Faksimile 0816 | Seite 808
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husten
I. Hūſten, intr. (haben): die Luft mit Geräuſch
aus der Lunge ſtoßen, ſei es abſichtlich, vgl. räuſpern
und Hiſt ꝛc., z. B.: Da hat gehuſtet, ſich geſchneuzt |
Schemjaka. Chamiſo 3, 216; Niklas huſtet ihm, räuſpert ſich,
ruft. Peſtalozzi 1, 204; [Daß er], bis er ſeine Anred fand, |
wohl dreimal h. mußte. W. 11, 95 ꝛc., oder häufiger un-
abſichtlich und krampfhaft, erregt durch einen augen-
blicklichen oder, als Krankheit, durch einen dauernden
Reiz der Athmungswerkzeuge: Wenn Einem beim Eſſen
Etwas in die Luftröhre oder, wie man gewöhnlich ſagt, in
die unrechte Kehle kommt, ſo huſtet man, bis der fremde Kör-
per wieder daraus entfernt iſt; Ich habe die ganze Nacht ge-
huſtet, vgl. bellen. Auch tr., vgl. aus-h.: Er hat Blut
gehuſtet ꝛc., ferner tr. u. refl. mit Angabe des Erfolgs:
Sich halb todt h.; Einem die Ohren voll h. ꝛc. Sprchw.:
Die Flöhe (Gotthelf U. 2, 31), die Fliegen (Grimm M. 125)
h. hören, ähnlich wie: das Gras wachſen ſehen, von
einer übergroßen, meiſt eingebildeten Klugheit. Ich
werde ihm Etwas h., = er kann lange auf das Gewünſchte
warten, ich werde es hübſch bleiben laſſen, vgl. das
noch derbere „ſcheißen“, ſo auch: Sonſt huſt’ ich euch |
in eure Königskrone. Blumauer 2, 185; Ich huſte in Ihr
Naturwunder Hackländer Sklav. 1, 136, zur Bezeichnung
von etwas Einem höchſt verächtlich Erſcheinendem, ſ.
auch Pfeifen. Zuw. auch mit beigefügter Ortsbeſtim-
mung: ſich h–d fortbewegen, mit „ſein“ (ſ. Krie-
chen 2): Nun huſtet ſie wirklich zur Kammer nun zum
Vorſaal hinaus nun die Treppe hinunter. Thümmel 2,
198; Die Treppe heraufkeuchen . . Bis er dieſelbe wieder
hinabhuſtete. OLudwig Thür. 1, 18. Das H., ſ. II.
Der Huſter: eine huſtende Perſon, aber auch (vgl. La-
chen 1m und Seufzer ꝛc.): ein einmaliges H., z. B.:
Ich bin eine kranke Frau .., doch wird kein Menſch einen Hu-
ſter von mir hören. OLudwig Thür. 1, 75.
Anm. Ahd., mhd. huosten, Tonw., ſ. Hſt ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: An-, tr.: ſich mit huſtendem Ton
an ihn wenden, ſ. zu-h.: So oft dieſer ſchwindſüchtige
laue Wind mich anhuſtet. IP. 17, 58 ꝛc. Āūf-, intr.
und tr.: laut huſten; durch Huſten Etwas in die Höhe
bringen: Schleim, Blut a.; durch Huſten aufwecken: Ei-
nen a. ꝛc. Aūs-: 1) intr., zu Ende huſten.
2) tr., huſtend auswerfen: Blut a.; Seine Seele in einem
Blutſturz a. Muſäus Ph. 4, 163. 3) refl., zu Ende
huſten und zur Ruhe kommen: Rafflard huſtete ſich
noch einige Augenblicke aus. Gutzkow R. 6, 59. Be-,
tr.: Etwas b., auf, in Etwas huſten. G. 6, 168.
Hêr-, Hín- ꝛc., ſ. o., auch refl.: ſich huſtend her-,
hinbegeben ꝛc.: Daß ſich die Landsmannſchaft und Baſen-
ſchaft mit Grazie hineinhuſtete, hineinfegte und räuſperte.
IP. 1, 87. Um-,-tr.: huſtend umgeben: Kauft ſich
der Paſſagier Etwas ein, ſo umhuſtet ihn der Nährſtand. 89.
Ver-, tr.: Eine Zeit ver-h., huſtend verbringen. 2,
175; Einen Seufzer zu ver-h. [unter Huſten zuverbergen,
durch Huſten unhörbar machen, ſ. weg-h. ꝛc.]. Lichten-
berg 4, 175. Vōr-, tr.: Einem Etwas vor-h., in ſei-
ner Gegenwart, ſo daß er es hört ꝛc. Wég-: durch
Huſten wegbringen, z. B.: Schleim w. ꝛc., auch: Da-
niſchmend huſtete noch zu rechter Zeit einen Seufzer weg, der
ihm entgehen wollte. W. 8, 41, ſ. ver-h. Zū-, intr.:
Einem z., ſ. an-h.: Dem wiederholten vielſagenden Z. und
Zuräuſpern. Rank SchM. 176 u. ä. m.