Faksimile 0753 | Seite 745
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Herd
Hérd, m, –(e)s; –e; –chen, lein; -: 1) zuberei-
teter ebner Platz, Feuer darauf zu unterhalten: a) zum
Kochen, oft Symbol des begründeten Hausſtands
(alſo = feſter Wohnſitz, Heimat, Haus, Haushalt,
Familie ꝛc.), ein heiliger Platz bei den Alten, den La-
ren geweiht und der Ort für Schutzflehnde, ſich demü-
thig in die Aſche (ſ. d. und V. Od. 7, 153 ff.) Setzende
ähnlich auch der Altar oder Opfer-H. im Haus der
Gottheit, dem Tempel. Heſ. 46, 23; Jeſ. 30, 14; Der
Herr, der zu Zion Feuer und zu Jeruſalem einen H. [Altar,
Tempel] hat. 31, 9; Heim bauen die Weiber und Kinder
den H., | ein leckeres Fleiſchmahl iſt heut’ uns beſchert. B. 60b;
Ob ſie fremde H–e ſucht und ſtumm ſich in die Aſche ſetzt.
Freiligrath Pols 2, 6; Und ſtößt der Rhein | euch aus, ihr
Vagabunden: | der neue H., der feſte H., | er wird euch doch
gefunden. 56; Das Sprichwort ſagt: Ein eigner H., | ein
braves Weib ſind Gold und Perlen werth. G. 11, 136; Un-
terhaltungen am häuslichen H. Gutzkow; Hinterließ ihm einen
wohlbehaltenen H. Jffland 5, 123; Kämpfend für den heil’-
gen H. der Götter. Sch. 1a; Dem väterlichen H. | ſind die
Schiffe zugekehrt | und zur Heimat geht es wieder. 53a;
Wählt den Feldſtein ſich zum H–e . . Praſſelnd fängt es an
zu lohen, | hebt ſich wirbelnd vom Altar. 55b; Haſt du
der Kinder liebes Haupt vertheidigt, | des H–es Heiligthum
beſchützt? 551a; 1004a; V. 3, 7; 4, 54; Ehr’ auch den
heiligen H., wir ſind die Gäſte des Hauſes. Jl. 9, 640; Da
es [das Gut] doch fünf H–e geſiedelt. Hor. 2, 267, vgl.:
Wiewohl’s .. fünf Feuerſtellen hatte. W. HB. 1, 194 ꝛc.
b) der Platz, worin das Feuer im Ofen, im Kamin
ꝛc. angezündet und unterhalten wird und ſo in vielen
Gewerben, z. B.: Der H. eines Backofens, einer Malz-
darre, einer Schmiedeeſſe, in Salzſiedereien, beſonders aber
im Hüttenbau, vgl. 2. c) der Ort, wo die Minen-
kammern, die zugleich ſpringen ſollen, zuſammenſtoßen.
d) übertr.: der Ort, wo ein Feuer oder etwas ihm
Verglichnes unterhalten, überh., wo Etwas genährt,
gehegt, gepflegt wird: Zuſammenhang der vulkaniſchen
H–e. Burmeiſter Gſch. 105; Der H. des allgemeinen Aufruhrs
ꝛc., ſ. Bildungs-, Lebens-H. 2) Hüttenb. (ſ. 1b):
a) flache Ofen, in denen Erze und Hüttenprodukte der
Wirkung des Feuers ausgeſetzt werden. b) bei
Flammöfen der vom Brennmaterial abgeſonderte und
zur Behandlung der Erze u. Produkte beſtimmte Raum.
c) der untre, die geſchmolzne Maſſe in ſich aufneh-
mende Theil der Schachtöfen. d) bei der Treibarbeit
die über dem Ziegelherd ausgebreitete und dort feſtge-
ſtampfte poröſe Maſſe: Der H., den man nach beendigtem
Treiben ausbricht, wird mit Kohle zu Blei reduciert. Kar-
marſch 1, 260 ꝛc. e) das Brettergerüſt, worauf die
gepochten Erze gewaſchen oder geſchlämmt werden.
3) Gießer., der durch Umſtechen gelockerte und geeb-
nete Fußboden der Gießhütte bei der ſogen. Herdfor-
merei. Karmarſch 2, 108. 4) Bergb., der runde
ebne Platz für die den Göpel bewegenden Pferde.
5) bei den Vogelſtellern der zum Vogelfang mit Lock-
vögeln beſetzte und mit Schlaggarnen umlegte ebne,
etwas erhöhte Platz; Der Vogel-H., ſo z. B.: Platter,
erhobener (Vogel-)H.; (Vogel-)H. mit hohem Strauch, mit
doppelten Wänden ꝛc., und nach den beſonders darin zu
fangenden Vögeln, z. B. Enten-, Finken-, Heidelerchen-,
Kernbeißer-, Krammtsvogel-, Lerchen-, Ortolan-, Schnerren-,
Staaren-H. ꝛc., ſ. Döbel u. Zſſtzg.: Der H., drauf Frauen-
volk ihr Vogelwildbret fangen, | iſt ihr gerader Leib. Logau
(L. 5, 229) ꝛc. 6) Mühlenb.: ein vor dem Fach-
baum befeſtigter Boden des Mühlengrabens, das
Durchdrängen des Waſſers unter den Fachbaum zu ver-
hindern. 7) Schiff.: Der H. eines Blocks, die untre
Seite des Scheibengatts. 8) Bäcker.: die Unter-
rinde des Brots.
Anm. Ahd., mhd. hërt: 1) das Erdreich, der Boden,
wie namentl. noch ſchwzr. auch als Stoffwort, Erde, vgl. 2b
u. 3, ſ. Stalder, u. z. B.: Ampel von H. gebrannt. Stumpf
535b; 372a; 610a und b ꝛc. und 2) Boden, Unter-
lage, beſ. um Feuer darauf anzuzünden, doch vgl. mhd.
vogelhurt, Vogel-H., ſ. Harſt, Hürde und lat. area, frz.
aire (ſ. Hausähre ꝛc.) ein ebner Platz, Tenne.
Zſſtzg. ſehr zahlreich, ſ. 5 und vgl. die von Feuer
und Ofen, z. B.: Ábflau- [2c]: Abflach-, Abflich-,
Flau-H., vgl. flauen 2. Bíldungs- [1d]: Der
allſeitige Abfluß dieſer Waſſer war zu ſchnell, um dem orga-
niſchen Leben in den ohnehin nicht ſehr ausgedehnten Bächen
einen ruhigen B. zu geſtatten. Burmeiſter Gſch. 550.
Blēī-: Treib-H. Búſch-: Strauch-H. Cir-
kulīēr- [1b]: in Salzſiedereien ein Herd, wobei ein
einziger Kanal in mehreren Windungen unter der
Pfanne fortläuft, im Ggſtz. zum Strahlen-H., bei
dem die Flamme in mehrern ſtrahlenförmig aus einan-
der gehnden Zungen die Pfanne erhitzt. Fēīn-
[2a]: zur Darſtellung des Feineiſens. Mitſcherlich 2, 105.
Féld-l5]: ogelH. im Felde, Ggſtz Wald-H,
im Walde. Fēūer- [1a]. Filz- [2e]:
Schlamm-H. zum Reinwaſchen des Filzes, d. h. des
zarteſten Schlamms. Flácker- [1a]: auf dem das
Feuer flackert: Warm wie auf dem F–e. Heine Rom. 172.
Flāū-: Abflau-H. Flūth-: der Boden des
Gerinnes einer Freiarche, auch „Fluther“. Fríſch-
[2a]: zum Friſchen (ſ. d. 2b) des Eiſens (auch Streck-
H.), des Bleis ꝛc. Gār- [2a]: zum Garen der
Darrlinge; der Herd des Garofens zum Kupfergaren.
Gerēūt- [2c]: Vor-H. am Zinnofen, worin ſich
das geſchmolzne Zinn ſammelt. Glāūch-: 1) [2e]
Kehr-H. ohne Planen. 2) [5] kleiner Vogel-H.
Glǖh- [2a]: in den Blechhütten, zum Glühen der
auszuwalzenden Metalle. Gȫpel- [4]. Gra-
dīēr- [1a]: unter der Gradierpfanne in Salzwerken.
Hǟūptel-, Hêdel- [2e]: Waſch-H. zur Gewin-
nung des Häuptels oder feinſten Schlichs, ſ. Haupt
10g. Hérbſt- [5]: zum Fang der Zugvögel im
Herbſt, Ggſtz. Sommer-, Winter-H. Kamīn-
[1b]. Kêhr- [2e]: feſtliegender Waſch-H., von
dem das Erzmehl (der Schlich) abgefegt oder gekehrt
werden muß, „langer Herd“, im Ggſtz. der beweg-
lichen Stoßherde. Klōben- [5]: Vögel mit Klo-
ben (ſ. d.) zu fangen. Kóch-, Küchen- [1a].
Lêbens- [1d]: Hier, bei meinem Lieb- und Lebensherde.
Chamiſo 4, 57, bei dem Grabe der Gattin als dem hei-
ligen Platz, wo mein Leben und meine Liebe ſich nährt
und,fortglüht ꝛc. Mīnen- [1c]. Öfen- [1b].
Opfer- [1a]: Altar: Wer .. ſich mit reinem Sinn
zu deines | O–es Prieſter weiht. Matthiſſon 21; Thümmel 1,
3. Pāūſch- [2a]: zum Pauſchen od. Reinigen des
durch Schmelzen gewonnenen Zinns. Plān(en)-
[2d]: Kehr-H. mit Planen oder Stücken grober
Sackleinwand belegt, worauf ſich die Erztheilchen
feſtſetzen. Rénn- [2a]: Zerren-H., zum Rennen
oder Zerren (ſ. d.) des Eiſens. Sáng- [5]: zum
Fang größrer Sangvögel. Schīēß- [5]: wo die
Vögel durch abgeſchoßne Pfeile in die Garne getrie-
ben werden. Schlámm-, Schlích- [2e].
Schmélz- [2a]. Schréck- [5]: wo die Vögel
durch Habichte eingeſchreckt, d. h. in den Strauch oder
Herd getrieben werden. Döbel 2, 245 ff. Schǖr-
[1b]: worauf das Feuer im Ziegelofen geſchürt wird.
Sēīger- [2a]: zum Seigern oder Gewinnen des
Silbers aus ſilberhaltigem Kupfer. Sīēde- [1b]:
unter der Siedepfanne im Salzwerk. Sílber-
[2e]: Schlamm-H. zur Gewinnung des im Mildzeug
(ſ. d.) enthaltnen gediegnen Queckſilbers. Sóm-
mer-: ſ. Herbſt-H. Spār- [1a]: mit einer be-
ſondern, Brennmaterial ſparenden Einrichtung.
Splēīß- [2a]: Ofenzum Kupfergaren. Spríng-
[5]: mit Springwänden umſtellter Vogel-H. Spūr-:
der Raum, wo die Spur, d. i. die runde Vertiefung
im Treibherd, im Hoh- und Krummofen ſich befindet.
Stēīn-: bei der Treibarbeit der auf einer Unter-
lage von Schlacken gebildete konkave Herd aus Ziegel-
ſteinen, worauf die poröſe Maſſe des ſogenannten Herds
[2d] feſtgeſtampft wird, der Ziegel-H. Stích-
[2c]: der Herd vor dem Stichofen, worin das abge-
ſtochne Metall fließt. Stōß- [2e]: Waſch-H., bei
dem der eigentliche Herd durch eine Vorrichtung abwech-
ſelnd vor- und zurückbewegt wird, wobei er gegen eine
feſte Widerlage anſtößt, ſ. Kehr-H. Strāhlen-:
ſ. Cirkulier-H. Strāūch- [5]: Feld-H. mit grü-
nen Sträuchern umſtellt, Buſch-H. Stréck-: ſ.
Friſch-H. Trä́nk- [5]: Vogel-H. mit einem Brünn-
lein, die Vögel beim Trinken zu fangen. Trēīb(e)-
[2a]: das Silber vom Blei zu ſcheiden oder zu treiben.
Vōgel- [5]: Keiner, der den V. ſo geſchickt anrichten
kann. Rabner 3, 25. Vōr- [2b]: der Raum vor dem
Herde, namentl. im Hohofen und im Schachtofen zur
Verſchmelzung der Seifenerze. Wáld- [5]: ſ.
Feld-H. Wáſch- [2e]. Wínter-: ſ. Herbſt-
H. Zérren-: ſ. Renn-H. Zīēgel-: 1) Stein-
H. 2) Herd eines Ziegelofens u. ä. m.