Faksimile 0834 | Seite 826
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Jacke
Jácke, f.; –n; Jäckchen, –lein; –n-, Jack-: ein
den Oberleib, gewöhnlich bis zur Taille, bedeckendes
Kleidungsſtück, ohne oder doch nur mit kurzem Schoß
(ſ. Schoß-J.), für Männer, Frauen und Kinder, ver-
ſchieden nach Zeit und Ort einerſeits, andrerſeits nach
dem Stande ꝛc. des Tragenden, ſ. Zſſtzg.: Feſtlich prangte
der Greis in geſtreifter kalmankener J. V. 2, 146; So
ſchmutzig wie er da in ſeiner J. ſteht. W. 12, 18; Ketten-
hunde, die einen armen Teufel anbellen, der in kurzer J. vor-
übergeht (ſ. Kurz-J.). Börne 2, 489; Das graue Jäckchen
und die beſcheidene Miene, mit denen du [Clavigo] nach
Madrid kamſt. G. 9, 290; Ein Knabe, der eine Friſierſchürze
umgegürtet und ein weißes Jäckchen anhatte. 16, 102; Seine
J. . . das Kittelchen. 19, 15; [Narren], an Schellen-
kapp’ und J. [ſ. Narren-J.] ſich nicht ähnlich. 8, 296;
So wollte ich [ein Officier] doch, daß ich dieſe J. los wäre.
23, 130; Nahmen mich bei der J. [vgl. beim Kragen]
und zogen mich mit. 29, 46; Der friſche, militäriſche Geiſt,
welcher in Keinem zu erſticken iſt, der einmal die bunte J. ge-
tragen [dem Soldatenſtande angehört] hat. Kinkel E. 435;
Bunte J., auch = Narren-J.: Das bunte Jäckchen und
den Namen abgeſchafft, aber den Narren behalten. L. 7, 80.
Zuw. wird, nam. in Zſſtzg. (ſ. Bunt-J.) die Perſ.
durch das Kleidungsſtück bez., vgl. die Umdeutung:
Arme J–n ſtatt Armagnacs, Name der franz. Truppen,
die nach der Schlacht bei St. Jakob (1443) plündernd
und mordbrennend in Deutſchland umherzogen. In
der Volksſpr.: Einem die J. voll ſchlagen, voll lügen, ihn
gehörig durchprügeln, belügen ꝛc.; Sich die J. voll ſchla-
gen ꝛc., den Bauch mit Eſſen gehörig füllen; Einem
Etwas in die J. werfen, ihm ein Geſchenk geben; Einem
einen Schuft ꝛc. in die Jacke werfen, ihn Schuft ſchimpfen
ꝛc.; Na, das iſt ſchon ’ne alte J. [Geſchichte]. Wilkomm
Sag. 1, 281; Das iſt eine alte J., wenn’s geflickt iſt ꝛc.
Zuw. auch von einer ähnlichen Bekleidung bei Thieren,
ſ. Affen-J. und jacken, Jackenhunde: Wenn die Jacken
recht dichte gemacht ſind, ſo bewahren ſelbige die Hunde vor
den Schlägen der Schweine ſehr. Döbel 2, 78.
Anm. Vgl. franz. jaque, jaquette, mhd. schacke,
schecke, urſpr. ein Waffenkleid; Panzer, ſ. Schm. 3, 318 ff.
S. Frommann 2, 77; 422; 4, 130; 394, u. Janken,
Janker bei Schm. u. Stalder; ſ. ferner Jobbe, Jope, Wams,
Leibchen, Kamiſol, Mieder, Schaube ꝛc.
Zſſtzg. vielfach, theils nach dem Stoff, theils nach
Denen, die derartige Kleidungsſtücke zumal von ei-
nem beſondern Schnitt ꝛc. zu tragen pflegen ꝛc. Jn-
ſofern die Zſſtzg. eine männl. Perſon nach ihrer Tracht
bez., gilt auch Jack als m. (ſ. Bunt-J.), ungewöhnl.
aber iſt dieſer Gebrauch des m. ſonſt, ſ. Nacht-J.
Leicht zu mehren nach den folgenden, vgl. die von Rock,
Kleid ꝛc.: Affen-: wie ſie den Affen angezogen zu
werden pflegt, perächtlich wie Harlekins-J. ꝛc.
Ärmel-: mit Ärmeln. Benedir 6, 10. Ármſün-
der-: Zweifarbige A. Arndt Ber. Xl. Bāūer-:
„Das iſt die Uniform der Freiheit.“ Da iſt mir meine weite
B. doch lieber. G. 10122. Búnt-: m. (ſ. o.), ein
mit bunter Jacke Bekleideter, nam. Harlekin ꝛc.: Ich
bin kein Buntjack im Gehirn. V. Sh. 2, 291. Ahnl.:
Der Grün-, Roth-J. ꝛc., vgl. die Zſſtzg. von Rock.
Frāūen-. Hánswurſt-, Harlekīns-: Kohl
A. 1, 216 ꝛc. Húnde-. Huſāren-.
Jágd-, Jǟger-. Kínder-. Kúrz-: vgl.
Buntjack, Bez. der Armen, des gemeinen Volks: Lieb-
äugelte herablaſſend mit den K–n. Heine Lut. 2, 224; 43 ꝛc.
Mǟdchen-. Matrōſen-. Nácht-: die
man des Nachts im Bett und als Negligée trägt; un-
gewöhnl. m.: Im blaugeſtreiften Nachtjack. G. Keſtner
64. Nárren-. Ober-: die über den andern
Kleidern getragen wird, Über-J., im Ggſtz. zur Unter-
oder Nacht-J. ꝛc. Pélz-: mit Pelz gefüttert.
Póſſen-: Narren-J. G. 22, 58. Rēīſe-.
Rēīt-. Rúnd-: Rothe Rundjäckchen mit ganz kleinen
Schößchen. Grube Geogr. 3, 297. Schōß-: mit
Schößen: Eine offne hochrothe Sch. über die grüne oder
blaue Weſte. Devrient 1, 197; ALewald 1, 25 ꝛc.
Schúb(be)-: m. (vgl. Buntjack), verächtl. Bez. ſchä-
biger, erbärmlicher, armſeliger Wichte, vgl. Schuft
und Schub: Dem Schubjacken. Goltz 2, 425; Ihr Schub-
jacken, aber ich werd’ Euren Oberſten ſchon Immermann
M. 4, 13; So’n Schubjack. HvKleiſt Kr. 12; Der Schubiack!
L. 12; 530; Ein ſchmutziger, grobwollſtrümpfiger Schubbe-
jack. V. Sh. 3, 198a; Scherr Gr. 1, 155 ꝛc. Dazu:
Schubjackiger Wuſt. V. Ar. 1, 233. In den holſtein.
Marſchgegenden auch ein Pfahl, woran ſich das Vieh
reibt (oder ſchuppt), woraus ſich auch die Bezeichnung
für den Menſchen erklärt, nach Adelung jedoch zu-
nächſt der durch Schuppen mit der Jacke ſich als vom
Ungeziefer geplagt bekundende Bettler ꝛc. Die niederd.
Mz. auch: Schubjacks, vgl. auch: Schubbert. Frommann
4, 129 ꝛc. Soldāten-. Stāāts-: zum
Staat oder Putz getragen. Stáll-: wie ſie im
Stall getragen wird. Hackländer SGſch. 3, 12.
Thêêr-: Matroſen-J. und Matroſe: Dir konnte der
Schwarze Nichts anhaben, du warſt innen und außen eine Th.
Höfer Leb. 65. Tūch-. Túrn-: aus Leinwand,
wie ſie die Turner tragen. Úber-: Ober-J.: In
ſeiner wollenen geſtrickten Ü. Gutzkow R. 8, 173.
Zwáng(s)-: mit ſehr langen Armeln, die, nachdem
die Arme gekreuzt ſind, aufdem Rücken zuſammengebun-
den werden, ſo daß dann der ſie Anhabende die Hände
nicht rühren kann, oft bei tobſüchtigen Geiſteskranken
angewandt, dann auch übertr.: Einem die Z. anlegen ꝛc.