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Kind
Kind, n., –(e)s; –er; –chen, (e)lein, (el), Mz.:
–erchen, erlein; -, –es-, –er-, –el-:
1) von Menschen das Erzeugte beiderlei Geschlechts (Sohn oder Tochter), wie ,,das Junge“ (s. d. II.) von Thieren, vgl. 5a, auch den Fötus mit umfassend: Ein K. zeugen; Ein K. unterm Herzen tragen; Mit einem K–e (schwanger) gehn; Das K. im Mutterleibe, im Mutterschoße; Ein K. gebären; zur Welt bringen; holen (s. d.); Sie bringt dem jüngern Manne keine K–er. G. 13, 163; Ein K. bekommen; Wie soll ich von ihm ein K. kriegen? Wird er es mir gleich ohne Umstände aus den Brunnen (s. d. 5) holen, von dem mir der Vater erzählte, wo Eins immer muß die Leiter halten, während das Andre heruntersteigt? Arnim 72, s. auch Adebar; Von einem K. entbunden werden; Eines K–es genesen, innenliegen (veralt.); Ein K. aus der ersten, aus der zweiten Ehe; Ein außer der Ehe gebornes oder von der Bank gefallnes K.; Ein eheliches, ein uneheliches oder natürliches K.; Sie hat ein K. von ihm; Er hat ihr ein K. gemacht, angestellt (Zinkgräf 2, 86); Er ist Vater zu dem K–e; Das Verhältnis zwischen Eltern und K–ern; Jemand an K–es Statt oder als K. (s. 2a) annehmen; „Vater!“ hub er [der Doktor] endlich an, | .. wär ich nicht K. [bedächte ich nicht, daß Ihr mein Vater seid] etc. Lichtwer 152; Nun will sie, da sie einmalK. zu ihm sein darf, ein sichtbares Zeichen. Kühne Char. 1, 46 etc. S. Christ-K. Sprchwörtl., s. 4.
2) erweitert auf ähnliche Vh. wie zwischen Eltern und ihren Erzeugten, so nam.:
a) K. auch in Bezug auf Stief-, Pflege-, Adoptiv-Eltern.
b) nam. in Mz. = Nachkommen in Bezug auf den Stammvater, zumal bibl.: Die K–er Israel, Judä, Davids; Für dich und deine K–er ewiglich etc., s. Adams-, Enaks-K.
c) als liebevolle, väterlich wohlwollende Anrede an eine jüngre Pers.: Lehrer: Bedenk, o K. etc. G. 2, 234; Er rief einen Knaben: Kannst du mir wohl sagen, mein K. etc. So namentl. auch als Schmeichelanrede einer geliebten Pers., zumal eines Mädchens, und dann auch Bez. eines solchen als geliebt oder liebenswürdig etc., zuw. auch im mitleidigen Sinn: Hoffährtig war und launisch das K., | wie solche Nichten [der Geistlichen] zu Zeiten es sind. Chamisso 3, 229; Dem ehemaligen Mann mit dem „Schatze“, oder den jetzigen mit dem „K–e“ [Bez. der Frau]. Engel 12, 225; Faust [von Gretchen]: Beim Himmel! dieses K. ist schön. G. 11, 111; Mit dem schönen K. | geht’s ein für allemal nicht geschwind. 113; Marmorbilder stehn und sehn mich an: | Was hat man dir, du armes K., gethan? 1, 137; Zweiter Jäger (das Mädchen haltend): Bleib Sie bei uns doch, artiges K. Sch. 321b; Ist verliebt | in ein französisch K. (s. d). Tieck Cymb. 1, 7 u. o. (s. Anm.).
d) zur Bez. der An- und Zugehörigkeit, z. B. in Bezug auf die Heimath (vgl. Vater-Stadt, -Land); Ein Berliner K.; Er ist ein richtiges Berliner K., in seinem Wesen sich als Berliner kundgebend; Mit den K–ern Ägyptens. Hes. 16, 26; Den K–ern meines Volks [meinen Landsleuten]. Richt. 14, 16; Salomonis Weisheit größer denn aller K–er gegen Morgen und aller Ägypter Weisheit. 1. Kön. 4, 30; Deine K–er, Jerusalem. Sachar. 10, 13 etc. Ahnlich auch: Die K–er dieser Welt freien. Luk. 20, 34; ferner mit persönl. oder mehr oder minder personific. Genit. (vgl. 1): K–er Gottes, in weitrem Sinne: alle Menschen (s. a), insofern Gott unser Aller Vater ist, aber in engerm Sinn: die Guten, Frommen, die dem Reiche Gottes angehören, Ggstz.: K–er des Teufels: Daran wird’s offenbar, welche die K–er Gottes und die K–er des Teufels sind. 1. Joh. 3, 10; K–er Belials. 5. Mos. 13, 13; Weß Geistes K.?; Der gute Same sind die K–er des Reichs, das Unkraut sind die K–er der Bosheit. Matth. 13, 38; Des Bundes K–er. Ap. 3, 25; Ihr seid allzumal K–er des Lichts und K–er des Tags. 1. Thess. 5, 5; K–er der Finsternis, der Hölle, des Verderbens, der Sünde, des Unglaubens, der Übertretung etc., so auch: Der Mann ist ein K. des Todes [gehört ihm an, ist ihm verfallen]. 1. Sam. 26, 16; Hagedorn 2, 10 u. v.; K–er der Klugheit! [Jhr Klugen]. G. 1, 104; [Kotzebue] der rechte Vertreter der wuchernd aufgeschossenen Kultur, das natürliche K. einer solchen Zeit. Gervinus Lit. 5, 551; Marbod, das K. des Glücks [der Glückliche, vom Glück Begünstigte]. HKleist Hinterl. 129, vgl.: Böses Glück, o Wehe, | wie behandelst du mich stief, | nicht als K. aus rechter Ehe. Rückert 6, 244, s. Stief- und Glücks-K.; Du bist das K. | deines Heut’ allein, nicht deines Gestern. Mak. 1, 201; Ein K. des 19ten Jahrhunderts etc.
3) ein Mensch im frühen, unreifen Alter: Ein neugebornes K.; Ein K. (aus der Taufe) heben; Ein K. windeln, wickeln, säugen, mit der Flasche groß ziehn, aufpäppeln, entwöhnen; Greise und K–er; Von K. auf. JGJacobi 1, XI; Sch. 458b etc. = von K–es Beinen (s. d. 2c) auf, von Kindheit an; Mit seinen Kindern wieder zum K–e werden, sich gleichsam geistig verjüngen, aber auch: Der Greis wird wieder zum K–e, kindisch (s. d.), verstandesschwach (s. 4); Das alte Ammenlied, womit man alte K–er in den Schlaf zu lullen sucht. Börne 2, 27; G. 9, 190 etc.; Das K. ohne Ausnahme, will recht und gut sein, keineswegs will es, sowie ein junges Thier, bloß wohl sein. Fichte 7, 419; Dafür bekommen wir, die wir ein K. erwarten, das reden und laufen soll, Nichts als ein Mondkalb. FNicolai (L. 13, 283); Ein K. mit eines Riesen Waffen. Sch. 27a; Bewahrst du .. dem Manne,| was dir das gaukelnde K., was dir der Jüngling vertraut. 77a; Was du mir als K. gewesen, | was du mir als Mädchen warst. G. 6, 90; Er hätt’ in diesem Wahne nicht das K. | bloß auferzogen? ließ das Mädchen noch | in diesem Wahne? L. Nath. 3, 10; L. 12, 483 ff. etc.
4) sprchw. zu 1 und nam. zu 3, z. B.
a) oft in Vergleichungen: Unschuldig, wie ein (neugebornes) K., wie ein K. im Mutterleibe; Sich freuen wie ein K., wie ein K. zur Weihnachtsgabe, vergl.: Es ist ein K. darüber zu werden vor Freude. Börne Par. 1, 262; Weinen, eigensinnig wie ein K.; Wie ein K–lein in der Wiegen | still und ruhig will ich liegen; Sich mit einander vertragen, leben, wie die K–er; Wir wollen uns lieben, uns herzen | und sein wie K. und K. Chamisso 4, 177; K., du redest, wie die K–er reden [ohne Verstand]. 6, 249 etc.
b) als Subj.: Das versteht ein K. Luther 6, 7a; Das kann ein oder jedes K. einsehn, begreifen; Ich bin kein K. [unerfahren etc.]; Wenn ich weiß, wo ich bin, so weiß es das K. im Mutterleibe. Hebel 3, 347, ich habe nicht die geringste Idee davon; Was ich Euch gesagt ..., erzählen sich die K–er auf den Gassen. Tieck A. 1, 308; K–er und Narren sagen die Wahrheit etc. Das K. ist todt, die Gevatterschaft hat ein Ende. Auerbach D. 4, 271.
c) als Obj.: Das [neugeborne] K. mit dem Bade (s. d. 1a) aus-, verschütten; Das K. beim rechten Namen nennen. G. 11, 27, mit dem rechten Namen taufen. Weidner 226, die Sache unverblümt und unbeschönigt bezeichnen, vgl.: Um dem K–e seinen rechten Namen zu geben. W. 22, 159; Forster Br. 1, 181; Nur heraus mit der Sprache! das K. muß doch einen Namen haben. L. 1, 467 etc.; Sich Liebkindchen (Forster Br. 2, 238), liebes Kindchen (Zelter 6, 416), gut K. (Auerbach D. 4, 193) machen bei Einen, ein lieb Kindlein machen. Zinkgräf 1, 192, sich einschmeicheln, vgl.: Im Grunde aber will er liebes K. werden bei den Deutschen. Laube DW. 5, 10; Wir sind gute K–er und hätten schon längst einen schönen Spieltag abverdient. Forster A. 3, 179 etc.; Wer das K. schlägt, trifft den Vater; Nicht K. noch Kegel (s. d.) haben.
d) in andern Kasus: K–es Hand ist bald gefüllt; K–er und Kälber Maß müssen alte Leute wissen etc., vgl. c.
5)
a) von den Jungen der Thiere, zunächst in der Thierfabel: Die schwarzen leidigen K–er [der Meerkatze]. G. 5, 273; „Mein K.! .. “, so sagt’ ein Reh zu seinem Sohne. Ramler F. 1, 147 etc., aber auch sonst in gehobner Rede (personif.): Die Spatzen . So Mutter, als K–er verschlungen. B. 198b; Es war der Hindin Mann mit seinem Weib, dem Hinde, | das Elternpaar gefolgt vom Rehkalb, seinem K–e. Rückert BE. 130; Zarte K–er der Schafe. V. Ländl. 1, 5, vgl.: Die grünliche Tochter des Zeisigs. V. 3, 21; auch in Zsstzg. s. Katzen-, Lachs-, Raben-K. etc.
b) So auch von keimenden, sprießenden, reifenden, wachsenden Pflanzen: Der Feigenbaum trägt K–er [Früchte] ohne Zahl. Alxinger D. 180; Die Rebe, das eigentlichste K. der Sonne, gepflanzt. G. 4, 171; Von ihrem [der Sonne] Lächeln die K–er des Äpfelbaums erröthen. König Kl. 3, 288; Wenn des Frühlings K–er [die Blumen] sterben. ... K–er der verjüngten Au. Sch. 54b ff. etc., s. Schm. 2, 310, z. B.: Hopfen-, Svargel-Kindel etc., Versetzpflänzchen und: Der Acker hat ein K. Spate (veralt.), vgl. Hur-K.
c) etwas Erzeugtes überh.: Ich halte wieder | die K–er meines Hirns [die Phantasien etc., vgl. Ausgeburt] in mir verschlossen. Chamisso 4, 162; Wie ein Gespenst ... in folgenden Augenblicken der Fassung für ein K. des Schreckens gehalten wird. G. 16, 83; Alle schwere Thaten, die bis jetzt geschahen, | sind nur des Argwohns und der Rache K–er. Sch. 493a; Laß dich nicht von der Eitelkeit verführen, sie ist ein K. [eine Ausgeburt] der Hölle. FLSchröder Beitr. 3, 1, 110; Die jüngsten K–er [Erzeugnisse] meiner Laune, meiner Poesie etc.
6)
a) Die Pupille, das K–chen des Auges. Rückert Mak. 1, 77; Schm. 2, 309.
b) (hebr.) ein Sternbild. Hiob 38, 32.
c) Endelhocke (s. d.).
Anm. S. kennen, Anm. Mundartl., veralt. Mz.: Die Kind, z. B. Eppendorf 28 etc.; Schaidenreißer 12b; 55b etc.; Mit Weib und K–en. Stumpf 393a; 738a etc. u. so sprchw.: Mit Weib und K. = mit der ganzen Familie, mit Sack und Pack, wo also nicht etwa ein K. zu verstehn ist, vgl. noch: Drei arme K. G. 1, 147. Die Verkl. der Mz. Kinderchen z. B. Börne 5, 139; Platen 4, 3; V. Ländl. 1, 151 u. .; Kinderlein. Echtermeyer 34 v. 23; Luther 1, 379a; Rollenhagen F. 536. Nachfolgende Fw. bez. zuw. das natürl. Geschlecht, so: Noch machte das K. [Felix] die Thüre niemals hinter sich zu, noch wollte er seinen Teller nicht abessen. G. 17, 274; Sehen Sie das K. als ein fremdes an und geben Sie desto genauer auf ihn Acht. 255; 256; mhd. ein kint [Knabe], der etc., s. Benecke 1, 817a, und in Bezug aufs Femin. z. B. Freytag DW. 300; Bündelte . . . das arme bleiche K. in ihre Decken ein. Paalzow Th. 2, 310; Sein K., die ihm die Wirthschaft führt etc. u. nam. auch (s. 2c): Bin ein armes, armes K., deren Augen etc. Chamisso 3, 27; In der Seele eines guten K–es von 20 Jahren, die sich etc. G. 32, 40; Ganz vortrefflich spielt das gute K. uns ihre Lection vor. 10, 67; Welche Freud’ an meinem K–e, | die sich etc. Rückert 1, 222 etc. Ugw. aber in Verbind. mit dem weibl. Artikel: Daß die junge Dame .. eine und dieselbe mit der in diesem Papiere angegebenen K–e sei. Sealsfield Leg. 3, 242. Als Bstw. vgl. z. B. Kindbetterin, Kindelbier, Kinderfrau, Kindeskind etc. Ableit. s. im Folgenden, veralt.: kindbar, Kinder gebärend, fruchtbar von Frauen. Eppendorf 14.
Zsstzg. unerschöpflich, nam. nach den Eltern, z. B.: Bäckers-K–ern muß man keine Semmel geben (Sprchw.: Reichen nichts schenken etc.); Bauern-, Bürger-, Dichter-, Fürsten-, Königs-, Pfaffen-K. etc., auch in erweitertem Sinn s. [2] und vgl. [5b], leicht zu mehren nach dem folgenden (vgl. Zsstzg. von Junge, Sohn, Tochter etc.): Abecē-: Abeceschütz, s. Schul-K. Adams- [2b]: Mensch (vgl. Menschen-K.): Dieser närrischen A–er. W. 19, 165; G. 30, 383.
Adoptīv-: adoptiertes K., verdeutscht,,Kür-, Wahl-, Zieh-, Zug-K.“ —After-:
1) Nach-K., nach des Vaters Tod geboren.
2) ein unechtes, ein schlechtes Kind, nam. übertr.: Die Schmeichelei, des Glückes A. Günther 778, wohl auch = Stief-K., s. Aftermutter. Angst-: das den Eltern etc. Angst bereitet: Ein Kind, A., zwei Kinder Spielkinder. Sprchw.; Wie kannst du, A., uns solchen Kummer bereiten? HSmidt Devr. 31. Bácchus- [2d]: Zecher etc. SClara EfA. 2, 320. Bánk-: Bankert (s. d.). Logau975, Bänkel-K. Bēī-: Kebs-K. Schottel 625a. Bēīcht- [2]: Jemand in Bezug auf den Beichtvater. Klinger F. 9 etc. Béttel-: bettelndes Kind, vgl. Bettlers-K. Brūder-: vrsch.: Er ist mein B., das Kind meines Bruders, mein Neffe; Er ist B. mit mir; Wir sind B–er oder Brüderkinder, unsre Väter sind Brüder, er ist mein Vetter. Ebenso: Schwester-, Geschwister- (mundartl. Böhlken-) K., s. d. Būsen-: Schoß-K. (vgl. Busenfreund), das besonders geliebte, bevorzugte Kind. Sch. 105a. Chríst-: Christus als Kind, nam. auf Gemälden etc.: Das Ch. bemerkte seine [des heiligen Joseph’s] Noth . . Das Wunder-K. verlangt vom Pflegevater etc. G. 18, 16 und so oft prägnant bloß „Kind“: Hart am Pfad in einer Blende | steht die Mutter mit dem Kinde. Freiligrath 1, 7 etc. Ferner: Zu Weihnachten geht ein Ch. oder ein Knecht Ruprecht .. herum [den Kindern bescherend]. Monatbl. 1, 436b und dann auch, wie „heiliger Christ“ (s. d.) = die Weihnachtsbescherung: Sich ihr Ch–chen zu holen. Presber Wolk. 146. Chrístnacht-: in der Christnacht geboren und nach dem Volksglauben zu größerm Glück bestimmt, von hellerem Blick als andre Kinder, s. Sonntags-K.: Wie Ch–er Geister sehn. W. 11, 190. Dórf- [2d]: Ggstz. Stadt-K. Dórnen- [5b]: die Rose. Arndt z74. Ēdel-: adliges etc. Enaks- [2b]: 4. mos. 13, 34; Bez. eines riesenhaft großen Menschen. G. 19, 7. Engels-: s. [2d], im Ggstz. zu Teufels-K., nam. auch [2c] als Schmeichelanrede: Mein E.! etc. Enkel-: Enkel und Enkelin, s. Groß-K. Auerbach D. 4, 137; Chamisso 4, 167 etc., vrsch.: Enkels-K. = Ur- enkel. Erden- [2d]: Mensch, im Ggstz. zu Himmels-, Götter-K. etc.: Die an Wuchs und Majestät mehr einer Göttin gleicht | als einem E. W. 12, 42. Félsen- [5c]: etwas dem Felsen Entsprungnes, Entsproßnes, z. B. ein Fluß, der Rhein. Freiligrath Garb. 118. Fíndel-: ein von den Eltern ausgesetztes, von Andern gefundnes Kind, Findling. Gotter Sch. 226 etc. Fláchs-: Bei der Flachsernte bilden die Mägde [im Schauenburgischen] aus Flachs eine mit Bändern verzierte Puppe, die, auf einer großen Schüssel liegend, Mittags bei Tisch der Herrschaft von der Großmagd mit einer gereimten Anrede überreicht wird und wogegen die Familienglieder ein beliebiges Geldgeschenk auf die Schüssel legen. Die Puppe heißt das F. Grube 3, 71. Flátter-: Ein Honigvöglein .. | ist leichte Sinnenliebe .. | Dies F. B. 101b. Früh-: zu früh nach der Hochzeit gebornes Kind, vergl. Frühlingen und Siebenmonats-K. Gebūrtstags-: Jemand an dem Tage, wo er seinen Geburtstag feiert; übertragen in Klöstern „eine einzukleidende Nonne“ etc. Gutzkow Zaubr. 3, 79, vergl.: Ein Geburtstag ist ein Einkleidungstag. ebd. Geschwíster-: s. Bruder-K., ein „geschwisterigs Kind“. SClara EfA. 2, 691; Der ist G. mit dem Jörg. Scherr Gr. 1, 66; H. Ph. 10, 298 etc., auch übertr.: Lust und Schmerz | sind G–er [nah verwandt]. G. 2, 339; Meine Güte ist G. mit Ihrer Schmeichelei. FLSchröder Beit. 1, 3, 97; Freiligrath 1, 71. Ander-G–er, deren Groß- eltern Geschwister sind. Glücks- [2d]: eine vom Glück besonders begünstigte Pers.: Es giebt G–er und sog. Pechvögel in der Welt. König Jer. 2, 299, verstärkt: Ein verwöhntes Schoß-K. des Glücks. Prutz 3, 191; W. HB. 1, 7, vgl.: Der weißen Henne [s. d.] Sohn, und den Ggstz.: Unglücks-K. Grōß-: Jemand im Verhältnis zu den Großeltern, s. Enkel-K. Forster R. 1, 220; Freiligrath SW. 3, 240; Kohl A. 2, 164; Ihr junges G–chen. Niebuhr Nachgel. 145; Mein G., eine Tochter. Tieck NK. 3, 253 etc. Hǟtschel-: gehätscheltes K., Mutter-K. [2]: Ihr Schoß-und H–chen. Bechstein Dunk. 14. Hérzens-: nam. [2c] herzlich geliebtes Kind. Hímmels- [2d]: Ggstz. zu Erden- u. zu Höllen-K. (= Teufels-K.) Hōf-:
1) hofhöriges K.
2) Höfling, vgl. Welt-K. etc. Hübsch-: vralt. Kebs-K., s. Hübscherin u. Kourtisane. Hūr(en)-: harte Bez. eines unehelichen Kindes, auch übertr., noch verächtlicher: Die eigene Muttersprache zu einem öffentlichen Allmannshurkinde machen wollen. Herrig 14, 61 (Schottel) etc. Auch [5b]: Wachsen im März junge Sprossen oder wie sie die gemeinen Leute nennen Hurkinderchen an dem Kohle. Reichard Gart. 3, 127; ferner (Buchdr.): Die erste Zeile darf bekanntlich mit keiner Ausgangszeile (sog. Hurenkind) anfangen. Franke Buchd. 78; 350 etc. Júngfern-: das Kind einer Unverheiratheten: Ich sei ein J. und ich dürfe nicht mit ehrlichen Kindern spielen. Arnim 230; Immermann M. 2, 283; Dies göttlich Jungfrau-K. [Christus]. Matthesius Pr. 37. Kátzen- [5a]: K–er mausen wohl (Sprchw.). Schottel 1133b. Kêbs-: Kind eines Kebsweibes, uneheliches Kind. L. 5,307. Kínd(e)s-: Enkel, späte Nachkommen: Von nun an werden mich selig preisen alle Kindskind [Anm.]. Luk. 1, 48; Du und deine Kinder und deine Kindskinder. 5. Mos. 6, 2 u. v.; Erzählen Kinder und Kindeskind [Anm.]. Sch. 322a, vgl.: Bei euern Kindes-Kindeskindern. L. Nath. 3, 7. Kírch(spiels)- [2d]: Pfarr-K. Kūr-: Adoptiv-K.: Fremde Leute zu K–n angenommen. Luther SW. 61, 79; Matthesius Pr. 151 etc. Láchs- [5a]: L–er, Bez. der jungen Lachse oder Sälmlinge (s. d.), auch „Lachskunze(n)“, s. Kunz, Anm. Lánd-: Ggstz. Stadt-K., vgl. Dorf-K., auch statt Landes-K., z. B. Luther SW. 56, 38. Lánd(e)s- [2d]: ein einem Lande durch die Geburt Angehöriger. L. 13, 317, vgl. Landsmann. Lêhr-: Schüler. Līēbes-: uneheliches Kind, Kind der Liebe: Ein Kind | aus einer linken Ehe .. Solche Kinder, L–er, wie man sie nennt .., schöner als Kinder rechter Ehen. Tieck 2, 81 ff. S. auch 4c. Līēblings-: vor den andern geliebt und bevorzugt, Schoß-K. Mántel-: ein vor der Ehe gezeugtes, doch durch die nachfolgende 114* Ehe als rechtmäßig anerkanntes Kind, s. Glück Pand. 2, 306, veralt. auch „Buch-K.“ Ménschen-: Mensch, vgl. Adams-K. 1. Mos. 11, 5; 4, 23, 19 u. v.; Hört es, M–er! Sch. 21a; M., sei doch nicht ganz närrisch! Goltz 1, 330 etc. Vgl. Hebel’s Räthsel von Adam: Obgleich er starb in seinem grauen Haar, | kein M. minder auf Erden war. Mōnats-: in Zsstzg. mit Zahlen, nam. Sieben-M., Kind, das 7 Monat nach der Empfängnis zur Welt kommt: Keppler, der als ein kränkliches S. zur Welt kam. Raumer Päd. 3, 1, 1 etc. Mórd-: (vralt.) Mörder. 2. Kön. 6, 31 ff., s. auch Mordkerl. Mútter-:
1) ein von einer Mutter gebornes Kind, Menschen-K.: Kein M. studierte baß. Hagedorn 3, 169; Gott bewahre alles M. vor solchen Poeten. Zelter G. 2, 154.
2) Hätschel-K., von der Mutter verzognes Kind, vgl. Muttersöhnchen. Nāch-:
1) After-K. [1].
2) Nachkomme. Natūr-: ein Kind, eine Person im Naturzustand: Man war so gewöhnt, in Shakespeare nur das ungeartete N. zu sehen, Gervinus Sh. 1, 30. Nêben-: Bei-K. Ol-: (ugm.) ein Gesalbter: Die zwei Ölekinder. Zach. 4, 14. Orts-: Jemand, insofern er an einem Orte heimisch, geboren ist (s. Lands-, Stadt-K. etc.): Eine Finsternis, das selbst wir O–er uns auf dem bunten Wege vorzusehen hatten. Höfer Leb. 31. Pfáffen-: Kind eines Pfaffen, in katholischen Ländern natürlich ein uneheliches: So pflegte man, aber vor Diesem | Pf–er so hoch nicht zu halten; nun heißen sie alle | Herren und Frauen. G. 5, 225; Daß man sie eine Pfaffenhure, die Kind Pf. schilt. Luther 1, 304a etc. Pfárr-:
1) Kind eines Pfarrers. 2) [2d] Pfarrgenoß, eine zur Pfarre gehörige Person, vgl. Beicht-K. Pflêge-: ein Kind im Verhältnis zu Pflegeeltern. Rāben-: s. [5a], Kind nach Rabenart, z. B. diebisch: Stiehlt das R. | wips! ihre Butterschnitten. Langbein 1, 164; Womit R–er die Alten nudeln. Jahn M. 183 etc., vgl. Rabenvater etc. Schêr- [2]: Tuchscherer-Geselle. Schíffs- [2d]: (vralt.) ein zur Besatzung eines Kauffahrers gehöriges, jetzt nur noch üblich für die Mitglieder der Mannschaft einer Heringsbüse, mit Ausnahme des Schiffers, der „der beste Knecht“ heißt. Schōß-: Lieblings-, Hätschel-K., auch übertr. Liebling (s. Glücks- K.): Die neue Gattung .., die schnell das erklärte Sch. der Höfe wurde. Devrient 1, 271; Glücklich Sch. der Natur. Hölderlin H. 2, 73; Diese Schuld als ein köstliches Gut und Sch. zu hätscheln. Keller gH. 4, 266; Sch. 105b etc. Schūl-: Kind, das in die (niedre) Schule geht: Das weiß jedes Sch., jedes Abece-K. etc. Schwéster-: s. Bruder-K.: Die Wirthin dort ist Sch. mit meinem Vater gewesen. Lewald Roth. 43. Sónntags-: s. Christnachts-K.: Muß ein S. wohl sein | und auf Glückeshaut geboren. Chamisso 3, 200; Jetzt muß man eine Art von S. sein, um eine übrigens ganz wohlgebildete Menschengestalt durch eine von Warzen . .. und Unrath entstellte Oberhaut durchzusehen. G. 32, 170; „Alexander!“ rief er und ich war kein S. mehr, ich kam von meiner Mondsucht [Geisterseherei] zurück. Hippel 1, 223; Man sagt, die S–er könnten bei hellem Mittage Geister sehen. W. 1, 105; 32, 13 etc. Spīēl-: spielendes Kind, s. Angst-K. Stádt- [2d]: (s. Orts-K.) Städter, Ggstz. Dorf-K. Vralt., mundartl. ein (unter städtische Vormundschaft gestellter) Verschwender. Campe, Spate (auch „Vogt-K.“). Stīēf- [2a]: Jemand im Verhältnis zu Stiefvater oder Stiefmutter (So nennt Reineke die Kinder der Wölfin, mit der er Ehebruch getrieben „St–chen“. G. 5, 150). Auch übertr., s. [2d], mit Bezug auf stiefmütterliche [s. d.] Behandlung: Als St–er des Glücks. Lewald 2, 479; Trübselig St. der Natur! [o Eule]. Nicolai 1, 23 etc. Tēūfels- [2d]: auch übertr. Iltis. Un-: gegen die Eltern unkindlich (s. d.) handelnd: U–er und Verräther ihrer angebornen Sprache. Spate XVIII. Unglücks- [2d]: ein dem Unglück Preisgegebner, s. Glücks-K.: Nur U–er trutzen meiner Macht. B. 170b. Vōgt-: (mundartl.) unter Vormundschaft stehend, s. Stadt-K. Vōr-: Kind aus früherer Ehe. Schm. Wāhl-: Adoptiv-K. Wāīsen-: das die Eltern verloren hat, Waise. Wéchsel-: ein ausgewechseltes, gegen ein anderes vertauschtes Kind: Daß sie förchte, wenn sie ihn anders nennen thät als mit seinem Taufnamen, er nicht vielleicht vor ein W. möcht’ angesehen werden. Weidner 143 etc., nam. sowohl ein Wechselbalg. als auch: das Kind, an dessen Statt von den Kobolden etc. dieses hingelegt worden, z. B.: W–er, die denn die Sachsen nennen Kielkropf [s. d.]. Luther SW. 60, 39; Jch bitte [von der Fee Titania] nur ein kleines W. | zum Edelknaben. Schlegel Sommern. 2, 1 etc. Wélt- [2d]: eine Person von weltlicher Gesinnung: Prophete rechts, Prophete links, | das W. in der Mitten. G. 22, 213; 25, 196 etc. Wíckel-: ein kleines Kind, das noch gewickelt wird: Gleich ei’m W–elein, | das schreit nach Brei und Suppe. G. 7, 176; Wie W., von Mutterhand umbunden. WHumboldt Son. 210; Sch. 120b etc. Wīēgen-: kleines noch in der Wiege liegendes Kind, übertr.: Wehe | dem zarten W–e Majestät, | das seiner Amme spotten kann. Sch. 259a. Wóchen-: ein Kind in den ersten 6Wochen des Lebens, s. Wöchnerin: Gewickelt wie ein W. G. 9, 191; Ein W., das sie an ihre Brust drückt. 18, 3 etc. Wúnder-: ein Wunder von einem Kinde etc.: Man sah in ihm ein wunderbares, ja ein W., höchst erfreulich dem Anblick. G. 15, 256, s. Christ-K. Zīēh-:
1) Adoptiv-K. Alexis H. 1, 1, 75; 302.
2) ein Kind, das fremden Leuten zum Großziehn übergeben ist: Von zehn sogenannten Z–ern stirbt die Hälfte in den ersten vier Wochen. Auerbach Gv. 376. Zúcker-: nam. [2c] zuckersüßes, liebes Kind. Zūg-: Adoptiv-K.: Ich bin nicht seine Tochter, ich bin nur sein Z. Alexis D. 1, 38. Zwítter-: s. Zwitter, auch übertr.: Natur ist Sünde, Geist ist Teufel, | sie hegen zwischen sich den T., | ihr mißgestaltet Z. G. 12, 14 u. ä. m.