Faksimile 0876 | Seite 868
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Kapsel
Kápſel, f.; –n; –chen, Käpſelchen; -: ein Etwas
umſchließendes Behältnis oder Gehäuſe, doch meiſt nur
in beſtimmten Anwendungen, namentl.: 1) K. einer
(doppelgehäuſigen) Taſchenuhr, das äußre Gehäuſe; ähnl.:
K. eines Medaillons; K. an einer Urkunde, für das daran
gehängte Siegel. 2) die blecherne Büchſe der Bo-
taniker zum Pflanzenſammeln: In des Botanikers blecher-
ner K. Heine Lied. 344; Roquette W. 5 ꝛc.; Blech-, Bo-
taniſier-K. 3) Anat.: ein häutiger Überzug
innrer Körpertheile, der ſie locker umgiebt, z. B.: K.
der Kryſtall-Linſe; Gelenk-K. 4) Apothek.: der
briefförmig zuſammengelegte Umſchlag für ein Pulver,
Papier-K., wie auch das mit einem Rand umgebne
Geräth aus Meſſing oder Horn, aus welchem je ein
Pulver in eine Papier-K. geſchüttet wird, Pulver-K.
5) Botan.: ein zur Zeit der Reife aufſpringendes
Samenbehältnis (ſ. K.-Frucht): Balg-K., Folliculus,
nur aus einem Klappenſtück beſtehend, deſſen Ränder
in einer Naht zuſammentreffen; Hülſen-K., Cya-
mium, aus 2 Klappenſtücken beſtehend, aber nur an der
innern Naht aufſpringend; Spring-K., Elaterium,
aus mehrern Knöpfen beſtehend und in eben ſoviel
Stücke zerſpringend ꝛc. (vgl. Schote); Die Samen-
K–n. G. 36, 44; Die Kaſtanien hatten ihre fetten K–n auf-
gethan. Tieck Gſ. N. 1, 101 ꝛc. 6) Hydraulik: ſ.
K.-Kunſt. 7) Töpfer.: die cylindriſchen Gefäße
aus feuerfeſtem Thon und Schamotte, die das zu bren-
nende Steingut oder Porzellan ꝛc. umſchließen, damit
es nicht mit dem Rauch und der Flugaſche in Berüh-
rung kommt. Karmarſch 3, 498 ſſ.; 520 ꝛc., auch „Ka-
ſten“. 8) zuw. auch ſonſt für etwas Umſchließen-
des ꝛc., z. B.: Die Baute einer neuen Dachung und K. für
die Gruft. IP. 21, 151.
Anm. Aus lat. capsula, Verkl. von capsa (In dieſer
Kapſen. Stumpf 341b), daher veralt. oder alterthümelnd,
z. B. Gutzkow Königsl. 12 Kapſul, vergl. Inful ꝛc.
Ahd. chapselin neben chafse, chefse, mhd. kefse, Reli-
quienkäſtchen.