Faksimile 0933 | Seite 925
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Klauben
Klāūben, Klaube-: 1) bei Kleinem und daher
immer mit einer gewiſſen Mühſamkeit Etwas abmachen,
z. B. nagend oder mit Fingern ꝛc. trennend und ſon-
dernd, nam. ſo das Gute und Brauchbare ꝛc. von dem
Guten (aus-k.); Etwas ſo zuſammenleſen (zuſam-
men-k.), auch übertr. auf das geiſtige Gebiet: mit
kleinlichem, mühſelig ſpitzfindigem oder haarſpalten-
dem Sinnen, das ſich mehr an die Hülſe und Schale
als an den Kern hält, ſondern ꝛc., ſ. nam. Schm. 2,
349 ff.: Ähren k., leſen; Erbſen ꝛc. k., die ſchlechten her-
ausleſend: Erz k. (oder kreiſen): Mit den Greifen des
Erzes halben kriegen, ſo die Vögel aus dem Berg das Gold
k. ꝛc. Eppendorf 5; Worte, Silben k. ꝛc.; Federn k., alle
Fäſerchen vom Kleid ab-k. (ſ. d.), ſprchw. von der
dienſtfertigen Geſchäftigkeit der Schmeichler od. ,,Feder-
klauber“, ſ. Zarncke Br. 444. Auch im ſubſtant.
Jnfin.: O des öden Formel-K–s. V. 4, 68 ꝛc., ſ. Klau-
ber. Mundartl. ſcherzh. = ſtehlen und ſo auch verkl.:
Kläubeln. Schm. 2) ohne Obj., oder mit ,,an“
(ſ. d. †) ꝛc., vgl.: Etwas und an Etwas arbei-
ten ꝛc.: Die Affen .. ſuchten und klaubten zwiſchen den
Blättern und ließen fortwährend die abgelöſten Schalen her-
unterfallen. Burmeiſter gB. 2, 271; In des Reichthums gold-
nen Schachten | emſig k–d, emſig ſammelnd. Heine Tr. 63;
Dran krittelt und klaubt. WHumboldt 3, 161 ꝛc. 3) tr.
und zuw. refl. mit Angabe der Wirkung: Und klau-
bet ſorgſam aus [die Spreu aus dem Weizen] und klaubet
ſich halb blind. Nicolai 1, 64 ꝛc.
Anm. Vgl. klieben, kloben (kloven) = ahd., mhd.
kliuben, kluben (Graff 4, 547; Benecke 1, 845), ſpalten,
ſtückweis ableſen, pflücken ꝛc. Nbnf. klauen, ſ. Ab-k. und
vgl. Klaue, ferner mit dem („Knabbern“ Anm.) erwähn-
ten „knäubeln“, ſich berührend.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: ableſen ꝛc.: Ein Weinſtock . ..
ſchwer von falben Trauben . . Die Kunſt war: abzuklauben.
Haller 216; Sie ſuchte ſein ganzes Kleid durch, klaubte alle
Fäſerchen ab. Miller Siegw. 335; Ungeziefer . . . von den
Krauthäuptern abgeklauet. Reichard G. 3, 138 ꝛc.
Übertr.: Leere Formeln, uralte abgeklaubte Phraſen. Tieck
3, 278, gleichſam als Spreu vom Weizen ꝛc., inhalt-
los. Āūf-: Etwas aufleſen, aufheben (ſcherzh. =
ſtehlen, ſ. klemmen). Dazu: Der Klaub-auf, ſ. Zſſtzg.
von, ,,auf“. Aūs-: klaubend ausleſen, ſ. aus-hal-
den, -kleinen, -kutten: Gold . . | durch die Ritzen ſeh ich
zittern | . . Imſen, auf! es auszuklauben. G. 12, 126; Aus
dem chaotiſchen Vorrath auszuklauben. 27, 255; Gold ..
aus Schutt und Grus mühſelig a–d. 31, 93; 40, 205; Er-
dichtete Rechtsfälle, wie ſie die jungen Studenten im Praktiko
nach den Pandekten a. Immermann M. 2, 86; Von auserle-
ſenen und ausgeklaubten guten Büchern. Mattheſius Prof.
167; IP. 9, 28 ꝛc., ſ. auch ausglauben. Be-: Et-
was b., daran klauben. Waldis Pſ. 74, 8. Durch-:
klaubend durchſuchen, durchforſchen: Die Vergangenheit
d. Prutz Muſ. 3, 256. Eīn-: klaubend einſammeln:
Die Bienen .. klauben Honig ein. Spee Tr. 101. Er-:
klaubend erlangen, erſinnen ꝛc. V. H. 2, 113. Mund-
artl. = durch-k. Schm. Herāūs-: klaubend her-
ausbringen: Ein ſaures und trauriges Geſchäft, das alte
Rom aus dem neuen herauszuklauben. G. 23, 154, die Ge-
ſtalt desſelben mühſam herausleſend im Geiſt ſich dar-
ſtellen; Den .. Kern mag er lieber entbehren, als ihn aus
ſo vieler .. Unnatur .. h. 27, 145; Buchſtabenweiſe h.
Hebel 8, 223; Perſönlichkeiten kann kein Menſch aus deinen
Briefen h. L. 13, 188; 137; Aus unſern Schriften heraus-
geklaubt, was ſie gern hätten. Luther 6, 359a; [Das] war
freilich da zu lernen, aber mühſam herauszuklauben. Reinhard
G. 300; Schlegel Mißd. 43; Der .. Zinſen herausklaubt.
V. H. 2, 37 ꝛc. Zer-: klaubend zerſpalten ꝛc.: Iſt’s,
was der Fürſten Trug zerklaubt, | vom Kaiſer und vom Reich
geraubt? Arndt. Zuſámmen-: klaubend zuſammen-
bringen. G. 39, 120; Man müßte die Glieder aus den
entlegenſten Theilen der Welt z. L. 5, 23; Eine Chronik z.
10, 52; Man klaubet . . aus ſeinem Werk alle zerſtreuten
Stellen zuſammen. Oken 4, 481; Gold, und was ich ver-
mag, z. Schaidenreißer 66b ꝛc.