Faksimile 0942 | Seite 934
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Klemme
Klémme, f.; –n (ſ. Klamm, Anm.): 1) etwas
Klemmendes (vgl. Kluppe), Kneipe, Klemmer (ſ. d. 2),
vgl. Zwinge, z. B.: a) Bremſe (ſ. d. 2) der Huf-
ſchmiede, womit ſie unruhigen Pferden Lippen, Naſe,
Ohren ꝛc. feſtklemmen, um ſie beim Beſchlagen ſtill
ſtehn zu machen: Lippen-, Maul- (vgl. 4), Naſen-
(ſ. u.), Ohren-K. (vergl. 4) ꝛc. Ahnlich: K.,
Schwanz-K., ein geſpaltnes Holz, das Gaſſenbuben
Hunden auf den Schwanzklemmen; ferner ein ähnliches
Werkzeug, das bei manchen Spielen der Verlierende
ſich aufſetzen laſſen muß: Jene häßliche K., welche die
Berliner Droſchkenführer „dem Schafskopp“ aufſetzen. Vogt
Oc. 1, 325 ꝛc. Scherzh.: Naſen-K. (ſ. o.); -Klemmer,
-Quetſcher, Brille (ſ. d. 1) ohne Bügel, Klemmbrille,
aber auch ein Sarg mit plattem Deckel u. ä. m. b)
(ſ. a) auch von Perſ., etwas ſie hart Bedrängendes,
z. B. von den drang umſchlingenden Armen beim
Ringen: Ob etwa mit laſtendem Druck ihn bezwänge | in
einpreſſender K. der Mann. V. Th. 22, 94 ꝛc.; Halten Durſt
und Hungerqual | mich in Angſt und K. B. 50b; Nach dem
ſcharfen Verhör, in deſſen K. er mit Zittern geſteckt hatte.
Gutzkow R. 4, 6 ꝛc. (ſ. 2); Jemand eine K. aufſetzen, ihm
drang zu Leibe gehn und ihn ſo zu Etwas zwingen ꝛc.
Vgl. niederd.: Etwas hat gute K., Wirkſamkeit, Nach-
druck ꝛc. c) ein Werkzeug der Korbmacher, wozwiſchen
ſie die Weidenruthen durchziehn, um ſie zu ſchälen.
Ähnl. beim Theeren der Fiſſen (zu Tauen) eine runde
Offnung, wodurch ſie gezogen, zuſammen- und der
überſchüſſige Theer ausgepreſſt wird. 2) ein Ort
und dann auch ein Zuſtand, wo man ſich in der Enge
befindet, z. B. von einem engen Theater: Wenn aus der
K. er in die breite beßre Wohnung trat. G. 6, 365, nam.
ſo, daß man nicht fort kann, z. B. bei einem Gedränge:
Eunoa ſteckt in der Klemm’! Auf. Elende, friſch mit Ge-
walt durch. V. Th. 14, 76; Indem Einer huft, müſſen Alle
hinter ihm auch zurückweichen, bis Einer zuletzt ſo in die K.
kommt. G. 24, 234 ꝛc.; Als ich durch einen Schlag auf die
Bauſchen [die ſich bauſchenden, geſteiften Röcke] ihr end-
lich aus der K. half. Waldau N. 2, 48 ꝛc., auch: Das Thier
auf einen ſ. g. Treibſtock, eine Gemſen-K. hinzutreiben,
wo ſie nicht mehr zurück können. Tſchudi Th. 383 ꝛc., vgl.:
In der Klammen dar, | da ſteht ein freier Gems. Theuerdank
71. Daher oft übertr.: drängende Lage, Verlegen-
heit, Noth ꝛc., wobei man nicht aus oder ein weiß:
Das hat manche K–n gegeben. Arndt E. 340; Allen Engen
entſchwungen, | jede K. durchrungen. Koſegarten Po. 2, 174;
Landeskalamitäten durch ... politiſche K–n. Riemer G. 2, 13
ꝛc. Nam. abhängig von „aus“ und „in“: Aus der
gefährlichſten K. waren wir nun heraus. G. 25, 96; Sich
aus einer ſolchen K. zu befreien. 22, 161; Bat ich Gott,
mir aus der K. zu helfen. Keller gH. 3, 13; Uns zu ziehn
aus der K. Rückert Mak. 1, 91; Sich wie ein Aal aus der
K. winden. Mörike N. 250 ꝛc.; In der K. ſtecken (Auerbach
Gv. 287), ſitzen (Benedir 2, 172); Einen in der K. haben;
Wie hier Herder in einer gewiſſen K. zwiſchen Vernunft und
Offenbarung erſcheint. Gervinus Lit. 5, 318; Er findet ſich
in der K. zwiſchen dem Denkbaren und dem Wirklichen. G.
27, 429; Nun befand ich mich in der größten K. 24, 31;
Dadurch kommen die armen Weſen zw. dem Naturzuſtande
und dem der Civiliſation gar erbärmlich in die K. 20, 78;
Die Familie in die K. zu treiben. Sch. 195b; W. 21, 151;
In die K. gerathen ꝛc. 3) (ſelten) Beklemmung: Mit
naſſem Blick, die Herzen in der K. W. 20, 328. 4) wie
Zwang (ſ. d.) zuw. von einem ſperrenden Krampf,
z. B. K., Maul-K., Maulſperre, Kinnbackenkrampf.
Falke; Ohren-K., Ohrenzwang, ſ. Klamm, Anm. 5)
die Knappheit, der beengende Mangel an Etwas, nam.
an Geld (ſ. Klamm 3): Er war in immerwährender, im-
mer engerer Geld-K. (ſ. 3). Gotthelf U. 2, 239 = Geld-
verlegenheit; V. H. 2, 274; Er hatte dieſe Summe nur
mit großer Mühe in der jetzigen, ſchwierigen Geld-K. aufge-
trieben. Gutzkow R. 8, 131, ſ. Batzen- Klemmer und
klemmig.