heiß
I. Hēīß, a., –est:
in hohem Grade warm (s. d.) und Wärme in hohem Grade erregend, eigentl. und übertr., vgl. feurig, brennend, glühend, kochend, siedend etc., die verstärkend und den Grad der Hitze bestimmend oft hinzutreten (s. Zsstzg.). Eigentl.: Sich am h–en Ofen, an der h–en Suppe verbrennen; Wie die Katze um den h–en Brei herumgehn; Das Eisen schmieden, weil es h. ist; Die Sonne scheint h.; Die Tage sind h. und die Nächte kühl; Die h–e Zone; Ein h–er Sommer; H–es Wetter; Es ist heute sehr h., drückend h.; H–e Stuben; Sie haben [gw.: Es ist] hier wirklich sehr h. R. 3, 58; Den Schmelzofen in der Glashütte h. schüren (s. d.); Der Ofen geht h., im Hüttenwerk bei verstärktem Feuer; H. thun, den Ofen h. gehn machen; Die Felle h. machen, bei der Sämischgärberei, sie im warmen Raum über einander schichten und gären lassen etc.; H–e [geschmolzne] Butter; H–es Blei, Pech etc. Sprchw.: Einem die Hölle (s. d.) h. machen; Das ist wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. R. 9, 331 etc., von einer Gabe, die gleich, ohne rückbleibende Spur einer Wirkung aufgezehrt und verschwunden ist; Es ist hier ein h–es (theures) Pflaster, von einem Ort, wo Einem das Geld gleichsam unter den Händen zerrinnt oder zerschmilzt etc.; Etwas h. (vgl. brühwarm) erfahren, gleich nachdem es geschehn, hergenommen von den gekochten Speisen, z. B.: Eine Posse, die wir h. durch die Kammerjungfer erfuhren. A. 2, 225; Einem Etwas (brüh-)h. zutragen etc.; Etwas h. machen, z. B. 1, 487b, es als dringend, von besondrer Wichtigkeit darstellen, es übertreiben etc. — Ferner mehr in Bezug auf innre Erregung, auf das Gefühl der Hitze in uns selbst: Beim Fieber sind Einem die Hände, die Lippen h.; Den h–en Durst des Lechzenden zu stillen. 4, 189; H–er Hunger [s. Heißhunger] nach der süßen Frucht | der Minne. 11, 145; Zu h. die Wunde brennt. 127; Es ist, wird Einem h.; Man oder Einem ist von der Arbeit h.; Von der Stirne h. | rinnen muß der Schweiß. 77a; Wenn ein wackrer Mann | mit h–er Stirn von saurer Arbeit kommt. 13, 174; Es wird Einem h. vor Angst etc., es überläuft, übergießt Einen h.; Unserm Häschen wird so h., | daß es nicht zu bleiben weiß. 132 (vgl. Auf Kohlen sitzen etc.); Es überläuft mich glühend h. bei dem Gedanken. 10, 120; Überlief’s mich siedend h. R. 5, 425; Was ich nicht weiß, macht mich nicht 92* 7⏑ h., erregt mich nicht, macht mir keine Sorge, auch mit Dat.: Dies Wort macht den Umstehenden, | durchglühten Muscheln ähnlich, h. 4, 206, durchdringt sie als gerechter Vorwurf im Dünkel ihres Selbstgefühls mit einem siedend h–en Gefühl, s. 207; H. ist er gegen Kleinigkeiten | und gegen große Dinge kalt. 36 etc.; Einem den Kopf h. machen, ihn in Erregung versetzen, ihm Sorge und Unruhe machen; Da geht es h. her; H–e Schlacht. 33a; Der Tag war h., wir haben ihn erjagt. 4, 128; Ein h–er Tag. 422; Ein h–er Kampf, ein heftiger, der Einem Viel zu thun, zu schaffen macht etc.; H. [heftig, mit leidenschaftlicher Erregung] Etwas begehren, verlangen, ersehnen, wünschen, fühlen, empfinden; H–e Begierden, Wünsche, Gefühle, Leidenschaften; Der H.-Geliebte; H–er Schmerz; H–e [vgl. Bittre] Thränen, h. weinen, heftig erregt, in tiefem Schmerz etc.; Nur | zu nah liegt eine freche Kälte neben | der h–eslen Empfindung unsrer Brust. 8, 91; Ob dieser h–e Kopf | den Streit zuerst begonnen [der leicht in Eifer, Zorn geräth, s. Hitzkopf]. 13, 149; H–e Köpfe für die Sache der Freiheit und Gleichheit. 30, 215; H. mit Haß und Grimm begossen. 6, 6b; Ihn beugt nicht unser h–es Dringen. 35b; Die h–e Rach’ im Herzen | ballt sich plötzlich ihm zu Eis. 190; Daß Männer von Natur bloß h. oder kalt sind; zur Wärme müssen sie erst gebildet werden. Luc. 64; Daß solch gelehrter, weiser Mann .. | fehltrat so gröblich durch zu h–es Blut [leidenschaftliche Erregung]. Sh. 2, 267; Wenn ein h–er [brünstiger] Hirsch mit seinen Kühen zieht. 3, 55 u. ä. m. — Auch als sächl. Hw.: Bis H. und Kalt sich dann zum Bade milchwarm mischen. BE. 303; Auf hohem Rosse trabend, bei H. und Kühl [bei Hitze und Kälte]. Morg. 1, 134.
Anm. Ahd., mhd. heiz, wohl mit dem Grundbegriff der Erregung, s. Heißen, vgl. gr. καίεeν, brennen. Dazu: Heizen, Hitze etc.
Zsstzg. vgl. die von Warm und Hitze, namentl. den Grad der Hitze oder den Grund derselben bezeichnend, z. B.: Bād(e)-: wie in einem warmen Bade. — Bránd-, Brénn(end)-: sehr heiß. —
Brǖh-: Bis mir diese Nacht b. [übergießend etc.] einfällt, ob etc. König Kl. 3, 201. —
Brūt-: wie brütende Vögel. —
Eīfer-: Mein e–es Beten. Opitz, heiß und eifrig. —
Fēūer-: O ihr Tropfen, badet f. | ihre Stirne dereinst im Todesschweiß. Göckingk Lieb. 122. —
Fīēber-: Applaudiert mit f–en Händen. Prutz W. 115. —
Höllen-: Ein h–er Eid. Hagedorn 1, 52. —
Húnger-: heißhungrig (s. d.). HvKleist Hinterl. 281, —
Jūgend-: Glanzfarben einer j–en Phantasie. Boas SchJ. 1, 96. —
Līēbe-: So l. mit den Schwänen gebuhlt. Heine Sal. 1, 242; Echtermeyer 294 etc. —
Móschus-: s. Moschus. —
Sīēd-: siedend heiß (s. o.): War mir’s, als ob man mich mit s–em Wasser begossen hätte. G. 17, 149 etc., auch: Wie mirs siedig-h. über den Buckel lief. Sch. 131a etc.; Die sieden-h–e Empfindung, die dem Hamlet an der Seele brennt. HVoß JP. 44; Ich bitte um ein Exemplar brühsieden-h. [gleich wie es erschienen]. L. 13, 499 etc. —
Sónnen-: Zwischen den s–en Steinen der Seitenwände. Tschudi (Körner Sch. 3, 306); Lösche meinen s–en Durst. Gleim 6, 42 etc. —
Uber-: übermäßig heiß. —
Wóllust-: Den w–en Mund. Nicolai 1, 290; Sch. 3a u. ä. m.
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