Faksimile 0955 | Seite 947
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Knabe
Knābe, m., –n, (–ns); –n; Knäbchen, lein; –n-:
1) ein männliches Kind, eig. und so gw. in der heutigen Prosa bis zum Beginn der Jünglingsjahre; doch z. B. oft in der Bibel und in der gehobnen Rede der Dichter auch von Jünglingen und jungen Männern (vgl. die sinnvrwdt. „Bube, Bursche, Junge“) und oft, grade im gw. Leben, mit einer gewissen Ironie in der Verbind.: Alter K. (s. u.). K–n, jung und alt. B. 40b; Standbilder eines Mannes stürzen K–n um. Chamisso 4, 184; Stand wie ein ausgescholtner K. da. 266; „Anders lesen K–n den Terenz, | anders Grotius etc.“ G. 3, 83; Ein Jeder muß sich wehren, wie er kann, | vom K–n auf! 12, 100; Nachdem K–n und Knappen in langem Zug herabgestiegen. 191; Der Page lief, | der K. kam. 1, 138; Ein braver Knab’ [Faust]! ist viel gereist, | Fräuleins alle Höflichkeit erweist. 11, 130; 6; Der untreue K.: Es war ein Buhle frech genung etc. 1, 144; Nach Korinthus .. kam ein Jüngling . . „Bleibe, schönes Mädchen!“ ruft der K. 190; 177; Dem schon jünglinghaften K–en. Heine Reis. 2, 166; Ich war ein 18jähriger K., wild und stolz. Hölderlin H. 2, 84; Venus mit dem holden K–n [Amor]. Sch. 56b etc., und mit einer gewissen Ironie z. B.: In der Sprache unserer unpedantischen gelehrten K–n. L. 13, 464; Wo ist Don Karlos, mein Infant? Der K. | Don Karl fängt an mir fürchterlich zu werden. Sch. 252b; Ich stehe nicht dafür, daß die bejahrte Bekehrerin nicht selbst noch einmal aus einem frommen K–n einen Bräutigam für sich drechselt. Tieck N. 2, 28; Mein Herr! .. Sie sind (verzeihen Sie mir) der unverschämteste K. 4- W. 15, 19 etc., und nam. oft verbunden mit „alt“, z. B.: Ich bin nun 47! ein alter K.! Gutzkow R. 5, 343; Hebel 3, 216; Mit dem alten K–n | zu wandern bis ins traurige Grab! Körner 261a; Diese martialisch aussehenden Reiter waren ein paar alte K–n. Laube Band. 1, 6; Niebuhr Nachgel. 2, 95; Prutz DM. 1, 2, 173; Tieck N. 1, 38; W. 7, 47; Werner Osts. 1, 66 etc.; auch z. B. im Selbstgespräch, wo Odoardo sich sein zu leichtes Aufwallen vorwirft: Ruhig, alter K., ruhig. L. Gal. 5, 4 etc., vgl. Jes. 65, 20, mit der Randgl.: K–n von 100 Jahren heißen die Gottlosen aus solcher Rede: Wenn du gleich 100 Jahr lebetest, so bliebest du doch ein Kind (ein Bube). 2) übertr.:
a) auf Thiere, z. B. eine Stachelschnecke, Murex pusio; ein Fisch, der Asch (s. d. 3 und vgl. Gräsling) im zweiten Jahr. Oken 6, 358.
b) (ver- alt.) Bauer (s. d. 4c) im Schachspiel. Garzoni u. ä. m. S. Knagge und Knebel.
Anm. Ahd. chnabo, mhd. knabe. S. Schm. 2, 368 und Knebel, Anm. Nbnf.: Knapp(e), s. d., wie „Rappe“ zu „Rabe“ etc. Genit. K–ns, z. B. Richt. 18, 3; Jes. 66, 7; SClara EfA. 2, 653; Claudius (Guhrauer 1, 313); Gel- lert 1, 105; L. 12, 33; Lichtenberg 2, 110 etc. Vgl.: Knap, Knab, Knapf heißt ein junger Gad oder Hach. Matthe- sius Sar. 18b.
Zsstzg. vgl. die von Junge, Bursche, Bube etc., auch Page, leicht zu mehren und zu verstehn nach den folgenden: Abecē-.
Bāūern-: G. 22, 350.
Bérges-: Börne 1, 262, vgl. Wald-K. Béttel-.
Chōr-: im Chor mitsingend etc. Dórf-.
Edel-:
1) Seinem E–en, welchen die neusüchtige[n] Teutsche[n] .. „Page“ nennen. Zinkgräf 2, 22; 1, 62; G. 1, 163 etc.
2) (weidm.) Gabelhirsch. Engel-: Engel: Da war der Himmel voll von E–n. Sch. 459a. Enkel-: s. Enkel I., Anm. Fībel-: vgl. Abece- K. Seume 129. Físcher-: G. 1, 26; Sch. 516a. Fránken-: 462b. Hírten-: Uhland 27. Jāgd-: Jagdpage. Jünglings-: Knabe an der Grenze des Jünglingsalters. Stahr Jahr 1, 323. Kámmer-: vgl. Kammer-Herr, -Frau etc.: Sein edel[e] K–n. Rollenhagen Fr. 63. Lêhr-: L–n, Gesellen etc. G. 26, 345. Schǟfer-: Stahr Jahr. 1, 375. Schēīn-: z. B. von Mignon. G. 18, 276. Schūl-: Führen Sie sich hier nicht als einen tückischen Sch–n auf? L. 3, 415; Wenn er spottet, steh’ ich wie ein Sch. vor ihm, der Nichts zu antworten weiß. Platen 6, 54 etc. Síng-: z. B. Chor-K. Augsb. Zeit. (44) 1979b. Wáld-: Einen Knaben, der dürres Reisig zusammenlas. .. Mein W. W. 16, 65. Wúnder-: wunderbarer Knabe, z. B. das Christkind. G. 30, 480.