterſīli-en-: Art niedriger
Blatt-K. — Pflóck-: Die halbabgeſchnittenen Blätter
des Braun-K–s geben ein gutes Gemüſe und werden an einigen
Orten Pf. genannt. Nemnich. — *Plátt-: Art Weiß-K.
— *Plümāgen- (āſhen): Feder-K. — *Pörſch-:
Herz-K. — Rāīn-: Lampsana. — Réps-: Rüb-
ct
ſaat, vgl. Ol-K. — *Rōſen-: Sproſſen-K., in den
Blattwinkeln kleine Köpfe wie Apfel bildend. —
* Rōth-: rother Kopf-K., Ggſtz. Weiß-K. — *Rū-
ben-: ſ. Blatt-K. und Kohlrübe. — Rǖbſen-:
Reps-K. — Salāt-: B. eruca. — Sámmel-: ſ.
Grün-K. — Sāūer-: geſchnittner und eingemachter
Kopf-K., Sauerkraut. Rumohr Kochk. 129; Aus feinge-
hobeltem Weiß-K., vorzüglich aus dem herbſtlichen Platt-K.
macht man durch Einſalzung und Gärung das allgemein be-
kannte Sauerkraut. 136. — *Savóy(er)-: Herz-K.
— *Schálk-: 1) Schlutter-K. — 2) aus der Art ge-
ſchlagner Kohl. — Schárf-: Sauer-K. — Schlīēß-:
Kopf-K. — Schlútter-: Kopf-K., dem das Herz
fehlt: Die gemeinen Leute nennen ſolche bei uns die Sie,
nämlich das Weibchen, oder auch Schälke, an einigen frem-
den Orten nennt man ſie auch Sch. Reichart Gart. 3, 59. —
Schnítt-: Kohlarten, die geſchnitten verſpeiſt wer-
den; auch Aegopodium podagraria. — Sēē-: Baum-
K.; Meer-K.; auch Convolvulus soldanella od. Meer-
winde. — Sénf-: Salat-K. — *Spárgel-,
Spróſſen-: Roſen-K., Broccoli. — Stēīn-: B.
erucastrum. — Wáld-: Feld-K. — *Wēīß-:
weißer Kopf-K., ſ. Roth-K. — Wélſch-: Herz-K.
Wīēſen-: Gras-K. und Diſtel-K. — Wírſing-:
Herz-K. u. ä. m.
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