Faksimile 0962 | Seite 954
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Kneipen
I. Knēīpen, kneipte (knipp); gekneipt (geknippen):
kneifen (ſ. d. 1) tr.: In k–der Zange. V. Ov. 2, 115; Einen
k.; K. braun und blau den Wicht. Matthiſſon 206; A. 8,
128; Faule Dirnen kneip’ ich blau, an Arm und Schenkel
zwackend. V. 3, 166; Kneipt dich mit der Krall’. 104;
Manche Wunden kneipten ſie ihm. G. 5, 279; Als ſie mich
auf ſolche Weiſe zudeckten, kneipten und peinigten. 19, 81;
23, 366; Wie er .. ſeinen Leuten das Ohr kneipt. Börne
Par. 1, 260; Er kneipt mir die Wangen. G. 1, 23 ꝛc.;
Seine Frau kneipt mir ſo fürchterlich ins Ohr. Börne 2, 87
ꝛc.; Hätte ſie ihn nicht lachend in die Wange gekneipt.
Geßner 3, 162; Hebel 3, 147; W. 10, 30; Kneipten den
Hund in den Schweif. König Kl. 1, 292; Man kneipt ihn
in das Knie. Ramler F. 2, 534 ꝛc. Auch: Stimmt die
Saite und kneipt ſie mit dem Nagel. G. 29, 231; Eine
alte Mandoline | kneipte er mit magren Fingern. Heine Tr.
56 u. übertr. von der Saite: Eine erſchlaffte Fiber, die
man immer k. mag und die nicht ſchwirrt. G. 29, 295 ꝛc.
Ferner: Wo .. Gicht den Trunkenbold mit heißen Zangen
kneipt. Lichtwer 201 u. ſo überh. von zwickenden Schmer-
zen, wie wenn man mit Zangen gekneipt würde: Es
kneipt mich im Bauch; Das Bauch-, das Ohren-K. od.
-Kneifen u. zuw.: Die (Bauch-) Kneipe. Adelung,
auch: Ob mich auch das Gewiſſen kneipe. Rückert Mak. 1,
97; Was haſt? was kneipt dich denn ſo ſehr? G. 11, 121;
Die böſe Laune über das Mißlingen meiner poetiſchen Ver-
ſuche .. und über Alles, was mich hie und da ſonſt k. mochte,
21, 84. Bäcker.: Den Semmelteig k., an-k. od.
kneipfen, zw. den Händen reiben. Ferner zuw. ſt.
„kniffen“ (ſ. d. u. Kniff 1): Fidibus k. G. Stein 1, 3.
Anm. Plattd. knipen (ſ. Kneif), vgl. das Tonw.:
knipp, ein Knippchen od. Schnippchen ſchlagen, wobei die
Finger in derſelben Lage wie beim K. ſind, u. vgl. knapp.
Von der Nbnf. „kneifen“ iſt die ſtarke, von k. die ſchwache
Abwandlung das Gw., doch z. B.: Knipp. W. 2, 161;
185; Geknippen. L. 10, 129; Rollenhagen Fr. 93 ꝛc.
Schwzr. „knie(m)pen“ treten ꝛc. Stalder; Verkniepete
[niedergetretne] Schuhe. Gotthelf G. 263.
Zſſtzg. (vgl. II.), ſ. die von kneifen u. zwacken,
z. B.: Áb-: Der Taube den Kopf a. 3. Moſ. 1, 15;
Kokospalmen, auf die die Beutelkrebſe klimmen, um die Nüſſe
abzukneipen. Oken 5, 645; [Docht] vermittelſt der Putze
abgeknippen. Zink Ök. 1, 1796 ꝛc., auch: Mir noch
dazu a. [Geldabzüge gefallen] zu laſſen. Forſter Br.
1, 633 ꝛc. An-: Den Teig a., ſ. o. und zer-
greifen: Die zwei Vorderzähne [der Nager] ſind Alles und
Jedes anzukneipen [kneipend anzupacken] geſchickt. G. 36,
369. Durch-: Vom Zeh zum Schopf durchkneipt er
uns die Haut. V. Sh. 1, 87, auch mit betonter Vorſ.
und alſo trennbar: Daß er [der Krebs], was er mit ſeiner
Scheere umgreifen kann, durchkneipet, daß das Blut herunter-
lauft. Döbel 4, 88b. Ent-: Mit krummem | Finger
entkneip’ die Blätter. V. Georg 2, 365. Zer-: Indem
ich meinen Hut zerkneipte. Sealsfield TrR. 1, 39. Zū-:
Du kneipſt recht als mit Fleiß vor Gott die Augen zu.
Brockes 1, 412.