hungern
Húngern: 1) tr.:
Einen h. (selten, mundartl.), in ihm das Gefühl des Hungers erregen, s. und z. B.: In 60 Tagen werden sie feist, und sonderlich, so man sie drei Tag vorhin hüngeret, eh man sie auf die Möst [Mast] legt. 85 etc. (vgl. dürsten und dursten etc.). Auch passiv: Mein Falk ist scharf gehungert und ganz leer. Sh. 3, 411 etc., s. aus-h. etc. — Dazu auch: 2) unpers.: Es hungert mich, es, d. h. ein Unbekanntes, nur aus seinen Wirkungen zu Erkennendes, erregt in mir die Empfindung des Hungerns = ich habe Hunger, s. 3 und 18, 107 ff., nam. 125 über den Wegfall des ,es“ im Aussagesatz bei voranstehendem persönl. Accus. oder eines Adv., oder im Fragesatz und in abhängigen Sätzen: Mich hungert; Hungert dich?; Hungert deinem Feind, so speise ihn. Da ihn hungerte. ebd.; Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. ebd.; Schon hungert ihn nach dem Vermögen Anderer, welches er als seine Beute ansieht. 4, 366; Was brauchte wohl ein Mensch, den so sehr nach Wundern hungert, mehr als diesen Wahn? 18, 99; Mich hungerte wie sechshundert Wölfe. 27, 149 etc. — 3) intr. (haben): Hunger haben (s. 2): H. wie ein Wolf, wie ein Bär Schmj. 23); Wenn man satt ist, soll man gleichwohl denken, daß man wieder h. kann. Er ließ dich h. ebd.; Jst Freiheit das unersetzliche Nahrungsmittel der Völker, welches Volk hat mehr daran gehungert [gedarbt] als das griechische? 3, 152; Innerlich hungert er löwengleich nach Menschenfleisch. 30, 437; Ich hungere schon lange nach einem Augenblick Umgang mit Euch. 13, 151; Herrschsucht hungert beim Raube derganzen Natur. 172b; Es harren Viele daraufund ich hungere darnach. 1, 221etc. Auch im Infin. als sächl. Hw. 4, 12, im Partic. als Ew.: Abends findet er zu Hause | die Seinen h–der als gestern. Morg. 1, 104, und: Die Hung- rer. H. 111; Lungerer und Hungerer. M. 5, 109; M. 3 etc. —
a) Gärb.: Die Leder haben in der Grube gehungert, nicht Lohe genug, nicht den gehörigen Satz bekommen. — 4) refl., mit Angabe der Wirkung: Ich verderbe mir den Magen und hungere mich wieder gesund. 1, 164; Sich todt h. etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr. und rel.: durch Hunger abmagern etc.: Hungre dich zum Schatten ab. Prutz Woch. 17; Die unbequeme Speckhaut a. [weg-h., durch Hungern fortbringen]. Zelter 3, 476, namentl. oft: Abgehungert, z. B. Dingelstedt 65; Forster R. 1, 32 etc. = abgemagert, mager und so übertr.: Die abgehungerte [magre, dürftige] Phrase. Zelter 6, 26. — Aūs- (aushüngern Fischart B. 8a; Ryff Th. 11 etc.), tr., refl.: durch Hungern vollständige Leere und die Wirkungen. derselben erregen, z. B.: Einen a.; Wer sich den Magen überladen, muß sich a. [durch Hungern kurieren]; Eine Stadt, Festung a., sie belagernd durch Hunger zur Übergabe zwingen, und danach auch von einem Kartenspiel, dem sogenannten „A.“: Einen a., ihm alle seine Karten abnehmen, womit das Spiel beendet ist (vgl. schwzr. Aushüngeln); Die hungrigen Seelen a. Jes. 32, 6, ihnen alle geistige Nahrung vorenthalten; Seine ausgehungerten Gedärme zu erquicken. G. 22, 335; Beide Armeen ziehen sich in das ausgehungerte Hessen. Sch. 993b; Den Hengst .. soll man mästen, die Stute .. a. [vor der Begattung]. V. Ge. 177. —
Be-: veralt. statt aus-h., z. B.: Eine Stadt b. Franck Chr. 52b; Je mehr dem Geizigen trägt sein Vermögen ein, | je mehr muß er bescharrt und wohl behungert sein. Rachel 8, 472. — Entgêgen-, intr.: hungernd sich einem Gegenstande entgegensehnen etc.: Während ihr .. der Unsterblichkeit entgegenhungert. Heine Lut. 1, 31. — Er-, tr., refl. u. intr. (sein): durch die Wirkung des Hungers aufreiben und — aufgerieben werden: Daß es ein allmähliches E. giebt, welches in einem Zeitraum von zwanzig bis dreißig Jahren seine Resultate liefert . .. Dies E. ist es eben, was ... jedes folgende Geschlecht gegen das frühere körperlich schwächer, geistig stumpfer und willenloser macht. Jahrhund. 2, 399; Die Menschen zu e. und vertilgen. Luther 5, 468a; 8, 170b; Ich bin erhungert also sehr. Uhland V. 650; Schweinichen 2,51; Sich e. LSchefer Rom. 5, 164 etc. Mit Uml. schwzr. Wackernagel 3, 1, 258 Z. 1 etc., s. Ver-h. — Ver-, tr. und gewöhnl. intr. (sein): er-h.: Zerlumpt, verhungert, hager und bleich. Chamisso 3, 225; Sie war nicht ..., | daß Nahrung ein sie nehme, zu bewegen. | So ließ sie sich ver-h. 4, 73; Ob er fastet oder über seine Autorschaft verhungert. Musäus Ph. 1, 136; Sie nicht zu feist ziehen, noch zu gar verhüngern, daß sie zu mager werden. Ryff Th. 12.
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