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kerkern
Kérkern, tr.: in einem Kerker (eig. und übertr.)
einſchließen, in der Proſa gw. ein-k.: Unter den Alpen
. | kerkert die ewige Nacht der himmelſtürmenden Hünen |
ungeheures Geſchlecht. Baggeſen 1, 217; 94; Ich entſpringe
raſch | dieſem k–den Sarg. 2, 18; 115; Iſt im Palaſt der
freie Geiſt gekerkert? | hat hier ein edler Menſch nur Druck
zu dulden? G. 13, 145; Erhebt ſich .. der Geiſt aus k–den
Schranken. Matthiſſon 175; Ihr habt die Zung’ in meinem
Mund gekerkert. Schlegel Rich. II, 1, 3; 4, 2; V. Ov. 2,
62; Des Cäkubers [Weines], | den 100 Riegeln kerkerten.
Hor. 1, 132 ꝛc. Ubertr.: Daß er Sie bei Ausarbeitung
Ihrer Lieder mit ſeiner Kritik ſo freundſchaftlich gekerkert
[kunſtgemäß beſchränkt] hat. Rabener Br. 262.
Zſſtzg. z. B.: Eīn-, ſ. o., z. B.: unſchicklich ..,
den Ausdruck von allerlei oft ganz entgegengeſetzten Affekten
in einerlei feſtes Silbenmaß einzukerkern. Engel 8, 212; Sie
[die Schrift] unter 7 Siegeln in ſeinen Schreibtiſch einzuker-
kern. W. 19, 160; Unter der Bedrohung einer noch längern
Einkerkerung. Thümmel 4, 158. Ent-: entfeſſeln:
Dein Hauch .. entkerkert Sturm und Meer. Um-:
kerkerhaft umſchließen: Ein hohles dumpfes Schallwerk
umkerkert die armen ſprachmutterlichen Waiſen. Jahn M.
177. Ver-: kerkerhaft verſchließen: Welche .. neun-
fältig die Styx umſtrömend verkerkert. V. Georg. 4, 480.