Junge
I. Júnge, m., –n; (–ns); –n, (–ns); Jünglein, Jüngelchen; –n-:
1) Person männlichen Geschlechts von der Geburt ab die Jahre der Entwicklung hindurch bis zur männlichen Reife, im Ggstz. von „Mädchen“ einerseits und von „Mann“ andrerseits, in der gw. und traulichen Sprache, vgl. Knabe, Bube, Bursche, Bengel: „Die Frau ist entbunden.“ Von einem J–n oder von einem Mädchen?; Dieser Knabe ist ein wilder, aber guter J.; J–n müssen wild, keine Stubenhocker sein; Der große Junge sitzt noch in Quarta; Ein unartiger, ungezogner, durchtriebner J.; Ein artiger, ein lieber J.; Lieber J., alter J., trauliche Anrede auch für Erwachsne, ugw. dagegen von Thieren, sie gleichsam personificierend: Der Knapp gießt seinem Thier [Pferd] . . Wein .. auf die Zunge: | Da, spricht er, trink, du guter, treuer J.! 20, 94; Grüner J., die Unreife des Urtheils bezeichnend; Dummer J., eine Person, die ihre geistige Unreife und Dummheit namentl. in dem beleidigenden Benehmen gegen Andre zeigt, vrsch.: Der J. ist dumm, er begreift sehr schwer etc.; Auf meine Knie! macht’s euch bequem, ihr J–n! Garb. 100; Und horcht, ihr J–ns [Matrosen] die Musik! | der Wind erhebt sich laut. 170; Der Alte . . | sah ihm [dem Jäger] ruhig nach . .: | Ja, flucht nur, Herr J.! Pol. 2, 38; Die kleinen J–ns .. mit ihren Schussern. 7, 157; Wir hielten immer redlich zusammen als brave J–n [,J–ns“ 35, 26]. 9, 25; Sich und die J–ns [die zu unterrichtenden Studenten] ennuyieren. 11, 74; Umarme mich, edler J. [junger Mann]. 34, 302; Daß alle brave Leute in ihrer Jugend gute J–ns waren. ebd.; Das freundliche Gesicht | dieses J–ns. 2, 59; Sein J. — — den liebt er, wie ein Affe seine J–n [s. I]. R. 2, 287; Beide alte J–ns. Unst. 1, 39; Liebe J–ns! Reis. 3, 68; 2, 71; Die J–ns werden rein dumm vom vielen Lernen. M. 3, 247; Spießbürger . ., | die man im Gegensatz zu den „bönnischen J–n“ die „bönnischen Männchen“ nennt [in Bonn]. E. 159; Der dümmste J. würde ihm antworten. 3, 385; Hundevolk und dumme J–s. Br. 2, 135 Wie er sich in dem Dorf mit den J–ns herumjagte. 634a; J–ns, die schreiben und rechnen. G. 2, 97; An den schönen Eigenschaften seines J–ns [Sohn]. 1, 92; Große, vierschrötige J–ns. 2, 49 etc. —
2) mundartl. (vgl. Bursche, Bube) statt Geliebter: Ich war nun, wie man am Rhein zu sagen pflegt: dem Nieschen sein J., durfte sie bei Spaziergängen am Arm führen. E. 154 etc. —
3) auch ein junger Bursche (s. d. 3 und die dort angeführten Zsstzg.) in untergeordneter Stellung insofern er von Andern abhängt und gewisse seinem Alter und seiner Stellung gemäße Dienste zu verrichten hat, z.B.: Er hat außer seinem Bedienten noch einen J–n, der allerlei Gänge für ihn geht etc., so: Aufwarte-, Lauf-J. etc.; Der Hirt treibt die Kühe etc. auf die Weide, die Gänse hütet ein J.; Der J. setzt die Kegel auf etc. Nam. auch = ein Lehrling, bei Kaufleuten, Handwerkern etc.: Der J. ist aus der Lehre gelaufen; Jedem J–n oder Gesellen sein eigenes Fach anzuweisen. Ph. 1, 184 etc., in vielen Zsstzg., wobei zu bemerken, daß z. B. Schneider-J. sowohl den Schneiderlehrling als den Sohn (s. 1) eines Schneiders bezeichnet etc.
Anm. Ahd. jungo, mhd. junge, eig. das substant. gebrauchte Ew., vgl.: Als ein Bub und Junger mitreiten. 12 etc. und selbst noch: Was der Storch zuerst bringen würde, Junge oder Mädchen. Mus. 1, 289. Die von strengen Grammatikern verpönte Form „J–ns“ in Genit. und Mz. wird, wie die Bsp. zeigen, von unsern besten Schriftst. angewendet. — Verkl. Jungchen. 1, 61; 68; 71; 140 etc.; Jüngel (jüd.). Pfl. 1, 22; 2, 167; Jüngelchen. A. 3, 419; M. 1, 421; gH. 2,14; Die empfindsamen Frauenzimmerchen und Jüngelchen. 13, 240 etc. — Über die Zsstzg. wie: Ein Dummer jungen-Streich; Meine Dumm ejungen-Angst etc. s. Arm II., Anm. und „Hoher-Priester“.
Zsstzg. vielfach, nam. zu 3 (s. d. und vgl. die von Bursche, Knecht etc.), leicht zu mehren und zu verstehen nach den folgenden, vgl. zu [1] die von Knabe: Āūfwarte- [3]. — Bácks- [3]: (Schiff.) der Junge bei einer Back, der für diese das Essen zu holen hat etc., s. Schiffs-J. — Bāūer- [1]: L. 11, 29 etc. — Bérg- [3]: in Bergwerken die geringern Arbeiten verrichtend, nam. das Erz von dem Berg scheidend. — Béttel- [1]: Strolche und B–n. Stahr Jahr 2, 128. — Blítz- [1]: s. Blitz 2c, bewundernde Bez. eines Knaben, ein verwetterter Junge,, Wetter-J., Pracht-, Kern-J. etc. Höfer V. 85 etc. —
Essen-: Schornsteinfeger-J.: Ein schwarzer Ossen-J. G. 27, 211. — Fabrīk- [3]: in einer Fabrik arbeitend. — Fálken- [3]: Lehr-J. eines Falkners. — Gä́nse- [3]: Gänse hütend. — Gä́rtner- [3]. — Gássen- [1]: wild und roh, sich auf den Gassen umhertreibend, Straßen-J. Sch. 104b etc. —
Grōß-: Etwa mit dem zwölften Jahre wurde er [der Leibeigene] zur wirklichen Ackerarbeit verwandt, er erhielt dann den Titel Kleinjunge und mit demselben einen Lohn von 4 bis 5 Mark; mit dem fünfzehnten Jahr aber wurde er G. mit einem Lohn von 8 Mark. Forchhammer (Mager Leseb. 2, 166), s. Großknecht etc. — Grūben- [3]: den Bergleuten in den Gruben an die Hand gehend. — Hándwerks- [3]. — Hérzens- [1]: herzlieber Junge. — Hírten- [3]. —
Hōf-: z. B. [3] an einem fürstlichen Hof dienend. Klinger F. 397. —
Húnde-:
1) [3] der die Jagdhunde zu futtern hat etc.
2) (übertr.) verächtliche, schimpfende Bez. eines Menschen, der die demüthigendste, niedrigste Behandlung verdient: Die H–n .. verdienen, daß man sie unter die Füße tritt. Br. 1, 277; Daß ein Volk kein H. sei. Garb. 105 etc. — Hütten- [3]: z. B. in den Glashütten: Ein H., welcher die Waare nach dem Kühlofen trägt. 2, 137. — Jǟger- [3]: s. Jägerbursch. — Jūden- [1]: Ein armes Judenjüngelchen. Jer. 3, 60. — Kêgel- [3]: die Kegel für die Spieler aufsetzend etc. — Kérn-: s. Blitz-J. 4, 39. — Klēīn-: s. Groß-J. — Küchen- [3]. — Lāden- [3]: bei Kaufleuten im Laden dienend. Ph. 2, 317. — Lêhr- [3]: Lehrling: Der, welcher als Lehrjung’ gehudelt worden ist, Der hudelt, wenn er Gesell geworden ist, den neuen L–n ebenso. Gv. 333. — Marmótten- [1]: Savoyardenknabe, der ein Murmelthier seine Künste zeigen lässt. 19, 330. — Mörtel-: Maurerhandlanger. 1, 265. — Múster-: z. B. [1] Zögling einer sogen. Musterschule; [3] Bursche eines Musterzeichners etc. Jahr 2, 217. — Hber- [3]: s. Unter- J. — Pfêrde- [3]: Pferde hütend: Dem Kuhhirten, dem Schweppen- oder Pf–n. Geogr. 3, 81. — Póch- [3]: Berg-J., der Erz pocht etc. 18, 40. — Prácht-: s. Blitz-J. — Rēīt- [3]: Jockey. — Rēīters- [3]: ein junger Bursch, der sich zum Reitersmann (s. d.) ausbildet. 9, 57. — Rótz- [1]: vgl. Rotzlöffel. — Schǟfer- [3]. — Schíffs- [3]: junger Bursche, der auf dem Schiff aufwartet und dabei das Seewesen lernt, s. Aufläufer. — Schnēīder- [3]. — Schūster-: [3]; aber auch längliches Gebäck in der Form einer Schuhsohle, „Schuhsohle“. 5b. — Schwéppen-: Pferde-J. (s. d. und vgl. Schwippe). — Spīēß-: in fürstlichem Gefolge. 1, 53. — Spūl- [3]: Weberlehrling, nach seiner Hauptbeschäftigung, dem Spulen. — Stáll- [3]: für das Vieh in den Ställen, nam. für die Pferde sorgend. — Strāßen-: Gassen-J. — Strēīch- [3]: z. B. in Kattundruckereien der zur Bedienung des Chassis angestellte Junge. 2, 356. — Strōh- [3]: in den Salzwerken Lehrjunge der Wagenlader. — Tíschler- [3]. — Tēūfels- Blitz-J. 25, 101. — Tróss- [3]: junger Bursche, beim Troß dienend, Troß-Bube, -Knecht. — Unter- [3]: Hüttenw., die Planen im Unterfaß auswaschend, Ggstz. Ober-J. — Wáffen-: s. Knappe 2. — Wásch- [3]: Hüttenw., bei der Erzwäsche beschäftigt. — Wétter-: s. Blitz-J. — Zīēh- [3]: (Seidenwirk.) die Kegel oder Zampelschnüre am Zugstuhl ziehend; allgem.: ein Knabe, der zieht — u. ä. m.
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