Faksimile 0969 | Seite 961
Faksimile 0969 | Seite 961
Faksimile 0969 | Seite 961
Faksimile 0969 | Seite 961
Knoten
I. Knōten, m., –s; uv.; Knötchen, lein; -: 1)
eine in einem biegſamen Körper durch Verſchlingung
der Theile entſtandne Verdickung: K. in einem Faden,
Strick, in der Loggleine (ſ. 18); Zwei Endchen Bindfaden
durch einen K. zuſammenknüpfen; Sie ſchlingt, bindet, ſchlägt
ihr Haar in einen K.; Er bindet ſein Halstuch in einen K.;
Sich als Erinnrungszeichen, um Etwas nicht zu vergeſſen,
einen K. ins Taſchentuch machen. Gutzkow Lenz 115; Hack-
länder Hdl. 1, 124; Tieck N. 3, 89 ꝛc., ſ. Einknüpfen;
Der Faden verſchlingt, verwirrt ſich zu einem K.; Einen K.
binden, knüpfen, machen, ſchlagen, ſchlingen, ſchürzen ꝛc.; auf-
binden, -knüpfen, -löſen, -ſchlingen, -ſchürzen, ent-ſchlingen,
-ſchürzen, -wirren ꝛc.; Alexander zerhieb den gordiſchen K.,
ſtatt ihn aufzulöſen; Ihr ſeid noch der K. von dieſem Bündel
Haſelruthen [der die Schwachen Vereinigende und Zu-
ſammenhaltende]. G. 9, 80; Der K. [der umſchlingenden
Schlangen] furchtbares Gewinde. Sch. 31a; Sie entſchürzt
mit der Hand die ſchlingenden K. V. Ov. 1, 109; Od. 8,
443; Jhre Haare fielen aus dem K im Nacken ꝛc. Waldau
N. 1, 38; Haar .., in einen Flechten-K. gebunden. Scherr
Gr. 1, 136; Haar-K. So bei weibl. Handarbeiten
und in Gewerben, wo es auf kunſtgerechte Verſchlin-
gung und Verknüpfung von Fäden, Seilen ꝛc. an-
kommt. Wir erwähnen nam.: Knötchen machen oder
knüpfen = Filet (ſ. d. und knöteln). G. 24, 8; L. 6,
135; Möſer Ph. 1, 56 ꝛc. Ferner Zſſtzg., z. B.:
Kreuz-K. der Nähterinnen ꝛc., wobei die Fäden zweimal
kreuzweiſe in einander verſchlungen werden; Bindet es
mittelſt eines Fiſcher-K–s zuſammen. Karmarſch 2, 851,
wie ihn die Fiſcher bei ihren Netzen ꝛc. anwenden;
Weber-K.; Wald-K. (der Jäger); Knopf-, Netz-,
Seil-, Zweifels- [vgl. 3] K. u. ä. m., nam. auch
Schiff., wo aber Knopf (ſ. d. 3 und Zſſtzg.) üblicher
iſt. 2) oft übertr., von Allem, wo ſich verſch.
ſich verwirrende oder Etwas verknüpfende Fäden (ſ. d.
4) durch einander ſchlingen ꝛc., z. B.: Müſſen ſich alſo die
K., die ſich in meinem Leben auf der Erde geſchürzt haben, in-
dem ſie fortlaufen, wieder aufſchlingen. Abbt (Mendelsſohn 5,
296); Die verworrnen K. | des wild verknüpften Sinnes
löſt er leicht. G. 8, 96; Löſet den K., vor deſſen Entwicklung
ich ſchaudre. 5, 82; Es erinnerte ſich durchs ganze Leben
das Ehpaar, | daß die geſchickte Hand [des Freiersmanns]
den erſten K. geſchlungen. 63; Ich habe noch keinen K. ge-
ſehn, der ſich ſo menſchlich ſchön knüpfte. 9, 380; Will ſich
wo ein ſchneller K. ſchürzen, | um deſto ſchneller hau ich [der
die Vereinigung haſſende Dämon des Kriegs] ihn ent-
zwei. 10, 225; Wie ſoll ich nun | des wunderbaren K–s:
Räthſelſchlinge, | die euch umſtrickt, zu löſen übernehmen?
13, 333; 181; 194; Der Faden ſeines Schickſals hatte
ſich ſo ſonderbar verworren, er wünſchte den ſeltſamen K.
aufgelöſt oder zerſchnitten zu ſehen. 16, 289; 18, 261;
Klinger Giaf. 544; Wie ſich | der K., der ſo oft mir bange
machte, | nun von ſich ſelber löſt! L. Nath. 5, 4; Sch. 600b; O
Zeit, du ſelbſt entwirre Dies, nicht ich; | ein zu verſchlungner K.
iſt’s für mich. Schlegel Sh. 2, 199; Wollt ihr wiederum ent-
ſchürzen | den K. dieſes allverhaßten Kriegs? [den Krieg ent-
feſſeln ꝛc.]. Heinr. 4, 1, 5, 1; Alle 7Weiſen hätten den K. [ſ.
3] nicht beſſer auflöſen können, als ihn Schach-Baham zerhieb.
W. 13, 130; Den K. hat das Schickſal ſelbſt gewunden. | Nur
wie er aufzulöſen ſei ꝛc. 20, 103; 128; Daß es nicht er-
laubt iſt, einen K. durch Dazwiſchenkunft eines Gottes [im
Drama ſ. 9] zu zerhauen, ſo lange noch ein natürliches
Mittel, ihn zu entſchlingen übrig iſt. 21, 192; 23, 83;
Eine Menge ſelbſtgedrehter K. [ſ. 3] und ebenſoviele ſinn-
reiche Auflöſungen. HBr. 2, 175 ꝛc. Auch in vielen
Zſſtzg. z. B.: Der Drachenknote | des Schickſals war
zerſtückt. H. 15, 153; Knüpfet ſich kein Liebes-K. | zwi-
ſchen Kind und Mutter an? Sch. 54b; Freundſchaft .., die
ich in einen ehelichen Liebes-K. zuſammenzuſtricken geſonnen
bin. W. 22, 334; Der ſich mit einer gewiſſen Lamia in cinen
Liebes-K. verſtrickte, deſſen Auflöſung von einem Herrn .. be-
wirkt wurde. 18, 109; 12, 253 ꝛc.; Wenn er die Räth-
ſel-K. [ſ. 3] glücklich löſt, die ihm aufgegeben ſind. G. 4,
235; Wenn auch nicht die Reformation, ſo würde doch eine
andere Hand den deutſchen Reichs-K. gelöſt haben, der zu
ſchlaff geſchürzt war, um zu halten. Platen 6, 72; Dieſer
Schickſals-K. iſt dir vorgelegt, | löſe mild und hau ihn
ſtreng entzwei. Rückert Mak. 1, 69; Der Zweifels-K. [ſ. 3]
noch nicht aufgelöſet. Weiſe Maſ. 185; Hamann 5, 276; W.
22, 326; 24, 124 u. ä. m. 3) oft zur Bez. einer
121
Schwierigkeit, inſofern man über den K. nicht leicht und
glatt fort kann, Einen die Auflöſungu. Entwirrungauf-
hält (ſ. 2) ꝛc., nam.: Da ſitzt (G. 9, 376; Körner 260b;
Lichtenberg 3, 60 ꝛc.), ſteckt (Voigts H. 113; W. 15, 107 ꝛc.),
liegt (Bodenſtedt 2, 307) der K.; Dies war ein harter K.
Stilling 2, 123; Knötchen zu K. machen. Möſer Ph. 1, 178;
Es gehörte wirklich eine ganz eigene Liebhaberei, „K. in Bin-
ſen zu ſuchen“ dazu, die Sache ſo außerordentlich ſchwer zu
finden und ſelbſt ohne alle Noth einen K. nach dem andern
in die Binſen zu knüpfen, bloß um das Vergnügen zu haben,
ſie wieder aufzulöſen. W. 24, 64 ꝛc. 4) inſofern der
Knoten des Fadens beim Nähen Alles hält, z. B.:
Daß in der Gleichheit unſrer Züge | der ganze K. liege.
Nicolai 1, 303, worauf Alles beruht; Wodurch der
ganzen Geſchichte der K. platzte. Mundt Mir. 2, 110,
vergl.: aus Rand und Band ꝛc. 5) die Stelle,
worin Linien ꝛc. aus verſchiednen Richtungen zu-
ſammenſtoßen, ihr Vereinigungspunkt, ſ. Knotenpunkt,
z. B.: Gliederung der Andeskette und ihrer Querjöcher oder
Berg-K. Humboldt KlSchr. 1, 39; Anſ. 1, 110; Der
Monte Baldo .. ein ziemlich mächtiger Berg-K. Kohl A. 2,
231; Den Urgebirgs-K. von Nubien. G. 3, 297; Wenn
es von 4 Eiſenbahnen den Straßen-K. bilde. Liſt (Augsb.
Zeit. 1844 S. 2081b); Eiſenbahn-K. ꝛc., ſ. 10 u. 16.
6) eine ſich knotenähnlich verdickende Stelle in einem
Körper, eine nam. einen Abſatz bildende Anſchwel-
lung in demſelben, ſ. 7; 8; 11; 13; 14; 20. Andas
Vorſtehende ſchließen ſich als beſ. Anwendungen: 7)
Anat.: K., Nerven-K., Ganglien (ſ. 5u. 6); Die Ein-
geweidnerven entſpringen alle aus 2 langen Stämmen, welche
.. unterwegs K. und Geflechte bilden ꝛc. Oken 4, 63, ſo:
Grenz-K., eine Kette vom Kopf bis zum Steißbein
bildend, dazu: Bruſt-, Hals-, Kreuz(bein)-, Len-
den-, Rücken-, Steiß-K., ferner: Zell-K., in der
Gegend der obern Hals-K.; Samen-K., worin ſich
die Samengeflechte vereinigen; Hirn- oder Gehirn-K.,
aus dem 2ten Paare der Schenkel des kleinen Gehirns
zuſammengeſetzt. Veralt. (ſ. 6 und Knorren): Auf
dem Enkel oder Knoden. Ryff Sp. 175b. 8) Arzn.
(ſ. 6): widernatürliche Anſchwellungen und Anhäufun-
gen krankhafter Maſſen, vgl.: Falke 2, 29ff., wonach
dies ſchwankende Wort „Tuberkeln und Skropheln
Melanoſen, die Karfunkelkrankheit, Wurmbeulen,
Krebsgeſchwülſte, kleine, harte von Druck ꝛc. entſtandne
Geſchwülſte und Hautausſchläge in Form knotiger Er-
habenheiten“ bez. Dazu z. B.: Blutader-,
Eiter-, Entzündungs-, Gicht-, Hämorrhoīdal-,
Lungen-K. ꝛc. 9) Äſthet. (ſ. 2): ein Drama und
Epos die Verwicklung, der die Löſung oder Entwicklung
des K–s gegenüberſteht: Der K. des Stücks. L. 3, 344;
W. 11, 178; 21, 192 [ſ. 2]; Nach wälſcher Spieler Art
entwarf ich nur den Plan, | wie unſer K. ſich verdrehn und
löſen ſoll ꝛc. LHNicolai 1, 223. 10) Aſtron. (ſ. 5):
Die gerade Linie, in welcher die Ebene einer Planetenbahn
die Ebene der Ekliptik ſchneidet, heißt die K.-Linie der Pla-
netenbahn und dieſe Linie, zu beiden Seiten verlängert, bez.
am Himmel die beiden K. der Planetenbahn und zwar den
aufſteigenden K. 2, wenn der Planet nach ſeinem Durch-
gange durch dieſen K. ſich über die Ekliptik oder gegen Nord
erhebt, während der andre, von dem er gegen Süd geht, der
niederſteigende K. heißt. In der alten Kalenderſprache
heißt bei der Mondsbahn der aufſteigende K. der Drachenkopf
und der niederſteigende der Drachenſchwanz. Littrow 796.
11) Bauk. (ſ. 6): Naſe an den Dachziegeln.
12) Bergb.: Docht im Grubenlicht. 13) Bildh.
(ſ. 6u. 19): harte Stelle im Marmor ꝛc. 14) Bo-
tan. (ſ. 6): Läſſt ſich ein Blatt nicht ohne K. und ein K.
nicht ohne Auge denken ſo ꝛc. G. 36, 21; Wie ſich viel K.
durch ein Rohr zur Reife drängt. Rückert W. 1, 215; Der
Feigenbaum hat K. [Augen] gewonnen. Hohel. 2, 13 ꝛc.
(ſ. 14; 20). Dazu: Halm-, Rohr-K.; Frucht-K.,
der unterſte Theil des Stempels, woraus ſich die Frucht
entwickelt; Einen Blatt- und Stengel-Fruchtknoten. Schacht
B. 257; übertr.: Einzeln nur, zerſtreuet zeigen ſich | des
Glückes Fäden, die Gelegenheiten, | die nur in einem Le-
benspunkt zuſammen | gedrängt, den ſchweren Früchte-K.
bilden. Sch. 341a ꝛc.; Am Wurzel-K., der Übergangsſtelle
der Wurzel in den Stamm. Schacht 312. 15) Land-
wirth. (ſ. 14): Samengehäuſe des Flachſes. 2. Moſ.
19, 31; Flachs-, Lein-K. und zwar (ſ. Dreſch-Lein):
Dreſch- und Kleng- oder Kling-K. ꝛc., vgl. K.-
Spreu, auch „Knotte“ f. (Weigand), ſ. Frommann 2, 279;
404 über die z. B. im Henneberg’ſchen übliche Sitte
des „Knotten-Streuens“ als eine Art „realer Satire,
um nächtliche Beſuche vom Hauſe des Beſuchenden zum
Hauſe der Beſuchten dadurch anzudeuten“, vgl. Häcker-
ling. 16) Mathem. (ſ. 5): K. einer Kurve, Punkt,
worin ſich 2 zuſammenhängende Zweige derſelben ſchnei-
den. 17) Pferd.: Schwanzwirbel. 18) Schiff.
(ſ. 1 und Knopf 3): auch in Bezug auf die K. der
Loggleine als Maß die Entfernung zweier ſolcher K.
Seemeile, dem Logg-Glas von 30 Sekunden
entſprechend, das Stunden oder ½ Minute läuft,
daher: Das Schiff läuft 12 K. = macht 12 Seemeilen
die Stunde. 19) Steinſchn. (ſ. 6 u. 13): Stelle
von feinerm, härterm Korn als das Ubrige in einem
Edelſtein, vgl. lnotto Stein. Cimbr. Wörterb. 137.
20) Weinb. (ſ. 6): die Abſätze, wo ſich die Augen
anſetzen und die an ſolchen Stellen zum Verpflanzen
abgeſchnittnen Reben, Knot- oder Schnittholz, Schnitt-
linge, wie auch die zurückgebliebnen Enden, Schenkel
oder Stürzlinge, ſ. verknoten 2.
Anm. Ahd. chnodo, mhd. knode, knote, z. B. noch:
Der Knote [9] wird ins Stück durch eine fremde Perſon ..
hineingewebt. H. Ph. 13, 152; 340 ꝛc.; vgl. lat. nodus
und Knödel, Knorren ꝛc. Mundartl. Verkl.: Kein Knötele.
Auerbach Barf. 36.
Zſſtzg. leicht zu verſtehn und zu mehren nach den
folgenden (vgl. Knopf): Āder-[8]ſ. Aderkropf; Bérg-[5];
Blūtader- [8]; Bruſt- [6]; Drächen- [2]; Dréſch- [15];
Eiſenbahn-[6]; Eiter-[8]; Entzündungs-[8]; Fiſcher-[1];
Fléchten- [1]; Frücht- [14]; Gebirgs- [5]; Gicht- [8];
Grénz- [7]; Hāār- [1]; Hälm- [14]; Häls- [7]; Hämor-
rhoīdāl- [8]; Hāūpt-: hauptſächlicher Knoten, ſ. Neben-
K.: Darauf zerbiß er den Häupt-K., | damit die Schleif ge-
faſſet war. Rollenhagen Fr. 222; Kléng-, Kling- [15];
Knöpf- [1]; Kreaz- [1]; Kreūz(bein)- [7]; Lenden- [7];
Liēbes- [3]; Lüngen- [8]; Nêben-: im Ggſtz. zum Haupt-
K., z. B.: Um die ſehr verwickelte Frage nicht durch zu
viele Neben-K. zu verwirren. Mendelsſohn 5, 486; Nérven-
[7]; Nétz- [1]; Räthſel- [3]; Reichs- [3]; Rohr- [14];
Rncken- [7]; Sāmen- [7]; Schickſals- [3]; Sēil- [1];
Steiß- [7]; Sträßen- [5]; Tāūſend-: Vogelknöterich;
Wäld- [1]; Wêber-: [1]; auch Name der Kaulquappen;
Würzel- [14]; Zéll- [7]; Zweīfels- [1 und 3] u. ä. m.