Erinnerung
Er~innerung, f.; –en; –s-:
1) das Erinnern, s. d. 5 und vgl. Gedächtnis: Dies geht auf das Denken, also auf eine Thätigkeit des Verstandes, Etwas im Bewusstsein zu bewahren oder das Zurückgetretne wieder aufzurufen und bez. dann auch das Geistesvermögen; E. dagegen bezieht sich aufeinen Vorgang im ,,Innern“ d. h. in der Seele und bez. ebenfalls sowohl das Jm- Bewusstsein-Bewahren einer Vorstellung als das Wieder- aufrufen derselben (wofür bestimmter „Rück-, Wieder- E.“ dient). Von dem E–s-Vermögen gilt E. nicht, wird aber häufig personif.: Da ließen mit festlichen Kronen im Haar | Erinnrung und Hoffnung sich sehen etc. 2, 108; An die E. etc. — Die E. (des Greises) an die Jugend; Zur E. an Leibnitz etc. Steht kein subjekt. Genit. dabei, so kann statt „an“ ein objekt. stehn, z. B.: So sehen wir in der E. jeder überstandenen Noth eine ähnliche Schwester der Freude. 2, 277; Löst die E. des gleichen Schicksals |. nicht ein verschloßnes Herz zum Mitleid auf. 13, 76; Tausendfache Freude für die E. meiner. Kestner 47 etc., s. Zsstzg.; Der bebt | bei der E. 6, 49; Wir freuten uns der E., wir liebten die E. und konnten ungestört zusammenleben. 15, 8; Die Welt .. in der E. zu durchreisen. 9; Wie sehr auch die Erinnrung mir | die Seele schaudernd mag empören. 28b etc. —
2) Das, woran man sich er- innert, oder ein Ggstd., der an Etwas erinnert (s. Reminiscenz): E–en aus der Knaben-, aus der Schulzeit, aus meinem Seemannsleben; Diese Mammuthsknochen sind E–en an eine lang vergangne Periode unsrer Erde etc. —
3) Das Erinnern (s. d. 2, nam. auch 2c), die Mahnung: Da dein Gedächtnis für deine Schulden ziemlich kurz scheint, so wird eine E. meinerseits nöthig [es ihm’ins Gedächtnis zu rufen]; Ich habe seine E–en [Ausstellungen] bei den meisten Stellen meiner Arbeit berücksichtigt etc.
Zsstzg. vielfach mit Hw., einem subjekt. oder objekt. Genit. oder einem Präpositionsverhältnis entsprechend, z. B.: Greises-E–en, wie sie im Gedächtnis des Greises leben; In dem unveränderten altbekannten Lokale riefen sich jene Knaben-E–en [aus der Knabenzeit] lebhaft hervor. G. 25, 131; Jugend-E.; Ein Ton, der alle Berg- E–en [an die Bergreisen etc.] rege macht. G. 14, 239; Er wird euch die Schmerz-E. aus der Seele lächeln [die schmerzliche E.]. Sch. 116b; Traurig zusammengewittert stehen diese letzten höchsten Wald-E–en [die an den Wald erinnernden Bäume] in einzelnen Exemplaren. Tschudi Th. 262 etc.; ferner mit Vorsilben, z. B. Án-: Damit ihr Anblick immerdar | an mein geliebtes Elternpaar | die A., stets heilig mir, erfrische. B. 109b; Weckt .. die A. der alten Dunkelheit. 110a; Sich nach geschehener A. säumig finden lassen. Erbvergl. Beil. 57; So sehen sie aus dieser A., daß ich es nicht vergessen habe. Schmid (L. 13, 613). —
Nāch-: nachbleibende Erinnerung: Die Engel schufen dann .. in N. an die Geschaute, ein schwaches Abbild jenes himmlischen Urbilds. Immiermann M. 4, 209. —
Rǘck-: s. [1]: Ich entsage | jeder R. an dich. B. 100a; In der R. vergangener Zeiten. G. 17, 228; Ihre R–en .. Diese Memoiren. 32, 325; Die R. der alten überschwänglichen Wonne. Heinse A. 2, 108; Seinen aufsteigenden Stolz durch eine heilsame R. an seinen Ursprung niederzuschlagen. Sch. 714a; 273a; Labt er sich an süßen R–en der Vergangenheit. 762b; W. 17, 34; 20, 149 u. o. —
Ūr-: Er- innerung aus uralter oder der Urzeit: Die weite Verbreitung dieser Sage hat sie bisweilen für eine U. der Menschheit halten lassen. Humboldt K. 1, 381. — Vōr- [3]: vorhergehende Erinnrung oder Bemerkung: Es bedarf einer kleinen V. Mörike N. 142. —
Wīēder-: Rück-E. Engel 8, 308 etc.
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