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Knoten
I. Knōten, m., –s; uv.; Knötchen, lein; -:
1) eine in einem biegsamen Körper durch Verschlingung der Theile entstandne Verdickung: K. in einem Faden, Strick, in der Loggleine (s. 18); Zwei Endchen Bindfaden durch einen K. zusammenknüpfen; Sie schlingt, bindet, schlägt ihr Haar in einen K.; Er bindet sein Halstuch in einen K.; Sich als Erinnrungszeichen, um Etwas nicht zu vergessen, einen K. ins Taschentuch machen. Gutzkow Lenz 115; Hackländer Hdl. 1, 124; Tieck N. 3, 89 etc., s. Einknüpfen; Der Faden verschlingt, verwirrt sich zu einem K.; Einen K. binden, knüpfen, machen, schlagen, schlingen, schürzen etc.; aufbinden, -knüpfen, -lösen, -schlingen, -schürzen, ent-schlingen, -schürzen, -wirren etc.; Alexander zerhieb den gordischen K., statt ihn aufzulösen; Ihr seid noch der K. von diesem Bündel Haselruthen [der die Schwachen Vereinigende und Zusammenhaltende]. G. 9, 80; Der K. [der umschlingenden Schlangen] furchtbares Gewinde. Sch. 31a; Sie entschürzt mit der Hand die schlingenden K. V. Ov. 1, 109; Od. 8, 443; Jhre Haare fielen aus dem K im Nacken etc. Waldau N. 1, 38; Haar .., in einen Flechten-K. gebunden. Scherr Gr. 1, 136; Haar-K. So bei weibl. Handarbeiten und in Gewerben, wo es auf kunstgerechte Verschlingung und Verknüpfung von Fäden, Seilen etc. ankommt. Wir erwähnen nam.: Knötchen machen oder knüpfen = Filet (s. d. und knöteln). G. 24, 8; L. 6, 135; Möser Ph. 1, 56 etc. Ferner Zsstzg., z. B.: Kreuz-K. der Nähterinnen etc., wobei die Fäden zweimal kreuzweise in einander verschlungen werden; Bindet es mittelst eines Fischer-K–s zusammen. Karmarsch 2, 851, wie ihn die Fischer bei ihren Netzen etc. anwenden; Weber-K.; Wald-K. (der Jäger); Knopf-, Netz-, Seil-, Zweifels- [vgl. 3] K. u. ä. m., nam. auch Schiff., wo aber Knopf (s. d. 3 und Zsstzg.) üblicher ist. 2) oft übertr., von Allem, wo sich versch. sich verwirrende oder Etwas verknüpfende Fäden (s. d. 4) durch einander schlingen etc., z. B.: Müssen sich also die K., die sich in meinem Leben auf der Erde geschürzt haben, indem sie fortlaufen, wieder aufschlingen. Abbt (Mendelssohn 5, 296); Die verworrnen K. | des wild verknüpften Sinnes löst er leicht. G. 8, 96; Löset den K., vor dessen Entwicklung ich schaudre. 5, 82; Es erinnerte sich durchs ganze Leben das Ehpaar, | daß die geschickte Hand [des Freiersmanns] den ersten K. geschlungen. 63; Ich habe noch keinen K. gesehn, der sich so menschlich schön knüpfte. 9, 380; Will sich wo ein schneller K. schürzen, | um desto schneller hau ich [der die Vereinigung hassende Dämon des Kriegs] ihn entzwei. 10, 225; Wie soll ich nun | des wunderbaren K–s: Räthselschlinge, | die euch umstrickt, zu lösen übernehmen? 13, 333; 181; 194; Der Faden seines Schicksals hatte sich so sonderbar verworren, er wünschte den seltsamen K. aufgelöst oder zerschnitten zu sehen. 16, 289; 18, 261; Klinger Giaf. 544; Wie sich | der K., der so oft mir bange machte, | nun von sich selber löst! L. Nath. 5, 4; Sch. 600b; O Zeit, du selbst entwirre Dies, nicht ich; | ein zu verschlungner K. ist’s für mich. Schlegel Sh. 2, 199; Wollt ihr wiederum entschürzen | den K. dieses allverhaßten Kriegs? [den Krieg entfesseln etc.]. Heinr. 4, 1, 5, 1; Alle 7Weisen hätten den K. [s. 3] nicht besser auflösen können, als ihn Schach-Baham zerhieb. W. 13, 130; Den K. hat das Schicksal selbst gewunden. | Nur wie er aufzulösen sei etc. 20, 103; 128; Daß es nicht erlaubt ist, einen K. durch Dazwischenkunft eines Gottes [im Drama s. 9] zu zerhauen, so lange noch ein natürliches Mittel, ihn zu entschlingen übrig ist. 21, 192; 23, 83; Eine Menge selbstgedrehter K. [s. 3] und ebensoviele sinnreiche Auflösungen. HBr. 2, 175 etc. Auch in vielen Zsstzg. z. B.: Der Drachenknote | des Schicksals war zerstückt. H. 15, 153; Knüpfet sich kein Liebes-K. | zwischen Kind und Mutter an? Sch. 54b; Freundschaft .., die ich in einen ehelichen Liebes-K. zusammenzustricken gesonnen bin. W. 22, 334; Der sich mit einer gewissen Lamia in cinen Liebes-K. verstrickte, dessen Auflösung von einem Herrn .. bewirkt wurde. 18, 109; 12, 253 etc.; Wenn er die Räthsel-K. [s. 3] glücklich löst, die ihm aufgegeben sind. G. 4, 235; Wenn auch nicht die Reformation, so würde doch eine andere Hand den deutschen Reichs-K. gelöst haben, der zu schlaff geschürzt war, um zu halten. Platen 6, 72; Dieser Schicksals-K. ist dir vorgelegt, | löse mild und hau ihn streng entzwei. Rückert Mak. 1, 69; Der Zweifels-K. [s. 3] noch nicht aufgelöset. Weise Mas. 185; Hamann 5, 276; W. 22, 326; 24, 124 u. ä. m. 3) oft zur Bez. einer 121 Schwierigkeit, insofern man über den K. nicht leicht und glatt fort kann, Einen die Auflösungu. Entwirrungaufhält (s. 2) etc., nam.: Da sitzt (G. 9, 376; Körner 260b; Lichtenberg 3, 60 etc.), steckt (Voigts H. 113; W. 15, 107 etc.), liegt (Bodenstedt 2, 307) der K.; Dies war ein harter K. Stilling 2, 123; Knötchen zu K. machen. Möser Ph. 1, 178; Es gehörte wirklich eine ganz eigene Liebhaberei, „K. in Binsen zu suchen“ dazu, die Sache so außerordentlich schwer zu finden und selbst ohne alle Noth einen K. nach dem andern in die Binsen zu knüpfen, bloß um das Vergnügen zu haben, sie wieder aufzulösen. W. 24, 64 etc. 4) insofern der Knoten des Fadens beim Nähen Alles hält, z. B.: Daß in der Gleichheit unsrer Züge | der ganze K. liege. Nicolai 1, 303, worauf Alles beruht; Wodurch der ganzen Geschichte der K. platzte. Mundt Mir. 2, 110, vergl.: aus Rand und Band etc. 5) die Stelle, worin Linien etc. aus verschiednen Richtungen zusammenstoßen, ihr Vereinigungspunkt, s. Knotenpunkt, z. B.: Gliederung der Andeskette und ihrer Querjöcher oder Berg-K. Humboldt KlSchr. 1, 39; Ans. 1, 110; Der Monte Baldo .. ein ziemlich mächtiger Berg-K. Kohl A. 2, 231; Den Urgebirgs-K. von Nubien. G. 3, 297; Wenn es von 4 Eisenbahnen den Straßen-K. bilde. List (Augsb. Zeit. 1844 S. 2081b); Eisenbahn-K. etc., s. 10 u. 16. 6) eine sich knotenähnlich verdickende Stelle in einem Körper, eine nam. einen Absatz bildende Anschwellung in demselben, s. 7; 8; 11; 13; 14; 20. Andas Vorstehende schließen sich als bes. Anwendungen: 7) Anat.: K., Nerven-K., Ganglien (s. 5u. 6); Die Eingeweidnerven entspringen alle aus 2 langen Stämmen, welche .. unterwegs K. und Geflechte bilden etc. Oken 4, 63, so: Grenz-K., eine Kette vom Kopf bis zum Steißbein bildend, dazu: Brust-, Hals-, Kreuz(bein)-, Lenden-, Rücken-, Steiß-K., ferner: Zell-K., in der Gegend der obern Hals-K.; Samen-K., worin sich die Samengeflechte vereinigen; Hirn- oder Gehirn-K., aus dem 2ten Paare der Schenkel des kleinen Gehirns zusammengesetzt. Veralt. (s. 6 und Knorren): Auf dem Enkel oder Knoden. Ryff Sp. 175b. 8) Arzn. (s. 6): widernatürliche Anschwellungen und Anhäufungen krankhafter Massen, vgl.: Falke 2, 29ff., wonach dies schwankende Wort „Tuberkeln und Skropheln Melanosen, die Karfunkelkrankheit, Wurmbeulen, Krebsgeschwülste, kleine, harte von Druck etc. entstandne Geschwülste und Hautausschläge in Form knotiger Erhabenheiten“ bez. Dazu z. B.: Blutader-, Eiter-, Entzündungs-, Gicht-, Hämorrhoīdal-, Lungen-K. etc. 9) Ästhet. (s. 2): ein Drama und Epos die Verwicklung, der die Lösung oder Entwicklung des K–s gegenübersteht: Der K. des Stücks. L. 3, 344; W. 11, 178; 21, 192 [s. 2]; Nach wälscher Spieler Art entwarf ich nur den Plan, | wie unser K. sich verdrehn und lösen soll etc. LHNicolai 1, 223. 10) Astron. (s. 5): Die gerade Linie, in welcher die Ebene einer Planetenbahn die Ebene der Ekliptik schneidet, heißt die K.-Linie der Planetenbahn und diese Linie, zu beiden Seiten verlängert, bez. am Himmel die beiden K. der Planetenbahn und zwar den aufsteigenden K. 2, wenn der Planet nach seinem Durchgange durch diesen K. sich über die Ekliptik oder gegen Nord erhebt, während der andre, von dem er gegen Süd geht, der niedersteigende K. heißt. In der alten Kalendersprache heißt bei der Mondsbahn der aufsteigende K. der Drachenkopf und der niedersteigende der Drachenschwanz. Littrow 796. 11) Bauk. (s. 6): Nase an den Dachziegeln. 12) Bergb.: Docht im Grubenlicht. 13) Bildh. (s. 6u. 19): harte Stelle im Marmor etc. 14) Botan. (s. 6): Lässt sich ein Blatt nicht ohne K. und ein K. nicht ohne Auge denken so etc. G. 36, 21; Wie sich viel K. durch ein Rohr zur Reife drängt. Rückert W. 1, 215; Der Feigenbaum hat K. [Augen] gewonnen. Hohel. 2, 13 etc. (s. 14; 20). Dazu: Halm-, Rohr-K.; Frucht-K., der unterste Theil des Stempels, woraus sich die Frucht entwickelt; Einen Blatt- und Stengel-Fruchtknoten. Schacht B. 257; übertr.: Einzeln nur, zerstreuet zeigen sich | des Glückes Fäden, die Gelegenheiten, | die nur in einem Lebenspunkt zusammen | gedrängt, den schweren Früchte-K. bilden. Sch. 341a etc.; Am Wurzel-K., der Übergangsstelle der Wurzel in den Stamm. Schacht 312. 15) Landwirth. (s. 14): Samengehäuse des Flachses. 2. Mos. 19, 31; Flachs-, Lein-K. und zwar (s. Dresch-Lein): Dresch- und Kleng- oder Kling-K. etc., vgl. K.- Spreu, auch „Knotte“ f. (Weigand), s. Frommann 2, 279; 404 über die z. B. im Henneberg’schen übliche Sitte des „Knotten-Streuens“ als eine Art „realer Satire, um nächtliche Besuche vom Hause des Besuchenden zum Hause der Besuchten dadurch anzudeuten“, vgl. Häckerling. 16) Mathem. (s. 5): K. einer Kurve, Punkt, worin sich 2 zusammenhängende Zweige derselben schneiden. 17) Pferd.: Schwanzwirbel. 18) Schiff. (s. 1 und Knopf 3): auch in Bezug auf die K. der Loggleine als Maß die Entfernung zweier solcher K. Seemeile, dem Logg-Glas von 30 Sekunden entsprechend, das Stunden oder ½ Minute läuft, daher: Das Schiff läuft 12 K. = macht 12 Seemeilen die Stunde. 19) Steinschn. (s. 6 u. 13): Stelle von feinerm, härterm Korn als das Ubrige in einem Edelstein, vgl. lnotto Stein. Cimbr. Wörterb. 137. 20) Weinb. (s. 6): die Absätze, wo sich die Augen ansetzen und die an solchen Stellen zum Verpflanzen abgeschnittnen Reben, Knot- oder Schnittholz, Schnittlinge, wie auch die zurückgebliebnen Enden, Schenkel oder Stürzlinge, s. verknoten 2.
Anm. Ahd. chnodo, mhd. knode, knote, z. B. noch: Der Knote [9] wird ins Stück durch eine fremde Person .. hineingewebt. H. Ph. 13, 152; 340 etc.; vgl. lat. nodus und Knödel, Knorren etc. Mundartl. Verkl.: Kein Knötele. Auerbach Barf. 36.
Zsstzg. leicht zu verstehn und zu mehren nach den folgenden (vgl. Knopf): Āder-[8]s. Aderkropf; Bérg-[5]; Blūtader- [8]; Brust- [6]; Drächen- [2]; Drésch- [15]; Eisenbahn-[6]; Eiter-[8]; Entzündungs-[8]; Fischer-[1]; Fléchten- [1]; Frücht- [14]; Gebirgs- [5]; Gicht- [8]; Grénz- [7]; Hāār- [1]; Hälm- [14]; Häls- [7]; Hämorrhoīdāl- [8]; Hāūpt-: hauptsächlicher Knoten, s. Neben- K.: Darauf zerbiß er den Häupt-K., | damit die Schleif gefasset war. Rollenhagen Fr. 222; Kléng-, Kling- [15]; Knöpf- [1]; Kreaz- [1]; Kreūz(bein)- [7]; Lenden- [7]; Liēbes- [3]; Lüngen- [8]; Nêben-: im Ggstz. zum Haupt- K., z. B.: Um die sehr verwickelte Frage nicht durch zu viele Neben-K. zu verwirren. Mendelssohn 5, 486; Nérven- [7]; Nétz- [1]; Räthsel- [3]; Reichs- [3]; Rohr- [14]; Rncken- [7]; Sāmen- [7]; Schicksals- [3]; Sēil- [1]; Steiß- [7]; Sträßen- [5]; Tāūsend-: Vogelknöterich; Wäld- [1]; Wêber-: [1]; auch Name der Kaulquappen; Würzel- [14]; Zéll- [7]; Zweīfels- [1 und 3] u. ä. m.