Herd
Hérd, m, –(e)s; –e; –chen, lein; -: 1) zuberei-
teter ebner Platz, Feuer darauf zu unterhalten: a) zum
Kochen, — oft Symbol des begründeten Hausſtands
(alſo = feſter Wohnſitz, Heimat, Haus, Haushalt,
Familie ꝛc.), ein heiliger Platz bei den Alten, den La-
ren geweiht und der Ort für Schutzflehnde, ſich demü-
thig in die Aſche (ſ. d. und V. Od. 7, 153 ff.) Setzende
— ähnlich auch der Altar oder Opfer-H. im Haus der
Gottheit, dem Tempel. Heſ. 46, 23; Jeſ. 30, 14; Der
Herr, der zu Zion Feuer und zu Jeruſalem einen H. [Altar,
Tempel] hat. 31, 9; Heim bauen die Weiber und Kinder
den H., | ein leckeres Fleiſchmahl iſt heut’ uns beſchert. B. 60b;
Ob ſie fremde H–e ſucht und ſtumm ſich in die Aſche ſetzt.
Freiligrath Pols 2, 6; Und ſtößt der Rhein | euch aus, ihr
Vagabunden: | der neue H., der feſte H., | er wird euch doch
gefunden. 56; Das Sprichwort ſagt: Ein eigner H., | ein
braves Weib ſind Gold und Perlen werth. G. 11, 136; Un-
terhaltungen am häuslichen H. Gutzkow; Hinterließ ihm einen
wohlbehaltenen H. Jffland 5, 123; Kämpfend für den heil’-
gen H. der Götter. Sch. 1a; Dem väterlichen H. | ſind die
Schiffe zugekehrt | und zur Heimat geht es wieder. 53a;
Wählt den Feldſtein ſich zum H–e . . Praſſelnd fängt es an
zu lohen, | hebt ſich wirbelnd vom Altar. 55b; Haſt du
der Kinder liebes Haupt vertheidigt, | des H–es Heiligthum
beſchützt? 551a; 1004a; V. 3, 7; 4, 54; Ehr’ auch den
heiligen H., wir ſind die Gäſte des Hauſes. Jl. 9, 640; Da
es [das Gut] doch fünf H–e geſiedelt. Hor. 2, 267, vgl.:
Wiewohl’s .. fünf Feuerſtellen hatte. W. HB. 1, 194 ꝛc.
— b) der Platz, worin das Feuer im Ofen, im Kamin
ꝛc. angezündet und unterhalten wird und ſo in vielen
Gewerben, z. B.: Der H. eines Backofens, einer Malz-
darre, einer Schmiedeeſſe, in Salzſiedereien, beſonders aber
im Hüttenbau, vgl. 2. — c) der Ort, wo die Minen-
kammern, die zugleich ſpringen ſollen, zuſammenſtoßen.
— d) übertr.: der Ort, wo ein Feuer oder etwas ihm
Verglichnes unterhalten, überh., wo Etwas genährt,
gehegt, gepflegt wird: Zuſammenhang der vulkaniſchen
H–e. Burmeiſter Gſch. 105; Der H. des allgemeinen Aufruhrs
ꝛc., ſ. Bildungs-, Lebens-H. — 2) Hüttenb. (ſ. 1b):
a) flache Ofen, in denen Erze und Hüttenprodukte der
Wirkung des Feuers ausgeſetzt werden. — b) bei
Flammöfen der vom Brennmaterial abgeſonderte und
zur Behandlung der Erze u. Produkte beſtimmte Raum.
— c) der untre, die geſchmolzne Maſſe in ſich aufneh-
mende Theil der Schachtöfen. — d) bei der Treibarbeit
die über dem Ziegelherd ausgebreitete und dort feſtge-
ſtampfte poröſe Maſſe: Der H., den man nach beendigtem
Treiben ausbricht, wird mit Kohle zu Blei reduciert. Kar-
marſch 1, 260 ꝛc. — e) das Brettergerüſt, worauf die
gepochten Erze gewaſchen oder geſchlämmt werden. —
3) Gießer., der durch Umſtechen gelockerte und geeb-
nete Fußboden der Gießhütte bei der ſogen. Herdfor-
merei. Karmarſch 2, 108. — 4) Bergb., der runde
ebne Platz für die den Göpel bewegenden Pferde. —
5) bei den Vogelſtellern der zum Vogelfang mit Lock-
vögeln beſetzte und mit Schlaggarnen umlegte ebne,
etwas erhöhte Platz; Der Vogel-H., ſo z. B.: Platter,
erhobener (Vogel-)H.; (Vogel-)H. mit hohem Strauch, mit
doppelten Wänden ꝛc., und nach den beſonders darin zu
fangenden Vögeln, z. B. Enten-, Finken-, Heidelerchen-,
Kernbeißer-, Krammtsvogel-, Lerchen-, Ortolan-, Schnerren-,
Staaren-H. ꝛc., ſ. Döbel u. Zſſtzg.: Der H., drauf Frauen-
volk ihr Vogelwildbret fangen, | iſt ihr gerader Leib. Logau
(L. 5, 229) ꝛc. — 6) Mühlenb.: ein vor dem Fach-
baum befeſtigter Boden des Mühlengrabens, das
Durchdrängen des Waſſers unter den Fachbaum zu ver-
hindern. — 7) Schiff.: Der H. eines Blocks, die untre
Seite des Scheibengatts. — 8) Bäcker.: die Unter-
rinde des Brots.
Anm. Ahd., mhd. hërt: 1) das Erdreich, der Boden,
wie namentl. noch ſchwzr. auch als Stoffwort, Erde, vgl. 2b
u. 3, ſ. Stalder, u. z. B.: Ampel von H. gebrannt. Stumpf
535b; 372a; 610a und b ꝛc. und — 2) Boden, Unter-
lage, beſ. um Feuer darauf anzuzünden, — doch vgl. mhd.
vogelhurt, Vogel-H., ſ. Harſt, Hürde und lat. area, frz.
aire (ſ. Hausähre ꝛc.) ein ebner Platz, Tenne.
Zſſtzg. ſehr zahlreich, ſ. 5 und vgl. die von Feuer
und Ofen, z. B.: Ábflau- [2c]: Abflach-, Abflich-,
Flau-H., vgl. flauen 2. — Bíldungs- [1d]: Der
allſeitige Abfluß dieſer Waſſer war zu ſchnell, um dem orga-
niſchen Leben in den ohnehin nicht ſehr ausgedehnten Bächen
einen ruhigen B. zu geſtatten. Burmeiſter Gſch. 550. —
Blēī-: Treib-H. — Búſch-: Strauch-H. — Cir-
kulīēr- [1b]: in Salzſiedereien ein Herd, wobei ein
einziger Kanal in mehreren Windungen unter der
Pfanne fortläuft, im Ggſtz. zum Strahlen-H., bei
dem die Flamme in mehrern ſtrahlenförmig aus einan-
der gehnden Zungen die Pfanne erhitzt. — Fēīn-
[2a]: zur Darſtellung des Feineiſens. Mitſcherlich 2, 105.
Féld-l5]: ogelH. im Felde, Ggſtz Wald-H,
im Walde. — Fēūer- [1a]. — Filz- [2e]:
Schlamm-H. zum Reinwaſchen des Filzes, d. h. des
zarteſten Schlamms. — Flácker- [1a]: auf dem das
Feuer flackert: Warm wie auf dem F–e. Heine Rom. 172.
— Flāū-: Abflau-H. — Flūth-: der Boden des
Gerinnes einer Freiarche, auch „Fluther“. — Fríſch-
[2a]: zum Friſchen (ſ. d. 2b) des Eiſens (auch Streck-
H.), des Bleis ꝛc. — Gār- [2a]: zum Garen der
Darrlinge; der Herd des Garofens zum Kupfergaren.
— Gerēūt- [2c]: Vor-H. am Zinnofen, worin ſich
das geſchmolzne Zinn ſammelt. — Glāūch-: 1) [2e]
Kehr-H. ohne Planen. — 2) [5] kleiner Vogel-H. —
Glǖh- [2a]: in den Blechhütten, zum Glühen der
auszuwalzenden Metalle. — Gȫpel- [4]. ― Gra-
dīēr- [1a]: unter der Gradierpfanne in Salzwerken.
— Hǟūptel-, Hêdel- [2e]: Waſch-H. zur Gewin-
nung des Häuptels oder feinſten Schlichs, ſ. Haupt
10g. — Hérbſt- [5]: zum Fang der Zugvögel im
Herbſt, Ggſtz. Sommer-, Winter-H. — Kamīn-
[1b]. — Kêhr- [2e]: feſtliegender Waſch-H., von
dem das Erzmehl (der Schlich) abgefegt oder gekehrt
werden muß, „langer Herd“, im Ggſtz. der beweg-
lichen Stoßherde. — Klōben- [5]: Vögel mit Klo-
ben (ſ. d.) zu fangen. — Kóch-, Küchen- [1a]. —
Lêbens- [1d]: Hier, bei meinem Lieb- und Lebensherde.
Chamiſo 4, 57, bei dem Grabe der Gattin als dem hei-
ligen Platz, wo mein Leben und meine Liebe ſich nährt
und,fortglüht ꝛc. — Mīnen- [1c]. — Öfen- [1b].
— Opfer- [1a]: Altar: Wer .. ſich mit reinem Sinn
zu deines | O–es Prieſter weiht. Matthiſſon 21; Thümmel 1,
3. — Pāūſch- [2a]: zum Pauſchen od. Reinigen des
durch Schmelzen gewonnenen Zinns. — Plān(en)-
[2d]: Kehr-H. mit Planen oder Stücken grober
Sackleinwand belegt, worauf ſich die Erztheilchen
feſtſetzen. — Rénn- [2a]: Zerren-H., zum Rennen
oder Zerren (ſ. d.) des Eiſens. — Sáng- [5]: zum
Fang größrer Sangvögel. — Schīēß- [5]: wo die
Vögel durch abgeſchoßne Pfeile in die Garne getrie-
ben werden. — Schlámm-, Schlích- [2e]. —
Schmélz- [2a]. — Schréck- [5]: wo die Vögel
durch Habichte eingeſchreckt, d. h. in den Strauch oder
Herd getrieben werden. Döbel 2, 245 ff. — Schǖr-
[1b]: worauf das Feuer im Ziegelofen geſchürt wird.
— Sēīger- [2a]: zum Seigern oder Gewinnen des
Silbers aus ſilberhaltigem Kupfer. — Sīēde- [1b]:
unter der Siedepfanne im Salzwerk. — Sílber-
[2e]: Schlamm-H. zur Gewinnung des im Mildzeug
(ſ. d.) enthaltnen gediegnen Queckſilbers. — Sóm-
mer-: ſ. Herbſt-H. — Spār- [1a]: mit einer be-
ſondern, Brennmaterial ſparenden Einrichtung. —
Splēīß- [2a]: Ofenzum Kupfergaren. — Spríng-
[5]: mit Springwänden umſtellter Vogel-H. — Spūr-:
der Raum, wo die Spur, d. i. die runde Vertiefung
im Treibherd, im Hoh- und Krummofen ſich befindet.
— Stēīn-: bei der Treibarbeit der auf einer Unter-
lage von Schlacken gebildete konkave Herd aus Ziegel-
ſteinen, worauf die poröſe Maſſe des ſogenannten Herds
[2d] feſtgeſtampft wird, — der Ziegel-H. — Stích-
[2c]: der Herd vor dem Stichofen, worin das abge-
ſtochne Metall fließt. — Stōß- [2e]: Waſch-H., bei
dem der eigentliche Herd durch eine Vorrichtung abwech-
ſelnd vor- und zurückbewegt wird, wobei er gegen eine
feſte Widerlage anſtößt, ſ. Kehr-H. — Strāhlen-:
ſ. Cirkulier-H. — Strāūch- [5]: Feld-H. mit grü-
nen Sträuchern umſtellt, Buſch-H. — Stréck-: ſ.
Friſch-H. — Trä́nk- [5]: Vogel-H. mit einem Brünn-
lein, die Vögel beim Trinken zu fangen. — Trēīb(e)-
[2a]: das Silber vom Blei zu ſcheiden oder zu treiben.
— Vōgel- [5]: Keiner, der den V. ſo geſchickt anrichten
kann. Rabner 3, 25. — Vōr- [2b]: der Raum vor dem
Herde, namentl. im Hohofen und im Schachtofen zur
Verſchmelzung der Seifenerze. — Wáld- [5]: ſ.
Feld-H. — Wáſch- [2e]. — Wínter-: ſ. Herbſt-
H. — Zérren-: ſ. Renn-H. — Zīēgel-: 1) Stein-
H. — 2) Herd eines Ziegelofens — u. ä. m.
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