Faksimile 0910 | Seite 902
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ketten
Kétten, tr. und refl.: Etwas (ſich) mit einer Kette
oder wie mit einer Kette, kettenmäßig an Etwas ſchlie-
ßen ꝛc.: Er ſoll nichts Widerwärt’ges an einander | k. G.
13, 344; Die in einander geketteten Hügel. 14, 32; Dieſe
Paare tragen alle nach hinten zu in 2 Kettenreihen großbo-
gige Halbreifen, welche den Reigen k. und retten [ihn ver-
bindend die Ordnung erhalten]. Grube 3, 297; Wegen
ſo enger Kettung des Neffen an die Römlinge. Gutzkow Z.
4, 10 1; Dieſer Gedanke kettet ſich an jeden andern, den ich
haben muß. L. Gal. 2, 8; 4, 7; Welche Folge von Begeben-
heiten iſt gegen dieſes erwieſene μēν gekettet genug? Welche
Wirkung läſſt ſich nicht dadurch zur Urſache, welche Urſache
nicht zur Wirkung machen? 10, 65; Es kettet ihn der Schlie-
ßer. Wolfg. Müller (DMuſeum 5, 1, 28); Du .., der zer-
brochne Glieder mit dem Wundharz ketteſt [vgl. kitten].
Rückert Erb. 2, 14; Soll ſich mein hochfliegender Geiſt an
den Schneckengang der Materie k. laſſen? Sch. 112b; Was
ihn an mich .. ſo mächtig zieht und kettet. 335a; Du biſt
an mich | geknüpft . .. mit jeder heil’gen Feſſel der Natur, |
die Menſchen an einander k. kann. 384a; 481b; Wie der
Baum .. mit ſeiner Wurzeln Kraft .. feſt ſich kettet. 554b;
Die Männin, dem Krieger | nicht ſklaviſch gekettet. Werner
Oſtſ. 1, 23 ꝛc.; Ungekettet noch und frei. V. (Merkur
1797) 1, 98.
Zſſtzg, vgl. die von ſchließen, binden, ketteln ꝛc.,
z. B.: Áb-: von der Kette frei machen, los-k.: Den
Hund a.; Den Gefangnen vom Block a. ꝛc. An-: Ge-
fangne ꝛc. (G. 12, 36), Herzen (Gotter 1, 60), den Vorwitz
(249); eine Gondel (Gutzkow R. 9, 225), einen Hund
(Pfeffel Pr. 1, 183) a.; Da ich auf meinem Stuhl wie ange-
kettet und ſtaunend ſitzen blieb. G. 9, 158 ꝛc. Mit ,,an“
und Accuſ.: Angekettet feſt an deinen Wagen. G. 6, 55;
Angekettet an ein freudenarmes Loos. Gutzkow R. 9, 225;
Die Ankettung [der Seele] an den Körper. IP. 15, 106
u. o.; zuw. (im Partic.) mit ,,an“ u. Dat.: Er und
die Herrliche angekettet an dürrem Zwang. Tieck A. 1, 326;
ferner mit bloßem Dat.: O Fluch der Könige, der dem
ſchnell | vergänglichen Gedanken gleich die That, | die
feſt unwiderrufliche ankettet. Sch. 404a; Dem ſchwindenden
Phantom begann | mein eiferſüchtiger Tyrann | ein neues
Blendwerk anzuketten. Thümmel 2, 222; IP. 36, 23 ꝛc.
Eīn-: in Ketten ſchlagen, einkerkern ꝛc.: Eingekettet
unſer Sehnen. G. 10, 239; Die Fleiſchſtatuen, worein un-
ſere Geiſter eingekettet ſind. IP. 7, 120; Nur bei deinen
jüngſten Kindern kette die Strafe ſich in den Fehler ein. 36,
118, ſchlinge ſich darein. Ent-: von der Kette ꝛc.
losmachen, befreien, entfeſſeln: Sie fühlten ihre Bruſt
von einem Band entkettet. Rückert Roſt. 56b; Da war mei-
ner Noth kein Entketter. Mak. 1, 136; Das Land, das
du [Tell] entkettet. Uhland 449, auch zuw.: das Verket-
tete löſen, aus einander entſchlingen. Lōs-: ent-k.:
Wo ihr Geiſt von ſeiner Sklavenkette | losgekettet ward.
Hölty 174; Koſegarten Po. 2, 170; Die losgeketteten Flu-
then. Kinkel E. 105; Ein Fahrzeug .. Er kettet’s los. Reit-
hard 134. Um-: mit Ketten oder kettenartig um-
ſchließen: Von Scham und Verbrechen und Reue umkettet.
Beer A. 95; Ich umkette .. mit den Armen den erträumten
Mann. B. 99a; Wo mich um-k. wollte trautes Band. Rückert
2, 255; [Der Meeresgott], der mit Kryſtall die Erd’ um-
kettet. Nal. 36; Mit Liebe ſo umkettet, ſo beglückt. Schlegel
Sommern. 3, 2 ꝛc. Ver-: mit Ketten u. öfter:
kettenartig verbinden, wie die Glieder einer Kette in
einander verſchlingen: Wie ſich Verdienſt und Glück ver-k.
G. 12, 20; Die ſämmtlichen Welterſcheinungen in ſtetiger
Folge, wie ſie ſich aus einander entwickeln, in einander ver-k.
40, 80; Unſre verketteten Predigtperioden. H. Ph. 13, 32;
Verkettet hat zwei Buſen unſer Schwur. Schlegel Sommern.
2, 2; Tage rufen andre Tage | und ver-k. je und je | Klag’
um Klage. Span. 2, 67; Sein Loos mit dem ihrigen zu
ver-k. W. 17, 17; Eine Verbindung, die den Tiberius aufs
engſte mit Auguſt . . . verkettete. 32, 345 ꝛc. Dazu:
Eine Verkettung unüberſehbarer Baſtionen. G. 25, 118;
Die Verkettung der Dominanten. 29, 233; So wirkt das
All in glücklicher Verkettung. 10, 249; In der Verkettung
äußerlicher Umſtände. Sch. 760b; Die einzelnen Handlungen,
aus deren Verkettung ſie [dieſe Begebenheit] erwuchs. 778b;
880a ꝛc. Zū-: ſ. zuketteln: Das Z. der Fenſterladen.
IP. 3, 126. Zuſámmen-: kettend zuſammenbringen
oder vereinigen, ver-k.: Von ſo viel zuſammengeketteten
Wundern der Natur. G. 14, 238; Die Sache würde ſich ſo
z., daß man ſie auch gegen St.’s Willen würde durchſetzen
können. Stiling 2, 170; Die Schwerkraft kettet ſie [die
Welt] zu glänzenden Kränzen zuſammen. Zſchokke 1, 222 ꝛc.
Dazu: Das Schickſal oder die Zuſammenkettung von
Zufälligkeiten. W. 8, 193; 13, 213 ꝛc.