kippen
Kippen: 1) intr. (haben und ſein): auf der einen
Seite ein Übergewicht bekommen, ſo daß Etwas ſich
zum Fall neigt oder wirklich fällt, — im erſtern Fall
mit ,,haben“, im andern mit „ſein“: Der Tiſch hat
gekippt, weil du den ſchweren Folianten ſo nahe an den Rand
gelegt; ich habe ihn noch gehalten, ſonſt wäre er zu Boden
gekippt, ſ. um-k.; Einer kippte und purzelte. Alexis H. 2, 1,
96; Kohl Südr. 1, 11; Daß ich doch küppen [ſtürzen]
muß. L. 8, 23 ꝛc. — 2) tr.: a) k. machen: Etwas k.
[auf die Kante oder Seite heben], um es zu kentern (ſ.
d.); Die Kummkarre k., ſtürzen, um ſie ihres Inhalts zu
entledigen, ähnl.: Der, im Fortgehen noch die Gläſer k–d,
nach einer letzten Neige leider vergebens ausſpäht. Stahr Jahr
1, 284; Wir wollen in Paleke’s Keller eine [Flaſche] Fre-
dersdorfer [Bier] k. HSmidt Devr. 46, vgl.: Einen Krug
ꝛc. ſtürzen = leeren. — b) Schiff.: Den Anker k.,
aufpentern, auf den Bug ſetzen, ihn mit der Pentertalje
an die Seite des Schiffs holen. — c) Etwas an der
Spitze, am Rande ahhauen, abſchneiden ꝛc., ſ. kappen
3, kipſen und köpfen. Dazu vielleicht (doch ſ. a) die
häufige Verbind.: k. und wippen, das Treiben der nam.
im Anfang des 30jährigen Kriegs auftretenden Münz-
fälſcher (der „Kipper und Wipper“) zu bez., die theils
die Münzen beſchnitten (kippten), theils die vollwich-
tigen — ſie durch das „K. und Wippen“ der Wage
erkennend — dem Verkehr entzogen, ſ. ,,kippern“ und
vgl. Friſch 1, 515b; wohl auch: Eine Münze k., aus-k.,
die als vollwichtig erkannte ausleſen und für ſich zu-
rückbehalten u. danach verallgemeinert: Etwas (aus-)k.,
nach genauer Betrachtung ausleſen. Brem. Wörterb. 2,
775. — d) an einigen Orten: Die Oſtereier oder mit
den Oſtereiern k., ſie leicht an einander ſtoßen, um zu
ſehen, welches einknickt (ein Kinderſpiel). — 3) Kipp-er,
-ung, ſ. u.
Anm. Verſch. Stämme zuſammengefloſſen, vgl. Wippen,
Wipfel und Gipfel. — 2d wohl Tonw., vgl. Knicken ꝛc.
Zſſtz. nam. zu, 1 und 2e, vgl. die von fallen, glei-
ten ꝛc., z. B.: Áb- [1]: kippend abgleiten; auch [1
und 2a]: Auf- und a., auf- und nieder-k., (ſich) kippend
auf und ab bewegen, ſchaukeln. — [2c] ſ. Abkipſen. —
Āūf- [1; 2a]: in die Höhe kippen, empor-k., ſ. ab-k.:
War nun das Gefäß mit Wein gefüllt, ſo kippte der Boden-
deckel auf und das Kindlein ſchwamm hinauf. Jahn (Herrig
24, 438); Aufküpfen. Giſander Felſ. 2, 314. —
Āūs- [1; 2a]: z. B.: Einen aus einem Amt a. Weidner
67 ꝛc., auch: Dem Eſel die Augen a. [auspicken]. Ryff
Th. 114 und ſ. [2c]: Uns arme Leute aus der un-
zähligen Menge dieſer Verächter a. [ausleſen]. Liscov 490.
— Hêr-, hín- ꝛc. [1; 2a]: Der Wippgalgen kippt
herauf und herunter ꝛc. — Nīēder-: herunter-k., ſ.
ab-k. — ūber- [1; 2a]: Bis endlich die Pfeiler ſo weit
überhängen, daß ſie ihr Gleichgewicht verlieren, .. .ü., zu
Boden krachen ꝛc. Kohl I. 2, 367; Vogt Oc. 1, 227. —
Úm- [1; 2a]: intr.: kippend umſchlagen, und tr.:
kippend das Oberſte zu unterſt bringen: Kippte den
Scheffel um. Alexis H. 1, 1, 117; Bis es mal umkippt
[das Blatt ſich wendet ꝛc.]. 1, 2, 197; Claudius 1, 11;
Aufrecht gehen durften ſie nicht, ſonſt wäre ihr Fahrzeug
umgekippt. Kinkel E. 107; Daß wir gewiß wie eine Nuß-
ſchale umgekippt hätten. Kohl Südr. 1, 170; Den fatalen
Halbbogen mit der u–den Karre durch die Luft zu beſchreiben.
Irl. 1, 262; Thümmel 5, 15; Daß ſie zwar ſchwebte, aber
nicht umkippte. V. Ländl. 2, 297 ꝛc. — Ein umgek ü ppter
Magnet. H. Ph. 13, 175; Nach ſo mancherlei Umkip-
pungen. Kant SW. 1, 350. — Zurück- [1; 2a]:
Ein ausſchlafender Kutſcher, der den ganzen Weg vorn über-
nickt und hinten zurückkippt. Goltz 3, 86 ꝛc. — U. . m.
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