Faksimile 0804 | Seite 796
Faksimile 0804 | Seite 796
hudeln um, Um-Hudeln
Hūdeln: 1) intr. (haben), lottern, ſchlottern ꝛc.,
wie die Hudeln und Lumpen an zerrißnem Zeug. Kei-
ſersberg bei Friſch; auch übertr.: ein Hudel, ein Faulen-
zer, liederlicher Menſch ſein, ſich in den Wirthshäuſern
herumtreiben ꝛc.: Erſt in der letzten Woche hat er zweimal
gehudelt. Gotthelf l. 1, 1; Das H. angefangen und das
Nachtgeläuf. 5; 23; 36; 83; Sch. 94 ꝛc. 2).tr.: Et-
was h., es liederlich betreiben, es im Huſch und oben-
hin, achtlos verrichten, pfuſchen, ſtümpern; Etwas ſo
pfuſchend zu Stande bringen: Der nie ſich beugte, flachen
Sinn zu h., | der nie herabſtieg, ſchalen Witz zu ſprudeln.
KGroth 92; Indeß ſie ziemlich fertig, doch immer nonnen-
mäßig gehudelt, die Einleitungen . .. auf der Orgel griff.
Heinſe Hild. 1, 193 ꝛc. 3) Einen h., ihn wie einen Hu-
del behandeln, ſowohl ihn derb ausſcheltend, als nam.
ihn ſcherend und plackend, als Einen, der ſich Alles ge-
fallen laſſen muß: Die Bauern wie das Vieh h. Auerbach
D. 1, 140; Der, welcher als Lehrjung’ gehudelt worden iſt,
Der hudelt .. den Lehrjungen gerade ſo. Gv. 333; Wie ſo
ein armes Wort ſich hat müſſen h. laſſen. Claudius 7, 29;
Mißhandelt und gehudelt. Gervinus Einl. 148; Wenn ſo Ei-
nen denn die Liebe weidlich hudelt. G. 7, 42; Wie einen
Hund dreſſieren und h. Höfer V. 73; Andere zu h. oder ſich
von ihnen h. zu laſſen. Merck’s Br. 1, XVII; Die Reiſenden
getrillt und gehudelt, ihnen manchen Tort und Dampf ange-
than. Muſäus M. 2, 56; Belecken den Schuhputzer, daß er
ſie vertrete bei Ihro Gnaden und h. den armen Schelm, den
ſie nicht fürchten. Sch. 106b; Alles Andre thäten ſie h. und
ſchänden, | den Soldaten trugen ſie auf Händen. 328b;
Wenn ich ihn nicht hudele, daß er ein Sprichwort wird und
ein allgemeines Gelächter. V. Sh. 2, 315 ꝛc. So auch:
Einen ungehudelt laſſen (mit Etwas), z. B. G. 28,
184; 29, 43; L. 10, 225; Merck’s Br. 2, 94; Seume Sp.
182 u. o. 3) refl. (ſ. 2) ſich ſcheren, packen ꝛc.:
Macht doch Platz und hudelt euch auf die andre Seite! Weiſe
Jak. 116; 93; Hudle dich von meinem Angeſichte weg! 45.
Zſſtzg. z. B.: Áb- [3]: Von deinem krit’ſchen Stuhle |
uns arme Sonettiſten abgehudelt. Uhland 177 = herunter-
gemacht, ausgeſcholten; Einem das Wort im Munde her-
umdrehen, es auf- und ab-h. FAWolf H. 12, hin- u. her-h.,
-hetzen ꝛc. Aūs-: 1) [1] Die Liederlichkeit des jungen
Volkes, das um ſechs Uhr noch nicht heim ſei, nicht ausgehu-
delt habe. Gotthelf G. 260. 2) [3] Einen a., ausſchelten.
JvMüller 14, 44. Fórt- [3]. Hêr- ꝛc. [2und3]:
Zieht man es einmal in den Kreis der Unterſuchung, .. ſo ſoll man
nicht darüber hin-h. EMeyer Gſch. d. Bot. 2, IV, ſ. Ab-h.
Den wir als einen Schuhputzer herumgehudelt haben. Klinger
F. 94; Der Teufel läſſt ſich nicht ſo lange herum-h. wie der
liebe Gott. L. 1, 414; Mit pöbelhaften Schmähungen An-
dere herum-h. V. Ant. 2, 88 ꝛc., vgl.: Sich ein paar Wo-
chen umher-h. zu laſſen. Sealsfield Leg. 2, 155. Lōb-
[2]: Einem l., übertrieben und ohne Abwägung nach
dem Verdienſt loben: Da wird gehätſchelt, gelobhudelt und
geliebäugelt. Auerbach Ab. 39; Ob ein Narr uns l., ein Feind
uns ausſpotten will. Grabbe Hann. 148 ꝛc.; minder gut
mit perſönl. Obj. Scherr Pr. 69. I. Um-,, tr.:
veralt., mitLappen ꝛc. umwinden, ſ. Friſch. II. Um-:
herum-h.: Der kykliſchen Chör’ Umhudeler. V. Ar. 1, 223.
Ver- [1 und 2]: durch Liederlichkeit oder Hudeln
zu Grunde gehn oder zu Grunde richten ꝛc.: Es ſchämt
ſich jeder Menſch, in verhudelten [zerlumpten] Kleidern zu
gehen .., aber ein Oberamt läſſt man ver-h. Gotthelf U. 1,
163; 2, 66; G. 168; Im Wirthshaus zu hocken und Geld
und Zeit zu ver-h. Sch. 172 ꝛc.; Du verhudelſt [verderbſt]
Alles durch dein Entſetzen. B. 310b; So verhudelſt du, was
ich zaubere? Rückert Mak. 1, 59; Den letzten Akt im Drama
verhudelt. Sturz 1, 50; Weil Muſengeſang er verhudelt. V.
Ar. 1, 271; Wären, wenn man uns unverhudelt ließe, ganz
gute Leute. W. 12, 65; Das ſchöne Werk .. ſoll er uns un-
verhudelt laſſen. HB. 1, 301 ꝛc. Wég-: 1) ſ. ver-h.,
hudelnd wegnehmen: Ewig Schade, wenn Jhnen ein Stüm-
per zuvorkäme und das ſchöne Buch ſo weghudelte. L. 13,
121 ꝛc. 2) [3]. Zer-: zerreißen (ſ. ver-h.).
Keiſersberg Poſt. 161 ꝛc.