Faksimile 0853 | Seite 845
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jüngen
Jüngen: 1) tr.:
jung machen, und refl.: jung werden: Ein Bleikamm schwärzt die Haare, | doch jüngt er nicht die Jahre. Logau 3, 7, 74: Doch jüngt er bald die Glieder | durch Kraft der Sonne wieder. Tscherning (Matthisson A. 1, 126); Ich kann’s nicht lassen, hinzustarren, | wo sich die Woge ewig jüngt. Strachwitz; gw. ver-j. 2) intr. (sein) = refl. (1): Sprüh, o Göttin, deine Thränen | auf den alten Gatten dort, | der davon nicht jüngt. Rückert 1, 15, auch ohne Uml.: Alles in der Welt veraltet, nur die Laster jungen immer. Logau 3, 88; Wer des Brünnleins trinket, | Der jungt und wird nicht alt. Uhland V. 74.
Zsstzg. z. B.: Ent-: (veralt.) entwöhnen. Waldis bei Grimm.
Er-: intr. und refl.: [Der Most] bleibt ewig jung wie die Welt, | die durch ihn muß erjungen. Rückert 1, 115; Darvon sollen ihm [dem Adler] die alten Federn alle ausfallen und sich gänzlich wieder erjungen. Ryff Th. 98; 254 etc.
Ver-:
1) [1] Die verjüngte und verschönerte Alte. G. 19, 347; Die Frauenzimmer haben auch vom V. gesprochen. 6, 330; Den Geist des verjüngten Zeitalters. Guhrauer L. 1, 20; Die deutsche Sprache .. zu dieser verlebten Jugendstärke zu v. H. Phil. 3, 46; Alles altert und verjüngt sich wieder. Hölderlin H. 1, 27; Deine Gutheit verjüngt meinen Geist. Iffland 5, 3, 6; Schlange, .. die .. neuverjüngt jetzt von sich streift die Schale. Sch. 34a; Hat die Erde sich verjüngt? 54a; Kinder der verjüngten Au. 55a; Er [der Saal] hat sich neu verjüngt, ihn hat | die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt. 318a; Den alten Ruhm erfrischen und v. ebd. etc.; 424b; Die Verjüngung; Seine künstlichen Verjüngungen [Toilettenkünste, wodurch er jünger zu erscheinen strebt]. Gutzkow Zaubr. 1, 149. Nbnf.: Sich verjungen. Ryff Th. 22 etc.; Durch den Hain, | den kaum der Lenz verjüngert, Sulzer 1, 9; Im Sommer verjüngeren sie sich. Eppendorf 88; Die Alten sich verjüngern, | wenn sie die Mädchen fingern. Weckherlin (WMüller Bibl. 4, 52) etc., was (vgl. verschönern und verschönen etc.), genau genommen, „jünger machen“ bez. wie: ver-j.: jung machen.
2) nam. in den bildenden Künsten: Etwas in kleinerm Maße darstellen: Ein verjüngter Maßstab. Heine Lut. 1, 63; Sch. 1236a etc.; Jch muß die verjüngten Figuren in meiner Einbildungskraft erst wieder zu ihrer wahren Größe erheben. L. 11, 158; . Mittelst des Storchschnabels Deren Profil aufs gewissenhafteste verjüngt. Musäus Ph. 1, 12 etc. Dann auch in Bezug auf die Theile eines Körpers etc.: Ein langgezogener allmählich verjüngter hohler Kegel. Burmeister Gsch. 455; Ihre Spitze ist schneller verjüngt. gB. 2, 232; Ein nach unten ein wenig verjüngt zulaufender Tiegel. Karmarsch 2, 132; 332; In schlanker Verjüngung hob die Säule sich. H. Ph. 10, 96 etc. Hüttenw.: Verjüngte Probe, Probe mit geringem Theil, woraus man in der Voraussetzung, daß für diesen dieselben Verhältnisse stattfinden wie für das Ganze, auf dies schließen kann, vgl. Probiercentner; Ein Erz v., einen Theil zu solcher Probe darstellen.