herzen
Hérzen: 1) tr., liebevoll ans Herz drücken, eigentl. und übertr., vgl. umarmen, küssen etc.:
Einen h., h. u. küssen; auch refl.: Sich mit Einem h. 5, 20; 9, 11 etc.; Die Weisheit [personif.] h., lieben. 4, 8; Er herzt den Beutel, den er hält. 2, 120; Wo .. sich [einander] Ruh und Freiheit herzt [sich gattet, eng verbunden ist]. 1, 39; Viel küssen, wenig h. [ohne daß es vom Herzen komme]. 5, 234); Der Zephyrn gleich um alle Blumen scherzet, | um alle buhlt, doch nur die schönsten berzet. 12, 158 etc. — 2) veralt., mit Herz, mit Muth versehn, h.: Welches verursachet, daß sie geherzter [beherzter] wurden. 270b; Er wolle getrost und geherzt sein. 1, 442a; SW. 61, 319; 60, 53; so auch: herzigen: Was mich Geringverständigen zu dieser Translation erregt und geherziget hat. IVb; jetzt gewöhnl. nur im Partic. in Zsstzg., s. herzhaft, herzig, be-h.: Ein Haufe hohl geherzter Feinde. Rich. III. 4, 4 = hohlherzig; Glaub nicht dem hartgeherzten Manne. Rich. II. 5, 2; Mein weichgeherzter Vetter. 3, 4 etc. — 3) (s. 2) Einen anmuthen, so daß man Herz, Vertrauen dazu hat.
Zsstzg. z. B.: Áb-: abküssen (s. d.): Einen a, vollständig, bis zur Ermattung herzen und küssen; Die einander abzuherzen wissen ohne die kleinste Quetschwunde der Frisur. IP. 21, 181 etc.; Einem Etwas a., es ihm herzend abschmeicheln etc. —
Āūf-: herzend aufwecken; auch: ermuthigen, aufmuntern: Beruhige dein Herz nicht, herz es auf. B. 309a. —
Be-:
1) [1] (veralt.): Was nur begegnet, zu b., zu beküssen. 5, 234). —
2) [2] herzhaft, muthig machen, Ggstz. ent-h.: Die Weiber b. sie zum Streit. Teutsch. 7a; Du beherzest mich mit einem deiner Blicke. Rel. 7, 29; Zu solchem Allem beherziget das Landvolk am höchsten, daß ihnen ihre Kinder .. genommen wurden. 673a; 721b; 3, 1, 223 Z. 7; Wann die Frühlingszeit | die Welt zu der Lieb Streit und Beut | beherzet. 581; 365 etc., jetzt gewöhnl. im Partic. (adjekt.) = muthig, herzhaft: Haß dem feigen | und Liebe dem beherzten Mann! Lieb. 72; Das Mögliche soll der Entschluß | beherzt sogleich beim Schopfe fassen. 11, 12; Da zagt auch der Beherzteste etc. — So auch: Feuriger, Hochbeherzter, du Sohn des strahlenden Tydeus. Jl. 5, 277; 247; Den Gemahl .., den tapferen, löwenbeherzten. Od. 4, 814; 11, 267; Seit Germania sich löwenbeherzt erhob. 2, 179 (vgl. löwenherzig) etc. Auch: Die Beherztheit, das Beherztsein. — 3) Etwas zu Herzen nehmen, d. h. es auf das Gefühl einwirken lassen und sein Thun danach einrichten, vgl. erwägen, bedenken: Wer es recht beherzt. 584; Penelope beherzte seine Worte, ging wieder in ihr Gemach. 4a; 51a; So du mich willst hören und meine Worte beherzigen, so will ich dir Unterweisung geben. 3b, und so jetzt gewöhnl.: Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn. | Beherziget: Ergo bibamus. 1, 116; Sie mag ihr Heil beherzigen und sich | der Gnade des Burgundiers ergeben. 455b; Man beherzigt eine Lehre [folgt ihr], weil man sie für wahr erkennt; man erwägt sie, um zu erkennen, ob sie wahr sei; Einem Etwas zur Beherzigung empfehlen etc. Wie „Behändigen“ (s. d.) von (SW. 63, 25) als Neubildung getadelt, dafür (veralt.): Einherzigen. Kanzl. 724. — Ent-: Ggstz. be-h., des Herzens, d. h. namentl. des Muthes berauben: Kleinmüthig, plötzlich entherzt, wie meistens Tyrannen und Bösewichter zu endigen pflegen. Rel. 7, 353; Das Fräulein mußte solche Red’ e., | fiel in den Schoß der Meisterin wie todt. Gd. 1, 117 etc. — Līēb-: liebend herzen, karessieren, vgl. lieb-hegen, -kosen etc.: Der hatt’ ein armes Mädel jung | .liebgekos’t und liebgeherzt. 8, 49 etc., s. Liebherzig.
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