Faksimile 0814 | Seite 806
hunger hungerig Hungerling
II. Húnger, a.:
zuw. statt hungerig (s. d.), nam.: Die wilden | heißhungren Zähn’. WHumboldt 1, 369; Bange Angst, heißhungre Schmerzen. Tieck 2, 71 etc.
~ig, a.:
1) Hunger (s. d. 1 u. 2) habend, eigentl. u. übertr.: H., müde und durstig sein; Die H–en speisen; Die hungrigen Gäste fielen wie gierige Wölfe über die Speisen her. Musäus M. 1, 103; Die geile hungrige Zeit, | immer Kinder gebärend, immer Kinder verschlingend. Schubart 2, 65 etc., auch mit „auf“, „nach“, mit Infin. u. ,,zu“ etc. (s. Gierig), z. B.: Die Lust, die jede Frau, die jedes Mädchen hat, | ich bin nicht hungrig drauf, doch bin ich auch nicht satt. G. 7, 47; Zungendrescher, rastlos | auf die Gebeine des Armen hungrig. Lichtwer 276; Ich bin nach Rache hungrig. Schlegel Rich. III. 4, 4; War nach Brod nicht hungrig, | sehnsuchtsvoll war er nach seiner Liebsten. Talvj 2, 50; Ein Gespräch, das Jedem, der hungriger darnach gewesen wäre als ich, vollkommne Sättigung gewähren konnte. Thümmel 5, 50; Hungrig nach Gewinn. Uz 2, 43; So hungrig er ist, sich bestechen zu lassen. Rabner 3, 50 etc., so auch in Zsstzg., z. B.: Das dollarhungrige Volk. Kürnberger Am. 327; Das freudehungrige Volk. Börne 2, 358; Geist-h. und gnaddürstig. Luther 1, 381b; Geldhungrige Kaufmannswelt. Stilling 4. 7; Lichtwer 254; Einen tapferen kriegs- hungerigen Soldaten. Klinger Th. 2, 255; Ich bin wahrhaft lob hungrig. Auerbach Leb. 2, 254; Wenn ein Strom vom Berge schießet, | schadenhungrig wie ein Feind | über fremde Saat sich gießet. Göckingk 1, 58; Der stof fhungrige Ruf [der Lesewelt] nach immer Neuem. Monatbl. 2, 226a etc.; vgl. ferner die Zsstzg. von Hunger, die einen hohen Grad durch Adv. oder durch einen Vergleich bezeichnet, z. B.: Geier-h. Freiligrath Ven. 37. Wölfe sind nicht heißhungriger. G. 29, 262; Zorn? dieser heißhungrige Wolf frisst sich zu schnell satt. Sch. 113a; Stets nach Speis’ und Getränk heiß-h. V. Od. 18, 3; Sh. 2, 95; W. 21, 306 etc., vergl. Hungerheiß; auch den Gegensatz: Wenn der Leib satt und voll ist oder krank und un-h. [appetitlos]. Luther 1, 436a etc. 2) kümmerlich, wenig Nahrung habend oder gewährend etc.: Das Steinmetzleben war gar so hungrig. Auerbach Barf. 83; Kümmerliche und h–e Lupinenpflanzen. Landwirthsch. Zeitung (1855) 194a etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
Art frühreifer, schlechter rother Weintrauben.