Faksimile 0859 | Seite 851
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Kahn
II. Kāhn, m., –(e)s; Kähne; Kähnchen, lein; -:
1) ein kleines Wasserfahrzeug ohne Verdeck (vgl. Nachen), theils ohne, theils s. Elb-K. mit einem Mast: Ganz anders war nunmehr See und Ufer belebt: Boot und K. buhlten um ihre Nachbarschaft, selbst Fracht- u. Marktschiffe verweilten in ihrer Nähe. G. 18, 279; So manchen lust’gen Nachen . . . | und bis zum Sinken überladen | entfernt sich dieser letzte K. 11, 40; Die segelweißen Kähne, die darauf schwammen. Heine Reis. 2, 331; Ewig stößt der K. [Charon’s] vom Lande, | doch nur Schatten nimmt er ein. Sch. 54a; Dort legt ein Fischer den Nachen an | .. Nähm er mich ein in den rettenden K.! 425b; Im doppelrudrigen K–e. V. Hor. 1, 238 etc., auch übertr., namentl. insofern das menschliche Leben und Treiben einem Treiben auf dem Wasser verglichen wird (vgl. Boot, Schiff etc.): Jetzt macht uns aber der eindringende Krieg ein ander Wesen, da unser K. auch zwischen den Orlogschiffen gequetscht werden wird. G. Merck 2, 125; Jch bin zu stolz, mich unglücklich zu denken, knirsche eins mit den Zähnen und lasse den K. gehen, wie Wind und Wellen wollen. L. 12, 508 etc. 2) Bezeichnung einiger Schnecken etc.: Patella compressa; Argonautacymbium; Voluta cymbium (K.-Schnecke) etc. K. eines Bergs, eine kahnförmige Vertiefung, vgl. Mulde etc. 4) Salzw., ein großer Trog, der die aus dem Brunnen geschöpfte Soole aufnimmt, vgl. Schiff= Gefäß. 5) Wund- arzn.: K., scapha, kahnförmige Binde, eine Art des Verbandes bei Kopfverletzungen.
Anm. Ahd., mhd. kan, vgl. Kanot, von altfrz. cane (f., wie niederl.), auch Ente, canard, Entrich, als der „schwimmende“ Vogel, vgl. das von Frisch belegte altlatein. canna = K., ferner gr. ꝛάνεον, Holzgefäß etc. (s. Schiff), die vgl. Kanal, Kanne etc. wohl auf den Begriff des hohlen Raums (s. Rohr, Röhre) zurückzuführen sind. In der Basler Bibel von 1523 noch als „ausländig“ erklärt durch „Weidling, Nachen, Kleinschiff“.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach dem damit befahrnen Wasser, Fluß-K. und namentl. Elb-, Oder-, Pregel-, Spree-, Weichsel-, Weser-K. etc., größre zur Binnenfluß-Schiffahrt dienende, flache höchstens 5 bis 6“ hohe Fahrzeuge mit hinten lang hinausragendem Steuerruder und einem Mast, doch ohne Verdeck; ferner nach ihrer Ladung z. B.: Apfelkähne. Alexis H. 1, 21; Das Wasser wird theils durch die Fisch- kähne [s. Fischer-K.], theils durch die Käse- und Butterschiffe, zur Herbstzeit auch durch die Obstkähne belebt. Grube Geogr. 3, 3; Wo die kleinen Torfkähne, die nur vier Lasten führen, in Seeschiffe überladen. Niebuhr Nachgel. 256 etc., ferner (vgl. die von Boot) z. B.: Bāūm-: aus einem ausgehöhlten Baumstamm, Kanot, wofür man auch Borken-, Trog-K. als Verdeutschung gebraucht hat.
Enten-: zur Entenjagd gebraucht.
Fǟhr-: zur Fähre dienend.
Fasānen-: s. Enten-K., mit Fasanen als Jagdbeute beladen und übertr.: G. 23, 146. Físcher-: Fischern zum Fischfang dienend, s. o. Fisch-K.
Hälter-: Fischer-K. mit einem Hälter für die gefangnen Fische.
Rūder-: der gerudert wird.
Schāūkel-: sich aufden Wellen schaukelnd; übertr.: Du lockst ihn, der kaum ruhig war,| zum Sch. der süßen Thorheit wieder. G. 1, 51 etc.
Sêgel-: mit Segeln versehn.
Sílber-: z. B.: Bis wir den S. | des Halbmonds in der Ferne | so friedlich durch die Sterne | herüberschiffen sahn. Tiedge 2, 121.
Spǖl-: Fischer-K. aus einem Stück Holz gehauen.
Trōg-: s. Baum-K. u. ä. m.