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Kind
Kind, n., –(e)s; –er; –chen, (e)lein, (el), Mz.:
–erchen, erlein; -, –es-, –er-, –el-: 1) von Menſchen
das Erzeugte beiderlei Geſchlechts (Sohn oder Tochter),
wie ,,das Junge“ (ſ. d. II.) von Thieren, vgl. 5a,
auch den Fötus mit umfaſſend: Ein K. zeugen; Ein K.
unterm Herzen tragen; Mit einem K–e (ſchwanger) gehn;
Das K. im Mutterleibe, im Mutterſchoße; Ein K. gebären;
zur Welt bringen; holen (ſ. d.); Sie bringt dem jüngern
Manne keine K–er. G. 13, 163; Ein K. bekommen; Wie
ſoll ich von ihm ein K. kriegen? Wird er es mir gleich ohne
Umſtände aus den Brunnen (ſ. d. 5) holen, von dem mir
der Vater erzählte, wo Eins immer muß die Leiter halten,
während das Andre herunterſteigt? Arnim 72, ſ. auch Adebar;
Von einem K. entbunden werden; Eines K–es geneſen, innen-
liegen (veralt.); Ein K. aus der erſten, aus der zweiten Ehe;
Ein außer der Ehe gebornes oder von der Bank gefallnes K.; Ein
eheliches, ein uneheliches oder natürliches K.; Sie hat ein K.
von ihm; Er hat ihr ein K. gemacht, angeſtellt (Zinkgräf 2,
86); Er iſt Vater zu dem K–e; Das Verhältnis zwiſchen
Eltern und K–ern; Jemand an K–es Statt oder als K. (ſ. 2a)
annehmen; „Vater!“ hub er [der Doktor] endlich an, | ..
wär ich nicht K. [bedächte ich nicht, daß Ihr mein Vater
ſeid] ꝛc. Lichtwer 152; Nun will ſie, da ſie einmalK. zu ihm
ſein darf, ein ſichtbares Zeichen. Kühne Char. 1, 46 ꝛc. S.
Chriſt-K. Sprchwörtl., ſ. 4. 2) erweitert auf
ähnliche Vh. wie zwiſchen Eltern und ihren Erzeugten,
ſo nam.: a) K. auch in Bezug auf Stief-, Pflege-,
Adoptiv-Eltern. b) nam. in Mz. = Nachkommen
in Bezug auf den Stammvater, zumal bibl.: Die K–er
Iſrael, Judä, Davids; Für dich und deine K–er ewiglich ꝛc.,
ſ. Adams-, Enaks-K. c) als liebevolle, väterlich
wohlwollende Anrede an eine jüngre Perſ.: Lehrer: Be-
denk, o K. ꝛc. G. 2, 234; Er rief einen Knaben: Kannſt du
mir wohl ſagen, mein K. ꝛc. So namentl. auch als
Schmeichelanrede einer geliebten Perſ., zumal eines
Mädchens, und dann auch Bez. eines ſolchen als ge-
liebt oder liebenswürdig ꝛc., zuw. auch im mitleidigen
Sinn: Hoffährtig war und launiſch das K., | wie ſolche Nich-
ten [der Geiſtlichen] zu Zeiten es ſind. Chamiſſo 3, 229; Dem
ehemaligen Mann mit dem „Schatze“, oder den jetzigen mit
dem „K–e“ [Bez. der Frau]. Engel 12, 225; Fauſt [von
Gretchen]: Beim Himmel! dieſes K. iſt ſchön. G. 11, 111;
Mit dem ſchönen K. | geht’s ein für allemal nicht geſchwind.
113; Marmorbilder ſtehn und ſehn mich an: | Was hat
man dir, du armes K., gethan? 1, 137; Zweiter Jäger (das
Mädchen haltend): Bleib Sie bei uns doch, artiges K. Sch.
321b; Iſt verliebt | in ein franzöſiſch K. (ſ. d). Tieck Cymb.
1, 7 u. o. (ſ. Anm.). d) zur Bez. der An- und Zu-
gehörigkeit, z. B. in Bezug auf die Heimath (vgl.
Vater-Stadt, -Land); Ein Berliner K.; Er iſt ein richtiges
Berliner K., in ſeinem Weſen ſich als Berliner kund-
gebend; Mit den K–ern Ägyptens. Heſ. 16, 26; Den K–ern
meines Volks [meinen Landsleuten]. Richt. 14, 16; Salo-
monis Weisheit größer denn aller K–er gegen Morgen und
aller Ägypter Weisheit. 1. Kön. 4, 30; Deine K–er, Jeru-
ſalem. Sachar. 10, 13 ꝛc. Ahnlich auch: Die K–er dieſer
Welt freien. Luk. 20, 34; ferner mit perſönl. oder
mehr oder minder perſonific. Genit. (vgl. 1): K–er
Gottes, in weitrem Sinne: alle Menſchen (ſ. a), inſo-
fern Gott unſer Aller Vater iſt, aber in engerm
Sinn: die Guten, Frommen, die dem Reiche Gottes
angehören, Ggſtz.: K–er des Teufels: Daran wird’s offen-
bar, welche die K–er Gottes und die K–er des Teufels ſind.
1. Joh. 3, 10; K–er Belials. 5. Moſ. 13, 13; Weß Geiſtes
K.?; Der gute Same ſind die K–er des Reichs, das Unkraut
ſind die K–er der Bosheit. Matth. 13, 38; Des Bundes K–er.
Ap. 3, 25; Ihr ſeid allzumal K–er des Lichts und K–er des
Tags. 1. Theſſ. 5, 5; K–er der Finſternis, der Hölle, des
Verderbens, der Sünde, des Unglaubens, der Übertretung ꝛc.,
ſo auch: Der Mann iſt ein K. des Todes [gehört ihm an,
iſt ihm verfallen]. 1. Sam. 26, 16; Hagedorn 2, 10 u. v.;
K–er der Klugheit! [Jhr Klugen]. G. 1, 104; [Kotzebue]
der rechte Vertreter der wuchernd aufgeſchoſſenen Kultur, das
natürliche K. einer ſolchen Zeit. Gervinus Lit. 5, 551; Mar-
bod, das K. des Glücks [der Glückliche, vom Glück Be-
günſtigte]. HKleiſt Hinterl. 129, vgl.: Böſes Glück, o
Wehe, | wie behandelſt du mich ſtief, | nicht als K. aus rech-
ter Ehe. Rückert 6, 244, ſ. Stief- und Glücks-K.; Du
biſt das K. | deines Heut’ allein, nicht deines Geſtern. Mak.
1, 201; Ein K. des 19ten Jahrhunderts ꝛc. 3) ein
Menſch im frühen, unreifen Alter: Ein neugebornes K.;
Ein K. (aus der Taufe) heben; Ein K. windeln, wickeln,
ſäugen, mit der Flaſche groß ziehn, aufpäppeln, entwöhnen;
Greiſe und K–er; Von K. auf. JGJacobi 1, XI; Sch. 458b
ꝛc. = von K–es Beinen (ſ. d. 2c) auf, von Kindheit an;
Mit ſeinen Kindern wieder zum K–e werden, ſich gleichſam
geiſtig verjüngen, aber auch: Der Greis wird wieder zum
K–e, kindiſch (ſ. d.), verſtandesſchwach (ſ. 4); Das alte
Ammenlied, womit man alte K–er in den Schlaf zu lullen
ſucht. Börne 2, 27; G. 9, 190 ꝛc.; Das K. ohne Ausnahme,
will recht und gut ſein, keineswegs will es, ſowie ein junges
Thier, bloß wohl ſein. Fichte 7, 419; Dafür bekommen wir,
die wir ein K. erwarten, das reden und laufen ſoll, Nichts
als ein Mondkalb. FNicolai (L. 13, 283); Ein K. mit eines
Rieſen Waffen. Sch. 27a; Bewahrſt du .. dem Manne,|
was dir das gaukelnde K., was dir der Jüngling vertraut.
77a; Was du mir als K. geweſen, | was du mir als Mäd-
chen warſt. G. 6, 90; Er hätt’ in dieſem Wahne nicht das
K. | bloß auferzogen? ließ das Mädchen noch | in dieſem
Wahne? L. Nath. 3, 10; L. 12, 483 ff. ꝛc. 4) ſprchw.
zu 1 und nam. zu 3, z. B. a) oft in Vergleichungen:
Unſchuldig, wie ein (neugebornes) K., wie ein K. im Mutter-
leibe; Sich freuen wie ein K., wie ein K. zur Weihnachts-
gabe, vergl.: Es iſt ein K. darüber zu werden vor Freude.
Börne Par. 1, 262; Weinen, eigenſinnig wie ein K.; Wie
ein K–lein in der Wiegen | ſtill und ruhig will ich liegen;
Sich mit einander vertragen, leben, wie die K–er; Wir wollen
uns lieben, uns herzen | und ſein wie K. und K. Chamiſſo 4,
177; K., du redeſt, wie die K–er reden [ohne Verſtand]. 6,
249 ꝛc. b) als Subj.: Das verſteht ein K. Luther 6, 7a;
Das kann ein oder jedes K. einſehn, begreifen; Ich bin kein K.
[unerfahren ꝛc.]; Wenn ich weiß, wo ich bin, ſo weiß es
das K. im Mutterleibe. Hebel 3, 347, ich habe nicht die
geringſte Idee davon; Was ich Euch geſagt ..., erzählen
ſich die K–er auf den Gaſſen. Tieck A. 1, 308; K–er und
Narren ſagen die Wahrheit ꝛc. Das K. iſt todt, die Ge-
vatterſchaft hat ein Ende. Auerbach D. 4, 271. c) als
Obj.: Das [neugeborne] K. mit dem Bade (ſ. d. 1a)
aus-, verſchütten; Das K. beim rechten Namen nennen. G.
11, 27, mit dem rechten Namen taufen. Weidner 226, die
Sache unverblümt und unbeſchönigt bezeichnen, vgl.:
Um dem K–e ſeinen rechten Namen zu geben. W. 22, 159;
Forſter Br. 1, 181; Nur heraus mit der Sprache! das K.
muß doch einen Namen haben. L. 1, 467 ꝛc.; Sich Lieb-
kindchen (Forſter Br. 2, 238), liebes Kindchen (Zelter 6, 416),
gut K. (Auerbach D. 4, 193) machen bei Einen, ein lieb
Kindlein machen. Zinkgräf 1, 192, ſich einſchmeicheln,
vgl.: Im Grunde aber will er liebes K. werden bei den
Deutſchen. Laube DW. 5, 10; Wir ſind gute K–er und hät-
ten ſchon längſt einen ſchönen Spieltag abverdient. Forſter A.
3, 179 ꝛc.; Wer das K. ſchlägt, trifft den Vater; Nicht K.
noch Kegel (ſ. d.) haben. d) in andern Kaſus: K–es
Hand iſt bald gefüllt; K–er und Kälber Maß müſſen alte
Leute wiſſen ꝛc., vgl. c. 5) a) von den Jungen der
Thiere, zunächſt in der Thierfabel: Die ſchwarzen leidigen
K–er [der Meerkatze]. G. 5, 273; „Mein K.! ..
“, ſo ſagt’
ein Reh zu ſeinem Sohne. Ramler F. 1, 147 ꝛc., aber
auch ſonſt in gehobner Rede (perſonif.): Die Spatzen
. So Mutter, als K–er verſchlungen. B. 198b; Es war
der Hindin Mann mit ſeinem Weib, dem Hinde, | das Eltern-
paar gefolgt vom Rehkalb, ſeinem K–e. Rückert BE. 130;
Zarte K–er der Schafe. V. Ländl. 1, 5, vgl.: Die grünliche
Tochter des Zeiſigs. V. 3, 21; auch in Zſſtzg. ſ. Katzen-,
Lachs-, Raben-K. ꝛc. b) So auch von keimenden,
ſprießenden, reifenden, wachſenden Pflanzen: Der Feigen-
baum trägt K–er [Früchte] ohne Zahl. Alxinger D. 180;
Die Rebe, das eigentlichſte K. der Sonne, gepflanzt. G. 4,
171; Von ihrem [der Sonne] Lächeln die K–er des Äpfel-
baums erröthen. König Kl. 3, 288; Wenn des Frühlings
K–er [die Blumen] ſterben. ... K–er der verjüngten Au.
Sch. 54b ff. ꝛc., ſ. Schm. 2, 310, z. B.: Hopfen-,
Svargel-Kindel ꝛc., Verſetzpflänzchen und: Der Acker
hat ein K. Spate (veralt.), vgl. Hur-K. c) etwas Er-
zeugtes überh.: Ich halte wieder | die K–er meines Hirns
[die Phantaſien ꝛc., vgl. Ausgeburt] in mir verſchloſſen.
Chamiſſo 4, 162; Wie ein Geſpenſt ... in folgenden Augen-
blicken der Faſſung für ein K. des Schreckens gehalten wird.
G. 16, 83; Alle ſchwere Thaten, die bis jetzt geſchahen, |
ſind nur des Argwohns und der Rache K–er. Sch. 493a; Laß
dich nicht von der Eitelkeit verführen, ſie iſt ein K. [eine
Ausgeburt] der Hölle. FLSchröder Beitr. 3, 1, 110; Die
jüngſten K–er [Erzeugniſſe] meiner Laune, meiner Poeſie ꝛc.
6) a) Die Pupille, das K–chen des Auges. Rückert Mak.
1, 77; Schm. 2, 309. b) (hebr.) ein Sternbild. Hiob
38, 32. c) Endelhocke (ſ. d.).
Anm. S. kennen, Anm. Mundartl., veralt. Mz.:
Die Kind, z. B. Eppendorf 28 ꝛc.; Schaidenreißer 12b;
55b ꝛc.; Mit Weib und K–en. Stumpf 393a; 738a ꝛc. u.
ſo ſprchw.: Mit Weib und K. = mit der ganzen Familie,
mit Sack und Pack, wo alſo nicht etwa ein K. zu verſtehn
iſt, vgl. noch: Drei arme K. G. 1, 147. Die Verkl. der
Mz. Kinderchen z. B. Börne 5, 139; Platen 4, 3; V.
Ländl. 1, 151 u. .; Kinderlein. Echtermeyer 34 v. 23;
Luther 1, 379a; Rollenhagen F. 536. Nachfolgende Fw.
bez. zuw. das natürl. Geſchlecht, ſo: Noch machte das K.
[Felix] die Thüre niemals hinter ſich zu, noch wollte er ſeinen
Teller nicht abeſſen. G. 17, 274; Sehen Sie das K. als ein
fremdes an und geben Sie deſto genauer auf ihn Acht. 255;
256; mhd. ein kint [Knabe], der ꝛc., ſ. Benecke 1, 817a,
und in Bezug aufs Femin. z. B. Freytag DW. 300; Bün-
delte . . . das arme bleiche K. in ihre Decken ein. Paalzow
Th. 2, 310; Sein K., die ihm die Wirthſchaft führt ꝛc. u.
nam. auch (ſ. 2c): Bin ein armes, armes K., deren Au-
gen ꝛc. Chamiſſo 3, 27; In der Seele eines guten K–es von
20 Jahren, die ſich ꝛc. G. 32, 40; Ganz vortrefflich ſpielt
das gute K. uns ihre Lection vor. 10, 67; Welche Freud’
an meinem K–e, | die ſich ꝛc. Rückert 1, 222 ꝛc. Ugw. aber
in Verbind. mit dem weibl. Artikel: Daß die junge Dame ..
eine und dieſelbe mit der in dieſem Papiere angegebenen K–e
ſei. Sealsfield Leg. 3, 242. Als Bſtw. vgl. z. B. Kind-
betterin, Kindelbier, Kinderfrau, Kindeskind ꝛc. Ableit. ſ.
im Folgenden, veralt.: kindbar, Kinder gebärend, frucht-
bar von Frauen. Eppendorf 14.
Zſſtzg. unerſchöpflich, nam. nach den Eltern, z. B.:
Bäckers-K–ern muß man keine Semmel geben (Sprchw.:
Reichen nichts ſchenken ꝛc.); Bauern-, Bürger-, Dichter-,
Fürſten-, Königs-, Pfaffen-K. ꝛc., auch in erweitertem
Sinn ſ. [2] und vgl. [5b], leicht zu mehren nach dem
folgenden (vgl. Zſſtzg. von Junge, Sohn, Tochter ꝛc.):
Abecē-: Abeceſchütz, ſ. Schul-K. Adams- [2b]:
Menſch (vgl. Menſchen-K.): Dieſer närriſchen A–er. W.
19, 165; G. 30, 383. Adoptīv-: adoptiertes K.,
verdeutſcht,,Kür-, Wahl-, Zieh-, Zug-K.“ —After-:
1) Nach-K., nach des Vaters Tod geboren. 2) ein
unechtes, ein ſchlechtes Kind, nam. übertr.: Die Schmei-
chelei, des Glückes A. Günther 778, wohl auch =
Stief-K., ſ. Aftermutter. Angſt-: das den El-
tern ꝛc. Angſt bereitet: Ein Kind, A., zwei Kinder Spiel-
kinder. Sprchw.; Wie kannſt du, A., uns ſolchen Kummer
bereiten? HSmidt Devr. 31. Bácchus- [2d]: Zecher
ꝛc. SClara EfA. 2, 320. Bánk-: Bankert (ſ. d.).
Logau975, Bänkel-K. Bēī-: Kebs-K. Schottel 625a.
Bēīcht- [2]: Jemand in Bezug auf den Beicht-
vater. Klinger F. 9 ꝛc. Béttel-: bettelndes Kind,
vgl. Bettlers-K. Brūder-: vrſch.: Er iſt mein B.,
das Kind meines Bruders, mein Neffe; Er iſt B. mit
mir; Wir ſind B–er oder Brüderkinder, unſre Väter ſind
Brüder, er iſt mein Vetter. Ebenſo: Schweſter-, Ge-
ſchwiſter- (mundartl. Böhlken-) K., ſ. d. Būſen-:
Schoß-K. (vgl. Buſenfreund), das beſonders geliebte,
bevorzugte Kind. Sch. 105a. Chríſt-: Chriſtus
als Kind, nam. auf Gemälden ꝛc.: Das Ch. bemerkte
ſeine [des heiligen Joſeph’s] Noth . . Das Wunder-K. ver-
langt vom Pflegevater ꝛc. G. 18, 16 und ſo oft prägnant
bloß „Kind“: Hart am Pfad in einer Blende | ſteht die
Mutter mit dem Kinde. Freiligrath 1, 7 ꝛc. Ferner: Zu
Weihnachten geht ein Ch. oder ein Knecht Ruprecht .. herum
[den Kindern beſcherend]. Monatbl. 1, 436b und dann
auch, wie „heiliger Chriſt“ (ſ. d.) = die Weihnachts-
beſcherung: Sich ihr Ch–chen zu holen. Presber Wolk. 146.
Chríſtnacht-: in der Chriſtnacht geboren und
nach dem Volksglauben zu größerm Glück beſtimmt,
von hellerem Blick als andre Kinder, ſ. Sonntags-K.:
Wie Ch–er Geiſter ſehn. W. 11, 190. Dórf- [2d]:
Ggſtz. Stadt-K. Dórnen- [5b]: die Roſe. Arndt
z74. Ēdel-: adliges ꝛc. Enaks- [2b]: 4. moſ.
13, 34; Bez. eines rieſenhaft großen Menſchen. G. 19,
7. Engels-: ſ. [2d], im Ggſtz. zu Teufels-K.,
nam. auch [2c] als Schmeichelanrede: Mein E.! ꝛc.
Enkel-: Enkel und Enkelin, ſ. Groß-K. Auerbach D.
4, 137; Chamiſſo 4, 167 ꝛc., vrſch.: Enkels-K. = Ur-
enkel. Erden- [2d]: Menſch, im Ggſtz. zu Him-
mels-, Götter-K. ꝛc.: Die an Wuchs und Majeſtät mehr
einer Göttin gleicht | als einem E. W. 12, 42. Fél-
ſen- [5c]: etwas dem Felſen Entſprungnes, Entſproß-
nes, z. B. ein Fluß, der Rhein. Freiligrath Garb. 118.
Fíndel-: ein von den Eltern ausgeſetztes, von
Andern gefundnes Kind, Findling. Gotter Sch. 226 ꝛc.
Fláchs-: Bei der Flachsernte bilden die Mägde [im
Schauenburgiſchen] aus Flachs eine mit Bändern verzierte
Puppe, die, auf einer großen Schüſſel liegend, Mittags bei
Tiſch der Herrſchaft von der Großmagd mit einer gereimten
Anrede überreicht wird und wogegen die Familienglieder ein
beliebiges Geldgeſchenk auf die Schüſſel legen. Die Puppe
heißt das F. Grube 3, 71. Flátter-: Ein Honigvög-
lein .. | iſt leichte Sinnenliebe .. | Dies F. B. 101b.
Früh-: zu früh nach der Hochzeit gebornes Kind,
vergl. Frühlingen und Siebenmonats-K. Ge-
būrtstags-: Jemand an dem Tage, wo er ſeinen
Geburtstag feiert; übertragen in Klöſtern „eine ein-
zukleidende Nonne“ ꝛc. Gutzkow Zaubr. 3, 79, vergl.:
Ein Geburtstag iſt ein Einkleidungstag. ebd. Ge-
ſchwíſter-: ſ. Bruder-K., ein „geſchwiſterigs
Kind“. SClara EfA. 2, 691; Der iſt G. mit dem Jörg.
Scherr Gr. 1, 66; H. Ph. 10, 298 ꝛc., auch übertr.:
Luſt und Schmerz | ſind G–er [nah verwandt]. G. 2, 339;
Meine Güte iſt G. mit Ihrer Schmeichelei. FLSchröder Beit.
1, 3, 97; Freiligrath 1, 71. Ander-G–er, deren Groß-
eltern Geſchwiſter ſind. Glücks- [2d]: eine vom
Glück beſonders begünſtigte Perſ.: Es giebt G–er und
ſog. Pechvögel in der Welt. König Jer. 2, 299, verſtärkt:
Ein verwöhntes Schoß-K. des Glücks. Prutz 3, 191; W.
HB. 1, 7, vgl.: Der weißen Henne [ſ. d.] Sohn, und
den Ggſtz.: Unglücks-K. Grōß-: Jemand im
Verhältnis zu den Großeltern, ſ. Enkel-K. Forſter R. 1,
220; Freiligrath SW. 3, 240; Kohl A. 2, 164; Ihr jun-
ges G–chen. Niebuhr Nachgel. 145; Mein G., eine Tochter.
Tieck NK. 3, 253 ꝛc. Hǟtſchel-: gehätſcheltes K.,
Mutter-K. [2]: Ihr Schoß-und H–chen. Bechſtein Dunk. 14.
Hérzens-: nam. [2c] herzlich geliebtes Kind.
Hímmels- [2d]: Ggſtz. zu Erden- u. zu Höl-
len-K. (= Teufels-K.) Hōf-: 1) hofhöriges K.
2) Höfling, vgl. Welt-K. ꝛc. Hübſch-: vralt.
Kebs-K., ſ. Hübſcherin u. Kourtiſane. Hūr(en)-:
harte Bez. eines unehelichen Kindes, auch übertr., noch
verächtlicher: Die eigene Mutterſprache zu einem öffentlichen
Allmannshurkinde machen wollen. Herrig 14, 61 (Schottel) ꝛc.
Auch [5b]: Wachſen im März junge Sproſſen oder
wie ſie die gemeinen Leute nennen Hurkinderchen an dem
Kohle. Reichard Gart. 3, 127; ferner (Buchdr.): Die erſte
Zeile darf bekanntlich mit keiner Ausgangszeile (ſog. Huren-
kind) anfangen. Franke Buchd. 78; 350 ꝛc. Júng-
fern-: das Kind einer Unverheiratheten: Ich ſei ein J.
und ich dürfe nicht mit ehrlichen Kindern ſpielen. Arnim 230;
Immermann M. 2, 283; Dies göttlich Jungfrau-K. [Chri-
ſtus]. Mattheſius Pr. 37. Kátzen- [5a]: K–er mauſen
wohl (Sprchw.). Schottel 1133b. Kêbs-: Kind eines
Kebsweibes, uneheliches Kind. L. 5,307. Kínd(e)s-:
Enkel, ſpäte Nachkommen: Von nun an werden mich ſelig
preiſen alle Kindskind [Anm.]. Luk. 1, 48; Du und deine
Kinder und deine Kindskinder. 5. Moſ. 6, 2 u. v.; Erzählen
Kinder und Kindeskind [Anm.]. Sch. 322a, vgl.: Bei euern
Kindes-Kindeskindern. L. Nath. 3, 7. Kírch(ſpiels)-
[2d]: Pfarr-K. Kūr-: Adoptiv-K.: Fremde Leute
zu K–n angenommen. Luther SW. 61, 79; Mattheſius Pr.
151 ꝛc. Láchs- [5a]: L–er, Bez. der jungen Lachſe
oder Sälmlinge (ſ. d.), auch „Lachskunze(n)“, ſ. Kunz,
Anm. Lánd-: Ggſtz. Stadt-K., vgl. Dorf-K.,
auch ſtatt Landes-K., z. B. Luther SW. 56, 38.
Lánd(e)s- [2d]: ein einem Lande durch die Geburt
Angehöriger. L. 13, 317, vgl. Landsmann. Lêhr-:
Schüler. Līēbes-: uneheliches Kind, Kind der
Liebe: Ein Kind | aus einer linken Ehe .. Solche Kinder,
L–er, wie man ſie nennt .., ſchöner als Kinder rechter Ehen.
Tieck 2, 81 ff. S. auch 4c. Līēblings-: vor den
andern geliebt und bevorzugt, Schoß-K. Mántel-:
ein vor der Ehe gezeugtes, doch durch die nachfolgende
114*
Ehe als rechtmäßig anerkanntes Kind, ſ. Glück Pand. 2,
306, veralt. auch „Buch-K.“ Ménſchen-:
Menſch, vgl. Adams-K. 1. Moſ. 11, 5; 4, 23, 19
u. v.; Hört es, M–er! Sch. 21a; M., ſei doch nicht ganz
närriſch! Goltz 1, 330 ꝛc. Vgl. Hebel’s Räthſel von
Adam: Obgleich er ſtarb in ſeinem grauen Haar, | kein M.
minder auf Erden war. Mōnats-: in Zſſtzg. mit
Zahlen, nam. Sieben-M., Kind, das 7 Monat nach
der Empfängnis zur Welt kommt: Keppler, der als ein
kränkliches S. zur Welt kam. Raumer Päd. 3, 1, 1 ꝛc.
Mórd-: (vralt.) Mörder. 2. Kön. 6, 31 ff., ſ. auch
Mordkerl. Mútter-: 1) ein von einer Mutter ge-
bornes Kind, Menſchen-K.: Kein M. ſtudierte baß. Hage-
dorn 3, 169; Gott bewahre alles M. vor ſolchen Poeten.
Zelter G. 2, 154. 2) Hätſchel-K., von der Mutter
verzognes Kind, vgl. Mutterſöhnchen. Nāch-:
1) After-K. [1]. 2) Nachkomme. Natūr-: ein
Kind, eine Perſon im Naturzuſtand: Man war ſo ge-
wöhnt, in Shakeſpeare nur das ungeartete N. zu ſehen, Ger-
vinus Sh. 1, 30. Nêben-: Bei-K. Ol-:
(ugm.) ein Geſalbter: Die zwei Ölekinder. Zach. 4, 14.
Orts-: Jemand, inſofern er an einem Orte hei-
miſch, geboren iſt (ſ. Lands-, Stadt-K. ꝛc.): Eine Fin-
ſternis, das ſelbſt wir O–er uns auf dem bunten Wege vor-
zuſehen hatten. Höfer Leb. 31. Pfáffen-: Kind eines
Pfaffen, in katholiſchen Ländern natürlich ein unehe-
liches: So pflegte man, aber vor Dieſem | Pf–er ſo hoch
nicht zu halten; nun heißen ſie alle | Herren und Frauen. G.
5, 225; Daß man ſie eine Pfaffenhure, die Kind Pf. ſchilt.
Luther 1, 304a ꝛc. Pfárr-: 1) Kind eines Pfarrers.
2) [2d] Pfarrgenoß, eine zur Pfarre gehörige Per-
ſon, vgl. Beicht-K. Pflêge-: ein Kind im Ver-
hältnis zu Pflegeeltern. Rāben-: ſ. [5a], Kind
nach Rabenart, z. B. diebiſch: Stiehlt das R. | wips!
ihre Butterſchnitten. Langbein 1, 164; Womit R–er die Al-
ten nudeln. Jahn M. 183 ꝛc., vgl. Rabenvater ꝛc.
Schêr- [2]: Tuchſcherer-Geſelle. Schíffs- [2d]:
(vralt.) ein zur Beſatzung eines Kauffahrers gehöri-
ges, jetzt nur noch üblich für die Mitglieder der Mann-
ſchaft einer Heringsbüſe, mit Ausnahme des Schiffers,
der „der beſte Knecht“ heißt. Schōß-: Lieb-
lings-, Hätſchel-K., auch übertr. Liebling (ſ. Glücks-
K.): Die neue Gattung .., die ſchnell das erklärte Sch. der
Höfe wurde. Devrient 1, 271; Glücklich Sch. der Natur.
Hölderlin H. 2, 73; Dieſe Schuld als ein köſtliches Gut und
Sch. zu hätſcheln. Keller gH. 4, 266; Sch. 105b ꝛc.
Schūl-: Kind, das in die (niedre) Schule geht: Das
weiß jedes Sch., jedes Abece-K. ꝛc. Schwéſter-: ſ.
Bruder-K.: Die Wirthin dort iſt Sch. mit meinem Vater
geweſen. Lewald Roth. 43. Sónntags-: ſ. Chriſt-
nachts-K.: Muß ein S. wohl ſein | und auf Glückeshaut
geboren. Chamiſſo 3, 200; Jetzt muß man eine Art von S.
ſein, um eine übrigens ganz wohlgebildete Menſchengeſtalt
durch eine von Warzen . .. und Unrath entſtellte Oberhaut
durchzuſehen. G. 32, 170; „Alexander!“ rief er und ich war
kein S. mehr, ich kam von meiner Mondſucht [Geiſterſehe-
rei] zurück. Hippel 1, 223; Man ſagt, die S–er könnten bei
hellem Mittage Geiſter ſehen. W. 1, 105; 32, 13 ꝛc.
Spīēl-: ſpielendes Kind, ſ. Angſt-K. Stádt-
[2d]: (ſ. Orts-K.) Städter, Ggſtz. Dorf-K. Vralt.,
mundartl. ein (unter ſtädtiſche Vormundſchaft geſtell-
ter) Verſchwender. Campe, Spate (auch „Vogt-K.“).
Stīēf- [2a]: Jemand im Verhältnis zu Stief-
vater oder Stiefmutter (So nennt Reineke die Kinder
der Wölfin, mit der er Ehebruch getrieben „St–chen“.
G. 5, 150). Auch übertr., ſ. [2d], mit Bezug auf
ſtiefmütterliche [ſ. d.] Behandlung: Als St–er des
Glücks. Lewald 2, 479; Trübſelig St. der Natur! [o Eule].
Nicolai 1, 23 ꝛc. Tēūfels- [2d]: auch übertr.
Iltis. Un-: gegen die Eltern unkindlich (ſ. d.)
handelnd: U–er und Verräther ihrer angebornen Sprache.
Spate XVIII. Unglücks- [2d]: ein dem Unglück
Preisgegebner, ſ. Glücks-K.: Nur U–er trutzen meiner
Macht. B. 170b. Vōgt-: (mundartl.) unter Vor-
mundſchaft ſtehend, ſ. Stadt-K. Vōr-: Kind aus
früherer Ehe. Schm. Wāhl-: Adoptiv-K. Wāī-
ſen-: das die Eltern verloren hat, Waiſe. Wéch-
ſel-: ein ausgewechſeltes, gegen ein anderes vertauſch-
tes Kind: Daß ſie förchte, wenn ſie ihn anders nennen thät
als mit ſeinem Taufnamen, er nicht vielleicht vor ein W.
möcht’ angeſehen werden. Weidner 143 ꝛc., nam. ſowohl
ein Wechſelbalg. als auch: das Kind, an deſſen Statt
von den Kobolden ꝛc. dieſes hingelegt worden, z. B.:
W–er, die denn die Sachſen nennen Kielkropf [ſ. d.]. Luther
SW. 60, 39; Jch bitte [von der Fee Titania] nur ein
kleines W. | zum Edelknaben. Schlegel Sommern. 2, 1 ꝛc.
Wélt- [2d]: eine Perſon von weltlicher Geſin-
nung: Prophete rechts, Prophete links, | das W. in der
Mitten. G. 22, 213; 25, 196 ꝛc. Wíckel-: ein klei-
nes Kind, das noch gewickelt wird: Gleich ei’m W–elein, |
das ſchreit nach Brei und Suppe. G. 7, 176; Wie W., von
Mutterhand umbunden. WHumboldt Son. 210; Sch. 120b ꝛc.
Wīēgen-: kleines noch in der Wiege liegendes
Kind, übertr.: Wehe | dem zarten W–e Majeſtät, | das
ſeiner Amme ſpotten kann. Sch. 259a. Wóchen-: ein
Kind in den erſten 6Wochen des Lebens, ſ. Wöchnerin:
Gewickelt wie ein W. G. 9, 191; Ein W., das ſie an ihre
Bruſt drückt. 18, 3 ꝛc. Wúnder-: ein Wunder von
einem Kinde ꝛc.: Man ſah in ihm ein wunderbares, ja ein
W., höchſt erfreulich dem Anblick. G. 15, 256, ſ. Chriſt-K.
Zīēh-: 1) Adoptiv-K. Alexis H. 1, 1, 75; 302.
2) ein Kind, das fremden Leuten zum Großziehn
übergeben iſt: Von zehn ſogenannten Z–ern ſtirbt die Hälfte
in den erſten vier Wochen. Auerbach Gv. 376. Zúcker-:
nam. [2c] zuckerſüßes, liebes Kind. Zūg-: Adop-
tiv-K.: Ich bin nicht ſeine Tochter, ich bin nur ſein Z. Alexis
D. 1, 38. Zwítter-: ſ. Zwitter, auch übertr.:
Natur iſt Sünde, Geiſt iſt Teufel, | ſie hegen zwiſchen ſich
den T., | ihr mißgeſtaltet Z. G. 12, 14 u. ä. m.