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kielen
Kīēlen: 1) intr.: a) mit „ſein“: ſproſſen, wach-
ſen, von den Kielen der Vögel und was ihnen ähnlich
iſt: Nachdem die Federn ihm gekielt [er flügge geworden].
Rückert Mak. 1, 474; Ein Mädchen, das noch mit der Puppe
ſpielt, | ein Laffe, dem nur kaum der Gauchbart kielt ꝛc.
b) mit „haben“, Kiele (Kielfedern) bekommen (ſ. a):
Ein nackter Specht, | dem Schwanz und Flügel kielt. Günther
499; Wenn man die Gans gleich beräuft, ſo kielet [andre
Ausg.: keilet] ſie bald und die Federn wachſen ihr wieder.
Luther SW. 60, 216 ꝛc. c) mit „haben“ und „ſein“,
von Schiffen: den Kiel fortbewegen: Tückiſch ſtrecken ihren
Sandfuß ſie | ihm [dem ſtolzen Segler] vor und, wo er kielet,
ſtößt er an. Scherenberg (Echtermeyer 2,611).— d) ſ. Kielkropf.
2) tr.: a) mit einem Kiel (ſ. d.) od. mit Kielen ver-
ſehn: Ein Klavier, einen Pfeilk., vgl. federn, befiedern ꝛc.;
Die Schuppen ſind eiförmig, auf dem Rücken gekielt [ſ. Kiel
4]. Lenz Nat. 3, 18; Mit einer Reihe ſcharfgekielter Schup-
pen gepanzert. Vogt Oc. 1, 59; 2, 93 ꝛc.; Ein Schiff k.
[ſ. Kiel 3]. Adelung, ſ. b. b) Ein Schiff k., es kiel-
holen (ſ. d.).
Zſſtzg.: Āūs- [1a]: von keimenden Früchten, die
Schale durchbrechen. Schm. Be- [2a]: Womit der
Amor die Flügel der Pſyche bekielt. IP. 20, 114; Von den
wohlbekielten Pfeilen. Weiße Lyr. 177; 222; W. 23, 284;
Dieſen hohen Flug .. auszuhalten | fühlt kein Olympier ſich
ſtark genug bekielt. 3, 179; So kindiſch, wie ein unbekielter
Gauch [ſ. 1a, dem der Bart noch nicht gewachſen]. 12,
113. Eīn- [1]: vom Getreide, in den Kiel oder
Halm ſchießen. Hohberg 2, 35b. Ent-: der Kiele be-
rauben ꝛc.