Herde
Hêrde, f.; –n; –n-:
eine zusammengehörige Menge lebender Wesen als Gesammtheit:
1) eigentl. und zunächst von Vieh, das mit einander geweidet, zusammengetrieben und gehütet wird: Eine H. Vieh, Kühe, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Säue, Gänse, Truthühner etc., analog zuweilen auch: Eine H. Pfauen (s. 2). 3, 329 etc., und selbst von Seidenwürmern: Kamen mancherlei Krankheiten unter die H. 20, 144; ohne Zusatz namentl. von Schafen und Rindern: Zwischen den Hürden zu hören das Blöken der H. 5, 16; Jch folge der weidenden H. [Schafe]. 1, 68; Er verschaffte sich eine H.; diese mußte er aber unter denjenigen Thieren suchen, die gesellig leben etc. 1010a; Seelöwen, Kraken schickt er [Neptun] auf die Erde, | zugleich die ganze H. seiner Hut. Rol. 8, 54; Sieben H–n der Rinder und gleichviel trefflicher Rinder. Od. 12, 129; So wie zur H. der Stier. Hor. 2, 190 etc. — So außer Vieh-, Rin- 94 der-, Schaf-, Ziegen-, Kälber-H. etc., z. B.: Merino-H. N. 2, 171), von Merinoschafen; Brack-H. Ob. 1, 56), von Brackschafen; Die Sonnen-H–n [H–n des Sonnengotts] in Trinakria. Die Gemeinde-, Dorf-, Stadt-H. etc. (vgl. Hirt 2). —
2) übertr.:
a) eine Menge als Gesammtheit, ohne Nebenbegriff: Nachdem die letzte Ente angebissen, zog der kluge Jäger [Münchhausen] die Schnur an sich, hockte die ganze H. auf seinen Rücken. 2, 58; Gutes, Mittelmäßiges und Elendes [von Schauspielen] liefen in einer H. unter einander her. 13, 171 etc. — So: Die Zughering-H. von Menschen legte sich in der Bucht . . an. 26, 148, die Menge einherziehender Menschen. —
b) in edlem Sinn, die unter der leitenden Obhut eines für sie Sorgenden (vgl. Hirt 3) stehnde Menge: Weidet die H. Christi. 1. 5, 2; So spricht der Herr Herr: Sieh, ich will mich meiner H. selbst annehmen ... Ihr Menschen sollt die H. meiner Weide sein und ich will euer Gott sein. 34, 11–31; 10, 16; Fürchte dich nicht, du kleine H. 12, 32; Die Könige, | die den Krieg, | den geflügelten Wolf, | hinhetzen | über die H–n der Völker. 169; Die H. seines Volkes | frei führen aus des Zwanges Haft. Morg. 1, 35; Eine andre H. muß ich [die Jungfrau von Orleans] weiden | dort auf dem blut’gen Felde der Gefahr. 452a etc. —
c) in verächtlichem Sinn, z. B.: Aus der Herd’ Epikurus’ ein Schweinchen. H. 2, 231 etc., namentl. von einer unverständigen Menge: Die H. ihrer Nachfolger. 11, 185; Der Mensch ist ein nachahmendes Geschöpf | und wer der Vorderste ist, führt die H. 375b; Ich weiß, daß ihr verständig seid, | selbst prüft und denkt und nicht der H. folgt. 381b; H. 2, 300 etc. — So auch: Hätte er die Kraft gehabt, das wahre Recitativ zu fassen und bis unter die Schaf-H. zu bringen. 29, 355; Eine gleichgeschorene, gleichblökende Menschen-H.! Wilde Zeiten drohen heran. Lut. 2, 24 etc. Vgl. Schaf etc.
Anm. Goth. haírda, ahd. hërta, mhd. hërt, schwzr.: Die Hirti. — S. Hirt (veralt., mundartl. auch: Herder), Hürde, Hort, ferner Horde und Heer, das, obgleich goth. harjis etc., doch vielleicht stammvrwdt. ist. — In Niederd. entspricht das Wort Hut (s. d.), Schar oder ohne Kollektivbezeichnung: Das Vieh, die Kühe, die Schafe etc., — vgl. z. B. in der Lübeck. Bibel von 1494: Van deme erst ghebaren seiner Schape. 1. 4, 4; Dre Scare der Skape .Ut dem Sode worden ghebornet de Queke .. Wenn alle Schape tosamende kamen weren. 29, 2; Alle Schar. 33, 13 etc.; Een Höken van miner Schare des Quekes. 38, 17 etc., während die Bibel von 1525 (Dat olde Testament) in der letzten Stelle schon hêrde hat.
Zsstzg. s. 1; 2a und c.
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