Faksimile 0807 | Seite 799
Huld
Húld, f.; –en: das Hold-ſein: 1) wohlwollende
Geneigtheit des Höhern gegen den Niedern: Der Herr
. . . neigte ſeine H. zu ihm [gewöhnl.: erwies ihm H.].
1. Moſ. 39, 21; Euch insgeſammt bei Gottes H–en | will
ich bitten, daß ꝛc. Chamiſſo 6, 260; Mir aus Gottes H–en
ward’s zu Theile. 250; Merkſt du nicht, daß er beim Vater
in H–en kommen muß, wenn derſelbe Ja ſagen ſoll? Gotthelf
U. 1, 288; Als ein Liebeszeichen | fordr’ ich ihn von deiner
H. Platen 4, 283; Was ſind wir, | wenn kaiſerliche H. ſich
von uns wendet? Sch. 338b; Bei allen meinen Herrſchertha-
ten | begleitet mich des Himmels H. 57a; Mehl hat und
Kleie, H. und Schmach Natur. Tieck Cymb. 4, 2 ꝛc.
2) die Anerkennung des Oberherrn und die treue Er-
füllung der Pflichten gegen ihn, ſ. Hold I. und II2:
Ob ich einem Wolf hätte gehuldet und geſchworen . . ., ſo
müßte ich ſchreien . .: Mein Eid und H–e hab ich dir nicht
gethan. Luther 8, 7a; Ob man Eid, H–e oder Pflicht halten
ſolle. ebd.; Die H–e hat mit der Hörigkeit etwas Ähnliches,
iſt aber doch weſentlich von ihr unterſchieden; denn es kann
Einer hörig ſein und nicht huldig und umgekehrt .. Das Lehn
(feudum) erforderte zuerſt weder Hörigkeit noch H–e, ſondern
bloß Treue; das Lehn (beneficium) hingegen erforderte Hö-
rigkeit und H–e, unter welchen beiden mächtigen Ausdrücken
mehr als Treue begriffen war (Treue ſollte eigentlich nur ein
freier Mann geloben) ꝛc. Möſer Ph. 3, 186 ff.; Das Band
der H–e zwiſchen Haupt und Gliedern. 4, 330; Daß ein
Bruder in einer Hode oder H–e ſeinen Bruder in einer andern
nicht erben konnte. ebd. ꝛc. 3) Holdſeligkeit, Anmuth,
Liebreiz (ſ. hold 2): Mit Anmuth und mit H. hat dich Na-
tur geſchmückt ꝛc.
Anm. Ahd. huldî, mhd. hulde (wie noch in Bed. 2),
veralt.: Die Hold(e), z. B. Lohenſtein Roſ. 4; Mühlpforth
Leich. 196; Opitz 1, 228; 315 ꝛc. Über die von Adelung
und Campe geleugnete Mz. ſ. o., auch Simrock N. 1341 und
vgl. Gunſt.
Zſſtzg. z. B.: Königs-H. ꝛc., auch: Áb-: das Ab-
holdſein. Moſcheroſch 2, 916. Míß-: Ungnade ꝛc.:
Die allerhöchſte M. trifft .. nicht die Perſon des Miniſters
ꝛc. Heine Lut. 1, 14. Un-: Nun birgt er ſeines Sinnes
U. | hinter der Mienen Unſchuld. Rückert Mak. 1, 74 ꝛc.