Jude
Jūde, f.; –n; Jüdchen, –lein; –n-: 1) mit dem
weibl.: Jūdin, f.; –nen: theils in engerm Sinn eine
Perſon aus den Stämmen Juda und Benjamin, im
Ggſtz. der Iſraeliten, theils in weitrem Sinn, dieſe
mit umfaſſend (vgl. Hebräer), dann auch: Anhänger
der moſaiſchen Religion (vgl. Mauſchel, Hepp ꝛc.):
Seit der Zerſtörung Jeruſalem’s leben die J–n unter allen
Völkern zerſtreut; Sprchw.: Schlägſt du meine J–n, ſchlag
ich deine J–n, wie du mir, ſo ich dir; Glaubt’s auch ein
Jud’, es glaubt’s kein proteſtantiſcher Chriſt. Baggeſen 4, 250,
vgl. Horat. Sat. 1, 5, 105 ꝛc. — Der ewige J–e, nach
der Sage von Chriſtus zum raſtloſen Umherirren bis
zum jüngſten Tage verdammt (Schubart 2, 61; G. 2,
138 ꝛc.), auch: Der ewig laufende Jud. Muſäus M. 3, 94;
übertr. auch als Bezeichnung eines raſtlos Umherſchwei-
fenden überhaupt. G. 18, 107; 171 ꝛc. — 2) ohne Be-
zug auf die Religion, ein Wucherer; Einer, der auf
ſchmutzige Weiſe nach übermäßigem und unredlichem
Gewinn ſtrebt: Es giebt zwar einige Kaufleute, die Meubles
kommen laſſen .., allein dieſe chriſtlichen J–n fordern ſo un-
chriſtlich. Forſter Br. 1, 495; Die J–n ſowohl als ihre un-
beſchnittenen Herren Kollegen ließen ſich mehr als zu oft drei-
ßig bis vierzig Dukaten im Voraus zahlen. 513; Es ſind
J–n und Schelme [die Memnoniten]. G. Merck 1, 265;
G. 3, 130; 12, 13; Zwanzig Procent nimmt der aller-
chriſtlichſte J. L. 1, 483; Zinkgräf 1, 235 ꝛc. — 3) bur-
ſchikos, in Zürich: ein Student, der nicht in einer
Verbindung iſt = Dachs, Kameel ꝛc. — 4) bei eini-
gen Handwerken ein Lehrjunge, wenn er zum Geſellen
geſprochen werden ſoll = Jünger. — 5) ein langer
Bart: Er ſoll mir meinen Jud’ runterputzen, man kann ſich
in ſo einem Bart morgen bei der Kirchweih doch nicht ſehen
laſſen. Auerbach Dicht. 2, 107. — 6) eine Mahlzeit ohne
Fleiſch. Frommann 4, 132.
Anm. Veralt., mundartl. Jüd(e). Vgl. die nachfol-
genden Ableitungen.
Zſſtzg. vielfach, leicht zu mehren und zu verſtehn
nach den folgenden: Bánd-: Jude, der mit Band u.
ähnl. Kram einen Hauſirerhandel treibt, Hauſier-J.
— Béttel-: jüdiſcher Bettler, Schnurr-J. Heine Reiſ.
4, 68. — Būchhändler- [2]: Forſter Br. 2, 5, vgl.:
Ich habe jetzt wegen des Muſenalmanachs mit den Juden-
Buchhändlern ordentlich kontrahiert. Sch. G. 1, 52, und ſ.
Korn-J. — Bündel-: mit dem Bündel hauſierend
umherziehend, Hauſier-, Packen-J. Temme SchwM. 1,
47 ꝛc. — Dórf-: auf einem Dorf wohnend, oder dort
häufig hauſierend. — Erz- [1; 2]: der die Eigen-
ſchaften eines Juden in ſehr hohem Grade hat und be-
wahrt. Gotter Schauſp. 70, vgl. Stock-J. — Géld-
[2]: Wuchrer. — Hándels-: Jude, der Handel,
namentl. Hauſierhandel treibt: Herumziehen wie ein H.
Scheling 2, 2, 334. — Hauſīēr-: ſ. Handels-, Bün-
del-J. ꝛc. — Hōf-: 1) Jude, der- einem Hofe in
Handelsangelegenheiten fortwährende Dienſte leiſtet ꝛc.
— 2) unter dem unmittelbaren Schutz eines Hofs ſte-
hender Jude, ſ. Schutz-J. — Kórn- [2]: Korn-
wucherer. Möſer Ph. 2, 52; Daher bekennt ſich Jeder nach
ſeiner Art zu einem Judenthum und judenzt als Korn- oder
Bücher- oder Zucker-J. IP. 31, 72, ſ. Getreidekauderer
und Kornkipperer. — Mǘnz-: ein Jude, der die
Münzen mit Bruch-Silber und -Gold verſieht. —
Pácken-: ſ. Bündel-J. — Schácher-: ſchachernder
Jude. Falk 57. — Schnúrr-: Bettel-J.: Daß jeder
Sch. mich 20mal im Tage überliſten kann. Börne 4, 276;
Muſäus Ph. 3, 103 ꝛc. — Schútz-: in Ländern, wo
die Juden noch nicht Bürger ſind, ein im bloßen
Schutzverhältnis lebender Jude. — Stóck-: ein ſteif
und ſtarr am Judenthum haltender Jude. L. Nath. 2,
5. — Trȫdel-: der einen Trödelkram hat, ſ. Zins-
J. — Wúcher- [2]: Wuchrer: Den gekrönten W–n
[Louis Philipp]. OMüler Volker 1, 143. — Zíns-:
Wucher-J.: Zins-, Trödel- und Betteljuden. H. Ph. 10,
116. — Zúcker-: ſ. Korn-J. u. ä. m.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.