innern
Innern, tr. und refl.:
nur in Zsstzg.
Anm. Ahd. innarön, mhd. inren, machen, daß Jemand inne wird, — unser „Er-i.“, wo „er“ den Bezug des „Wieder“ hervorhebt.
Zsstzg.: Er-: eine in Jemand ruhende Vorstellung in Einem wieder wach, ins Bewusstsein rufen, vgl.: Daß das Alte, halb Erloschene und Verwischte freier, reiner und tiefer wieder in die Seele, in das Jnnere hereingenommen, in dieselbe verwebt, erinnert wurde. Auerbach SchV. 29 etc.
1) tr.: Einen e., ihm Etwas ins Gedächtnis rufen, sei es absichtl. oder unabsichtl., dies Letztere natürlich immer, wo das Subj. nichts Persönliches ist; das Erstre, wenn das ins Gedächtnis zu Rufende mit „wegen“ etc. beigefügt wird. Sonst steht es allgm. mit „an“, wofür in der gehobnen Rede, wie in der ältern Spr., auch der Genit. steht und nam. bei allgm. sächl. Fw. (s. Es) auch der Accus. (vgl. 3b), oder es ist ein abhängiger Satz: Jeder Platz erinnert mich hier an meine Jugend; Erinnre mich gelegentlich wegen des Briefes, — daß ich den Brief schreibe; — wie ich Das machen soll etc.; Einen an sein Versprechen e. etc.; mit Genit.: 1. 4, 17; 15, 1; 3. 10; Erinnre mich nicht jener schönen Tage! 13, 27; Die Liedermacher ihrer Pflicht zu e. 3, XIX; 13, 83; Wie Apollo mit sanftem Ohrzupfen ihn seines niedrigeren Berufs erinnert habe. Ländl. 2, 289; Rosalinde wurde mit einer so schmeichelnden Ungeduld ihres Versprechens erinnert. 19, 161 etc., ferner vgl.: Der Tröster wird euch e. alles Deß, das ich euch gesaget habe. 14, 26 und: Ich muß dich Solches täglich e. 22, 19; 2. 2, 14; 2. 1, 12 etc., seltner: Kam an den Hof und erinnerte die Briefe seiner Naturalisation. 28, 334, brachte sie in Erinnerung, mahnte darum etc. — Das persönl. Obj. bleibt zuw. fort: Die Musik erinnert [Einen] sehr an eine Mozart’sche Sonate; Jst mir Nichts von ihr geblieben, | nicht ein [mich] süß e–d Pfand, | daß die Fernen sich noch lieben? 54b etc. —
2) tr.: Etwas e.:
a) Einem Andern Etwas ins Gedächtnis rufen, ihn daran e. (1), es in Erinnerung bringen: Nur diejenigen Gegenstände vorzunehmen, welche erinnert wurden. 22, 99; Verzeihen Sie, daß ich’s erinnere. Zelt. 1, 295; Die Umstände .. verdienen erinnert zu werden. Leb. 5; 10 etc. —
b) sich Etwas ins Gedächtnis rufen, Desselben wieder gedenken, es im Gedächtnis haben (s. 3e): Nichts erinnert’ ich mehr von dem sechzigjährigen Drangsal. 2, 345; Die Gestalt der reizenden Tänzerin schwebte ihm bald wieder vor und er konnte das [häßliche] Gegenbild, das er vorAugen sah. nicht e. M. 2, 149; Unter den Gemälden, die ich bestimmt erinnre. Nachg. 157; Feuer zweier Entzückungen, der erinnerten und der gehofften. 21, 28 etc. —
c) eine tadelnde Bemerkung in Bezug auf Etwas machen; auf etwas Vergeßnes, Fehlendes, einen Fehler aufmerksam machen: Dagegen lässt sich noch Etwas, Manches, Viel e. [monieren]; Man kann nie Etwas so gut machen, daß er Einem nicht Etwas dabei zu e. hätte. —
3) retl.: sich entsinnen, sich einer frühern Vorstellung noch bewusst sein oder es wieder werden:
a) mit abhängigem Satz: Ich erinnre mich, daß ich ihn dort gesehen habe, — ihn dort gesehen zu haben (vgl. e) etc.; ferner mit Genit.: 2. 1, 5; Daß er sich meiner bei Seiner Majestät so günstig e. wollen. 12, 504; Ich erinnere mich noch genau jedes Umstandes dabei etc. —
b) zuw. auch mit sachl. Obj. (s. 1): Das erinnr’ ich mich wieder. 4, 142; Ein Buch, dessen eigentlichen Titel er sich nicht mehr erinnert. Reis. 1, 20; Er erinnerte sich die fromme Rührung etc. 16, 117; Alles, was ich mich davon e. kann. 16, 172, — wobei Manche das reflex. Fw. in den Dat. setzen: Von der ich mir jetzt nur so viel erinnere. Vertraute Briefe (Amsterd. 1810) 1, 360; Vom eigenen Geschlechte kenn’ ich Niemand, | er- innre mir kein weibliches Gesicht, | als meines nur im Spiegel. Sturm 3, 1 etc., was doch nur bei einem absichtlichen Ins-Gedächtnis-Rufen berechtigt erscheint (s. 7), wie: Ich zögre, diesen Schritt mir zu e. Rev. 2, 21 etc. —
c) Sich an Etwas e. 15, 14; Du könntest dich allenfalls noch an uns e., Deiner (s. a) e. wir uns recht gut. Leb. 99; Sie e. sich ohne Zweifel aus Jhrem Ovidius an die schöne Semele. 2, 152 etc. —
d) Sich auf Etwas e. (vgl. besinnen). R. 2, 152; 5, 171; Nobl. 1, 119; Vorleb. 1, 46; 252. —
e) mundartl. (in Norddeutschl.) auch zuw. ohne refler. Fw., z. B.: Wiewohl er [sich] mit Dank erinnerte, daß sie ihn .. ausgezeichnet .. hatten. Leb. 61; Ich erinnere [mich], wie ihm der Ausbruch des Revolutionskriegs lieb war. ebd. etc. —
4) unpers. (s. 18, 108) = ich erinnere mich, z. B.: Ja, mich erinnert’s, wie etc. E. 13, — daß etc. 50; Wenn es mich richtig erinnert [wenn ich nicht irre]. 195; Am lautesten war Armin’s berstender Seufzer. Ihn erinnerte es an den Tod seines Sohnes. 14, 138 etc. —
5) der Infin. als sächl. Hw. = Erinnerung (s. d.), Gedächtnis, z. B.: Hat ... zaubermächtig alsobald verschlungen | all mein E. [alle meine Erinnerungen]. 3, 26; Ehre .. | des E–s werthen Schatz. 6, 115; Wie seinem E. ein überliefertes Gut niemals versagte. 18, 232; Des Künstlers, der .. ein dankbares E. verdient. 24, 45: R. 5, 9; Leb. 1, 177; W. 3, 72 etc. (s. 7). —
6) Der Erinnerer. Sak. 149; 23, 71; HB. 1, 10; 246 etc., auch von personific. Ggstdn: Wo sein despotischer Geist an dem Gesetze der Freiheit so ungestüme Erinnerer fand. 792b etc. Über die Form des Femin. s. Abenteurer. — Erinnerung (s. u.). —
7) Zsstzg. nam. Zurück-e., in die Erinnerung zurückrufen, während „e.“ auch bez.: in der Er- innerung bewahren, z. B.: Wenn ich mir die Jahre zurückerinnere [3b]. 15, 89; Man mag sich [Acc.] hier an Rom gar nicht zurück-e. 23, 232; Jede Sorge, jedes ängstliche Zurück-E. [5], was war. 9, 335; Zärtlicher kann die Mutter ihr Kind .. an verflossene selige Zeiten kaum zurück-e. R. 7, 209; R. 1, 115 etc. In den ungetrennten Formen auch: Ausruhen, mich rück-e. und an Sie schreiben. 14, 203; Sein Geräusch ist mir Melodie, rück- e–de Melodie. 9, 317; Was sie gesehn, gehört an diesem schönen Orte, | sprach ihre Zunge nie beim Rück-E. aus. 20, 333. — Ver-, tr.; verinnerlichen: Zu äußern Inneres und Äußres zu ver-i. W. 3, 62; Die Anschau- ung zur Vorstellung verinnert. 19, 297).
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.