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hunger hungerig Hungerling
II. Húnger, a.: zuw. ſtatt hungerig (ſ. d.), nam.:
Die wilden | heißhungren Zähn’. WHumboldt 1, 369; Bange
Angſt, heißhungre Schmerzen. Tieck 2, 71 ꝛc. ~ig, a.:
1) Hunger (ſ. d. 1 u. 2) habend, eigentl. u. übertr.:
H., müde und durſtig ſein; Die H–en ſpeiſen; Die hungrigen
Gäſte fielen wie gierige Wölfe über die Speiſen her. Muſäus
M. 1, 103; Die geile hungrige Zeit, | immer Kinder gebä-
rend, immer Kinder verſchlingend. Schubart 2, 65 ꝛc., auch
mit „auf“, „nach“, mit Infin. u. ,,zu“ ꝛc. (ſ. Gie-
rig), z. B.: Die Luſt, die jede Frau, die jedes Mädchen
hat, | ich bin nicht hungrig drauf, doch bin ich auch nicht ſatt.
G. 7, 47; Zungendreſcher, raſtlos | auf die Gebeine des Ar-
men hungrig. Lichtwer 276; Ich bin nach Rache hungrig.
Schlegel Rich. III. 4, 4; War nach Brod nicht hungrig, |
ſehnſuchtsvoll war er nach ſeiner Liebſten. Talvj 2, 50; Ein
Geſpräch, das Jedem, der hungriger darnach geweſen wäre
als ich, vollkommne Sättigung gewähren konnte. Thümmel 5,
50; Hungrig nach Gewinn. Uz 2, 43; So hungrig er iſt,
ſich beſtechen zu laſſen. Rabner 3, 50 ꝛc., ſo auch in
Zſſtzg., z. B.: Das dollarhungrige Volk. Kürnberger Am.
327; Das freudehungrige Volk. Börne 2, 358; Geiſt-h.
und gnaddürſtig. Luther 1, 381b; Geldhungrige Kaufmanns-
welt. Stilling 4. 7; Lichtwer 254; Einen tapferen kriegs-
hungerigen Soldaten. Klinger Th. 2, 255; Ich bin wahrhaft
lob hungrig. Auerbach Leb. 2, 254; Wenn ein Strom vom
Berge ſchießet, | ſchadenhungrig wie ein Feind | über fremde
Saat ſich gießet. Göckingk 1, 58; Der ſtof fhungrige Ruf
[der Leſewelt] nach immer Neuem. Monatbl. 2, 226a ꝛc.;
vgl. ferner die Zſſtzg. von Hunger, die einen hohen
Grad durch Adv. oder durch einen Vergleich bezeichnet,
z. B.: Geier-h. Freiligrath Ven. 37. Wölfe ſind nicht
heißhungriger. G. 29, 262; Zorn? dieſer heißhungrige
Wolf friſſt ſich zu ſchnell ſatt. Sch. 113a; Stets nach Speiſ’
und Getränk heiß-h. V. Od. 18, 3; Sh. 2, 95; W. 21,
306 ꝛc., vergl. Hungerheiß; auch den Gegenſatz: Wenn
der Leib ſatt und voll iſt oder krank und un-h. [appetit-
los]. Luther 1, 436a ꝛc. 2) kümmerlich, wenig Nah-
rung habend oder gewährend ꝛc.: Das Steinmetzleben
war gar ſo hungrig. Auerbach Barf. 83; Kümmerliche und
h–e Lupinenpflanzen. Landwirthſch. Zeitung (1855) 194a ꝛc.
~ling, m., –(e)s; –e: Art frühreifer, ſchlechter
rother Weintrauben.