Faksimile 0775 | Seite 767
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hitzen
Hitzen: 1) intr. (haben):
(veralt.) heiß, in Gluth sein, glühn: Obgleich ich von der See hier ganz umringet bin, | so hitz’ und brenn’ ich doch. Opitz 1, 315 etc. 2) tr., heiß machen, in Gluth, Hitze bringen, vgl. heizen: Mich hitzt des Rheinweins edles Feuer | bis zu eines Trinklieds Gluth. H. (IEMichaelis 251); Da bei diesem so 4 V 4 häufigen H. [des Schweißens] das Eisen leicht verbrennen würde. Karmarsch 2, 77; Zum Wasser-H. 1, 219; Daß die . Schafgarbe weit besser hitzt [Hitze liefert] als die Strünke. Kohl Südr. 1, 98; Als sie das Bad wohl gehitzt hatten. Musäus M. 2, 162; Die Sonne wärmte dich, weil mich das Feuer hitzte. Rückert W. 1, 252; Wenn es donnert, wettert, blitzet, | hagelt, kältet oder hitzet. Tscherning (Matthisson A. 1, 143); Umwirbelt ihn h–der Rauchdampf. V. Ov. 1, 84 etc., s. Er-h.
Anm. Veralt. Nbnf. Hitzigen, z. B.: Welche eine hitzige Leber haben, denen ist dies Bad schädlich, denn es hitzigt gewaltiglich. Ryff Sp. 135a, und so auch: Erhitzigen, iutr. (sein) und tr. 27b; Th. 22; 37; 46; 97; 319 u. o.; Garzoni 684b etc.; Erhitzigung. Ryff Sp. 8a; Th. 31; 39 etc., s. Heizen, Anm. Umgekehrt statt „hitzig“: Salzstein ist härter und gröber, weniger hitz. Ryff Sp. 92a.
Zsstzg., vgl. die von Heizen, z. B.: Án-: Wenn selbst Demosthenes den Stahl hätt’ angehitzet | und .. beim Schmiedebalg geschwitzet. Rachel 6, 333; übertr.: Von dem Ehrgeiz angehitzet [angeflammt]. Mühlpforth Leich. 196. I. Durch-: durch und durch heiß machen, mit Hitze durchdringen: Nachdem die Kohle durchhitzt worden. Karmarsch 3, 713; 59; Glühend Wasser wird herabgesandt, | mit Höllengluth die Mohren zu d. Streckfuß Rol. 14, 111. II. Dúrch-: s. durchheizen.
Eīn-: statt Einheizen, s. Einheizer.
Er-: heiß machen, in Hitze (s. d. 1 u. 2) gerathen lassen: Das Eisen e.; Sich beim Tanz e.; Die heftige Bewegung, der Wein erhitzt mich; E–de Getränke; Durch den Widerspruch Anderer erhitzt, erbittert. Fichte 8, 47; Den erhitzten [eifrig jagenden] Hunden. Frei- ligrath Ven. 45; Wird er [der Feind], mich zu untertreten, durch Güte mehr erhitzt. Gelert 2, 183; Mann erhitzt er [Amor] auf Mann, treibt die Begierden aufs Thier. G. 1, 239; Dieser bis zum Meuchelmord erhitzte Jüngling. 17, 20 [der so aufgeregt ist, daß er den Feind selbst meuchlings morden will]; Auf diese [Wortformen] sind unsere Wortmischer zumeist erhitzt [versessen, erpicht]. Kolbe Bel. 59; Erhitzt [roth] wie ein Zinshahn. L. 1, 286; Mit erhitzter [eifriger] Emsigkeit. Ramler F. 3, 33; Becher erhitzten [Glüh-] Weins. Roquette Hühn. 59; Erhitzter schießt von einer Alpenhöh | kein Adler auf ein zitternd Reh, | als er an ihren Hals. W. 11, 250; Daß man sich gern [von der Sonne] die Augen ein wenig e. lässt. W. (Merck’s Br. 2, 152) etc. O Klosterleben, angsterhitzter Traum. KBeck Fahr. Poet. 4, 6; Meinem wahnerhitzten Geist. 7; Wutherhitzt. W. 11, 284 etc.
Über-: übermäßig er-h., eigentl. und übertr.: Überhitzter Gips; Wenn das Schriftzeug überhitzt und zu heiß gegossen wird; Theer wird mit überhitztem Wasserdampf destilliert; Stearinsäure nimmt durch Überhitzung eine gelbliche Farbe an; Sie sind überhitzt, trunken. Gutzkow R. 6, 340; Wie kühlst du die überhitzten Augen. Otfr. 129; Jene flammende Überhitzung, die damals die besten Köpfe oft mehr versengte als erleuchtete. B. 73 etc. Ver-: schädlich er-h.: Bis Ludolf sich einmal verhitzte, ein Nervenfieber bekam. Höfer (Hausbl. 56) 1, 30 etc., s. verkälten und vgl. Verheizen, auch intr.: Damit das Malz die Nacht über nicht verhitze. Erbvergl. Beil. 64.