Faksimile 0901 | Seite 893
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Kelle
Kélle, f.; –n; Kellchen; –n-:
1) ein größrer langstieliger Löffel von Holz oder Blech, meist in der Küche benutzt: Sprchw.: Was man mit einem [kleinern] Löffel verrichten kann, dazu braucht man keine K.; Essen, was die K. giebt, aus dem Kochtopf zu Tische fördert, vgl. Kessel1; frz. courir la fortune du pot, und aufkellen; Die K. nicht an der Pfanne kleben lassen (Gotthelf Sch. 82 etc.), rasch in der Arbeit sein, s. Rühr-K. etc.; Becken, K–en und alle ehernen Gefäße. Jer. 52, 18; Zach. 4, 2 etc.; K–n und Kannen. Gotthelf Sch. 188; K–n und Schaufeln. V. 1, 15; Jene .. schäumt ab den Kessel .. Der Hand entsinkt die K. 4, 133 etc. S. Zsstzg. Schwzr. auch als Maß.
2) übertr. auf ähnliche Geräthschaften in manchen Gewerben, z. B.:
a) Gärtn.: ein Geräth, theils in der Form einer Maurer-K., theils in der eines großen Hohlbohrers mit hölzernem Griff, eine Pflanze damit aus der Erde zu stechen oder zu heben, Garten-, Grabe-K.
b) Gießer.: K., Gieß-K., sowohl der Gießlöffel (s. d.), Ausguß-K., als auch die Gießpfanne, d. h. ein eisernes, lehmbestrichnes löffelartiges Gefäß mit langem Stiel zum Transportieren des Metalls vom Stichloch zur Gießform, bei der sogen. „Gießerei durch Schöpfen“, im Ggstz. zu der „durch Laufenlassen“, wobei das auslaufende Metall durch Sand- od. Lehmrinnen unmittelbar in die Gießform gelangt, ähnl. Hüttenw.
c) Maurer: K., Kalk-, Mau(r)er-, Mörtel-K., Handschaufel, ein dreieckiges Blech an abstehndem Stiel, zum Antragen oder Anwerfen des Kalks oder Mörtels. G. 15, 74; Seiner Profession nach ein Maurer, vertauschte er seine K. mit der Feder. L. 7, 267 etc., daher auch bei den Freimaurern.
d) Orgelb.: ein zu den Schnarrwerken gehöriger Theil.
Anm. Ahd. chella, mhd. kelle, wohl urspr. allgemeiner den hohlen Raum bez., s. Schoß-K. Veralt. Form: Schöpfet sie mit einer eisinen Köl aus dem Hafen in ein Beck. Schaidenreißer 43b (10, 360).
Zsstzg. vielfach, z. B.: Āūsguß-: zum Ausgießen, s. [2b].
Eīnlege-: s. einlegen 6.
Fāūm-: Schaum. Físch- [1]: beim Kochen oder zum Vorlegen von Fischen dienend. Füll- [1]: zum Aus- oder Einfüllen von Gefäßen, vgl. Schöpf-K. Gárten- [2a]. Gīēß- [2b]. Grābe- [2a].
Hólz-: hölzerne Kelle. Kálk- [2c].
Krátz-: Mauer-K. mit starken Spitzen an längerm Stiel zum Abkratzen des ungleich aufgetragnen Mörtels, des Mooses vom Dach etc. Küchen- [1]. Māū(r)er-, Mörtel- [2c].
Nīēdel-: kufeförmiges holzgeschnitztes Gefäß der Alpler (für Niedel oder Sahne).
Prōbe-: bei der Beschickung des Silbers zur Probe Etwas herauszunehmen. Rǖhr- [1]: zum Umrühren.
Sánd-: vgl. Mörtel-K. Schāūm- [1]: zum Abschäumen. Schmélz- [2b]: Etwas darin zu schmelzen. Schöpf- [1]: Flüssigkeiten aus einem Gefäß zu schöpfen, Füll-K.
Schōß-: der hinten befindliche Raum an einem Wagen für das [hinein zu schießende, d. h. zu werfende?] Gepäck, vgl. Vache. Rank Achtsp. 1, 11 etc., bei Spate Wagen-, in Mecklenb. Schoß- und plattd. Schott-Kell(e), der als erweiternde Verlängrung an einen Leiter- oder Frachtwagen hinten zu befestigende und ihn, damit zugleich verschließende bauchige Theil im Ggstz. zu dem sonst hinten den Verschluß bildenden platten „,Kesser“, s. Korb 2g, vgl.: (Ofen-) Schott, die durch eine Klappe verschließbare Röhre zur Ableitung des Rauchs.
Schótt-:
1) s. Schoß-K.
2) [1] bei der Bereitung des Käses, nam. des Quarks (oder des Schottens) gebraucht. Wāgen-: Schoß-K. Wásser- [1] u. ä. m.