Faksimile 0827 | Seite 819
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innig innigen Innigkeit inniglich
Innig, a.: im Jnnern oder in der Tiefe der Seele;
aus dem Jnnern ſtammend; tief und ſtark in ſeiner
Wirkung ꝛc.: I–(ſt)er Dank, Wunſch; J–(ſt)e Freude,
Freundſchaft, Liebe, Rührung, Überzeugung, Verbindung;
J–es Mitleid, Gebet ꝛc.; I–(ſt) erfreut, froh, gerührt, ge-
liebt, verbunden, weinen, lachen ꝛc.; Eine i–e [enge] unauf-
löslich ſcheinende Verbindung zweier Weſen. G. 15, 44;
Eine Gottheit ſprach, | wenn ich zu reden wähnte | und,
wähnt’ ich, eine Gottheit ſpreche, | ſprach ich ſelbſt. | Und
mit dir [o Minerva] und mir | ſo ein, ſo i. 7, 235; J–ſt
im Innerſten gleichen wir uns. Heinſe A. 2, 123; J. gerührt,
gerührt in ſeiner ganzen Seele. Kl. M. 17, 643; Das fran-
zöſiſche tendre, wenn es vom Gemüth verſtanden wird, durch
i. oder herz-i. ... nicht übel gegeben. Leibnitz (Wackernagel
3, 1, 1013); Pöbel und Zwingherrſchaft ſind i. verſchwiſtert.
Platen 2, 271; Gott dacht’ ein Weiſer i. [in Anſchauung
vertieft]. V. 3, 217 ꝛc. Ugw. als ſächl. Hw.: Meine
Seele benedeie dem Herrn, | all mein Inniges [,Jnne-
res“. Luther] ſeinen heiligen Namen. Mendelsſohn Pſ. 103,
1, vgl.: Mein Innig-Innerſtes. G. 14, 144. Dazu
z. B.: Es iſt eine gemüths-i–e Heiterkeit über die Welt
hingegoſſen. Scherr Pr. 189; Die gott-i–e Lehre des Wal-
denſerthums. Kühne Freim. 64 ꝛc. und nam. oft das ver-
ſtärkende: Herz-i. froh, ſich freuen, lieben, gerührt; Zu
herz-i–em Vereine. Sch. 80a ꝛc. Auch: That-i–es Stre-
ben. Gervinus Sh. 1, 314 ꝛc. ~en, tr.: innig machen:
Ihre Erfahrungen und Wiſſen zu i., zu iſolieren, zu vervoll-
ſtändigen und durchzuarbeiten. G. 40, 297, häufiger die
Zſſtzg. Ver-i., z. B.: Unſer Verhältnis verinnigte ſich
[wurde inniger] durch dieſes längere Zuſammenſein. 22,
141; Das Unglück verinnigt uns auch feſt in uns ſelber.
Kühne Char. 1, 83; Schelling 2, 2, 489 ꝛc., vgl. verinner-
lichen ꝛc. ~keit, f.; 0: das Innigſein, inniges Ver-
hältnis: Die I. des Gebetes, der Verbindung, der Freude ꝛc.;
Wo Vertraulichkeit, Bedürfnis, I. wohnen. G. 31, 18; 23;
Dem ſie mit träumeriſcher I. nachhängt. Gutzkow R. 7, 364;
Das deutſche I., das zugleich den Begriff der Innheit, des
In-ſich, in ſeiner Tiefe, nicht in der Peripherie, in der
Welt der getrennten Eigenſchaften -Sein und zugleich den
Begriff der Einheit und der Einigkeit in ſich ſchließt. .. Es
giebt eine That-J., J., die auch im Handeln beſteht. Scheling
2, 2, 488 ꝛc. ~lich, a.; innig: Ein i–es Gefühl vor
[für] die Schönheit. Kant SchE. 27; Mich freut es .. | i.
V. 4, 598; Welche ihren abweſenden Gemahl i. liebte. W.
29, 134; Er freute ſich .. herz-i. Fouqué 8, 38 ꝛc.
Anm. Ahd. inniglîch, mhd. innec(lich), auch innen-
lich (ſo z. B. noch Thom. Plater 29), innig; dazu: innecheit
und geinnigen (zu inniger Andacht bewegen). Benecke.