Faksimile 0924 | Seite 916
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klamm Klammheit
Klámm, a.: 1) klemmend und beklemmt, eng,
knapp, gedrang, überhaupt ſo daß keine freie Aus-
dehnung und Bewegung ſtatthat: K–e Schuhe; Es iſt
mir ſo k. [bang] ums Herz. Adelung; K–e Hände, klebrig-
feucht von Schweiß (ſ. 2), Brem. Wörterb., und noch
öfter: von Kälte erſtarrt, ſo daß man die Finger nicht
frei bewegen kann (ſ. Verklammen) und ſcherzh. z. B.:
Wenn er Geld ausgeben ſoll, ſind ihm die Hände k. ꝛc.; Der
Baum .. regte die Blätter kaum, | denn ſie waren ſchwer
und k., | waren k. von Blut. Freiligrath Pol. 2, 36; Meine
Zeit iſt mir .. ſo kurz zugeſchnitten geweſen, oder vielmehr
ich habe ſie mit meiner thörichten Arbeit .. mir ſelbſt ſo k.
(ſ. 3) gemacht. L. 12, 267 ꝛc. 2) an einander kle-
bend (ſ. 1), zuſammenballend, nam. vom Schnee und
ſo auch (Bergb.): feſt gediegen: K–es (od. klemmiges,
ſ. klammgelliges) Geſtein; K–es [gediegnes] Gold, niederd.
„klammer“. Brem. Wörterb. Vgl. k., wie gellig (ſ. d.) =
pur, lauter, z. B.: Aus klam lauter Gnaden und Barm-
herzigkeit. Mattheſius Pr. 141; Rechtf. 12 ꝛc. 3) in
knappem Maße vorhanden und durch knappes Vorkom-
men beſchränkend und einengend: Das Geld iſt augen-
blicklich hier ſehr k.; Der Müller kann nicht alles Getreide
abmahlen, weil ihm das Waſſer k. iſt; Das ſind k. 10 Pfund,
nam. im Bergb., ſonſt gw.: knapp und bair. „kleber“.
Schm. 2, 351; In ſo k–en [oder knappen] Zeiten muß man
jeden Dreier in Acht nehmen. 4) dazu in allen Bed.:
Klámmheit, f. (vgl. Klamme, in der Anm., und
Klemme).
Anm. Häufige Nbnf., nam. zu 3: Wer kehrt ſich an die
klemmen Zeiten. Günther 217; Hebel 3, 379; König Kl.
1, 88; Der Vogt iſt in ſehr klemmen Umſtänden. Peſtalozzi
1, 312; Bei gegenwärtigen geldklemmen Zeiten. Mu-
ſäus Ph. 4, 234, wie gw. das Hw.: Die Klemme (ſ. d.),
während es nur ſelten heißt: Ein Schild gegen Geldklamm.
Gotthelf Sch. 280. Von agſ. clam, Band; dazu gehören
auch (vgl. Krampf, Anm.) mhd. klam, m., und klamme, f.,
das krampfhafte Zuſammenziehn, Beklemmung, Beengung,
Feſſel, vgl.: Klamm, m., –(e)s; –e: Luftröhrenkrampf.
Adelung; vgl. ſchleſ.: Der Klamp. Weinhold; Das hitzig
Geſchwär hinder den Ohren, die Ohrklamm genannt. Ryff
Th. 55 ꝛc., vgl. Rankkorn. Ferner: Klamme, f.; –n:
enge Berg-Spalte, -Schlucht (ſ. Klemme 2): Wir traten in
eine Klamme .. Die ganze Klamme war entſtanden, daß
man nach und nach die kalcinierten Schiefer abgeräumt und
verbraucht hatte. Wir kletterten aus dieſer Tiefe hervor ꝛc.
G. 21, 254; Während tief unten in den Keſſeln der Klam-
men Nebel kochen und gären ꝛc. Waldau N. 1, 7, vgl. Schm.:
Die Klamm, das Klám. Ferner niederd. (ſ. 2): Ein
Klamm Butter. Brem. Wörterb., entſprechend dem ſchwzr.:
Ankenballe. Ferner gehört hierzu: Klam(m)en: 1) tr.:
eng zuſammenfügen, z.B.: Zückten .. die Achſeln, klamm-
ten die Hände zuſammen. Alexis H. 1, 1, 119. 2) intr.
(ſein); Er-, und noch häufiger: Verklammen, vor Kälte
erſtarren, von Fingern und Zehen und danach auch von Hän-
den und Füßen und dann auch von der Perſon ſelbſt ꝛc. (ſ.
Klamm 1): Und bin ich erklammt, ſo erſtarrt man über ſolche
.Poeſie. Zelter 4, 157 ꝛc.; Sie [die Finger] verklammten
ihm, er fror, daß er zitterte. Willkomm Banko 1, 268; Sie
verklammten doch bald darauf vor Kälte. Forſter R. 1, 90;
vgl.: Rieben uns nach dem Beiſpiele des halb „erklahm-
ten“ Pfarrers von Zeit zu Zeit die Hände. Goltz 1, 89;
Eine Anzahl halb „verklamter“ Unglücklicher. FrReuter
Unterhalt. (1855) 2b; An Händen und Füßen verklomt.
B. 62a; Ein Kind mit Flügeln trat | zu mir herein ver-
klommt. Gleim (Jris 7, 678); ferner: Durchnäſſt, erſtarrt,
halb verklommen. Koſegarten Rh. 2, 64; Der du .. Holz
dem Verklommnen ſpendeteſt. 172 ꝛc.; Auch ſind mir die Fin-
ger ganz verklommen, ſo kalt iſt es ſchon auf meinem Zimmer.
L. 12, 470; auch übertr.: Die Erlaubnis zu ſprechen ent-
wickelt den Geiſt dieſer verklommenen Mainzer. Forſter B. 2,
323; Waren von der großen Nachkälte ſo erſtarrt und ver-
klummen, daß ſie kaum von den Pferden ſteigen und gehen
kunnten. Olearius Reiſ. 250b; Halb verklummen, a. Dazu:
Verklommenheit, ſ. Anm. zu Klemmen, Klimmen und
Grimmen; ſchwzr.: Klammern, impers.: an den Fin-
gern ſtark frieren: Es klammert, klummert mich. Stalder.
Zu demſelben Stamm gehören: Klammer, Klampe, klemmen,
klimmen ꝛc., auch Krampe und Krampf, vgl. ferner: kleben,
Klette, klettern ꝛc.