Faksimile 0826 | Seite 818
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Erinnerung
Er~innerung, f.; –en; –s-: 1) das Erinnern, ſ. d.
5 und vgl. Gedächtnis: Dies geht auf das Denken,
alſo auf eine Thätigkeit des Verſtandes, Etwas im Be-
wuſſtſein zu bewahren oder das Zurückgetretne wieder
aufzurufen und bez. dann auch das Geiſtesvermögen;
E. dagegen bezieht ſich aufeinen Vorgang im ,,Innern“
d. h. in der Seele und bez. ebenfalls ſowohl das Jm-
Bewuſſtſein-Bewahren einer Vorſtellung als das Wieder-
aufrufen derſelben (wofür beſtimmter „Rück-, Wieder-
E.“ dient). Von dem E–s-Vermögen gilt E. nicht,
wird aber häufig perſonif.: Da ließen mit feſtlichen Kro-
nen im Haar | Erinnrung und Hoffnung ſich ſehen ꝛc. Tiedge
2, 108; An die E. Salis ꝛc. Die E. (des Greiſes) an die
Jugend; Zur E. an Leibnitz ꝛc. Steht kein ſubjekt. Genit.
dabei, ſo kann ſtatt „an“ ein objekt. ſtehn, z. B.: So
ſehen wir in der E. jeder überſtandenen Noth eine ähnliche
Schweſter der Freude. Börne 2, 277; Löſt die E. des gleichen
Schickſals |. nicht ein verſchloßnes Herz zum Mitleid auf. G.
13, 76; Tauſendfache Freude für die E. meiner. Keſtner 47
ꝛc., ſ. Zſſtzg.; Der bebt | bei der E. G. 6, 49; Wir freuten
uns der E., wir liebten die E. und konnten ungeſtört zuſam-
menleben. 15, 8; Die Welt .. in der E. zu durchreiſen. 9;
Wie ſehr auch die Erinnrung mir | die Seele ſchaudernd mag
empören. Sch. 28b ꝛc. 2) Das, woran man ſich er-
innert, oder ein Ggſtd., der an Etwas erinnert (ſ. Re-
miniſcenz): E–en aus der Knaben-, aus der Schulzeit, aus
meinem Seemannsleben; Dieſe Mammuthsknochen ſind E–en
an eine lang vergangne Periode unſrer Erde ꝛc. 3) Das
Erinnern (ſ. d. 2, nam. auch 2c), die Mahnung: Da
dein Gedächtnis für deine Schulden ziemlich kurz ſcheint,
ſo wird eine E. meinerſeits nöthig [es ihm’ins Gedächtnis
zu rufen]; Ich habe ſeine E–en [Ausſtellungen] bei den
meiſten Stellen meiner Arbeit berückſichtigt ꝛc.
Zſſtzg. vielfach mit Hw., einem ſubjekt. oder objekt.
Genit. oder einem Präpoſitionsverhältnis entſprechend,
z. B.: Greiſes-E–en, wie ſie im Gedächtnis des Grei-
ſes leben; In dem unveränderten altbekannten Lokale riefen
ſich jene Knaben-E–en [aus der Knabenzeit] lebhaft her-
vor. G. 25, 131; Jugend-E.; Ein Ton, der alle Berg-
E–en [an die Bergreiſen ꝛc.] rege macht. G. 14, 239; Er
wird euch die Schmerz-E. aus der Seele lächeln [die
ſchmerzliche E.]. Sch. 116b; Traurig zuſammengewittert
ſtehen dieſe letzten höchſten Wald-E–en [die an den Wald
erinnernden Bäume] in einzelnen Exemplaren. Tſchudi Th.
262 ꝛc.; ferner mit Vorſilben, z. B. Án-: Damit ihr
Anblick immerdar | an mein geliebtes Elternpaar | die A.,
ſtets heilig mir, erfriſche. B. 109b; Weckt .. die A. der alten
Dunkelheit. 110a; Sich nach geſchehener A. ſäumig finden
laſſen. Erbvergl. Beil. 57; So ſehen ſie aus dieſer A., daß
ich es nicht vergeſſen habe. Schmid (L. 13, 613). Nāch-:
nachbleibende Erinnerung: Die Engel ſchufen dann .. in
N. an die Geſchaute, ein ſchwaches Abbild jenes himmliſchen
Urbilds. Immiermann M. 4, 209. Rǘck-: ſ. [1]: Ich
entſage | jeder R. an dich. B. 100a; In der R. vergangener
Zeiten. G. 17, 228; Ihre R–en .. Dieſe Memoiren.
32, 325; Die R. der alten überſchwänglichen Wonne.
Heinſe A. 2, 108; Seinen aufſteigenden Stolz durch eine
heilſame R. an ſeinen Urſprung niederzuſchlagen. Sch.
714a; 273a; Labt er ſich an ſüßen R–en der Vergangen-
heit. 762b; W. 17, 34; 20, 149 u. o. Ūr-: Er-
innerung aus uralter oder der Urzeit: Die weite Verbrei-
tung dieſer Sage hat ſie bisweilen für eine U. der Menſchheit
halten laſſen. Humboldt K. 1, 381. Vōr- [3]: vorher-
gehende Erinnrung oder Bemerkung: Es bedarf einer
kleinen V. Mörike N. 142. Wīēder-: Rück-E.
Engel 8, 308 ꝛc.