Faksimile 0757 | Seite 749
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herrisch
Hérriſch, a.: 1) ſ. herrig. 2) in der Weiſe
von Herren: a) Daß er ſich h. kleidet [nicht nach Bauern-,
ſondern nach Herrenweiſe], geht ja Niemand ’was an.
Auerbach D. 4, 184; Einige Häuſer erſchienen ſo h., daß
man in den Beſitzern mit Recht reiche Dorfmagnaten vermu-
thete. Keller gH. 1, 38; So h–e Knechte ſeien nicht zu brau-
chen. Kompert Pfl. 1, 110 ꝛc., ſ. Schm. und vgl.: Die
Häuſer ſind nicht herrſchelig, aber ſtattlich. Gotthelf Sch. 2;
Halbherrſchelige, auch halbleinerne Männer. 3, d. h. halb
in Herren-, halb in Bauerntracht. 340 ꝛc. b) der
in a) ſchon hervorſchimmernde Begriff der Überhebung
tritt noch ſchärfer hervor, wenn h., wie gewöhnlich,
das verletzende Benehmen bezeichnet, womit man An-
dern gebieteriſch entgegentritt (vgl. An-, Zuherrſchen):
Zum anmaßenden, h–en Weſen. Börne 5, 216; Dieſe war
ſchon h–er und ſchulmeiſterlicher. G. 21, 47; Das H–e des
Löwen, die Nachgiebigkeit der übrigen untergeordneten Ge-
ſchöpfe. 31, 182; Kupido . ., biſt nun h. und Meiſter im
Hauſe geworden. 8, 32; Denen Rom im Glück h. begegnet
hatte. JvMüller 1, 210; Von dieſen trotzig h–en Gemü-
thern | ſich meiſtern laſſen. Sch. 456b; 117a; H–er Trotz.
V. 3, 7; Mit dem h–en Anſtand eines gelehrten Diktators.
W. 7, 190 ꝛc., vgl. auch hier (ſ. a): Es gehörte eben zu
der lauten herrſcheligen Art und Weiſe der Menſchen. Auerbach
D. 4, 18. c) (ſ. b) übertr. auch auf Nichtperſön-
liches: Ward bald durch einen h–en [gebietriſch zwingen-
den] Beruf wieder zurückgeführt [zur Poeſie]. G. 33, 66;
Mit Thürmen und mit Hallen ragt h. [die Gegend beherr-
ſchend] aus der Stadt | das einſt ſo arme Kloſter. Reithard 79.
Zſſtzg. ſ. Herrig und die von Herrlich, wobei zu
bemerken, daß die Endung „iſch“ ohne übeln Neben-
begriff ſteht (vgl. ſonſt kindiſch, weibiſch ꝛc. neben:
kindlich ꝛc.), wie in: römiſch, preußiſch ꝛc., z. B. (ſ.
Zſſtzg. von Herr): Āūs-: einem fremden Landes-
herrn unterworfen. Chōr-. Fiſchart Garg. 22a.
Dēūtſch- [1]: den deutſchen Herren gehörig. G. 26,
65. Dōm- [1]: Das d–e Rom. V. Ant. 2, 261.
Sélbſt- [2]: Den ſ–en Naturen, die nicht übel Luſt ha-
ben, der Welt das Beſte mit Gewalt aufzuzwingen. Kühne
Freim. 73. Zwing- [2]. Jahn M. 123 u. ä. m.