Faksimile 0801 | Seite 793
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hornen Hörnen
I. Hórnen, Hörnen: 1) tr.:
mit Hörnern (s. d.) versehen, z. B. als eine Strafe: [Der] sollte gehörnet werden. Möser Ph. 1, 359 (nach dem Reichsabschied von 1431); Einen h., ihm Hörner aufsetzen, ihn krönen (s. d. 3), zum Hahnrei machen: (Sophie): Für meine Sünden | must’ ich mich welch ein Muß! mit einem Vieh verbinden. | (Söller): Ich, Vieh? Ja wohl ein Vieh von dem gehörnten Vieh? G. 7, 64; Über Kopf und Ohr gehörnt. Tieck Winterm. 1, 1. Nam. auch sonst im Partic. (vgl. hörnig): Die gehörnete Färse. Jacobs Verm. 2, 58; Gehörnte Köpfe [der Teufel]. Sch. 110a; Die Schaf’ und gehörneten Rinder. V. Od. 12, 136; Gehörntes Kreuz, wenn die Hüftknochen stark hervortreten; Gehörntes Pferd, mit vom Stirnbein ausgehenden Knochenerhabenheiten. Dem Tragaltar, dem goldgehörnten. G. 12, 181; Dir goldgehörntem Gotte. Ramler 180. Hochgehörnete Kühe. V. Th. 16, 37; Stolberg Il. 18, 570 etc. Krummgehörnete Rinder. V. Od. 24, 66: Das krummgehörnete Schallrohr. Ov. 1, 213. Die Geis, .. die stumpfgehörnte. Th. 8, 81. Den viergehörnten Altar. Mosen Ah. 76. Des widdergehörnten Ammon. V. Myth. 1, 299. Zweigehörnete Gaffeln. Georg. 1, 264; Ov. 2, 101 etc. u. ä. m. Seltner ohne Uml.: Geflügelt bist du [Pferd] ohne Flügel | und ohne Horn gehornet. Rückert Morg. 1, 57. 2) refl.: das Gehörn abwerfen und wechseln, vgl.: sich haaren, häuten etc.: Im Februar, wo der Hirsch sich hörnt. Tschudi Th. 442. 3) intr. (haben) und tr. (refl.): mit Hörnern stoßen: Die Böcke hörnen wider einander, sich. 4) intr. (haben) und tr.: auf dem Horn blasen: Nachtwächter, der ihn .. aus dem Schlaf hornte und brüllte. Lichtenberg 3, 490; Die Geißeln knallten und der Kühhirt hürnte. Hebel 3, 65 etc. Daneben, wo von wirklich musikalischer Behandlung eines Horns die Rede ist, mit fremder Endung: Hornīēren, nam.: Dazu waldhornierten die Musikanten so herzhaft. Musäus M. 1, 95; IP. 2, 186 etc. Dazu: Alpenhörner, m., –s; uv.: Alpenhorn-Bläser, s. Alpenhorn, jetzt meist: Hornist, z. B. JP. 1, 46.
Anm. Wir erwähnen noch einige mundartl., namentl. schwzr. Wörter, s. Stalder: Es horne(r)t, hornußt, schneit und stürmt stark; Es hurnigelt. Keisersberg Post. 45; 171, vgl.: Im Hurnigelsturm schneestrudelnder Wirbel. Baggesen 1, 253; Der Hurnigel (– ⏑). 256, als der personificierte Hagelsturm etc. Hornigeln, hornussen, eine Art Ballspiel, s. die ausführl. Beschreibung Gotthelf U. 1, 45 ff. und vgl. Stalder 2, 56 und 65 und: Hurniggeln = vor Kälte kribbeln, jucken. Schm. Wohl zumeist Tonwörter, s. Hurr und vgl. Hornis, auch: Horn-Jgel.
Zsstzg. s. 1 und 4; ferner: Verhórnen, intr. (sein): zu Horn, hornhart werden: Das verhornte Zellgewebe der Oberhaut. Knapp Techn. 2, 524 etc., auch übertr. (vgl. verknöchern): Indeß scheint England immer mehr zu ver-h. König Leb. 2, 159.