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klemmen
Klémmen: 1) tr., zuw. ohne Obj., zuw. auch mit Angabe der Wirkung, und refl.:
Etwas an einen Körper drücken und nam. zwischen zwei Körper pressend einschließen, drängen, so daß es sich nicht rücken, nicht von der Stelle kann, in vielen Fällen auch eine Quetschung erduldet:
a) eig.: Wer den Finger zwischen Baum und Borke, wer sich zwischen Freunde und Vettern (s. b) steckt, Der klemmt sich. Sprchw.; Die Eselin ... dränget sich an die Wand und klemmet Bileam den Fuß an der Wand. 4. Mos. 22, 25; Bracht’ er die Keile heraus; nun war der Braune gefangen, | Haupt und Füße geklemmt. G. 5, 138; Der Schuster warf den Knieriemen mit der darunter geklemmten Arbeit weg. Klencke Gsp. 1, 67; So klemmt im Rausch der Zecher sich .. an die Brunnensäule .. fest. Reithard 84; Indessen oben sie [ringend] sich mit den Armen klemmten. Rückert Rost. 100a; Er steht bewegungslos | geklemmt von ihres Leibes Reifen [umwunden von der Schlange]. Sch. 31a; Die Fessel klemmt der Jungfrau zarte Hände. 33a; [Baum], in dessen Spalt die linke Hand geklemmt ist. Stahr Jahr. 1, 303; Sich zwischen die Engsitzenden, ein Buch zwischen die andern k., ein-, hinein-, zwischen-k., drängen, schieben; Sich die Brille auf die Nase k., auf-k., k–d darauf befestigen; Dem Pferde die Bremse aufs Ohr k., auf-k.; Etwas darunter k. oder unter-k., k–d unterschieben; Einem, sich den Finger von der Hand k., den Finger ab-k.; Etwas entzwei, ver- oder zer-k. u. ä. m.
b) übertr. nam. im Partic.: in der Klemme (s. d. 2) sich befindend oder in die Klemme gebracht etc.: Oskar, zwischen Entzücken und Entsetzen geklemmt, fragte etc. Börne 2, 295; Nun bin ich eingekerkert und geklemmt zwischen meine peinliche Zweifel und Besorgnisse. B. 300b; Da aber die Jugend vorlaut, das Alter aber kleinlaut ewig sein wird, so ist der eigentlich reife Mann immer zwischen beiden geklemmt und wird sich auf eine wunderliche Weise behelfen und durchhelfen müssen. G. 3, 216; Sich zwischen eine wohlwollende liebenswürdige Pedanterie und den Theetisch geklemmt zu sehen. 27, 44; Die Lage, in welcher er sich zwar nicht gefoltert, aber doch immer geklemmt fühlte. 20, 91; Opfer von k–den Widersprüchen. 32, 284; Geklemmt zwischen die gewissen Qualen des Lebens und die ungewissen Schrecken der Ewigkeit. Sch. 709a; Doch jetzt bin ich umschränkt, gepfercht, umpfählt, | geklemmt von niederträcht’ger Furcht und Zweifeln. Tieck Makb. 3, 4 etc. 2) (s. 1) Die Schleusenthore k. (sich), wenn Etwas k–d dazwischen steckt, so daß sie nicht gehörig schließen etc.; Die Räder einer Maschine k. oder k. sich, die Maschine klemmt sich, wenn die Bewegung nicht glatt vor sich geht, es stockt, so auch unpers.: Es kann nicht durch, es klemmt sich aller Orten, | es fehlt bald da, bald dort. L. Nath. 2, 1 etc. Ferner: Warum dein Herz | sich bang in deinem Busen klemmt. G. 11, 20, vgl.: be-k. 3) Sich auf eine Sache k., sich darauf setzen oder versessen sein, wie eine Klemme (s. d. 1), also ohne loszulassen etc., z.B. Danzel 407. 4) nam. burschik.: Etwas k., an den Fingern kleben lassen und mitnehmen, stibitzen, stehlen. Vollmann.
Anm. Ahd. chlamjan, mhd. klemmen, vgl. klamm und klimmen. Mit diesem hat es in einigen Zsstzg. die Form des Partic., seltner des Impf. gemein, s. be-k. 1b und c und verklommen = erstarrt, s. klamm, Anm.
Zsstzg. z. B.: Áb- [1a]. Án- [1a]: Sich fest a.; Klemme die Fensterladen an, daß der Wind sie nicht zerschmeißt. Arnim Sch. 2, 268. Āūf- [1a]; auch: Die Thüre a., klemmend, drängend öffnen. Bettine Tag. 167 etc.
Be-: Etwas zusammenpressen, so daß es sich nicht frei ausdehnen kann, nam.
1) in Bezug auf Das, was das freie Athmen hemmt, die Brust und das Herz (eig. und übertr.) beängstigend drückt und gleichsam krampfhaft zusammenschnürt: Welch Leid beklemmet das Herz dir? B. 190a; Ein brust-b–d Sehnen. Freiligrath Garb. 114; Die Abgelegenheit und ein sonst ich weiß nicht was, das in der Luft zu liegen schien, beklemmte mich. G. 20, 60; Vom Schmerz gekrampft den fühlenden Busen, | welcher so willig theilte, was fremde Busen beklemmte. Kosegarten Rh. 3, 54; Herz-b–de Angst. Lewald W. 1, 365; Dein Schweigen beklemmt mich fast. IP. HVoß 47; B–de Ahnungen durchbeben mein Herz. Platen 6, 43; Sch. 376b; 519a; 595b; Die b–de Weste geöffnet. Thümmel 7, 167; Wie seltsamlich beklemmt mich dieser Anblick! Tieck 10, 81; Zum letzten Mal beklemmt ihr höher schlagend Herz | ein kurzer sanft gedämpfter Schmerz. W. 20, 236 etc.
a) Selten starkformiges Impf.: Daß ihr das Herz lebhafter schlug und ihr die Brust beklomm. Novalis 1, 34 u. Perf. etc.: Hat sonst den Feind gar schrecklich beklommen [bedrängt, beklemmt, beklommen gemacht, s. b]. Körner 97a; Mich hätte es in Etwas beklommen. JP. 21, 169; Hat dir je den Busen | Liebesschmerz beklommen? Platen 2, 23.
b) Dagegen im adjekt. Partic. gw. Doppelf., z. B.: Beklemmte Brust. G. 16, 46; 19, 66; Novalis 1, 42; Pfeffel Pr. 3, 28 etc.; Mein Herz war beklemmt. Thümmel 2, 124 etc.; Die beklemmte Seele. Sch. 442a; Beklemmter Odem. Schlegel Haml. 1, 2; Sei so beklemmt nur nicht, so angst! L. Nath. 5, 6; Franz (beklemmt). G. 9, 108 etc. Beklommne Brust. Chamisso 4, 22; Die Brust von Schluchzen beklommen. Rückert Nal 84 etc.; Beklommnes Herz. G. 2, 99; 16, 160; O Bild, vor dem mein armes Herz beklommen. Streckfuß Rol. 1, 41 etc.; Aus dem schmerzlich beklommenen Busen. Humboldt K. 2, 19 etc.; Bleich stand er und beklommen. Freiligrath Pol. 1, 67; G. 2, 152; Vom Überglück der Liebe stets beklommen. Mörike N. 603; Von stummer Angst beklommen. W. 20, 213 etc.; Eine frische Gabe, die auf langer Fahrt | beklommnen Reisenden Erquickung athmet. 13, 351; Mit aufgerecktem Hals schnauft der beklommne Stier. Hagedorn etc.; Was außen eng, was außen bang, | uns macht es nicht beklommen. G. 6, 7; Auerbach Gv. 380 etc.; Graunbeklommen. Grün Gd. 96. So als Ew. nimmt „beklommen“ auch den faktit. Sinn von schwül an, also (fast = beklemmend) drückend, nam. von der Luft etc.: Die Luft im Zimmer, das Zimmer, es ist im Zimmer so beklommen; Mir ist so beklommen etc., vgl.: So schwer, beklemmet, | so bleiern drückts im Herzen. Werner Osts. 1, 45; Ein beklemmter Abschied. Klinger 2, 391.
c) (s. b) als Ggstz.: Keck und unbeklom- men. Platen 1, 75; Rückert Morg. 1, 143 etc. (selten unbeklemmt); auch: Weite Felder unbeklommen. G. 2, 104 (im Ggstz. etwa der beklommenen und beengenden Zimmer etc.).
d) (s. b) Die Beklommenheit (das Beklommensein). B. 130a; Gutzkow R. 5, 72; 265; 9, 69; Kinkel E. 71; OMüller Med. 26 etc., Ggstz. Unbeklommenheit. Selten: Beklemmtheit.
e) Beklemmung, f.; –en: Mich jammert seine Beklemmung [Angst]. G. 5, 175; Die Sorge, die Beklemmung mehrt sich nur. 13, 317; 14, 66; Drei Grade des Mitleids .., die vielleicht mit den drei Worten zu unterscheiden wären: Rührung, Thränen, Beklemmung. L. 12, 59; Bei meiner außerordentlichen Beklemmung der Brust. 72; Die Brust von Jran frei zu machen von Beklemmung. Rückert Rost. 44b; An Brust-, Herzbeklemmungen leiden etc.
2) selten sonst, z. B.: Philoklet, der nicht brüllet und tobet, der seinen Schmerz beklemmet [unterdrückt, verbeißt]. H. 4, 29, s. nieder-k. Eīn- [1a]: An dem Gebisse, das ihm [dem Pferde] von den Kunstmeistern eingeklemmt worden. Arnim XVI; Daß sie sich selbst unter den Thüren einklemmten. 28; Mit Herzklopfen, theils von der Furcht, theils von den Kleidern eingeklemmt. 64; Steckte die Wölfin ... den Kopf in die Spalte; sie drängte, | schob und brach und zog und wollte folgen und immer | klemmte sie tiefer sich ein. G. 5, 150; Zwischen jene ältesten und mittleren ist ein Knabe von etwa 8 Jahren eingeklemmt. 31, 102; Im Felsengrunde | der eingeklemmte Fluß. 1, 93; Jede Bedingung, zwischen welche wir, selbst in den glücklichsten Momenten, doch immer noch eingeklemmt sind. 18, 113; Wie soll Derjenige die Furcht los werden, den man zwischen ein doppelt Furchtbares einklemmt? 20, 10; 178; Als .. nicht der kleinste Theil der Völker zwischen dem Schwarzwald und dem Rhein so zu sagen sich einklemmte und fast nimmer flott werden wollte. Hebel 3, 379; In den gegebenen Zeitraum eingeklemmt und eingepasst. H. 13, 262; Eingeklemmter Bruch oder Brucheinklemmung, inearceratio, wenn durch den Bauchring die im Bruchsack liegenden Eingeweide fest geklemmt sind etc. Hinēīn- [1a]. Nīēder-: klemmend niederdrücken, s. be-k. 2: Wenn beim Lernen dir ein Gähnen kommt, so hemm’ es, | entschlossen mit dem Schloß der Zähne niederklemm’ es. Rückert W. 2, 186. Unter- [1a]. Ver-:
1) [1a], z. B. auch (Bergb.): Den Gang verklemmet eine starke Feste, vorfallendes festes Gestein verdrückt oder verschiebt ihn. 2) klamm oder eng anschmiegen: Wie Psyche verklemmt an Amors Marmorfigur. Thümmel. 3) im Partic.: Verklommen, erstarrt vor Kälte, s. Klamm, Anm. und vgl. Be-k. 1b. Zer- [1a]. Zū- [1a]: klemmend zumachen, zuschließen: Ihre Fäuste starr und zugeklemmt. Freiligrath Garb. 29; Dem Büffel soll er mit den Vordertatzen das Maul und die Nase z., daß er erstickt. Oken 7, 1650; Wo er an seinem Rock eine zugeklemmte Faust fand, die brach er auf. Stilling 1, 25. Zusámmen- [1a]: Leichenblässe .., die mir so das Herz zusammenklemmte [vgl. be-k.], daß ich aus der Haut fahren mochte. Heinse A. 1, 174. Zwíschen- [1a] u. ä. m.